Vincent Damon Furnier wurde 1948 in Detroit geboren, der berühmten Motor City – auch bekannt als Motown. Was das mit seinem neuen Album zu tun hat? Zunächst mal den perfekt gewählten Albumtitel „Detroit Stories“. Dann ist es ein durch und durch dreckiges Album, das den Staub der Arbeiterstadt atmet. Alice Cooper hat sich mal wieder selbst übertroffen und liefert ein astreines Rock’n’Roll Album ab. Das dürfte für Fans nichts Neues sein, hat er doch bereits 2019 die Gemeinde mit einer EP namens „Breadcrumbs“ überrascht, die unter anderem den älteren Titel „Detroit City“ als Remake brachte und außerdem Songs von Bob Seger und Suzie Quatro enthielt.
Schon in den Liveshows des neuen Jahrtausends wandte sich Alice Cooper gern den Heroen seiner Jugend zu und ließ sie quasi aus dem Grab erstehen, um ihre Musik zu würdigen. Das passte perfekt zu der morbiden Show, die sich seine Fans wünschen.
In „Detroit Stories“ erzählt Alice nun die eigene Geschichte, die eng verknüpft ist mit der von Produzent Bob Ezrin. Alles begann im Jahr 1970, als Bob Ezrin, damals ein erst noch flügge werdender, aufstrebender Musikproduzent, ein Farmhaus am Stadtrand von Detroit aufsuchte, um mit der Band um Alice Cooper zu arbeiten. Diese hatte Los Angeles hinter sich gelassen, da sie das Gegenteil der dortigen Flower-Power- und Hippie-Szene mit ihren Idealen von Liebe und Frieden verkörperte. Alice Cooper scharte seine deutlich düstere Gang in Detroit um sich – in der Stadt, in der nicht nur er selbst, sondern auch Genres wie Hard Rock, Garage Rock, Soul, Funk und Punk geboren wurden. Was folgte, war viel harte Arbeit: täglich zehn Stunden arbeitete Bob Ezrin zusammen mit der Band daran, deren Signature-Sound zu definieren. Sobald sie einen Song perfektioniert hatten, schallte lauter Applaus aus der Psychiatrie von der anderen Straßenseite. So entstand der klassische Alice Cooper-Sound, wie ihn heute alle kennen. „Los Angeles hatte einen eigenen Sound mit The Doors, Love und Buffalo Springfield”, sagt Alice Cooper selbst. „In San Francisco gab es The Grateful Dead und Jefferson Airplane. In New York The Rascals und The Velvet Underground. Aber in Detroit wurde wütender Hard Rock geboren. Alice Cooper mit dem gitarren-lastigen Hard-Rock-Sound und der krassen Bühnenshow hat einfach nirgendwo in den USA reingepasst, weder musikalisch noch imagetechnisch. Detroit war der einzige Ort, an dem Außenseiter wie wir reinpassten. Und als die Leute noch rausfanden, dass ich im Osten von Detroit geboren wurde… waren wir zu Hause angekommen.”
50 Jahre später nehmen Alice und Ezrin in einem Studio in Detroit gemeinsam mit einer Vielzahl legendärer Detroiter Musikern das neue Album auf und lassen damit den Geist der Stadt wieder aufleben. Eingerahmt von Stücken, die im Original von Lou Reed („Rock’n’Roll“) und Bob Seger („East Side Story“) stammen, lebt man Blues und Rock’n’Roll in eigenen Songs und Worten. Ein perfekter Trip in die 70er Jahre, mit Saxofon, jaulenden Gitarren, Motown-Chören, der Lehre vom puren Sound.
Wahnsinn, dass Alice auf seine alten Tage noch ein solches Album vorlegt, das Track um Track einen Riesenspaß macht. Wer sich die Deluxe Edition zulegt, bekommt zudem noch eine aktuelle Liveshow aus Paris auf Bonus-DVD. Eine Zusammenstellung der größten Hits mit entsprechender Show. Klasse!