„Nachtjagd“ ist ein Roman um den Kommissar Anton Brekke, aus einer Reihe, die der norwegische Autor Jan-Erik Fjell verfasst hat. Er zählt zu den erfolgreichsten Krimiautoren Norwegens und wurde mit dem renommierten „Preis des norwegischen Buchhandels“ ausgezeichnet. Die beiden ersten Fälle um den launigen Protagonisten sind bereits 2011 und 2013 in Deutschland erschienen, doch man kann dem neuen Roman auch gut ohne Vorkenntnisse folgen.
Die Story hat es jedenfalls in sich: Ein Teil der Erzählung spielt auf einem der Hurtigruten-Kreuzfahrtschiffe, die entlang der norwegischen Küste verkehren. Dort verliebt sich eine junge Frau in einen mysteriösen amerikanischen Fotografen, der die spektakulären Nordlichter ablichten möchte. Daneben treffen die Leser*innen einen Mann in der Todeszelle in Texas, der nur noch Stunden von seiner Hinrichtung entfernt ist.
Anton Brekke kommt parallel dazu ins Spiel, als am Ufer eines Sees in Norwegen die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, ihr geschundener Körper mit Wunden übersät. Wenn sich der Verdacht des Kommissars bestätigt, dann hat der flüchtige Serienmörder Stig Hellum sein grausames Werk wiederaufgenommen – und bereits sein nächstes Opfer im Visier.
Ich muss sagen, dass mich die Story zu Beginn absolut verwirrt hat, da die Handlung ständig zwischen der lange zurückliegenden Kreuzfahrt, dem mittleren Geschehen in der Todeszelle und der Gegenwart hin und her blendet. Zudem wird beiläufig auch noch von dem Serienmörder Hellum berichtet. Jeden Abend 2-3 Kapitel lesen, funktioniert also nicht. Man braucht etwas Sitzfleisch, um in die Geschichten einzutauchen und den Handlungssträngen zu folgen.
Stark finde ich die Beschreibung der Charaktere. Nathan Sudlow hat als Auftragskiller viele Facetten zu bieten und man erkennt eine absolut menschliche Seite. Vor allem Anton Brekke ist eine charismatische Persönlichkeit mit Ecken und Kanten. Köstlich, wie er mit seiner Hodenentzündung hadert und sarkastische Worte für alle Gelegenheiten findet. Aber auch die übrigen Mitarbeiter aus Polizeikreisen sind hervorragend und authentisch gezeichnet.
Es dauert verdammt lange, bis sich die Fäden verbinden und man eine Idee von den Zusammenhängen bekommt. Der Autor hat einige Fallstricke in die Erzählung eingebaut und liefert durchaus überraschende Wendungen. Am Ende geht es dann ziemlich schnell, aber die Auflösung ist absolut schlüssig. „Nachtjagd“ ist ein spannender Roman für Liebhaber des Genres.