Die Fotogalerie vom Finale am Sonntag bei ROCK AM RING 2024 mit Biohazard, Hatebreed, H-BlockX, Madsen, Parkway Drive, Donots, Fear Factory, Machine Head, Of Mice And Men, While She Sleeps, Polyphia, The Art Is Murder – Fotos: Rainer Keuenhof
Am zweiten Augustwochenende fand die 23. Ausgabe des saarländischen Festivals statt. Neben Dauergästen wie Donots und Frank Turner beehrten auch Electric Callboy, Tokio Hotel, Sido und Peter Fox die Sauwasen bei Püttlingen.
Gefühlt das halbe Saarland inklusive des Umlandes findet sich Anfang August auf den Wiesen rund um den kleinen Ort Köllerbach in der Nähe von Püttlingen ein. Das mag ein wenig übertrieben sein, aber auch 2023 kamen rund 25.000 Menschen zu dem mittlerweile 23. Rocco del Schlacko. Drei Tage lang – von Donnerstag bis Samstag – wird hier auf dem Campingplatz und vor den Bühnen gefeiert. So viel sei vorab schon gesagt: Die Begeisterung für das saarländische Festival scheint auch weiterhin anzuhalten. Die ersten 5000 Tickets für 2024 waren innerhalb kurzer Zeit direkt nach dem Ende des Festivals schon ausverkauft, obwohl noch keine Band für die kommende Ausgabe feststehen.
Allgemein sprechen die Veranstalter von einem gelungenen Festival und auch Polizei und Rettungsdienst hatten überschaubar viel zu tun. Lediglich ein Zwischenfall am Freitag führte zu schwereren Verletzungen: Zwei Männer wurden nach einer Gaskartuschenexplosion auf dem Campingplatz mit Verbrennungen ins Krankenhaus eingeliefert.
Abseits dessen steht bei Festivals die Stimmung im Vordergrund. Die Saarländer wissen offenbar zu feiern, denn sowohl während der Konzerte als auch auf dem Zeltplatz war diese ausgelassen. Die Veranstalter setzen dabei seit jeher auf einen ausgewählten Musikmix. Dabei muss sich das Rocco del Schlacko schon seit vielen Jahren nicht hinter anderen Festivals verstecken, denn auch große Namen lassen sich hier blicken.
Von Metal über Rock und Pop bis hin zu Hip-Hop ist so ziemlich alles vertreten und über den Zeitplan hinweg ebenfalls ordentlich durchmischt. Da folgte dann am Donnerstag auf die Punkrock-Veteranen von Zebrahead harter Metalcore von While She Sleeps aus UK. Das mündete in eine ausgelassene Party der Metal-Trance-Core Combo Electric Callboy aus Castrop-Rauxel. Die Band wird derzeit als eine der angesagtesten Livebands gefeiert, mit ausverkauften Tourneen in Europa sowie demnächst in den USA und Australien. Die Show bietet aber auch alles, was man sich wünschen kann: tanzbare Ohrwurm-Songs mit Mitsing-Charakter, Pyrotechnik und Konfettiregen gepaart mit sympathischen Musikern, die das Publikum voll in der Tasche haben. Kontrastreicher ging der Festivaldonnerstag dann mit Marteria zu Ende, der von vielen Fans ebenfalls ausgiebig und bis kurz vor Mitternacht gefeiert wurde. Wer danach immer noch nicht genug hatte, konnte auf der Ponyhof-Bühne mit Deine Cousine und Me First & the Gimme Gimmes bis tief in die Nacht weiter tanzen.
