ROCK AM RING, Samstag, 3.6.2023 – hier unsere Fotos vom Festivalgelände mit Bury Tomorrow, Blond, Evanescence, Incubus, Kings of Leon, Kontra K, Nothing But Thieves, Provinz – Fotocredit: Rainer Keuenhof
Die Studioalben von Xavier Naidoo sind so unterschiedlich, dass man gerne mal den Pralinenschachtel-Vergleich von Forrest Gump bemühen darf: „Man weiß nie, was man bekommt.“ Als der Xer verwirrte er seine Fans vor einigen Jahren mit einem Dubstep-Album. Stärker waren da schon die Kollaborationen mit Kool Savas und später die musikalische Wiedervereinigung mit Moses Pelham. Das seichte Solowerk „Bei meiner Seele“ wollte den Funken nicht so recht überspringen lassen, während „Für dich“ vor zwei Jahren als sehr persönliches und autobiographisches Album hervorragend funktionierte.
Ähnlich sieht es jetzt mit „Hin und weg“ aus: Ein Titel wie „Ich danke allen Menschen“ wirkt sehr versöhnlich – wenn Xavier einerseits seine Liebe zu den Fans ausdrückt und andererseits den Leuten die Hand reicht, die ihn in der Vergangenheit wegen seiner religiösen oder politischen Ansichten scharf angegriffen haben. Wem der Lovesong „Diese eine“ gewidmet ist, erschließt sich nicht, da Xavier sein Privatleben gern aus der Öffentlichkeit raushält, doch „Königin“ ist eine klare Ansprache an die Mutter.
Als Duettpartner hat Xavier diesmal die Rap-Kollegen Motrip, Chefket und Kontra K mit dabei. Diese sorgen dafür, dass der gewohnte Soul und Pop des Mannheimers mit ordentlichen Rap-Passagen und einem urbanen Sound aufgepeppt wird. Sehr modern und ohne Aggro. Im Allgemeinen bleibt es friedlich und Xavier besinnt sich auf seine wahre Stärke: Die hohe Stimme, die Koloraturen, die Herzlichkeit in den Lyrics. Politik und Religion spielen nur eine untergeordnete Rolle, aber bei einem Stück wie „Blut, Schweiss und Tränen“ sollte man genauer hinhören, bevor man es unbedarft mitträllert.
Wenn „Hin und weg“ die aktuelle Standortbestimmung des Sängers ist, werden die Politiker in Mannheim aufatmen. Er zeigt sich gemäßigt ohne streitbare Texte und bietet den puren Xavier im poppigen Sound. Zwar scheint kein absehbarer Singlehit dabei zu sein, aber die romantische Ader steht wieder ganz im Vordergrund.
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