Sophie Loretan und Simon Jaccard stammen aus der Schweiz und standen 2016 erstmals beim Fesival „La Nuit des Neiges“ in Crans-Montana gemeinsam auf der Bühne. Dort fielen sie äußerst positiv auf und konnten kurze Zeit später im Libanon ihre erste Tour machen. Musikalisch findet sich in ihren Stücken eine Mischung aus Pop und Elektro, aber durchaus mit akustischen Elementen. Dadurch klingen die Songs meist äußerst melodisch und nicht so skurril und verkopft wie bei manch anderen Elektro-Pop-Verfechtern.
Mit „Y“ liefern Sophie de Quay eine vertonte Sammlung von Momentaufnahmen, wie das Duo sich und seine Umwelt in diesen Tagen wahrnimmt. Es sind Gedanken und Gefühle der Generation Y, verbunden mit der dringenden Frage nach dem „Why“, dem Warum. Sophie de Quay hinterfragen sich und die Welt. Wobei alleine die Denkanregung viel wichtiger ist, als eine letztendliche Antwort zu finden, wie Sophie erklärt. „Wir thematisieren in den Songs, was unsere Generation heute beschäftigt. In jedem Song steckt eine Frage; einige offensichtlich, andere eher versteckt. Wir alle stehen vor riesigen Herausforderungen, für die es Lösungen zu finden gilt. Wie es wohl mit der Menschheit weitergeht und wie sich in Zukunft alles entwickelt. Zu Anfang der Arbeiten haben wir alle Themen, die uns beschäftigen, auf ein großes weißes Blatt Papier geschrieben. Somit zeichnet sich ein roter Faden ab, der im ersten Track „Tell Me Y“ seinen Startpunkt hat.
„Building Bridges“ und „Rooftop“ sind ein Aufruf nach Toleranz und Diversität, wobei Letzterer sehr tanzbar ist und fast schon Disco-Feeling vermittelt. Ganz anders als die bitteren Liebeslieder „Amour Amer“ und „Tes Yeux“. „‚Tes Yeux‘ ist ein echter Lovesong“, sagt Sophie dazu. „Es geht um die Liebe in Quarantäne-Zeiten. Seit mehr als einem Jahr können wir uns nun schon nicht mehr berühren, sondern sind gezwungen, viele unserer Lieblingsmenschen nur noch digital am Bildschirm zu sehen. Dabei ist es so wichtig, sich direkt in die Augen zu schauen. In einem Blick liegt so viel Liebe, Stärke und Wärme. Wir wollen ein wenig Hoffnung und Mut machen, sich bald schon wieder persönlich in den Arm nehmen zu können.“
Sophie singt mit einer warmen, kraftvollen Stimme. Die Tracklist besteht ziemlich ausgewogen aus Songs in englischer und französischer Sprache. Immer mal wieder kommt ein Chanson-Charakter durch (wie in „Parce que t’es là“ und „Je t’attends“), was die Zusammenstellung auffrischt. So entsteht eine vielseitige Zusammenstellung, die uns einen tiefen Einblick in die Gefühlswelt des Duos gibt.
Ich bin jedenfalls positiv überrascht, wo ich doch gerne mal einen hohen Bogen um diese verschwurbelten Elektro-Releases mache. Sophie de Quay schaffen ihr eigenes Universum voller sphärischer Musik. Zeitlos und bewegend.