Mittwoch Abend. Es regnet seit gefühlten 16 Tagen, man steht in seinem WG-Zimmer und muss eigentlich in fünf Minuten die Bahn bekommen um in Kölns schönsten Stadtteil, Ehrenfeld, zur Live Music Hall zu fahren und sich zum ersten Mal die Antilopen Gang anzusehen. Allerdings verweilt man noch längere Zeit am Fenster und wartet darauf, dass der graue Himmel aufreißt. Bahn verpasst, vergeblich gewartet. Also raus und rein in die Bahn. Angekommen in Ehrenfeld lässt man es sich nicht nehmen beim Döner König Arslan zu speisen und dann wieder durch den Regen zu Halle zu laufen.
In der Live Music Hall bietet sich ein sehr gemischtes Publikum. Vom Punk über den Bilderbuch Nerd sowie Eltern mit Kindern ist hier wirklich jede erdenkliche Menschengruppierung vertreten. Das Bühnenbild ist unauffällig gestaltet: Ein Riesen Antilopen Banner im Hintergrund, ein Turntable in der Mitte, links und rechts Sichtschutz mit einem „A“.
Dann betritt Juse Ju als Support die Bühne. Die ersten drei Songs sieht man sich fragend an und weiß nicht so recht was man davon halten soll. Schlechter Freestyle, durchschnittliche bis nervige Beats und Texte bei denen man sich fragt ob der Gute Juse 15 ist und von seinem ersten MDMA Rausch träumt. Dann bessert sich das Set langsam und Juse Ju weiß nun auch mit einigen Beats und Texten zu überzeugen, ein eingefleischter Fan nebenan rappt und gestikuliert gar als wäre er auf der Bühne. Das Highlight ist mit Sicherheit ein Song der gegen Wichtigtuer ist und es mit einer Zeile auf den Punkt bringt. „Übertreib nicht deine Rolle“ versetzt die Live Music Hall beinahe in anarchistische Zustände.
Kommen wir nun aber zum Headliner, der Antilopen Gang, die nach dem Song „We Are The Champions“ von Queen hüpfend die Bühne betreten und die Menge mit „Das trojanische Pferd“ und „Die Kyngz Sind Back“ erst mal ordentlich zur Bewegung animieren. 10 Meter vor der Bühne herrschen tropische Temperaturen und man fragt sich langsam doch warum die Winterjacke immer noch am Körper ist. Die Bühnenshow ist schlicht gehalten, die Antilopen alle in schwarz rennen die Bühne auf und ab, das Bild ist insgesamt sehr schwarz. Der Fokus liegt auf der Band. Bis, ja, bis die Sichtschutze gedreht werden und das Banner fällt. Plötzlich erstrahlt die Bühne im Look des neuen Albumcovers.
Ebenso ist nun eine Band auf der Bühne, die die Antilopen bei ihren punklastigen Rapsongs unterstützt. Besonderer Moment: zu „Der Goldene Presslufthammer“ betritt als Gast Ingo von den Donots die Bühne. Der Song überzeugt dank ihm auch diejenigen, die den Song bisher nicht so prächtig fanden. Juse Ju findet auch nochmal Zeit und gibt sich die Ehre als Gast zu „Liebe Grüße“ auch nochmal die Ehre. Bei einer kurzen Abkühlung an der frischen Luft laufen zwei Rettungsdienstleister an einem vorbei die mit den Worten „Liegen lassen, tritt sich fest“ absolutes Vertrauen erwecken.
Schnell wieder rein. Sonnenbrillen wären bei den momentan vorhandenen Lichteffekten ein angemessenes Accessoire gewesen. Nach einer Ansprache der Antilopen an das Publikum, bei der Songs wie Celine Dions „My Heart Will Go On“ und „I Will Always Love You“ schief singend zelebriert werden, folgt mit „Pizza“ ein absoluter Favorit der Menge. Mit „Fick Die Uni“ beenden die Antilopen ein gelungenes Konzert und überzeugen auf ganzer Linie.
Schweißgebadet verlässt man die Live Music Hall und mit Hinblick auf die Festival Saison hat man mit Sicherheit heute eine weitere Band gefunden für die man sich mal vom Zelt zur Bühne quält.