Die Frage, die der Supportact „War and Peas“ zu Beginn seiner Performance stellte, war absolut berechtigt. Tatsächlich meldeten sich nämlich recht wenige Anwesende auf diese Frage. Viele wussten demnach gar nicht, was an diesem Abend in der Saarlandhalle passieren würde. Trotzdem war der Saal mehr als ordentlich gefüllt. Es gab nur noch wenige Einzelplätze und somit sehr viele Menschen in gespannter Erwartung. Marc-Uwe Kling hat durch die Variationsbreite seiner Veröffentlichungen inzwischen ein Publikum, das von Kindern über Comic-Liebhaber und Hörspielfans bis hin zu Fantasy- und Science Fiction-Freunden reicht. Sein neues Werk „Elon & Jeff on Mars“ verbindet sie alle und die verschiedenen Generationen waren anwesend.
Auf der Bühne gab es eine große Leinwand und zwei „Arbeitsplätze“. Kling erschien gemeinsam mit dem Zeichner Bern Kissel und jeder hatte seinen Schreibtisch. Dann passierten zwei Dinge gleichzeitig: Kissel bekam vom Publikum Ideen für einen neuen Känguru-Strip geliefert und legte gleich los. Über eine spezielle „Bernd-Cam“, auf die Marc-Uwe immer mal wieder umschaltete, konnte man auf der Leinwand seine Fortschritte verfolgen. Inzwischen las Kling frisch und locker mit verstellten Stimmen eine neue Geschichte vom Känguru vor – aus dem nächsten Buch, das in 2026 erscheinen soll. Kenner wissen ja schon, dass die Hörspiele von Marc-Uwe noch besser funktionieren als seine Bücher. Und hier gab es die ganze Breitseite an Emotionen und skurriler Geschichte.
Das als Einstieg. Dann machte Kling Platz für den Support. War and Peas sind Jonathan Kunz und Elizabeth Pich. Beide stammen aus dem Raum Saarbrücken und hatten als Lokalmatadoren einen eigenen Stand im Foyer. Der wurde nach ihrer kurzen Lesung gut besucht, denn es war ein Genuss, was von ihnen geboten wurde. Wie funktioniert denn nun die Lesung? Klar: Bilder auf der Leinwand, Texte werden gelesen. In diesem Fall: Vier Bilder, zum Schluss die Pointe. Und es ging Schlag auf Schlag! „Liebe Erde“ versammelt Strips über unseren (nicht so vorbildlichen) Umgang mit dem Planeten. Bäume, Berge, Tauben, Meerjungfrauen, Aliens, Gottesanbeterinnen, Hunde ― alle machen sich über uns Menschen lustig und zeigen uns mit Biss und Humor unbequeme Wahrheiten auf. Im zweiten Teil durfte man dann einige skurrile Monster und ihre Abenteuer kennen lernen. Auf jeden Fall großartig, was die beiden da machen. Man findet sie auf Instagram und anderen Portalen. Lohnt sich absolut, da mal reinzuschauen.
Dann aber wieder Marc-Uwe Kling. Um wen es bei „Elon & Jeff“ geht, dürfte klar sein, auch wenn die Namen leicht verfremdet werden:
Die beiden superfiktiven Multimilliardäre Elon Dusk, Chef des Automobilherstellers Edison, und Jeff Jezos, Gründer von The Shop, dem weltweit größten Versandhändler, liefern sich ein Wettrennen zum Musk. Sorry, ich meine natürlich zum Mars. Ein Schelm, wer Bezos dabei denkt. Einmal angekommen, erbringen die beiden den Beweis, dass ein Planet nur zwei Bewohner braucht, damit diese sich in Nachbarschaftsstreitigkeiten verwickeln. Ob ein Maschendrahtzaun die Lösung ist? Doch dann verschwindet Jeffs Assistenzroboter ALEX und die beiden reichsten Männer des Mars müssen lernen, dass auf dem roten Planeten noch ganz andere Gefahren lauern als bekloppte Nachbarn. Elon und Jeff, bekannt aus den Känguru-Comics, erleben hier ihr erstes großes Abenteuer. Marc-Uwe Kling und Bernd Kissel präsentieren eine aberwitzige Satire über zwei Typen, die mehr Geld haben als es für irgendjemanden gut sein kann.
Wie Kling selbst sagt: Man muss diese Story schon auf dem Mars spielen lassen, um die Zustände um die beiden Exzentriker überhaupt noch überspitzt darstellen zu können. Denn wenn man die Realität beschreiben würde, wäre das schon krass genug.
Nach einer Stunde gab es eine kurze Pause, dann ging es weiter, womit die Lesung auf gut zwei Stunden netto kam (plus Pause). Es wurde viel geboten: Die Geschichten vom Mars, dazu noch Neues vom Känguru, Live-Zeichnungen mit Beteiligung des Publikums und am Ende (aus aktuellem Anlass) eine „Stadtbild“-Versteigerung. Um den unsäglichen Sprüchen von Kanzler Merz entgegenzuwirken, zeichnete Kissel ein Stadtbild von Saarbrücken, das am Ende für 450 Euro zugunsten von „EXIT Deutschland“ (Aussteiger-Organisation für ehemals Rechtsextreme) versteigert wurde. Tolle Sache!
Lohnt sich eine Comic-Lesung? Definitiv! Beim nächsten Mal wird die Saarlandhalle vermutlich komplett ausverkauft sein.












