Fünf Jahre ist es jetzt her, dass Purple Schulz sich mit einer beeindruckenden Studio-CD im Musikgeschäft zurück meldete. Zwischen den Alben „Pop“ (1997) und „So und nicht anders“ (2012) lagen immerhin 15 Jahre. In diesen war der Deutschpoet aber nicht etwa in der Versenkung verschwunden. Er hat unaufhörlich Konzerte gegeben – meist im Duo mit Josef Piek. Dann beendeten die beiden ihre musikalische Ehe und das war vermutlich die Initialzündung für neue Songideen.
Seit Erscheinen von „So und nicht anders“ habe ich Purple Schulz einige Male live gesehen – und ich war jedes Mal beeindruckt von der Magie, die er auf die Bühne bringt. Seine neuen Titel, die sich mit den Verrücktheiten des Weltgeschehens und mit unterschiedlichen Krankheitsbildern beschäftigen. Die wundervolle Melancholie, die er in so vielen Songs an den Tag legt. Die Zufriedenheit mit seiner Familie und seinem Leben, auch wenn die Karriere ihn nunmehr in kleine Klubs statt in große Hallen führt. Daran ist seine Partnerin Eri sicher nicht unschuldig.
Und es ist toll, wie die alten Songs, die man noch aus den 80ern und 90ern im Ohr hat, zu neuem Leben erweckt werden, sei es „Verliebte Jungs“, „Kleine Seen“ oder „Immer nur leben“. Den Zauber solcher Stücke nimmt Purple auch mit auf die neue Platte „Der Sing des Lebens“. Ein Albumtitel, der viel aussagt und zwei wichtige Elemente seiner Musik verbindet: das Alltägliche und das Philosophische. Um die Welt des Künstlers zu verstehen, kann ich zudem die Biographie „Sehnsucht bleibt“ empfehlen, die tiefe Einblicke in sein Seelenleben gibt.
Das Album enthält zehn neue Songs, die oft von Themen handeln, die andere Künstler gern aussparen. „Da denkste jetzt mal drüber nach“ ist beispielsweise eine ironische Anklage gegen Gott wegen des Unheils in der Welt. Oder „Du bist da“ als Hommage an Rettungskräfte und Krankenpfleger. „Es reicht“ beschäftigt sich mit dem um sich greifenden Egoismus und „Das ist nicht fair“ bedauert das Älterwerden – vor allem bei Männern. Titel, die sich im ersten Moment lustig anhören, aber einen ernsten Hintergrund haben.
Doch die Stärke von Schulz liegt seit jeher in Hymnen und schönen Balladen. „Das ist die Zeit“ gehört in die erste Kategorie und gibt den perfekten Opener fürs Album und zukünftige Konzerte. „Schweigen“ erklingt sehr traurig und melancholisch, wird aber zum Glück von dem optimistischen „Ab heute ist für immer“ abgelöst.
Die zweite Albumhälfte ist wundervoll balladenlastig. „Ich wünsch mir du bleibst“ schwankt zwischen Hoffnung und Realität, „Nimm es mit“ feiert das Leben mit einen Höhen und Tiefen – und „Das letzte Mal“ lebt den Traum vom gemeinsamen Älterwerden. Absolut berührend.
Die zweite CD in der Deluxe Edition gibt auf zehn Songs einen Eindruck von Purples Livekonzerten. Wer Purple Schulz im neuen Jahrtausend bisher verpasst hat, bekommt viele Songs des Vorgängeralbums in wunderschönen Versionen. Der neue Titel „Das ist nicht fair“ ist auch live vertreten – und für Nostalgiker gibt es eine neu arrangierte Version des ersten Hits „Sehnsucht“, allerdings in minimalistischer Instrumentierung.
Purple Schulz macht intelligente Popmusik für Erwachsene. Verspielt und kabarettistisch, mit sehr viel Lebenserfahrung. Seine Songs rühren oft zu Tränen. Und wer ihn live sieht, fragt sich, warum dieser fantastische Künstler oft nur ein kleines Publikum hat. Doch es sind treue Fans. Und wer ihn einmal erlebt hat, den lässt die Magie des Abends für lange Zeit nicht mehr los.