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Wirtz "Die fünfte Dimension"

Unsere Wertung: 9 von 9 Punkten.

Wirtz rockt sich in „Die fünfte Dimension“

Satte zehn Jahre ist Daniel Wirtz nun schon als Solokünstler unterwegs und seit seinem Debüt „11 Zeugen“ hat er sich Stück für Stück in der deutschsprachigen Musikszene etabliert. Auf „11 Zeugen“ folgten bis heute drei weitere Studioalben, ein Unplugged- und ein Best Of-Jubiläumsalbum. Besonders in den vergangenen beiden Jahren hat er seine Fanbasis durch „Sing meinen Song – Das Tauschkonzert“ und eine eigene TV-Show namens „One Night Song – Blind Date im Wirtz-Haus“ enorm vergrößert. Das Ergebnis waren die größte Wirtz-Tour aller Zeiten, Support-Slots bei Udo Lindenberg und Xavier Naidoo und ein ganzer Sack voller Musikpreise. Wenn man weiß, dass es bis dahin ein langer und mühsamer Weg war, dann kann man Daniel Wirtz die mediale Aufmerksamkeit nur uneingeschränkt gönnen. Die Kehrseite der Medaille bestand allerdings in der Befürchtung nicht weniger alteingesessener Fans, dass er dabei seine Unverwechselbarkeit an der Garderobe des Massengeschmacks abgelegt haben könnte. Ein Indiz dafür schien auch das letzte Album „Auf die Plätze, fertig, los“ von 2015 zu sein, auf dem der 42-jährige Wahl-Frankfurter deutlich glattgebügelter rüberkam als in den Jahren zuvor. Deshalb so viel zur Beruhigung schon mal vorweg: Mit seinem neuen Album dürften sich diese Befürchtungen in Luft auflösen.

„Die fünfte Dimension“ ist endlich wieder ein emotionaler Striptease mit vollfettem Sound, schmutzigen Gitarren und klaren Worten geworden. Ein bißchen davon konnte man bereits auf dem im April veröffentlichten Best Of spüren, das mit dem beschwörenden „Wer wir waren“ und „Seelen“ zwei neue Songs enthielt, die es nun auch auf „Die fünfte Dimension“ geschafft haben. Das Album rockt und da wo es nicht rockt macht es eine wohlige Gänsehaut. In „Weil ich dich mag“ lässt uns Wirtz auf seine eigene Art an der Geburt seines Sohnes und dem anstrengenden Start ins ungewohnte Familienleben teilhaben. „Die Entdeckung der Langsamkeit“ prangert die Sucht nach ständiger Erreichbarkeit und den täglichen Meinungsbrei an. Merke: Gras wächst nicht schneller wenn man daran zieht.

Als idealer Opener für die nächste Tour (die im April und Mai 2018 stattfinden wird) entpuppt sich die erste Single „Gib mich nicht auf“ mit ihrem kratzigen Vinylintro. Schön sind auch „Bilder von damals“, in dem sich Wirtz samt choraler Unterstützung an seine wilde Kinderzeit erinnert oder das abschließende „10 Jahre“, das sowohl Rück- als auch Ausblick ist und den Kreis um „Die fünfte Dimension“ wunderbar schließt. Überhaupt bleibt die Suche nach Ausfällen auf diesem Album erfolglos. Wenn man denn danach suchen möchte. Wie sehr sich Wirtz mit „Die fünfte Dimension“ wieder auf seine Anfangstage irgendwo zwischen Album Nummer 2 („Erdling“) und Album Nummer 3 („Akustik Voodoo“) besinnt, wird besonders in „Das verheißene Glück“ deutlich, das musikalisch da anknüpft, wo er 2011 mit „Strom der Zeit“ aufgehört hat. Zu dessen eindringlicher Botschaft kann man viele aktuelle Bezüge finden: Freiheit ist kein Selbstläufer. Ohne Freiheit gibt es kein friedliches Miteinander. Geht deshalb den Rattenfängern nicht auf den Leim, die Freiheit unter dem Deckmantel einer vermeintlichen Alternative durch Egoismus ersetzen wollen. Auch deshalb ist „Das verheißene Glück“ der beste Song des Albums.

Der Weichspülfaktor tendiert in allen zwölf Songs gegen Null und selbst wenn es mal melancholisch wird (wie in dem hymnischen Treueschwur „Ich bleibe hier“), rutscht Wirtz zu keiner Zeit ins Kitschige ab. Das ist angesichts der ewig gleichklingenden Kollegen wie Revolverheld oder Max Giesinger und Konsorten, die mit ihrem inhaltslosen Deutschpop die Radiokanäle verkleben, ebenso wichtig wie wohltuend. Wirtz hat auf „Die fünfte Dimension“ der Versuchung widerstanden seine Authentizität auf dem Altar der Kommerzialisierung zu opfern. Danke dafür! Und die Höchstwertung!

Wirtz - Die fünfte Dimension
Wirtz – Die fünfte Dimension
  • Audio-CD – Hörbuch
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ohne Altersbeschränkung
  • Wirtz Musik (Tonpool) (Herausgeber)

Letzte Aktualisierung am 13.10.2024 um 01:46 Uhr / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API / Bezahlte ANZEIGE