Bei einer Aufzählung der besten Alben aller Zeiten ist „Automatic For The People“ gerne mal vorne mit dabei. Kein Wunder – mit Hitsingles wie „Drive“, „Everybody Hurts“, „Nightswimming“ und „Man On The Moon“. Alles klingt heute noch so frisch wie vor dreißig Jahren. Dabei hatte ich R.E.M. in den 80ern nie auf dem Schirm. Ihr College Rock war mir zu verkopft. Dachte ich zumindest. Doch das sollte sich mit „Out Of Time“ und „Losing My Religion“ schlagartig ändern. Michael Stipe & Co. waren jetzt im Mainstream angekommen, doch sie ließen sich davon nicht in die Irre leiten. Das Nachfolgealbum enthielt zwar viele Balladen, war aber keineswegs ganz auf Radiohits gebürstet.
„Automatic for the People“ übertraf den Erfolg des Vorgängers noch, kletterte bis auf Platz 2 der US-amerikanischen Billboard-Charts und verkaufte sich bis heute über 18 Millionen Mal. Inhaltlich werden viele Themen angesprochen, die von Liebe und Verlust bis hin zu sozialen und politischen Fragen reichen.
Den Anfang macht das eindringliche „Drive“ mit kraftvollen Gitarren, Streichern und gedoppeltem Gesang. Großartig! Weiter geht es mit „Try Not to Breathe“, das ebenso wie „Everybody Hurts“ auf der einen Seite von Hoffnungslosigkeit spricht, aber auch Trost vermittelt. „Nightswimming“ und „Man on the Moon“ (dem Komiker Andy Kaufman gewidmet) spiegeln eine tiefe Sehnsucht nach Nostalgie und spiritueller Verbindung wider.
„The Sidewinter Sleeps Tonight“ besticht durch seine hohen Vocals. Nach dem „New Orleans Instrumental No. 1“ geht es mit „Sweetness Follows“ und „Monty Got A Raw Deal“ in Richtung Country und Folk. Auf „Ignoreland“ kann man seinen ganzen Frust über die Entwicklung der USA in Carter-Reagan-Bush-Zeiten rauslassen und liefert nach all den Balladen einen fast schon rockigen Track voller Aggression.
Mit seiner Melancholie und Emotionalität bleibt „Automatic For The People“ auch nach Jahrzehnten ein fester Bestandteil der Musikgeschichte und hat zahllose Künstler und Zuhörer auf der ganzen Welt inspiriert. Die Veröffentlichung als limitierte LP-Version auf gelbem Vinyl ist eine schöne Würdigung. Macht Spaß, das Teil in Händen zu halten und an alte Zeiten zu denken.