Bei den Tull-Jüngern weltweit füllt sich nach und nach das Bücherregal mit Neuauflagen der frühen Alben im Hardcover-Deluxe-Format. Aktuell gibt es den Klassiker „Too Old To Rock’n’Roll: Too Young To Die!“ in einer Neu-Edition zum 40jährigen Jubiläum. Den Remix hat wiederum Meister Steven Wilson übernommen. Es gibt ohnehin keine Prog-Alben, an die er sich nicht heran wagt. Und was Wilson aus den alten Bändern macht, hat immer Hand und Fuß. Zudem wird immer eine Masse an neuem Material ausgegraben, das Fans und Musikkenner glücklich macht.
„Too Old To Rock’n’Roll: Too Young To Die!“ sollte ursprünglich ein Werk für die Bühne werden. Ein Musical über einen alternden Rockstar, das jedoch nie fertig gestellt wurde. Stattdessen verwendete man das Material für Jethro Tulls neuntes Studioalbum, das somit logischerweise wieder zum Konzeptalbum wurde. Der Handlung kann man anhand eines Comics folgen, der ursprünglich auf der Innenseite der Doppel-LP abgedruckt wurde. Hier findet er sich im buchformatigen Booklet.
Ein Kuriosum haben wir direkt bei CD 1: Wilson verwendet nicht das originale Studioalbum für den Remaster, sondern eine TV-Studioaufnahme. Seinerzeit existierte eine Vorgabe der Gewerkschaften, die es der Band untersagte, das Original-Album lippensynchron für die Ausstrahlung im Fernsehen zu nutzen. Daher mussten Jethro Tull im März 1976 erneut ins Studio, um das gesamte Album für diesen Zweck neu einzuspielen. Diese Aufnahme verwendet Wilson für seinen Remix, da die originalen Multi-Track-Bänder des Albums nicht mehr auffindbar waren. Da, wo es möglich war, gibt es noch Remixe des Originals, die als fünf Bonustracks angehängt wurden.
Der Vollständigkeit halber bietet dann CD 2 das Originalalbum unbearbeitet sowie eine Reihe von Bonustracks wie „Commercial Traveller“, „Salamander Ragtime“ und eine frühe Version von „One Brown Mouse“. DVD 1 lässt uns an besagtem TV Special teilhaben, das bisher nicht käuflich zu erwerben war. Und da Steven Wilson seinen Perfektionismus – wie wir wissen – nie zügeln kann, liefert DVD 2 als Audio-DVD nochmal viele Tracks, die er zum Bearbeiten in die Finger bekommen hat, in Topqualität. Auch hier hat das Originalalbum seinen Platz.
In der bisherigen Remaster-Reihe ist „Too Old To Rock’n’Roll: Too Young To Die!“ das Schwierigste, da Wilson weniger Original-Material zur Verfügung stand als bei den Werken zuvor. Trotzdem hat er das Beste daraus gemacht und liefert ein ansehnliches und vor allem anhörbares Gesamtpaket, das sie Historie von Jethro Tull fortschreibt. Im 80seitigen Booklet gibt es viele Infos zur Entstehungsgeschichte des Albums, massig unveröffentlichte Fotos und Track-by-Track-Infos von Ian Anderson himself. Fügt sich wunderbar in die Reihe ein.