Die Debüt-EP der Band Oh Brother heißt „Für Frühstück keine Zeit“. Macht Sinn. Im Schnelldurchlauf gibt es nämlich in 15 Minuten Länge fünf eingängige und sehr atmosphärische Songs.
Die zwei Brüder entdeckten nach dem Studium in verschiedenen Städten ihren gemeinsamen Sound in einer Berliner WG aufs Neue. Schon als Kinder hatten sie in Vaters Proberaum Schlagzeug, Keyboard, Klavier und Gitarre gespielt. Jetzt bringen Lucas und Felix alles zum Ausdruck, was Mitt-Zwanziger in der Großstadt so beschäftigt. Sie klingen international nach Pop, Soul, Beats, Indie – und sind dennoch greifbar nah durch deutsche Texte und echte Instrumente.
Die Melodien und Inhalte entstammen den Köpfen und Herzen der Geschwister, die als Songwriter für Pop-Projekte bereits Erfahrungen und als Live-Musiker bereits Follower gesammelt haben.
Die instrumentale Begleitung ist nicht aufdringlich. Etwas Elektronik, akustische Gitarren, feine Arrangements. Macht Spaß, den beiden zuzuhören, vor allem wenn sie im Wechsel oder auch mal zweistimmig singen. Und das Rhythmuskonzept ist über die ganze EP-Länge sehr durchdacht.
Natürlich geht es um Beziehungen, aber mit sehr spannenden Momenten. Der Quasi-Titelsong „Schon klar“ erzählt von einer seltsamen Beziehung voller Gegensätze. Schön, wenn in wenigen Minuten eine Geschichte so erzählt wird, dass jeder sie nachempfinden kann. Oder als Opener der Trennungssong „Titanic“ mit melancholischem Einschlag und wirkungsvollen Bildern.
„Gefährlich“ vermittelt Boyband-Feeling auch ohne umfangreiche Band, „Rosen aus Plastik“ funktioniert sehr gut mit Sprechgesang und starken sphärischen Melodien und „Halb so wild“ ist die perfekte Hymne zum Abschluss. Selten haben mich fünf Songs einer EP so gepackt, dass ich mich schon auf das Album freue.
Da die Brüder perfekt in Einklang schwingen, war es für sie nur natürlich, ihrem Gespür für Musik gemeinsam zu nachzugehen. Oh Brother bedeutet echte Musik mit viel Liebe zum Detail und einem Anspruch, der sowohl zwischen Tontechnikern im Tonstudio als auch zwischen Turnschuhen im Treppenhaus standhält. Ich will mehr davon hören!