Mittlerweile ist es schon ein halbes Jahrzehnt her, dass der Balthazar-Sänger Maarten Devoldere mit seinen Soloalben „We Fucked a Flame into Being“ (2016) und „Warhaus“ (2017) musikalische Herzen eroberte. Er singt mit rauchiger Stimme – die ein wenig an Nick Cave erinnert – und schafft mit seiner Band gerne Soundgemälde epischen Ausmaßes
Die Songs des aktuellen Longplayers „Ha Ha Heartbreak“ sprudelten in nur drei Wochen im schwülen Palermo auf Sizilien aus Maarten heraus. Alles, was er dafür brauchte, war die Einsamkeit eines Hotelzimmers, eine Gitarre, ein Mikrofon und ein kürzlich gebrochenes Herz. Der Sound aber bleibt wunderbar leicht und beschwingt, wobei der Songwriter in seinem Hotelzimmer auf der italienischen Insel ursprünglich eher ein intimes Singer-Songwriter-Album mit geflüstertem Gesang im Sinn hatte. Das ist es zum Glück nicht geworden, sondern ein sehr opulentes Werk mit Piano, Streichern, Bläsern, feiner Percussion und chorischen Backgroundpassagen.
So klingt der Opener „Open Window“ wie ein cineastischer Soundtrack mit Western-Attitüde. Der Kontrast zwischen Form und Inhalt zieht sich dabei durch das gesamte Album. Es verpackt Devolderes Kummer in Hooks, sofort mitsingbare Refrains und unwiderstehliche Melodien, während Maarten sich Song für Song selber demontiert und wieder zusammensetzt. „When I Am With You“ kommt rhythmisch und beschwingt um die Ecke, wobei Maarten demonstrativ entspannt wirken will. So funktioniert auch „I Had To Be You“, das ganz von seiner sonoren Stimme getragen wird. Lasziv geht es in den Blues von „Desire“ und in das sehnsüchtige „I’ll Miss You Baby“.
Das kurze Gitarrenstück „Mondello’s Melody“ führt ins letzte Triple über. Auch „Batteries & Toys“ enthält eine gehörige Portion Melancholie, liefert aber wie „Shadow Play“ recht transzendente, mystische Klänge. Schließlich gibt es mit „Bester I Ever Had“ einen versöhnlichen Abschluss mit akustischer Gitarre.
Nach dem Elbphilharmonie-Konzert im September beim Reeperbahn Festival habe ich mit das neue Album von Warhaus, ehrlich gesagt, ganz anders vorgestellt. Doch es gefällt mir recht gut! Maarten hat die endlosen Klangcollagen wieder durch ein solides Songwriting und aussagekräftige Texte ersetzt. Und die Ironie, die schon im Albumtitel „Ha Ha Heartbreak“ liegt, kann locker durch ein ganzes Album tragen.
LIVE 2023
11.03.2023 CH–Zürich – Mascotte
12.03.2023 München – Strom
16.03.2023 Berlin – Lido
18.03.2023 Köln – Gebäude 9
27.03.2023 Hamburg – Knust