Die Hallen werden größer! Nachdem ich Sido im vergangenen Jahr noch in der Trierer Europahalle erleben durfte, musste es für die „Liebe live“ Tour schon die Saarlandhalle Saarbrücken sein. Und da geht noch mehr – in Kürze stehen auch SAP und Lanxess Arena auf dem Programm. Paul Hartmut Würdig schafft den Balanceakt, ein etablierter Künstler zu sein, der bereits ein MTV unplugged hinter sich hat, als Juror bei diversen Castingshows in Österreich zu sehen war, inzwischen verheiratet ist und eine Familie hat. Zugleich bietet er aber eine gigantische HipHop-Show, die diesen Namen auch verdient.
Die Massen strömten in die Saarlandhalle. Immerhin ist Sido seit Jahren in aller Munde, sei es durch seinen großen Soloerfolg „Bilder im Kopf“, die Kollaboration mit Mark Forster „Au Revoir“ sowie natürlich die aktuelle und zugleich erste Nummer-1-Single „Astronaut“ featuring Andreas Bourani. Diese melodischen Hits haben sein Publikum stark erweitert und man sah neben gestandenen Rappern auch viel Jungvolk und weibliche Wesen.
Die Bühne war gigantisch aufgebaut für die fast zweistündige Show – mit riesigen LCD Wänden und einem Laufsteg, auf dem Sido sich oberhalb der beiden DJ-Pulte bewegen konnte. Zudem war genügend Platz für eine Legion an Gaststars, seien es Lokalmatadoren oder Langzeitfreunde wie B-Tight und Adesse. Allerdings fehlten die ganz großen Namen (Forster, Tawil & Bourani), die sich vielleicht höchstens mal zu einem One-off-Gig nach Berlin verirren, nicht aber ins tiefe Saarland.
Egal, es wurde genug für Freunde aller Stilrichtungen geboten. Sido spielte viel vom neuen Album, vergaß aber auch Klassiker wie „Mein Block“, „Meine Jordans“ und den vom Publikum lautstark geforderten „Arschfick Song“ nicht. Die Bässe hämmerten, es gab nette Filmchen als Einspieler, eine stimmige Lightshow und dem HipHop-affinen Publikum wurde ordentlich eingeheizt.
Für die ruhigen Songs wurden auch akustische Instrumente eingefahren. Piano und Gitarren auf der Bühne darf es heutzutage auch beim Aggro-Rapper geben. Da lagen dann eher meine Highlights: „Der Himmel soll warten“ und „Astronaut“ mit einem bewegenden „Refugees Welcome“-Intro. Sido versteht sich inzwischen als Mann der großen Gesten und kann ein Publikum lange bei der Stange halten. Jägermeister-Witze inklusive.
Als die Tour verschoben wurde, konnte man Bedenken haben, ob das „Liebe live“ Konzept eventuell zu groß angelegt war. Aber im Gegenteil. Mit dem Album „VI“ und der Nummer-1-Single hat Sido jetzt genau den Rückenwind, den er für eine solche Produktion braucht. Saarbrooklyn hat gebebt – das wird auch in anderen deutschen Städten funktionieren.
Setlist SIDO – „Liebe live“, Saarbrücken, 5.11.2015
- Intro
- Für ewig
- Löwenzahn
- Selfie
- Schlechtes Vorbild
- Augen auf
- Goldjunge
- Straßenjunge
- Halt dein Maul
- Fuffies
- Polizei
- Ackan
- Mama ist stolz
- Arbeit
- Liebe
- Meine Jordans
- Steig ein
- Mein Block
- Einer dieser Steine
- Gürtel am Arm
- Herz
- Zu wahr
- Mein Testament
- Der Himmel soll warten
- Zuhause ist die Welt noch in Ordnung
- Eier
- Frust der Reichen
- Astronaut
- Boom Bidi Bye Bye
- ———————————————–
- 30.11.1980
- Bilder im Kopf
- Arschfick Song