Johannes Oerding – Konzerte, von denen man beseelt nach Hause geht
Am Freitag, 29. August 2025, war es Johannes Oerding, der fast 7.000 Fans ins saarländische Losheim am See lockte. Die Open Airs im Strandbad sind immer einen Besuch wert, hat man doch in den Abendstunden auf dem leicht abschüssigen Gelände von überall her einen guten Blick auf die Bühne und zugleich auf das beschauliche Gewässer im Hintergrund. Könnte also perfekt sein, doch es war Regen angesagt, wie man an der Kleidung der Zuschauer*innen erkennen konnte. Auch die Veranstalter von Popp Concerts hatten im Voraus vorsorglich darauf hingewiesen, dass Regenschirme auf dem Konzertgelände nicht erlaubt sind. Sollte auch selbstverständlich sein, nicht nur aus Gründen der Sicherheit, sondern weil sich sonst alle die Sicht versperren würden.

Petrus hatte aber ein Einsehen und beschränkte die Regengüsse auf ein Minimum. Der geschotterte Rasen war gut begehbar und im Vorfeld gab es höchstens mal ein wenig erhöhte Luftfeuchtigkeit. Support Jacob Elias konnte also guter Dinge seinen 30minütigen Set starten. Der junge Sänger aus Wien bot leichten Pop mit sympathischen Texten und dazu Songs wie „Situationship“ und „Wachstumsschmerz“. Der Singer/Songwriter erspielte sich sein Publikum und zeigte deutliche Ehrfurcht vor dem großen Publikum. Er wird demnächst selbst auf Clubtour gehen und vielleicht manche der Anwesenden dort wiedersehen.

In der Umbauzeit begann es wie auf Kommando zu schütten. Doch tatsächlich sollte es bei diesem ausgiebigen Regenguss bleiben und Johannes Oerding konnte sich trocken durch den Abend bewegen. Dessen Set dauerte über 150 Minuten und startete nach einem kurzen Intro mit dem ganz neuen „Hier gehör ich hin“. Als Statement nahm man ihm das von Beginn an ab. Johannes hat eine enorme Bühnenpräsenz und war stets in engem Kontakt zum Publikum.
Schon der zweite Song „Kreise“ hatte den entsprechenden Mitsingfaktor. So vorbereitet, ging es ihm erst einmal darum, dass alle Anwesenden sich besser kennen lernen. Während man die Aufforderung, sich allen Nachbarn mit Handschlag und Namen vorzustellen, sonst vielleicht als kleinen Spaß abtut, wurde es hier direkt zum Gemeinschaftsevent und schnell war eine Verbundenheit hergestellt. Die Fortführung mit dem Song „Anfassen“ lief aber trotzdem ganz gesittet ab.

Oerding lernte bei der folgende Publikumsbefragung sowohl die zehnjährige Mara kennen als auch einige Damen über 70 kennen, die erstaunlicherweise ganz vorn in der Menge standen. Nach „Morgen“ stimmte das Publikum kollektiv „Döp Döp Döp“ an und Johannes als Gute-Laune-Mensch ließ sich natürlich darauf ein, bevor er zu „Nie wieder Alkohol“ überleitete, die angebotene Weinschorle aber ohne Umschweife akzeptierte. Zwischendrin gab es ein recht langes Zwischenspiel mit Whitney Houstons „I Will Always Love You“ – und man muss dem Sänger wirklich Respekt zollen, dass er sich auch an die hohen Töne des Refrains wagte und diese mit Bravour meisterte.
Der Song „Unter einem Hut“ kann als musikalische Selbstvorstellung des 44jährigen gelten, doch man durfte durchaus noch mehr von ihm erfahren. Passenderweise nach „Turbulenzen“ musste nämlich der aktuelle Spielstand des Lokalderbys St. Pauli gegen HSV erwähnt werden. Dabei ist der Bassist der Band erklärter HSV-Fan, während Oerding dem Verein mit dem Totenkopf huldigt. Johannes war so erfreut über dessen Führung, dass er sich auf den Weg zum Bierstand machen musste, unterwegs viele Menschen begrüßte und ein sehr gelungenes Duett mit einem Zuschauer improvisierte.

Oerding erinnerte sich daran, wie er vor 15 Jahren als Support für PUR in Losheim gespielt hat und welchen Weg seine Karriere seitdem genommen hat. In der ersten Reihe fand er Fan Gabi, die ihn damals erstmals gesehen hat. Und neben ihr den Über-Fan Uli, die gerade ihr 300. Oerding-Konzert erlebte. Extra für sie spielte er ihren Lieblingssong „Wenn es einen Gott gibt“, der sonst nicht auf der Setlist zu finden ist, und es war einfach magisch!
Überhaupt wurde nach viel Bewegung und Erzählen auch die Musik wieder wichtig. „All In“, dann mit „Hotel“ und „Leuchtschrift“ zwei akustische Songs, wobei ihn Gitarrist Moritz Stahl nicht nur instrumental sondern auch stimmlich begleitete. Danach gab es eine ganze Reihe biographischer Stücke. Die Hymne „Hundert Leben“ erzählte vom Aufleben auf dem Land. Für die Dorfkinder im Publikum mit hohem Nostalgiegehalt. „Ecke Schmilinsky“ beschrieb eine Begebenheit nachts um halb eins auf der Reeperbahn und „Eins-zu-eins-Gespräch“ war eine sehr melancholische und sentimentale Hommage an den verstorbenen Vater. Darauf konnte nur noch „Heimat“ folgen, verkleidet als Liebeslied mit seinen grandiosen Textzeilen wie „Du bist immer da, wenn ich keinen zum Reden hab′“.

Johannes Oerding ist ein toller Mensch, der seine Fans versteht und von ihnen verstanden wird, der die Magie des Augenblicks erkennt und anscheinend in Herzen blicken kann. Der auch nicht auf die Uhr zu blicken scheint, wie andere Künstler*innen es so oft tun. Was erzählt werden muss, wird erzählt – ohne dabei die Setlist zu verkürzen. „Alles brennt“ und „An guten Tagen“ brachten die Menge nach gut über zwei Stunden erneut in Partystimmung und es war fast 23 Uhr, als das Konzert mit einem Zugabenblock und Songs wie „Wenn du lebst“ und „Zurück“ endete.
Man konnte nur ganz beseelt nach Hause gehen nach diesem Konzert voller Liebe und Magie. Johannes Oerding ist ein wahrer Herzensmensch, was er bei vielen Gelegenheiten authentisch zeigt.
































