Wer auf der Suche nach der puren Entspannung ist, dürfte bei diesem Gemeinschaftswerk von Till Brönner und Dieter Ilg schon recht gut liegen. Der Freiburger Bassist und der Berliner Trompeter bilden ein kongeniales Duo, das seine Klänge zu einem ganz eigenen Sound verschmelzen lässt. Klassisches und Modernes, Bekanntes und Neues verbinden sich zu einem extravaganten Soundgemälde.
Die Auswahl der Stücke auf dem Album „Nightfall“ ist ein Beleg dafür, dass die Musiker sich auf keine Zuordnung oder Kategorisierung festlegen wollen. Wenn Jazz jemals ein Ausdruck von individueller Freiheit war, dann manifestiert sich diese Unabhängigkeit hier frei von allen Mythen im Zugriff aufs Material ebenso wie in der spontanen Umsetzung. Alles ist machbar, wenn man es nur will, und Brönner und Ilg wollen es. Songs von Leonard Cohen, den Beatles und Britney Spears, Stücke von Jerome Kern, Johnny Green und Ornette Coleman, Kompositionen von Johann Sebastian Bach und Melchior Vulpius, aber auch einige Eigenschöpfungen von Ilg und Brönner belegen eine fast beispiellose Bandbreite der Intentionen und Einflüsse.
In jedem dieser Songs finden die beiden Partner neue Einfallswinkel und Perspektiven. Soli im klassischen Sinne des Jazz gibt es nicht. Wie in jedem guten Gespräch, das sich auf natürliche Weise entfaltet, liegt die Argumentation mal auf der einen, mal auf der anderen Seite. Der Fluss der Gedanken ist völlig frei.
So macht es Spaß, dem Dialog der beiden zuzuhören. Und auch wer mit Jazz ansonsten nicht so viel am Hut hat, darf diesem genialen Duo verträumt folgen.