Das Wetter spielte sowohl am Freitag als auch am Donnerstag ordentlich mit, das Thermometer kletterte insbesondere freitags auf bis zu 30 Grad. Entsprechend staubig war dann auch die Angelegenheit vor den Bühnen: Mit Van Holzen, Rikas und Fjørt hatten drei Bands aus Deutschland zunächst das Vergnügen, auf der Hauptbühne zu spielen und die ersten Gäste zum Tanzen aufzufordern. Ordentlich füllte sich dann der Raum spätestens zum Auftritt von Frank Turner & The Sleeping Souls. Der Brite unterstrich erneut seine Live-Qualitäten und überzeugte das anwesende Publikum mit einer Mischung aus Folk-Punk-Rock, eine gute Stunde lang ausgelassen mit ihm zu feiern und zu tanzen. Dabei handelte es sich nicht um Turners ersten Auftritt beim Rocco del Schlacko, vielmehr ist er ein gern gesehener Gast. Den Gig nutzte er unter anderem, um seine Deutschkenntnisse zu erproben, was ihm sicherlich einige Sympathiepunkte zusätzlich einbrachte. Danach ging es mit Sido und Deutsch-Rap weiter – dabei mag sich das Publikum etwas verändert haben, der Stimmung tat es jedoch keinen Abbruch.
Nach Sidos Set folgte deutschsprachiger Punk-Rock: Die Broilers aus Düsseldorf hatten den Weg ins Saarland gefunden. Die Band spielt jährlich viele Konzerte vor großem Publikum, etliche sind ausverkauft und auch das Rocco del Schlacko feierte ausgelassen mit. The Subways (ebenfalls Dauergäste beim Rocco) und die Hip-Hop-Band 01099 beschlossen den Freitag dann auf dem Ponyhof.
Schon am Vorabend wurde über die Leinwände davor gewarnt, die Zelte und Pavillons entsprechend zu sichern, da für die Nacht Regen und stärkerer Wind angekündigt war. Tatsächlich kam es vor allem auf den Parkplätzen zu schwierigeren Situationen: Der Regen hatte die Erde in jede Menge Schlamm und Matsch verwandelt, viele Fahrzeuge hatten dadurch Probleme, wieder wegzukommen. Für viele war das aber erstmal ein Zukunftsproblem, schließlich stand der letzte Festival-Tag noch bevor. Glück im Unglück: Auf den Campingplätzen hielt sich der Schlamm ebenso wie auf dem Festivalgelände selbst in überschaubarem Ausmaß. Dreckig wurde man zwar, aber Einschränkungen gab es durch den immer wieder tagsüber vereinzelt fallenden Regengüsse keine.
Daher wurde am Samstag fleißig weitergefeiert: Mit Blond und Schmyt sowie einem Highlight aus den frühen 2000er Jahren, Tokio Hotel. Kreischalarm war da immer noch angesagt. Dabei spielte die Band zwar zum Abschluss auch den größten Hit „Durch den Monsun“, legte beim Set jedoch den Fokus auf die neueren, poppig-elektronischeren Lieder. Es folgten: Die Donots als Co-Headliner und mit dem inzwischen neunten Auftritt beim Rocco del Schlacko. Die Band aus Ibbenbüren bezeichnet das saarländische Festival schon als Wohnzimmer und überzeugte auf voller Linie. Die Fans feierten die Band und gaben kurz vor Ende des Wochenendes nochmal alles. Auch alte Bekannte tauchten dabei auf. Der „Erdbeermann“ war schon 2015 einmal auf die Bühne gebeten worden und hatte jetzt sein Comeback. Gemeinsam mit Frontmann Ingo ließ er sich auf einem Sofa durch die Menge tragen und entblößte unter seinem Kostüm nach dem außergewöhnlichen Crowdsurfing mit einem „FCK AfD“-Shirt eine politische Message, der sich auch die Donots sowie das Publikum anschlossen.
Ein Wiedersehen mit den Donots dürfte nach dem Gig jedenfalls auch auf dem Rocco del Schlacko sehr wahrscheinlich sein. Der letzte Headliner war dann Peter Fox, der in diesem Jahr sein Comeback feierte. Auf der Bühne tat er das mitsamt einer ganzen Wagenladung an Fans, die dort mittanzen durften. Über „Goldene Tickets“ wurden noch weitere Menschen aus dem Publikum im Laufe des Sets mit dazugeholt – Musikstars zum Anfassen also.
