Die Geschichte der Söhne Mannheims ist untrennbar verbunden mit der Geschichte Xavier Naidoos. Als er nach seiner Zeit als Backgroundsänger bei Sabrina Setlur eine Solokarriere startete, die ihn unaufhörlich Richtung Chartspitze katapultierte, hat er seine Freunde aus dem Mannheimer Kollektiv nicht vergessen. Dabei wäre es so einfach gewesen. Nicht einmal eine richtige Platte hatten sie bis dahin heraus gebracht. Doch Xavier ließ sich gar auf einen Rechtsstreit mit Moses Pelham ein, um weiter mit den Söhnen Mannheims Musik machen zu dürfen.
Später dann, als der Soulsänger auf anderen Wegen Medienkarriere machte, war es doch an der Zeit, dass sich die Söhne von ihrem Aushängeschild emanzipierten. Das ist nur in Ansätzen gelungen. Mit Henning Wehland gab es zwar ein weiteres prominentes Mitglied, doch viele verbanden die Söhne mit Xavier und live wurde er schmerzlich vermisst. Das Jubiläum 2015 sieht eine Art Wiedervereinigung mit Naidoo und dem musikalischen Mastermind Michael Herberger vor. Beide werden bei den Jubiläums-Open Airs in Mannheim mit dabei sein und auf der Best of-Compilation gibt es zwei neue Tracks, bei denen die Gründungsmitglieder mit dabei sind. „Rosenblätter“ war bisher unveröffentlicht, „Was ist geblieben“ ist ein ganz neues Stück.
„Evoluzion“ heißt der Release zum 20jährigen Bestehen. Man kann sich natürlich mit den Greatest Hits in 65 Minuten zufrieden geben. Sollte man aber nicht! Zwölf Songs geben einen Abriss durch die Bandgeschichte. Das 2014er Album ohne Mitwirkung Xaviers wird mit nur einem Song abgehandelt. Die beiden neuen Tracks fügen sich nahtlos an. „Was ist geblieben“ als melancholische Ballade mit gängigen Elektro-Rhythmen. „Rosenblätter“ gefällt mir weniger – zu elektronisch mit verquerem Konstrukt.
Die Deluxe Edition des Albums bietet aber zwei weitere Scheiben und hier bekommt man die volle Konzert-Dröhnung. Live waren die Söhne immer allererste Sahne. Man sieht die wechselnden Sänger und Rapper vor sich, Stimmen bekommen ein Gesicht, Xavier verliert im Kollektiv an Bedeutung. Eine live-CD bietet elf Konzertklassiker als Zusammenstellung aus den Jahren 2005 bis 2011. Unterschiedliche Konzerte also, aber doch eine gelungene Zusammenstellung zwischen „Can You Feel It“ und „Geh davon aus“.
Auf DVD gibt es zwei Konzert-Ausschnitte: Zehn Songs von der Berliner Waldbühne 2009 und zwölf Songs von der Casino BRD Tour 2011. Also beide Konzerte inklusive Xavier. Die vakante Zeit wird im ganzen Jubiläums-Release nur kurz gestreift. Die Waldbühne ist ein echtes Stadion-Konzert mit Wohlfühl-Hymnen, Casino BRD klingt da als Hallenkonzert schon aggressiver und hat mit Songs wie „Armageddon“ und „Wir haben allen Göttern abgeschwor‘n“ die dunkle Seite der Söhne zum Thema. Einige Outtakes im Bonusbereich sorgen dann auch dafür, dass der Humor nicht zu kurz kommt.
Es ist immer noch das Live-Feeling, das die Musik des Mannheimer Kollektivs ausmacht. Darum tut man gut daran, sich für die Deluxe Edition zu entscheiden. Im Juli 2015 gibt es ein Jubel-Open-Air am Mannheimer Schloss. Der 11.7. ist bereits ausverkauft, für den 10.7. gibt es noch Karten.
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