Im Internetzeitalter ist Rose Droll eine Anomalie. Die aus Kalifornien stammende Künstlerin hat seit einigen Jahren im Stillen an ihrer Musik gefeilt und ihr eigenes, einzigartiges Universum erschaffen, ohne Rücksicht auf alles äußere. In einer Zeit, in der Musiker*innen dem Zeitgeist hinterherjagen, sich in den sozialen Medien tummeln und versuchen einen Personenkult zu erschaffen, scheint Rose Droll aus einem Paralleluniversum zu stammen.
Introvertiert, bescheiden, extrem Social Media-scheu, spielt Rose Droll kaum live, spricht kaum über sich selbst, hasst es, Fotos zu machen, hat noch nie TikTok geöffnet und verfolgt zielstrebig die eine Sache, in die sie eingetaucht ist: ihre Musik.
Die virtuose Pianistin (die kürzlich von Feist als Tourmitglied engagiert wurde) hat sich in ihrem eigenen Tempo und in ihrer eigenen Welt organisiert, wobei sie organisches Klavier, Gitarre oder Schlagzeug nahtlos mit hypermodernen elektronischen Produktionen und manipulierten Beats verbindet. Die neue Single „Fantasy I Leave“ zeigt perfekt ihren atmosphärischen, gefühlvollen und seltsamen Stil, der verzerrte 808-Drum-Machines, ausgereizte Fuzz-Gitarren und verstimmte Synthesizer mit ihrem schönen, zarten und nachdenklichen Gesang verbindet.
Wie Bon Iver, St. Vincent oder Phoebe Bridgers ist Rose Droll eine einzigartige Künstlerin, deren grenzüberschreitende Musikalität ein zufälliger Nebeneffekt dessen ist, dass sie sich gar nicht bewusst ist, dass Grenzen überhaupt existieren. „I don’t ever read the letters that you wrote“, singt sie. Natürlich tut sie das nicht. Denn Rose Droll interessiert sich nicht für das, was da draußen ist. Sie ist in ihrer eigenen seltsam-schönen Welt, auf ihrem eigenen Weg.