Die Weltkarriere von Lissie startete 2010 mit dem Release von „Catching A Tiger“. Grund genug, diesem Release nach elf Jahren eine „Anniversary Edition“ zu widmen. Die Neuauflage enthält zusätzlich fünf bisher unveröffentlichte Tracks, die während der ursprünglichen “Catching A Tiger”-Sessions im Jahr 2009 aufgenommen wurden.
Von Anfang an bestach die Folk-Rock-Singer-Songwriterin aus Illinois durch ihre wundervolle Stimme, ganz im Blues verhaftet. Mit „In Sleep“, „When I’m Alone“, „Cuckoo“ und „Everywhere I Go“ gab es vier mäßig erfolgreiche Singles, doch viel wichtiger als die Charts war die Nachhaltigkeit des Albums. Und das gilt bis heute als großartiges Werk.
Zwei Wochen nach VÖ des Jubiläumsalbums zeigt sich nun, wie Lissie die konzertfreie Zeit der letzten 1,5 Jahre genutzt hat: nämlich zum Durchstöbern ihrer Archive. Dabei hat sie neun Stücke ausgegraben, die ihren Werdegang als Songwriterin in den Jahren 2002 bis 2009 beschreiben.
Vorab gab Lissie einen Vorgeschmack auf „Watch Over Me“, indem sie den bisher unveröffentlichten Song „Hey Boy“ vorgestellt hat, der einige Jahre vor der Veröffentlichung von „Catching A Tiger“ geschrieben wurde. Der Song ist ein rauer und rootsiger Folk-Rocker, in dem Lissies bluesiger Gesang eine vernichtende Kritik an Sexismus und Frauenfeindlichkeit übt, mit denen sie als junge Künstlerin konfrontiert war, die versuchte, sich in der Musikszene einen Namen zu machen.
Lissie reflektiert: „Ich bin so froh, dass ich ‚Hey Boy‘ teilen kann, wenn auch fast 18 Jahre nachdem es geschrieben wurde! Als ich im College war, habe ich fast jeden Abend Live-Musik gesehen. Ich spielte bei Open Mics und wurde schließlich zum Opener für tourende Acts, die durch die Stadt kamen. Es gab eine Gruppe von Musikertypen, die sich immer über mich und meine Texte lustig machten, meine Plakate in der Stadt zertrümmerten und mir unterstellten, dass ich nur deshalb Chancen bekam, weil ich eine dumme junge Frau war, die flirtete. Das fühlte sich seltsamerweise wie eine normale Sache an, mit der man sich damals auseinandersetzen musste, also zuckte ich nur mit den Schultern und machte weiter. Ich wollte einer der Jungs sein, in der Musikszene willkommen sein. Für meine Existenzberechtigung zu kämpfen und mit den Folgen der Zurückweisung männlicher Annäherungsversuche und Missverständnisse würdevoll umzugehen, fühlte sich wie ein Lebensstil an, etwas, das man akzeptieren und bewältigen muss. Es scheint, als würde sich das jetzt zum Besseren ändern.“
Ihre ganze musikalische Stärke liegt in diesen neun Songs und es wird klar, warum die Entwicklung zum Weltstar nicht mehr aufzuhalten war. Schön, dass diese Ära nun als kleines Nostalgie-Album das Licht der Welt erblickt.