Während viele Deutschpop-Künstler ihren Stil im Lauf der Jahre ändern, bleibt Tim Bendzko sich treu. Ruhige, nachdenkliche Lieder beherrschen auch sein drittes Album, das auf Anhieb Platz 1 der deutschen Charts eroberte. Kontinuität zahlt sich aus. Als Alleinstellungsmerkmal dient vor allem seine weiche Stimme, die er gefühlvoll einsetzt. Zum ersten Mal fungiert Bendzko dabei auch als eigener Produzent.
„Ich bin im letzten Jahr nach ca. fünf Jahren des „Unterwegsseins“ nach Hause gekommen und hatte den großen Drang endlich wieder Songs zu schreiben. Ich hab‘ alles auf Null gesetzt und, als wäre in den Jahren davor nichts passiert, versucht, leere Blätter mit Musik zu füllen.“ Tim Bendzko war es bei der Produktion ein Anliegen, echte Musik zu machen. Jeder Ton auf „Immer noch Mensch“ ist von einem echten Menschen an einem physisch existierenden Instrument eingespielt worden. Es ist vor allem ein organisch entstandenes Album, eingespielt von befreundeten Profi-Musikern in Tims Home-Studio in Berlin.
Die Titel sind anrührend und gehen zu Herzen. Es sind zwischenmenschliche Themen, die das Album beherrschen. Wie ein roter Faden zieht sich die Frage durch, was den Menschen von einer Maschine unterscheidet. Die knapp 40 Minuten Musik vermitteln Seelenschmerz und herbstliche Melancholie, ohne dass der Optimismus zu kurz kommt. Gerade die letzten Tracks „Nicht das Ende“ und „Warum ich Lieder singe“ führen das Menschsein in eine positive Richtung.
Das Album ist sehr ruhig gehalten und kommt ohne elektronische Beats aus. Manche mögen das eintönig nennen, doch ich finde es wundervoll, wie Bendzkos Stimme die Songs beherrscht und das Gesamte zu einem homogenen Werk macht. Wer sich bisher für seine gefühlvollen Lieder begeistern konnte, wird auch mit „Immer noch Mensch“ sehr zufrieden sein.