Bekannt geworden ist Calum Scott in Großbritannien vor allem durch eine Coverversion: mit „Dancing On My Own“, im Original von der schwedischen Sängerin Robyn, machte er bei der Castingshow „Britain’s Got Talent“ auf sich aufmerksam. Er hat die Show zwar nicht gewonnen, aber so ist es ja häufig. Oft sind es nicht die Sieger*innen, die eine nachhaltige Karriere erwartet.
Inzwischen ist Album Nummer 3 des Briten erschieben. „Avenior“ enthält interessanterweise wieder ein Cover, nämlich „I Wanna Dance With Somebody (Who Loves Me)“ von Whitney Houston. Immer ein Wagnis, sich ihren Songs zu widmen, doch Calum versucht gar nicht erst, die Energie des Songs zu kopieren, sondern liefert eine ganz feine, zerbrechliche Version, die genau seinem Stil entspricht. Zudem hat er die Erlaubnis von Whitneys Erben bekommen, ihre Stimme zu verwenden. Das Ergebnis des posthumen Duetts ist herzergreifend.
Die Tracklist des Albums zeigt Calums Entwicklung als Sänger und Songwriter mit einer anspruchsvollen Klangpalette, die seine charakteristischen, ergreifenden Balladen (die Singles „Die For You“ und „God Knows“) mit groovenden, romantischen Hymnen wie „Unsteady“ verbindet.
Der ungewöhnliche Titel „Avenoir“ stammt aus John Koenigs Neologismenbuch „The Dictionary of Obscure Sorrows“, in dem das erfundene Wort als „der Wunsch, dass die Erinnerung zurückfließen könnte“ definiert wird. Calum erklärt das Konzept: „‚Avenoir‘ bezieht sich darauf, wie wir uns wie ein Ruderer durchs Leben bewegen: immer vorwärts, aber mit dem Blick zurück, wir sehen, wo wir waren, aber nicht, wohin wir gehen. Die Songs auf diesem Album handeln sowohl von Bedauern und Trauer als auch von unsterblicher Liebe – ein Appell, das Leben in vollen Zügen zu genießen.“
Calum erreicht mit seinen stimmlichen Fähigkeiten neue Höhen in der ergreifenden Ballade „Mad“, einem herzzerreißenden Brief an sein zukünftiges Kind. Mit Songs wie dem funkigen „Peripheral Vision“, dem Club-Hit „Roots“ und dem Country-Abstecher „One More Drink“ (mit Lauren Alaina) betritt er aber auch mutiges Neuland.
Scott hat eine wundervoll-berührende Stimme, mit der er durchgehend überzeugt. Vielleicht ist kein neuer Welthit wie „You Are The Reason“ dabei, aber die Mischung aus intimen Momenten und hymnischem Pop ist absolut stimmig.
Übrigens ist er aktuell vermehrt im TV zu sehen – bei der „Comeback Stage“ von „The Voice of Germany“. Wie er selbst sagt, schließt sich hier ein Kreis: „Ich habe vor 10 Jahren selbst in einer Talentshow vorgesungen und sogar einen goldenen Buzzer bekommen – das macht diese Rolle für mich so besonders. Die anderen Coaches können diese Erfahrung nicht mit den Talenten teilen. Ich war in ihrer Situation und weiß genau, wie sich das anfühlt. Jetzt ihr Coach zu sein, ihnen Ratschläge zu geben und sie hoffentlich ins Finale von ‚The Voice of Germany‘ zu bringen, ist daher eine große Ehre für mich.“