Allgemein lässt sich festhalten: Das Saarland bietet mit dem Rocco del Schlacko ein familiäres Festival, bei dem – passend zum kleinsten Bundesland und zumindest ein wenig zum Klischee – gefühlt jeder jeden kennt und sei es über drei Ecken. Gefeiert wird gemeinsam und da ist es dann auch egal ob die Sonne brennt oder der Regen die Sauwasen in Matsch verwandelt.
Die Ausgabe für 2024 ist schon datiert: Das nächste ROCCO DEL SCHLACKO steigt vom 8. bis 10. August 2024. HIER findet ihr Tickets!
Das Rocco del Schlacko Festival 2023 in Püttlingen / Saarland. Seht hier unsere Fotos vom Donnerstag – While She Sleeps, Electric Callboy und Marteria. Fotos: Julia Nemesheimer.
An diesem wunderbar lauen Gründonnerstag ist der einzige Wehrmutstropfen, dass es auf der Arbeit mal wieder länger dauert und man deshalb leider nicht die Auftritte von Underoath und Hundreth sehen kann. So landet man gegen 21 Uhr im beschaulichen Köln-Deutz und macht sich auf den Weg in die Essigfabrik, wo man gleich stürmisch durch die Cancer Bats begrüßt wird. So kann man einen Vorfeiertag doch beginnen. Zehn Minuten sind dann aber leider auch alles was man noch erleben darf. Danke Arbeit, ich mag dich auch. Gegen viertel vor zehn ist es dann soweit: Die fünf aus Sheffield stammenden Metalcorer von While She Sleeps betreten die Bühne und sind bereit, die Essigfabrik von Grund auf auseinander zu nehmen.
Sänger Lawrence Taylor schnappt sich das Mikrofon und lässt erkennen, dass seine Stimmbandentzündung keine bleibenden Spuren hinterlassen hat. „False Freedom“ geleitet die fünf durch die ersten Konzertminuten und zeigt gleich mal, welche Power hinter dieser Band steckt. Am Ende des Songs fliegt Taylors Mikrofon in Richtung Bassdrum und beendet mit einem Knall diesen furiosen Auftakt. Eine Windmaschine lässt das riesengroße, als Flagge gestaltete, Albumcover des neuen Werks „Brainwashed“ auf der Bühne wehen. Mit „Seven Hills“ hagelt es den nächsten Klassiker an diesem Abend. Ihre Hymne an den alten Proberaum in Sheffield wird wie immer bestens präsentiert und regt die ganze Essigfabrik zum mitsingen an. Auch Taylors Helikopter darf nicht fehlen, und so fliegen die Haare in schnellen, gleichmäßigen Bewegungen im Kreis. Neue Lieder werden natürlich auch gespielt. Und die kommen beim Kölner Publikum gut an. „Our Legacy“ und „Brainwashed“ fungieren hierbei als absolut steil gehende Bretter, während „Kangaezu Ni“, ein Interlude auf dem Klavier, einem fast die Tränen in die Augen treibt. Nebenbei sei erwähnt, dass While She Sleeps nicht viel Zeit damit verbringen, überflüssig lange Anekdoten ans Volk zu bringen, sondern vielmehr zeigen möchten warum sie seit Jahren so erfolgreich sind; und das ist nun mal die mehr als gelungene Musik. Einige Höhepunkte des Abends sind sicherlich „Our Courage, Our Cancer“, „This Is The Six“ und „Four Walls“. Einen ganz besonderen Leckerbissen servieren die Sheffielder mit „Crows“, welcher auf ihrer ersten EP zu hören war und somit jeden hart gesottenen While She Sleeps Fan überglücklich macht. Nach einigen Songs ist das Set dann auch vorbei. Lawrence Taylor und seine Kollegen bedanken sich beim Publikum und verlassen die Bühne. Und dann geht auch schon das Licht an und die freundlichen Herren mit den gelben Jacken befördern die Menge mit Absperrband zum Ausgang. Keine Zugabe, aber ein, wieder mal, mehr als gelungenes Konzert der Briten.
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