„Wissenschaft ist eine Meinung, die muss jeder sagen dürfen.“ Besser kann man die Misere der Gegenwart vermutlich nicht beschreiben. Der Opener des Albums „Popmusik“ mit fröhlichen Synthiemelodien ähnelt der Melodie eines Gameboy-Spiels. Voll Naivität und gehirnschmalzfressend. Unterstützt wird Grebe bei diesem Song von Martine Bechler (Fortuna Ehrenfeld), der seit vielen Jahren Pop und Poesie höchst originell vereint.
Dem folgt Grebe nun großspurig nach. der Liedermacher und Kabarettist aus Köln hat sich auf die Spuren der Leichtigkeit begeben. Pop oder nicht? Letztendlich kann man sich solche Definitionsfragen schenken. Denn Rainald Grebe ist ja im Grunde schon längst ein Popstar – zumindest, wenn man in der Währung namens Erfolg rechnet. Denn seine Auftritte sind regelmäßig ausverkauft und ziehen immer mehr Zuschauer an
Modern und frisch klingen seine Songs, die er mit gewohnt lakonischer Stimme vorträgt. Aber auch nostalgisch: „Der Klick“ widmet sich dem Online-Bestell-Wahn in Form eines rhythmischen NDW Songs im minimalistischen Dada-Stil von Trio. „Flugbegleiterin“ erzählt eine epische Geschichte und artet in Pauken und Trompeten aus. Überhaupt liebt Rainald die großen Töne. „Die Rose“ wird kompetent eingesungen vom Männergesangverein „Harmonie“ aus Lürsen. Schmachtend und pathetisch, wie es dem Song gebührt.
Von Theodor Storm zu Bismarck. Von Jennifer Lopez zu Billie Eilish. Die Welt, aus der Grebe seine Themen schöpft, ist reichhaltig und groß, aber verloren geht er darin nie. Und auch wenn die Form eine andere ist und er musikalisch mit „Popmusik“ neue Wege begeht, inhaltlich hat sich bei ihm kaum etwas verändert. Grebe bleibt unverkennbar Grebe: Ein Chronist mit Haltung, der sich gerade macht in einer Welt, die wahnsinnig unübersichtlich und unübersichtlich wahnsinnig ist. Die mal zum Lachen, mal zum Weinen, meist aber alles auf einmal ist.