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Von Brücken 26.01.2018 Kulturkirche / Köln

Musikgewordene Poesie mit von Brücken in der Kölner Kulturkirche

Frei nach dem selbstformulierten Motto „Was schon zweimal gut war, wird beim dritten Mal bestimmt noch guterer“ geben von Brücken heute ihr drittes Gastspiel innerhalb der letzten drei Jahre in der Kölner Kulturkirche. Und in Köln hat ja bekanntlich alles, was dreimal hintereinander stattfindet, die Bezeichnung „Tradition“ verdient. Kein Wunder also, dass die beiden diesjährigen Termine in kürzester Zeit ausverkauft waren. Das heutige Konzert ist dabei eigentlich die Nummer 1, allerdings fand bereits gestern an gleicher Stätte das aufgrund der großen Nachfrage anberaumte Zusatzkonzert statt. Alles verstanden? Egal, genug der Zahlenspiele und hinein ins Vergnügen.

Das Vergnügen erscheint zunächst in Gestalt eines kleinen bärtigen Mannes mit Brille und Gitarre. Eine halbe Stunde lang vertreibt Deniz Jaspersen den Fans die Wartezeit auf von Brücken mit eigenen Songs und durchaus witzigen Ansagen. Bis zum Auftritt von Nicholas Müller und Co. macht das grossartige Ambiente der Lutherkirche, aus der diesmal alle Bänke entfernt wurden, einmal mehr sprachlos. Pfarrer Thomas Diederichs hat vor fast 15 Jahren in der Siebachstraße eine ganz besondere Konzertkulisse mit einer unfassbar genialen Akustik erschaffen und natürlich lässt er es sich auch heute nicht nehmen den Künstler des Abends mit „Genießt es“ persönlich anzukündigen.

Tatsächlich geht es sehr leise los. Zunächst nur mit Nicholas Müller und seinem kongenialen Partner Tobias Schmitz (neuerdings mit dichtem Vollbart) am Keyboard. Gemeinsam singen sie eine reduzierte Version von „Immerhin (Für die Trauer)“, in die ihre Begleitband hoch oben auf der Empore nach und nach einfällt. In der Kulturkirche ist es mucksmäuschenstill. Bis zum letzten Ton. Dann erbebt das ehrwürdige Gebäude unter dem tosenden Applaus der etwa 600 Zuhörer. Zeit genug für die übrigen sechs Bandmitglieder sich ihren Weg auf die Bühne zu bahnen, wo es laut weitergeht. Und sehr emotional. „Dann sammle ich Steine“, das Lied für Nicholas Müller kleine Tochter Lene, treibt dem ein oder anderen männlichen Besucher (inklusive mir) die Tränen in die Augen. Leider ist der Sound diesmal nicht ganz so gut wie man das normalerweise in der Kulturkirche gewohnt ist. Aber das tut der guten Stimmung keinen nennenswerten Abbruch.

Für die nächsten knapp zwei Stunden ist Feiern angesagt. „Die Parade“ wird zum ersten Mitsingstück des Abends und der Chor aus der Kulturkirche ist mit Sicherheit in ganz Nippes zu hören. Nicholas Müller zeigt sich sichtlich überwältigt und auch er muss im Verlaufe des Abends hier und da mal ein Tränchen verdrücken. Seine launigen Kommentare und unbeholfenen Tanzbewegungen machen ihn zusätzlich sympathisch. Neben den Songs ihres ersten und bislang einzigen Albums „Weit weg von fertig“ haben von Brücken einige neue Lieder im Gepäck. „Heile Welt“ ist so eines oder „Frau aus Stahl“, das Nicholas Müller seiner Oma widmet. Auch „Der Nagel“ zum Ende des Mainsets lässt auf ein vielversprechendes Nachfolgealbum hoffen, das im Laufe dieses Jahres erscheinen soll.

Zwischendurch kämpft Nicholas Müller immer mal wieder mit dem Teleprompter, was er auf sein fortgeschrittenes Alter zurückführt und mit allerlei Gestöhne unterstreicht. Das hindert ihn jedoch nicht daran zusammen mit Roda Bade ein grandioses Duett von „Elephanten Teil 2“ zu intonieren und für eine kollektive Gänsehaut zu sorgen. Im Zugabenblock findet sich dann unter anderem mit „Lady Angst“ noch der Song, mit dem quasi alles begann. Darin verarbeitet Nicholas Müller die Gründe, warum er 2014 seinen Dienst als Sänger bei Jupiter Jones quittieren musste und mit von Brücken anderthalb Jahre später den Reboot wagte.

Zum Glück kann man inzwischen nur sagen. Als um kurz vor 23 Uhr der letzte Ton verklingt und der Applaus einfach nicht enden will, spricht Nicholas Müller vom „grandiosesten von Brücken-Konzert aller Zeiten“. Es gibt an diesem Abend wohl niemanden, der ihm da widersprechen möchte. Als wir uns schließlich auf den Heimweg machen und über uns die Sterne am Kölner Nachthimmel funkeln, fühlt sich die Welt dank von Brücken ein Stück weit besser an.

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