Über manche Machwerke der 90er Jahre kann man getrost den Mantel des Vergessens hängen, doch es gibt durchaus einige Songs, die es wert sind, auch zwanzig Jahre später noch gehört zu werden. Ob es dann aber im Orchestersound sein muss? Oh ja – man braucht sich nur die gewaltige sinfonische Version von „Rhythm Is a Dancer“ anzuhören. Das macht doch einiges her! Ein strahlendes, durchgreifendes Arrangement ist da entstanden.
Alex Christensen, DJ erster Stunde war tonangebender Mitinitiator der Techno-Dance- und Eurodance-Bewegung. Er ließ erst Deutschland, dann Europa und schließlich die ganze Welt tanzen. Beinahe im Alleingang. „Ritmo de la noche“, der Sommerhit des Jahres 1990, stammte aus seiner Feder. Danach ging es für den selbsternannten Musikverrückten aus Hamburg Schlag auf Schlag. 1991 zündete er einen Knaller ungeahnten Ausmaßes: Das Boot von U96 hielt sich geschlagene 13 Wochen auf #1 der deutschen Singles-Charts, sorgte europaweit für Furore und ebnete der Techno-Szene eigenhändig den Weg in den Mainstream.
Mehr als 25 Jahre sind seitdem vergangen und der DJ geht gekonnt neue Wege. Klassik meets Techno – dahinter verbergen sich die orchestralen Interpretationen von Hits wie „What Is Love“, „Nessaja“ (Scooter), „No Limit“ und „Tears Don’t Lie“. Da kann der Spätberufene noch gekonnt mitträllern. Eigens für dieses Album rief Alex Christensen das 49-köpfige Berlin Orchestra ins Leben, eine Zusammenkunft der besten Orchestermusiker der Hauptstadt. Und er engagierte ausschließlich junge Sängerinnen. Ivy Quainoo, Asja Ahatovic, Nicole Cross und Yass sind unter anderem mit dabei.
Hinzu kommen einige Instrumental-Werke. Das im Original so minimalistische „Children“ klingt hier wie eine große Suite. „Das Boot“ ist natürlich mit dabei und auch Titel wie „Sonic Empire“ kommen zu neuen Ehren.
Manchmal ist es gewöhnungsbedürftig, wie sich Streicher, Bläser und Techno-Beats vermischen, doch insgesamt finde ich das Konzept sehr gelungen. Alex Christensen erweckt die angestaubten Dance-Tracks zu neuem Leben und das Berlin Orchestra macht einen klasse Job – von emotionalen Tönen bis hin zum Geschwindigkeitsrausch.