Skip to content

Musicheadquarter.de – Internet Musikmagazin

Menu
Urheber/Fotograf: Goldmann Verlag

Elizabeth George "Wer Zwietracht sät"

Wer Zwietracht sät – Lynley und Havers in Cornwall

An den Romanen von Elizabeth George fasziniert mich von Beginn an die psychologische Tiefe, mit der sie ihre Geschichten erzählt. Ihre Figuren, allen voran Inspector Thomas Lynley und Sergeant Barbara Havers, agieren nicht einfach nur in Form eines klassischen Whodunits. Vielmehr handelt es sich um komplexe Charakterstudien. Täter, Opfer und Ermittler werden mit inneren Konflikten, moralischen Dilemmata und emotionaler Tiefe dargestellt. So ist es seit dem ersten Band 1988 („Gott schütze dieses Haus“) und ebenso im neuen, 22. Fall „Wer Zwietracht sät“.

Die Autorin lässt sich verdammt viel Zeit, um die Geschichte aufzubauen. Es geht um Männer und ihr Faible für viel zu junge Geliebte. Um zu Ende gehende Ehen und neue Affären. Um Lebemänner, die jedem Rockzipfel nachlaufen. Aber auch um triviale Dinge wie Bergbaurechte und die Dacherneuerung in Lynleys Herrenhaus. So baut sich nach und nach eine immer komplexer werdende Story auf, die vor allem in Cornwall spielt und zunächst mal eine örtliche Kriminalpolizei zeigt, die sich viel zu früh auf einen Täter einschießt.

Zur Story: In dem idyllischen Städtchen Trevellas wird der erfolgreiche Unternehmer Michael Lobb brutal ermordet aufgefunden. Hat der Mord etwas mit dem geplanten Bauvorhaben zu tun, das in Cornwall seit Monaten für Aufruhr sorgt? Oder steckt Lobbs Familie hinter der grausamen Tat? Der erste Verdacht fällt auf Kayla, Michaels wesentlich jüngere Frau, die nach dem Tod ihres Mannes ein beträchtliches Erbe erwarten kann. Aber auch sein Bruder Sebastian würde von Michaels Tod erheblich profitieren. Doch dann führt eine heiße Spur ausgerechnet zum Anwesen der Ashertons, dem feudalen Stammsitz von Detective Thomas Lynleys Familie. Höchst alarmiert schaltet Lynley sich in die Ermittlungen ein und gerät gemeinsam mit DS Barbara Havers in ein gefährliches Labyrinth aus Habgier, Betrug und Neid, in dem die Suche nach der Wahrheit schon bald ein nächstes Opfer fordert.

Und man sollte sich vom Klappentext nicht verwirren lassen. Die beiden Protagonist*innen Lynley und Havers tauchen erst sehr spät im Roman auf, um das Heft in die Hand zu nehmen. Auch andere lieb gewonnene Figuren wie Isabelle Ardery und Deidre Trahair erscheinen im Verlauf der 752 Seiten und der rote Faden um die Figuren, die uns zum Teil seit über 35 Jahren begleiten, wird weiter fortgeschrieben. Logisch, emotional und mit dem Wunsch nach einem Happy-End, das es vermutlich nie für die Beteiligten geben wird.

Der Kriminalfall ist sehr verwirrend und bis zum Schluss absolut mitreißend. Besonders die familiären Verwicklungen von Deidre in den Fall schaffen Spannung und treiben den Mit-Ratenden ebenso wie die handelnden Personen an. Hinzu kommen im Buch verstreute Tagebucheinträge, die dem Leser nach und nach die große Geschichte entfalten und ihm jeweils ein kleines Stück Insiderwissen geben, ohne aber zu viel zu verraten.

Mit psychologischer Rafinesse und überraschenden Wendungen nimmt George ihre Leserschaft mit auf ihre Reise nach Cornwall, beleuchtet die Vergangenheit vieler Personen und führt ihre Reihe grandios fort. Vom zugrunde liegenden Mordfall sicher nicht der beste Band der Reihe, aber in der fortlaufenden Geschichte ebenso wichtig wie alle anderen.

Keine Produkte gefunden.