Glaubt man kaum, wie lange Fettes Brot jetzt schon unterwegs sind. Seit mehr als 20 Jahren spielen die drei sich schon durch die deutschen Konzerthallen, laufen im Radio, drehen lustige Videos für’s Musikfernsehen (naja, heute eher YouTube). Auf Fettes Brot können wir uns verlassen, da weiß man, was man kriegt.
Ich bin nicht oft hier in Düsseldorf. Die Mitsubishi Electric Halle hat genau die richtige Größe für Fettes Brot, ausverkauft ist es, so 7500 Leute sollen hier rein passen. Auch der Ton ist super, viel besser als in den großen Hallen in Köln übrigens. Groß gedrängelt, gepöbelt und um Plätze gekämpft wird soweit ich das sehe nicht. Leute, die zu Fettes Brot gehen, sind ja nett. Wir haben hier junge Menschen, die feiern wollen, ältere Herrschaften, die die Jungs noch „von früher“ kennen, und auf den Rängen die Leute, die sich das Konzert gemütlich sitzend anschauen und höchstens mal für „Jein“ und „Emanuela“ aufstehen.
Mit dem Titelsong der neuen Platte springen Boris, Martin und Björn auf die Bühne: „Endlich wieder Spaß, eure Lieblingsstars!“
Ich hatte mir das neue Album „Teenager vom Mars“ vorher noch gar nicht angehört und bin überrascht über so viele Diskobeats und Autotunes. Sie spielen viele Songs aus dem neuen Album, „Teenager vom Mars“, „Mein Haus“, „Von der Liebe“, „Ganz schön Low“, „Meine Stimme“, und obwohl das alles so dancig ist, passt es ganz wunderbar zu diesem Abend. Den Live-Versionen ihrer Songs mischen sie gleich die Beats und Melodien von lustigen Partysongs bei, das ist schon ein wenig Großraumdisko, aber auch das passt und macht Spaß. Die Leute sind schließlich hier, um zu feiern und nicht, um sich die (ja, auch schlauen) Texte anzuhören.
Was Fettes Brot nämlich von so vielen anderen Partybands unterscheidet: Sie haben eine Meinung und halten damit auch nicht hinterm Berg. Da passt es, dass sie als Vorband die Antilopen Gang mitbringen. Die sind übrigens live ganz hervorragend und springen von lustigem Rap zum krassen Punk-Drumsolo, zu ruhiger Pianomusik, zum politischen Statement: „Beate Zschäpe hört U2.“ Auch Fettes Brot sagen zum Beispiel in „Ganz schön low“ deutlich, was sie sowohl von AFD- und Pegida-Idioten als auch von harten Gangsterrappern halten. Und wer genau hin hört entdeckt z.B. in „Mein Haus“ Textstellen über Edward Snowden oder Marina Abramovic!
In ihren Hits sind solche Botschaften etwas versteckter. Überhaupt bin ich immer wieder überrascht, auf wie viele Hits die drei zurückgreifen können. Da sind Pophymnen dabei, die wirklich jeder mitsingen kann: „Jein“, „Nordisch by Nature“, „Bettina“, „An Tagen wie diesen“, „Echo“, etc. In der ersten Zugabe singen sie ein Medley aus vielen eigenen Stücken, damit sie so ungefähr alles mitnehmen können und niemand aus dem Publikum sein eigenes Lieblingslied vermisst.
Unterm Strich war das, wie erwartet, ein ganz wunderbarer Abend. Manche Stücke sind mir zwar mittlerweile fast ein bisschen zu sehr Karnevalsmusik – „Das letzte Lied auf der Party“ hört man am besten nicht nur leicht angetrunken. Trotzdem hatte ich wie der Rest der Halle auch sehr viel Spaß. Fettes Brot ist nichts für die obercoolen Kids. Die gucken sich nächsten Monat Kollegah an und lassen sich erzählen, wie man richtig Mütter fickt. Bei Fettes Brot bitten wir Bettina, ihre Brüste doch wieder einzupacken. Fragt sich, ob die harten Kerle in 20 Jahren auch noch Konzerte geben und sich nicht schämen, ihre alten Stücke zu singen. Dass Fettes Brot wiederkommen, darauf können wir uns verlassen.