Wenn man ein Album „Inside Problems“ nennt, wird ziemlich schnell klar, was Sache ist: Andrew Bird kehrt sein Innerstes nach außen. Auf seinem brandneuen Werk widmet sich der US-Songwriter all den komplexen Gedanken, Fragen und nächtlichen Obsessionen, die in jedem von uns herumschwirren. Es ist eine Sammlung von elf Originalsongs, die sich mit den inneren Dämonen auseinandersetzen, die Amok laufen, wenn es besonders ruhig wird.
Andrew Bird ist ein Multiinstrumentalist, wie er im Buche steht. Er wandelt gerne auf den Pfaden von Folk und Jazz, ohne dabei aber die poppigen Momente zu vernachlässigen. Allerdings legt er es nie auf Radiotauglichkeit an – so können seine Stücke auch gerne mal zwischen sechs und sieben Minuten dauern, wie das eröffnende „Underlands“. Idee dabei ist es, historische und philosophische Figuren wie Ikarus oder Orpheus in die Geschichten mit einfließen zu lassen.
Es gibt ein rhythmisches Grundgerüst und feine Melodien an Violine, Mandoline oder Banjo. Hinzu kommt Andrews verträumte melancholische Ausnahmestimme. Ein gezupfter Rhythmus und Americana-Anleihen begleiten „Lorn Didion“. „Fixed Positions“ ist ein berührender akustischer Gitarrensong wie auch der fast schon eingängige Titelsong, der aber durch Birds Übergang in hohe Tonlagen aufgewertet wird.
„The Night Before Your Birthday“ ist zu Beginn mit einem Kammerorchester arrangiert, führt dann aber in den beschwingten Rock der 70er über. „Make A Picture“ lebt vom Kontrast zwischen Violine und einem beschwingten Stakkato. Auch „Eight“ bringt spannende orchestrale Arragements mit sich und „Never Fall Apart“ lässt das Album mit getragenen Vocals ausklingen.
Die Themen sind schwierig, aber Andrew Bird lässt sich von den Widrigkeiten des Lebens nicht runterziehen. Trotz aller Melancholie und Tiefe klingt das Album am Ende doch optimistisch und vermittelt Freude an der Musik. Das sind vermutlich die Ressourcen, auf die der Musiker aus Chicago zurückgreifen kann, wenn es ihm dreckig geht oder er ins Grübeln kommt.