Ein Weihnachtsalbum von Wincent Weiss. Okay – war längst überfällig. Wenn man die lustige Alliteration im Titel betrachtet, musste das früher oder später kommen. Also vermutlich eine weitere Zusammenstellung von „Leise rieselt der Schnee“, „Winter Wonderland“ und „Stille Nach, heilige Nacht“, diesmal aber nicht mit Roland Kaisers Schlagervibrato sondern in Wincents Popsound? Weit gefehlt! Der 30jährige Sänger hat nämlich mit Band und Songwriter-Crew tatsächlich 15 brandneue Titel geschrieben, die sich mit Advent, Weihnachtszeit und dem Jahreswechsel beschäftigen.
Damit hat er seinen jahrelangen Traum wahr gemacht, ein ganz persönliches Album für diese besinnlichen Tage zu schreiben. „Weihnachten bedeutet für mich unendlich viel, und ich wollte meine ganzen Emotionen und Gedanken dazu unbedingt einmal in Songs ausdrücken“, so Wincent Weiss zu seinem Herzensprojekt, das er jetzt endlich verwirklichen konnte.
Das Album umfasst musikalische Stimmungsbilder zwischen entspannter Sentimentalität und gediegenem Swing. Sie fangen die prickelnde Vorfreude ebenso ein wie die besinnliche Ruhe und die Momente des Innehaltens, die uns alle um die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel mit einer gewissen Magie in ihren Bann ziehen.
Wincent startet orchestral und mit Klingelglöckchen. „Beste Zeit im Jahr“ liefert einen nostalgischen Rückblick auf das vergangene Jahr und die Zusammenkunft mit der Familie. Das klingt locker und authentisch. Nach dem verswingten Lovesong „Ohne Dich“ wird es mit „In dem Ort“ wieder persönlich und Wincent erzählt von seiner Heimat. Am Anfang stehen damit einige Stücke, die nicht nur an Weihnachten funktionieren.
Danach wird es festlicher, wenn „Das alles ist Weihnachten“ erklärt, was zu dieser Zeit dazu gehört. „Nur kurz vorbei“ spricht von Erinnerungen an eine verstorbene Person und „Schnee“ verbildlicht als Pianosong mit Streichereinlagen die Sehnsucht nach der weißen Pracht, die die Widrigkeiten des Lebens überdeckt.
„Bist du bereit“ liefert ein schwungvolles Intermezzo, bevor es mit „Ich komm nach Haus“, dem traurigen „Weihnachten allein“ und der akustischen Ballade „Wie zum ersten Mal“ wieder ruhiger wird. „Schenk mir Zeit“ bietet ebenso viel Swing und Groove wie „Kinderaugen“. „Weihnachten zu zweit“ hat eine grandiosen A-cappella-Einstieg. Und zum Schluss gibt es mit „Silvester“ und „Was für ein Jahr“ zwei passende Songs zum Jahreswechsel.
Mit diesem Album wirft Wincent in knapp 45 Minuten seine musikalischen Qualitäten in die Waagschale, ohne aber ein weiteres Deutschpop-Album zu veröffentlichen. „Wincents Weisse Weihnachten“ klingt schon anders als alles, was wir bisher von ihm kennen. Keine Hymnen in epischer Breite, stattdessen Swing und Balladen mit melancholischen, sentimentalem Charakter. Vermutlich wird man diese Songs nicht das ganze Jahr über hören – aber immer mal wieder im Dezember.