Reichen drei CDs, um die unglaubliche Karriere von Udo Jürgens zusammenzufassen? Sicher nicht. Dazu bräuchte es schon eine Serie mit mehreren Staffeln in Netflix-Dimensionen. Doch da die Musik immer eine starke Spitzenposition in Udos Leben inne hatte, ist die vorliegende Compilation mit dem vielsagenden Titel „Da Capo – Stationen einer Weltkarriere“ eine mehr als hinreichende Annäherung an das Phänomen des Künstlers, der ursprünglich als Jürgen Udo Bockelmann im österreichischen Klagenfurt geboren ist.
Das Triple-Album ist keineswegs eine „Best of“ im herkömmlichen Sinne. Klar sind auch die Songs vorhanden, die auf eine solche klassische Sammlung gehören, aber bei diesem Album geht es um viel mehr. So verwundert es kaum, dass sich die Hits aus den Hitparaden in dem musikalischen Kapitel verstecken, das sich mit dem Musical „Ich war noch niemals in New York“ beschäftigte. Hier gibt es dann den gleichnamigen Evergreen (in einer Liveversion aus 1982) und viele mehr: „Aber bitte mit Sahne“, „Ein ehrenwertes Haus“, „Mit 66 Jahren“ – um nur einige zu nennen.
Das Album ist seine musikalische Biografie, die chronologisch in der Zeit zurück geht und seine Karriere thematisch ordnet. Es zeigt eine persönliche Erinnerung an einen Künstler, der immer bereit war zu Aufbruch und Neubeginn. Es zeichnet in 61 Songs die Stationen einer Weltkarriere nach – und die einer musikalischen Lebensreise. Es gibt die eher wenig bekannten Jazz-Titel, frühe Aufnahmen, unveröffentlichte Titel und ungewöhnliche Interpretationen bekannter Songs.
Auf seinen Live-Konzerten präsentierte sich Udo Jürgens immer als großer Sänger und Charmeur. Sicher nicht stimmlich perfekt, aber stets mit einem Augenzwinkern, mit sehr sympathischem Auftreten und in ständiger Kommunikation mit seinen Fans. Man bekam ein Bild von ihm als ehrlicher Künstler, der nicht übertreibt, der sich nicht bei seinem Publikum einschleimt, der sich aber von der Begeisterung tragen lässt und in emotionalen Momenten auch mal feuchte Augen bekommt. Dabei wusste vor allem der emotionale und nachdenkliche Udo zu gefallen, der viele persönliche Songs interpretierte. Hier bekommt man alle Facetten gezeigt.
CD 1 trägt den melancholischen Titel „Bis ans Ende meiner Lieder“ und startet mit „Die Welt braucht Lieder“ vom letzten Konzert 2014 in Zürich.Dann geht es über Städte und Liveversionen und über den Musicalerfolg zurück bin zum Jahr 1990. Das symphonische „Mein größter Wunsch“ ist ein musikalisches Highlight. Der Titel zur Eiskunstlauf-WM 1991 und der gemeinsame Song mit der deutschen Fußballnationalmannschaft 1990 sind besondere Schmankerl des Albums.
CD 2 „Traumtänzer-Jahre“ geht von 1989 zurück bis 1970. Da wird in „Moskau – New York“ an den Mauerfall erinnert und es gibt mit „Atlantis sind wir“ einen Mitschnitt von 1987 aus Ostberlin. „Einmal wenn du gehst“ (1977) markiert den Umzug von Österreich in die Schweiz. Internationale Erfolge führten ihn nach Athen, Tokyo, Rio und Kapstadt. Die englische Version „Come Share The Wine (Griechischer Wein)“ war mir bisher nicht bekannt – ebenso wenig wie „The Music Played (Was ich dir sagen will)“, mit der Udo 1973 eine Nr. 1 in den japanischen Charts schaffte.
CD 3 macht als nostalgisches „Damals wollt‘ ich erwachsen sein“ den Sprung von 1969 bis 1949. Die Zusammenstellung enthält familiäre Elemente wie „Liebe ohne Leiden“ mit Tochter Jenny (die 1967 geboren wurde) in einer Liveversion von 1985. Es folgen die großen Erfolge beim Grand Prix, der inzwischen Eurovision Song Contest heißt. Allen voran natürlich „Merci Chérie“, mit dem Jürgens 1966 in Luxemburg den Sieg davon trug und in den Köpfen aller Musikfreunde angekommen war. Dann gibt es Ausflüge in Udos frühe Tanz- und Schlagermusik und seine Jazz- und Swing-Stücke, mal instrumental, mal englisch- oder deutschsprachig.
Das Booklet ist sehr informativ und der Digipack einfach wunderschön zusammengestellt. Diese Zeitreise durch das Leben des Ausnahmekünstlers Udo Jürgens ist absolut gelungen und beschreibt den Musiker, Sänger und Entertainer perfekt!