Ein neues Soloalbum des 78jährigen – das ist doch mal eine gelungene Weihnachtsüberraschung. „McCartney III“ erscheint 50 Jahre nach „McCartney“, dem ersten eigenständigen Werk nach der Trennung der Beatles. Und wieder ist es komplett im Alleingang geschrieben und eingespielt.
Fünf Jahrzehnte hat er also für seine Trilogie gebraucht, die jeweils eine Wegmarke anzeigt. 1970 war es die Trennung der Beatles, 1980 das letzte Album der Wings – erschienen 1979 – und im Jahr 2020 wohl die besondere Situation des Lockdowns, die den Meister ganz auf sich allein gestellt werkeln ließ. Jeweils Grund genug, ein selbstbetiteltes Album auf den Markt zu bringen.
Auch „III“ zeigt den Künstler in neuer Kreativität. Dazu verwendete er vorhandene Songfragmente und schrieb einige neue Stücke. Schon der Beginn mit den Lautmalereien von „Long Tailed Winter Bird“ klingt beeindruckend innovativ. Teils poppig, aber auch experimentell und psychedelisch geht es weiter. Dabei hat die charismatische Stimme des Sängers großen Einfluss. Es gibt düstere Einflüsse wie auf „Deep Down“, den hypnotischen Sound von „Slidin'“, aber auch ein akustisches „The Kiss of Venus“. Das Album klingt alles andere als homogen – damit dürfte für die Fans verschiedener Epochen etwas dabei sein. Sogar ein Mellotron aus den Abbey Road Studios kam zum Einsatz.
Bemerkenswert finde ich auf jeden Fall die minimalistische und reduzierte Herangehensweise. Dass Paul hier eine One-man-show abzieht, hätte man ihm wohl im hohen Alter nicht mehr zugetraut. Klar, seine Stimme klingt nicht mehr so gewaltig wie früher. Altersspuren sind unverkennbar. Aber die Prägnanz ist weiterhin vorhanden. Und gerade das macht dieses Konglomerat von Stimmungen und Sounds aus.