Hugo Strasser, geboren 1922, gestorben 2016, war ein Swing- und Jazzmusiker der ersten Stunde. Sein Orchester mit Sitz in München ist bis heute und auch nach seinem Tod ein Garant für orchestralen Sound vom Feinsten. Als der Gründervater des Orchesters starb, bestimmte er den Münchner Heinrich Haas junior zu seinem würdigen Nachfolger. Doch Haas überlebte seinen Mentor nur um gerade mal vier Jahre und starb im April 2020. Dessen Vater Heinrich Haas Senior (unter Münchnern bekannt als Wirt der Weißbier-Alm auf der Wiesn) beschloss, sich der Aufgabe zu stellen, die seinem Sohn übertragen wurde: Das Orchester soll fortbestehen, die Legende soll weiterleben und den Swing auch in schwierigen Zeiten zu den Menschen bringen. Denn so hätten es sich auch die beiden Verstorbenen gewünscht.
Aber was tut ein solch renommiertes Orchester zu Corona-Zeiten, wenn die Auftritte ausbleiben, weil das Publikum nicht kommen und tanzen darf? Natürlich gab es auch hier eine Streaming-Lösung. Harter Tobak für die Musiker, die vom Kontakt zu den Menschen leben, aber besser als nichts. Das Orchester performte allein im Deutschen Theater München – das Publikum tanzte zuhause. Die Aufnahmen zum vorliegenden Mitschnitt wurden live erstellt und waren am 13.12.2020 erstmals über YouTube zu sehen.
Zum Nachtanzen gibt es Swing vom Feinsten. Schon der Auftakt mit „So What’s New“ dürfte jeden zum Mitmachen anregen. Das ist keine Fahrstuhlmusik sondern ein mitreißender Sound. Es gibt ein grandioses „Respect“, das schmachtende Duett „Something Stupid“, puren Rock’n’Roll mit „Reet Petite“ und ein fulminantes „Sexbomb“. Als Sänger begeistern Giacomo Di Benedetto, Jenny Strasburger und Dave Kaufmann.
Am Ende erklingt der Klassiker „In The Mood“ und man weiß: Die Musiker hatten auch ohne Publikum ihren Spaß. Dieses Konzert mit zehn sauber eingespielten Titeln ist es wert, für die Nachwelt erhalten zu werden. Hier kann man das komplette Konzert noch visuell genießen: