Im Oktober 1980 betraten in ihrer Heimatstadt Bradford drei Musiker eine kleine Bühne, um unter dem Namen New Model Army ihr erstes Konzert zu spielen. Im Laufe der darauffolgenden fast vierzig Jahre kamen und gingen einige Bandmitglieder, der Musikstil entwickelte sich weiter, aber Frontmann und Songschreiber Justin Sullivan blieb das unverwüstliche Herzstück der Band. Und mit ihm blieb auch die aufrichtige Überzeugung durch die Kraft der Musik Menschen zu inspirieren und auf persönlicher und politischer Ebene, sowohl national als auch global, Veränderungen bewirken zu können. Dafür stehen mittlerweile fünfzehn veröffentlichte Studioalben, von denen einige wahre Meisterwerke sind.
Ein Freund hat mal zu mir gesagt: „Es gibt keine schlechten New Model Army Alben“ – er hat bis heute Recht behalten. Und als wolle sie ihn nochmal ausdrücklich bestätigen, liefert die Band mit Album Nummer 16 eines der besten ihrer gesamten Geschichte ab. „From Here“ wurde zu Beginn des Jahres auf der kleinen norwegischen Insel Giske aufgenommen. Die zwölf Songs reflektieren die einzigartige Isolation der Umgebung und bergen dennoch tiefgründige Nachrichten an eine Welt, für die wir alle verantwortlich sind und an eine Zeit, in der kleingeistige Moralapostel glauben eine 16-jährige Klimaaktivistin an den Pranger stellen zu dürfen, nur weil diese mehr Gehirnschmalz zwischen den Ohren hat als sie alle zusammen.
So beginnt „From Here“ passenderweise mit dem beschwörenden „Passing Through“. Über Justin Sullivan’s Gesang erheben sich im Hintergrund langsam die Instrumente, um einen sechsminütigen beeindruckenden Spannungsbogen zu schlagen, der etwa in der Mitte von einer einsamen Akustikgitarre unterbrochen wird, die sich mit einem galoppierenden Schlagzeug und einer fauchenden E-Gitarre duelliert. Ein ganz starker Auftakt! Es folgt das atemlose „Never Arriving“, gleichzeitig die zweite Singleauskopplung. New Model Army at its best gab es schon bei der ersten Single „End Of Days“ zu bewundern: Treibend und kraftvoll, fast schon wütend, aber mindestens eindringlich. Und „From Here“ bleibt durchgängig intensiv.
Nach einem ruhigen Zwischenstopp mit „Conversation“ wird es in „Great Disguise“ wieder beschwörend, diesmal allerdings mit einem erlösenden Refrain. „Hard Way“ besticht durch seine drohende Grundstimmung, die an einen Marsch erinnert. In die gleiche Kerbe haut „Maps“, wohingegen „Watch And Learn“ einem Gewittersturm gleicht, der in einem herzhaften Lachen endet. Super! Dazwischen liegen mit „The Weather“, „Where I Am“ und „Setting Sun“ drei solide Rocknummern. Solide bedeutet bei New Model Army aber wohlgemerkt mehr als viele andere Genrekollegen über die gesamte Länge eines Albums zu bieten haben. Zum guten Schluß lässt die Band mit dem Titelsong das längste Stück auf „From Here“ vom Stapel. Eines, das sich über acht Minuten langsam aufbaut. Ein Klavierintro, ein stampfender Rhythmus, die unverwechselbare Stimme von Justin Sullivan, eine akzentuierte Gitarre und am Ende… vierzig Sekunden Stille.
Ein Stück, das all das in sich vereint, was dieses Album ausmacht: Endlich mal wieder ungeschliffen, rau, mit Ecken und Kanten, ein bißchen back to the roots und gleichzeitig ungemein frisch und vital. Mit „From Here“ beweisen New Model Army, dass sie auch vier Jahrzehnte nach ihrer Gründung die ungebrochene Speerspitze einer Bewegung darstellen, die ihre Finger in die Wunden des Weltgeschehens legt und es dabei schafft sich musikalisch immer wieder neu zu erfinden. Chapeau!
Ab Oktober kann man sich davon auch wieder live überzeugen. Die Konzerte in Dortmund und Hamburg sind bereits ausverkauft. Für alle anderen Termine heißt es also schnell sein, denn die Veröffentlichung von „From Here“ wird der Ticketnachfrage sicherlich nochmal einen kräftigen Aufschub geben.
- 10.10. – Dortmund, FZW (ausverkauft)
- 11.10. – Hamburg, Markthalle (ausverkauft)
- 12.10. – Berlin, Huxleys
- 24.10. – Freiburg, Jazzhaus
- 25.10. – München, Backstage
- 26.10. – Stuttgart, LKA
- 27.10. – Nürnberg, Hirsch
- 29.10. – Dresden, Beatpol
- 30.10. – Frankfurt, Batschkapp
- 31.10. – Losheim, Eisenbahnhalle
- 14.12. – Köln, Palladium (Weihnachtskonzert)