Man mag bisweilen vergessen, welch erhabenes Gefühl es war, eine LP Hülle aufzuklappen und das Vinyl vorsichtig heraus zu ziehen. Doch wenn es dann mal wieder so weit ist, hat dieser Moment etwas ganz Besonderes. Vinyl-Liebhaber dürfen sich jetzt also auf die ersten acht Alben des großen Barden Reinhard Mey freuen. Und das 50 Jahre nach ihrem erstmaligen Erscheinen.
Der Liedermacher und Chansonier erhielt 1967 nach einem Auftritt beim Knokke-Festival in Belgien einen ersten Plattenvertrag – jedoch zuerst in Frankreich, kurz darauf dann auch in Deutschland. Noch im gleichen Jahr veröffentlichte er sein Debutalbum „Ich wollte wie Orpheus singen“. 1968 wurde er als erster ausländischer Sänger in Frankreich mit dem „Prix International de la Chanson francaise“ ausgezeichnet. Es dauerte hierzulande noch eine Weile, ehe ihm mit dem Lied „Der Mörder war immer der Gärtner“ (1971) der große Durchbruch gelang. Mit dem Erfolgstitel und dem Album „Ich bin aus jenem Holze“ war Mey beim großen Publikum angekommen. Die nachfolgende LP „Mein Achtel Lorbeerblatt“ erreichte Platz 1 der deutschen Charts. In den 1970er Jahren gelangen dem Künstler noch zahlreiche weitere Erfolgs-LPs, darunter „Wie vor Jahr und Tag“ mit dem großen Hit „Über den Wolken“ und dem feinsinnigen Titelsong, einem der schönsten Liebeslieder in deutscher Sprache.
Am 12. Mai erschienen die lange vergriffenen ersten acht Alben neu auf Vinyl. Zudem werden alle acht LPs auch in einer Box unter dem Titel „Jahreszeiten 1967-1977“ veröffentlicht. Jedes dieser Alben hat seinen künstlerischen und ideellen Wert. Klar kann man diese auf CD erwerben (sogar komplett in der sogenannten Jahreszeiten-Box), aber es macht große Freude, die Originalalben in der Hand zu halten, die sich bis auf den zusätzlichen Copyright-Hinweis „2017“ neben dem ursprünglichen Erscheinungsjahr kaum von der ursprünglichen Veröffentlichung unterscheiden. Ich zähle mal auf:
- „Ich wollte wie Orpheus singen“ – Das Debütalbum von 1967.
- „Ankomme, Freitag, den 13“. – Für dieses Album verfasste Reinhard Mey erstmals alle Texte selbst.
- „Aus meinem Tagebuch“ – Das Album enthält unter anderem die bekannte Trilogie auf die Hauswirtin Frau Pohl
- „Ich bin aus jenem Holze“ – Inklusive des Mey-Klassikers „Der Mörder ist immer der Gärtner“ und das Berlin-Lied: „Ich trag den Staub von deinen Straßen“.
- „Mein Achtel Lorbeerblatt“ – Enthält unter anderem den Hit „Gute Nacht, Freunde“, das Lied über die intellektuelle „Annabelle“ oder „Die heiße Schlacht am kalten Buffet“.
- „Wie vor Jahr und Tag“ – Der absolute Mey-Evergreen wurde erstmals mit diesem Album veröffentlicht: „Über den Wolken“. Weitere Höhepunkte sind beispielsweise „Was kann schöner sein auf Erden, als Politiker zu werden“, „Es gibt keine Maikäfer mehr“ oder der Titelsong.
- „Ikarus“ – Die griechische Mythologie inspirierte Reinhard Mey zu diesem Album-Konzept.
- „Menschenjunges“ – Nach der Geburt seines ersten Sohnes erschien dieses Album mit dem gleichnamigen Lied.
Übrigens gibt es zu jedem Album einen Download-Code, mit dem man sich die digitale Version kostenlos auf den PC laden kann. Wer also unbedingt mit Spotify-Qualität und Mini-Lautsprecherboxen hantieren will, kommt auch zu seinem Recht.