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Urheber/Fotograf: Simon Engelbert

Funny van Dannen 31.07.2021 Vorplatz Arena / Trier

Funny van Dannen – Alltagsweisheiten eines Liedermachers

Nachdem es am Donnerstag vor der Arena Trier mit der Antilopen Gang noch sehr heiß und feierwütig zuging, durften sich die Zuschauer heute auf einen gemütlichen Abend einstellen. Leider war das Konzert nicht gut besucht, was vielleicht am kühlen Wetter liegen mag. Der Liedermacher Funny van Dannen nahm es locker: „Ich dachte schon, es wird gefährlich, wenn sich alle drängeln. Aber so ist das ja super.“

Funny wurde 1958 als Franz Josef Hagmanns in Tüddern bei Sittard (NL) an der holländischen Grenze geboren. Mit 16 fing er an, Lieder in seiner Muttersprache, einem südholländischen Dialekt, zu schreiben und zur Gitarre vorzutragen. 1978 zog er nach Berlin um dort als freier Maler zu leben, spielte in etlichen kurzlebigen Bands, war Mitbegründer der „Lassie Singers“ und tritt seit 1987 solo mit seinen selbstverfassten Geschichten, Liedern und Gedichten auf.

Recht unscheinbar stand er in Trier auf der Bühne. Schwarze Kleidung vor schwarzem Hintergrund. Allein bewaffnet mit Gitarre und Mundharmonika startete ein melancholischer Liederreigen. Über das Berauschtsein vom Dasein, über Schönheitsideale im Alltag und die Verschwendung von Senf. Funny hält keine langen Reden. Lieber lässt er seine Texte sprechen – und das manchmal wie ein Schnellfeuergewehr. Manche Songs sind so schnell vorbei, wie sie begonnen haben. Das macht seine Show zu einem kurzweiligen Vergnügen.

Manchmal profan, doch immer stilvoll bringt er seine Alltagsweisheiten ans Publikum. Eine Schilddrüsenunterfunktion entschuldigt jedes Versagen und Homeschooling statt Sex killt jede Beziehung. Funny empfiehlt lapidar den Gang zum Therapeuten („wenn es dir nicht gut geht“) und verweist auf seine schöne Stimme, die ihn zum Singen verpflichtet.

Auch Corona wird zum Thema. Wie funktioniert ein Corona-Liebespaar? Und wie gestaltet man zu Corona-Zeiten den Alltag? Funny hat lustige Antworten darauf. Zwischen Klamauk und intelligenter Aussage hören wir die Geschichte vom Ferkel im Wald und denken über den (imaginären) Kanzlerkandidaten nach, der als Kind eine Katze geköpft hat. Wie viel darf man verzeihen?

Im Lauf des Abends werden die Texte deftiger und stärker. Lebensphilosophisch, politisch, gesellschaftsrelevant. Man muss schon genau zuhören und den Worten folgen, um Funnys Gedankengänge zu verstehen. Schlechtes Karma, lachsfarbene Unterwäsche, ein Auto, das sich zur Nutte entwickelt. Es geht Schlag auf Schlag. Auch die Rechten und Rechtspopulisten bekommen die Meinung gegeigt, wenn es um ihre Identität geht. „Ich will den Kapitalismus lieben“ ist ein Mantra, das man Funny nicht abnimmt.

Im Zugabenblock nach fast zwei Stunden Konzertlänge gibt es ein Lied zum „Tiere töten“, eine Hommage an den Plastikball und den Evergreen „Herzscheiße“. Funny van Dannen hat seine Zuhörer auf einen Weg mit intensiven Gedanken und zugleich skurrilen wie poetischen Texte mitgenommen. Ein Liedermacher von ganz besonderem Schlag.

 

ARENA OPEN AIR SOMMER 2021: pandemiegerechte Open Air Shows auf dem Vorplatz der Arena, Trier

Weiter geht es mit:

  • 5.8.21 Till Reiners
  • 6.8.21 SONDASCHULE
  • 8.8.21 Wolfgang Niedecken liest und singt Bob Dylan
  • 10.8.21 CAMPINO Lesung “Hope Street”
  • 12.8.21 Fatoni & Edgar Wasser
  • 13.8.21 VERSENGOLD
  • 14.8.21 “Girls To The Front” mit Hoboken Division (FR), Francis of Delirium (LUX) und Hanna Landwehr (TR)
  • 15.8.21 Elmar Frank (DE HOFNARREN) liest „Eine spannende Geschichte von Fridolin“
  • 18.8.21 Johann König
  • 19.8.21 Olli Schulz & Band
  • 20.8.21 TOCOTRONIC
  • 21.8.21 NIGHT FEVER, die BEE GEES Show
  • 22.8.21 Thees Uhlmann & Band

Weitere Infos & Ticketlink unter www.poppconcerts.de 

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