Madeline Juno ist gerade mal zwanzig Jahre alt und stammt aus Deutschland. Genauer gesagt aus Offenburg am Rande des Schwarzwalds. Warum man das erwähnen muss? Weil ihre Musik so sehr nach britischem Songwriter-Pop klingt, dass man sich da nochmal vergewissern muss. Zumindest bis man die Bonustracks des zweiten Albums „Salvation“ hört. Hier singt sie nämlich zwei Titel in deutscher Sprache und klingt plötzlich so anders. Noch emotionaler, noch introvertierter als dies schon bei ihren englischsprachigen Songs der Fall ist.
Mit Singles wie „Error“, das als Titelsong des Kinohits „Fack ju Goethe“ begeisterte und dem dazugehörigen Video, das über zwei Millionen Mal geklickt wurde, war Madeline Junos Debütalbum „The Unknown“ im Jahr 2014 ein voller Erfolg. Egal ob allein und beschaulich mit Akustikgitarre oder in groß arrangierten Songs – die junge Künstlerin wusste zu bestehen und legte einen beachtlichen Erstling vor.
„Salvation“ zeigt Madeline Juno noch selbstbewusster und erwachsener. Sie ist eine hervorragende Geschichtenerzählerin und geht unbeirrt ihren Weg. Poppige Balladen mit emotionaler Tiefe bestimmen das ganze Album. „Stupid Girl“ als kleiner Ausflug in tanzbare Gefilde passt da trotzdem ganz gut mit rein, weil hier nichts verkrampft wirkt. Madeline singt drauf los und bestimmt die Richtung von Ton zu Ton selbst. Ihre hohe Stimme erinnert an Ellie Goulding, doch inhaltlich ist Juno viel stärker.
Im Vergleich zum Debüt nimmt die Elektronik breiteren Raum ein. Das mag für den internationalen Markt ganz gut sein. Trotzdem bleibt Madeline Juno Singer/Songwriterin und gibt jedem Track den typischen akustischen Touch mit, auch wenn die Produktionen größer ausfallen. Der Titeltrack „Salvation“, der ruhige Opener „Into The Night“ oder das abwechslungsreiche „No Words“ sind ganz großes Kino. Zum Ende hin scheinen die Ideen etwas ausgegangen zu sein. Alles klingt ziemlich ähnlich und orientiert sich an Vorbildern wie Taylor Swift. Doch das ist Jammern auf hohem Niveau. Vor allem mit den beiden deutschen Titeln macht Madeline Juno ihr Zweitwerk zum Ausnahmealbum. Davon würde ich gern mehr hören!