Beim Klischee des Songwriters aus Irland denkt man unweigerlich an Klampfe und Lagerfeuerromantik, Irish Folk und grüne Wiesen. Umso überraschender kommt dann die Stimme des Sängers aus den Boxen: fast schon klassisch, leicht heiser und immer einen Tic im Falsett, was gewöhnungsbedürftig ist, sie aber zu etwas ganz Besonderem macht.
James Vincent McMorrow experimentiert gerne mit Sounds und Effekten. Das führt zu ausufernden Arrangements, bei denen aber selten mal die Pferde mit ihm durchgehen. Im Allgemeinen ist das Album trotz aller Elektronik recht ruhig gehalten. Nicht schwermütig und melancholisch, eher stimmungsvoll und frisch.
„Paradise“ liefert einen basslastig schweren, tanzbaren Rhythmus, „Gone“ verführt mit Clubmusik und R&B, „True Love“ führt mit den hohen Vocals in spannende Sphären. Es gibt viele ruhige Songs wie „Cliché“ und das geheimnisvolle „A House And A River“. Hier liegt definitiv seine starke Seite. Doch „Waiting“ und „We Don‘t Kiss Under Umbrellas Like We Used To“ bieten auch ein folkiges Songwriter-Feeling. Vielfalt ist Trumpf!
Die schönen Melodien und Ohrwürmer sind es, die den Hörer mitreißen. Hinzu kommt die Ausnahmestimme des Sängers. Da kann man oft nur staunen. Die Mischung aus Folk, Pop und immer mehr R’n’B ist stimmig bis zum Schluss – und das alles wird eingepackt in treffende und bisweilen sphärische Arrangements.
In der Kategorie „Musikvideo aus der Quarantäne“ dürfte James Vincent McMorrow als Sieger aus der Corona-Krise hervorgehen. Seht hier das sympathische Video, das McMorrow mit seiner Tochter zu Hause zeigt. Den Song „Headlights“ schrieb der Musiker ursprünglich für Rihanna, wollte diesen dann aber lieber selbst veröffentlichen: