Die Kindermusik-Reihe „Unter meinem Bett“ erscheint schon seit vielen Jahren im Oetinger Verlag und liefert handgemachte Singer-Songwriter-Musik für Kinder, die auch Eltern gerne hören. Nach der siebten Episode folgte ein „Best of“ Album, doch mit Nummer 8 gibt es jetzt wieder fantastisch gute neue Songs von den besten deutschen Bands und Künstler*innen. Mit an Bord sind Alex Mayr, Wilhelmine, Antje Schomaker, Bruckner, Francesco Wilking, Lotte und viele mehr.
Die bisherigen Alben versammeln die besten Singer-Songwriter*innen, um in verschiedenen Stilen mit mal witzigen, mal nachdenklichen und dabei immer klugen Texten mitten aus dem Alltag moderner Familien zu erzählen. Auch die neuen Themen sind so vielfältig wie ein Kinderleben und könnten auch den Kleinsten im Vorschulalter sowie ihren älteren Geschwistern gut gefallen.
Alex Mayr singt in „Raus“ mit starker Rockstimme von Gefühlen aller Art. Sven van Thom behandelt mit „Du guckst ja gar nicht“ ein Thema, das man heutzutage allzu oft beobachtet: Eltern starren aufs Handy, statt ihre Kinder und deren kleine Abenteuer zu beachten. Bruckner besingen schwungvoll die „Wohnung mit Balkon“ und Lotte macht gemeinsam mit Moritz Krämer die Welt „Bunt“.
Wundervoll finde ich „Chamäleon oder ich entscheide mich nie“ von Wilhelmine, bei dem sich die Künstlerin dem Thema Anpassung widmet. Ebenso cool ist das groovige „Ich bin wichtig“, das Antje Schomaker mit einer Kindergruppe interpretiert und mit ihnen gemeinsam deren Selbstbewusstsein stärkt.
Was auffällt: In allen Fällen haben die Künstler*innen die Songs selbst geschrieben oder daran mitgewirkt. Gerade das macht „Unter meinem Bett 8“ zu einem außergewöhnlichen Album, das den Geschichten und Themen ebenso wie der Musik viel Tiefe verleiht. Ein authentisches Liederalbum, das sich nicht bei Kindern anbiedern will.
Während man ROCK AM RING immer wieder vorwirft, fast nur männliche Künstler auf der Bühne zu präsentieren, hat das REEPERBAHN FESTIVAL erneut eindrucksvoll bewiesen, dass es auch anders geht. Am Donnerstag durfte ich mit Senta, Wilhelmine, Antje Schomaker, Mathea und Lina eine grandiose Auswahl junger, deutschsprachiger Sängerinnen bewundern. Dazu war unter anderem die FLINTA*-Bühne im Club Indra geschaffen worden, wo das Musikhaus Thomann unter dem Motto „Here To Get Heard“ der Diversität einen Platz gab.
Startpunkt für mich war aber der Spielbudenplatz, wo die belgische Band Kids With Buns im Reeperbus auftrat. Das Duo Amber und Marie bezeichnet seine Musik als Bedroom Pop – und das trifft es wohl ziemlich genau. Es waren sehr melancholische Klänge, die da über den Platz hallten. Mit akustischen Gitarren wurde ein zweistimmiger Gesang begleitet, wobei eine der jungen Frauen stimmlich sehr kraftvoll unterwegs war, während man die leisen Töne der anderen kaum hören konnte. Dieser verträumte Indiepop mag in einem Club funktionieren, aber open air war die Geräuschkulisse des Publikums leider zu laut.
Der Club Indra ist ein geschichtsträchtiger Ort und es sind quasi „heilige Hallen“, die man betritt. Die Beatles traten dort erstmals am 17. August 1960 auf und spielten insgesamt 48 Nächte lang in der Location. Heute startete hier das Stelldichein starker weiblicher Stimmen mit der Berliner Sängerin Soukou. Gestartet ist die Künstlerin in ihrer Heimatstadt Bochum mit Gospel und Hip Hop, um dann ab 2007 mit zarten 19 Jahren die Clubs von Berlin als Ena Wild mit Techno und Elektrobeats zu erobern. Inzwischen hat sie wieder den Weg zum Soul zurück gefunden und überzeugte hier mit emotional kraftvollem Gesang, der von einem dominanten Schlagzeug begleitet wurde. Mit sympathischen Ansagen machte sie sich neue Freund*innen im Publikum.
Weiter ging es mit Senta, die manchen vielleicht noch unter dem Künstlernamen Oonagh bekannt sein könnte. Damals machte sie eher esoterische, fantasy-orientierte Musik, doch inzwischen hat sie die Metamorphose zum wohligen Pop geschafft. In der Setlist herrschte viel Melancholie und Nachdenklichkeit vor, doch es gab auch mitreißende, tanzbare Tracks. Stimmlich äußerst vielseitig sang sie von Müttern und Töchtern, interpretierte eine eingängige Hymne übers Frausein und erzeugte durchaus Mitsing-Stimmung im Indra. Der neue Titel „Hallo Angst“ wird im Oktober erscheinen. Interessante Idee, wie die Personifizierung der Angst zu ihrer Überwindung beitragen kann. Jedenfalls legte Senta hier einen beeindruckenden Auftritt hin, mit dem sie zeigte, dass sie sich als Künstlerin längst vom Oonagh-Projekt frei geschwommen hat.
Auf Wilhelmine hatte ich mich ganz besonders gefreut. Seit ich sie 2022 beim RBF im Club „Uebel und gefährlich“ gesehen habe, bin ich überzeugter Fan ihrer Musik – und natürlich enttäuschte sie nicht. Schon mit elf Jahren schrieb sie erste Songs. Sie trat als Straßenmusikerin in einer Coverband auf und machte recht früh in eigenen Liedern ihr Coming Out zum Thema. Die Performance im Indra war als „Secret Gig“ sehr kurzfristig angekündigt. Sie trat in kleiner Bandbesetzung ohne Schlagzeug auf. Wilhelmine gelang es, ihre Stücke wie eine aufmunternde Umarmung klingen zu lassen. Sie war authentisch und sang mit sanfter, klarer Stimme von den „Kleinen Dingen“ im Leben, vom „Schwarzen Renault“ der sie verfolgt und von Selbstliebe. Viele Songs wurden am Piano begleitet, was ihnen hohe Intensität verlieh. „Feuervogel“ mischte sie lyrisch mit „Du trägst keine Liebe in dir“ von Echt. Sehr gelungen! „Mein Bestes“ wurde der Frau gewidmet, die Wilhelmine groß gezogen hat ohne ihre leibliche Mutter zu sein, die neue Single „Paula“ für eine Freundin aus Kindheitstagen wurde zelebriert und ja, auch ihre Homosexualität war in manchen Songs Thema. „Nie wieder wegrennen“ ist eine selbstbewusste Standortbestimmung und der Coming-Out-Song „Meine Liebe“ wurde gemeinsam mit Sängerin AYMZ interpretiert, was auch für Wilhelmine ein besonderer Moment war. Im Rausgehen konnte ich zwei junge Frauen um die 20 hinter mir hören – eine mit Tränen in den Augen. „Was war das denn? Wie toll! Wie gut, dass wir geblieben sind.“ Absolut richtig.
Nebenan in der Großen Freiheit 36 war es dann Zeit für Antje Schomaker, eine alte Bekannte beim RBF. Nach dem hitzigen Indra war die Große Freiheit angenehm klimatisiert. Gut so, denn Antje brachte genügend heiße Atmosphäre mit. Sehr cool im Rüschenrock hatte sie eine formidable Rockband dabei und präsentierte viele Songs, die vom neuen Album (VÖ: 6.10.) stammen. In „Die Zeit heilt ’n Scheiß für mich“ ging es um Stalking und eine toxische Beziehung, in „Irgendwohin“ um eine spontane Fahrt ans Meer. Antje Schomaker verstand es, ihre Gefühlswelt perfekt auszudrücken und zu vermitteln. Zunächst war die Menge entspannt am Schwofen, doch mit dem Peter-Fox-Cover „Alles neu“ verwandelte sie den Club in einen wahren Hexenkessel.
Dann schnell zurück ins Indra, den hier war Sängerin und Rapperin Mathea aus Salzburg angesagt, die kurzfristig für Luna eingesprungen war. Das stand erst sein drei Tagen fest, was man der Performance absolut nicht anmerkte. Ein denkwürdiges Bühnenbild mit großem M auf der Bühne, das wie eine Maske wirkte. Und dann diese energische Performance. Mathea reappte und schrie ihre Zeilen, sang in tiefem Österreichisch für ein „Oaschloch“, konnte aber auch ganz ruhig werden, wenn es in einer Ballade um die Verliebtheit in den besten Kumpel ging. Das Triple Wilhelmine, Antje Schomaker und Mathea war in dieser Form einfach gigantisch. Das kann man nur auf dem „W-Festival“ erleben – oder aber beim RBF.
Und damit war ja noch nicht genug der starken Stimmen. Im Chikago Club durfte zu sehr später Stunde noch Lina von sich überzeugen. Sicherlich keine leichte Aufgabe, hat sie doch eigentlich ein recht junges Zielpublikum. Tatsächlich waren die ersten beiden Reihen auch von Teenagern eingenommen, die auf Linas Auftritt hin fieberten und das definitiv jüngste Publikum des Festivals bildeten. Lina hat im März ein sehr erwachsenes Album voller Urban-Pop-Elemente vorgelegt, das sie selbst als ihr musikalisches Tagebuch bezeichnet. Mit Mitte 20 tut sie ihr Bestes, um sich eine neue Zielgruppe zu erschließen und die mitgewachsenen Fans nicht zu verlieren. Dazu lieferte sie Songs wie „Lost Kids“, die mit viel Charisma durch eine autobiografisch angehauchte Geschichte führten. Neben den neuen Stücken gab es auch Klassiker wie „Ego“ und mit dem rockig-aggressiven „Lina was ist los mit dir“ und dem melancholischen „Wasser“ zwei sehr persönliche Songs zum Abschluss. Nach so viel geballter weiblicher Energie an einem Tag durfte man getrost den Weg ins Hotel antreten.
Das wundervolle Projekt „BUNT!“ erscheint gleich in zwei Varianten: Es gibt ein schön bebildertes Kinderbuch mit Geschichten, die von einer diversen Welt erzählen und sich gegen Vorurteile, Benachteiligung und Unterdrückung aussprechen. Nach Martin Luther Kings Motto „I have a dream“ hat sich eine Reihe von Autor*innen mit dem Thema auseinander gesetzt und eine bunte Vielfalt von Erzählungen erschaffen, die im Verlag Penguin Junior zum Vorlesen-lassen und Selber-lesen anregen.
Bettina Obrecht erzählt in „Ben, der Ziegenbändiger“ wie ein ängstlicher Außenseiter zum mutigen Ziegenfreund wird. Shary Reeves erläutert sehr anschaulich, was Diskriminierung bedeutet und wie Anders-sein wirklich definiert wird. Ein schwieriger Sachverhalt wird in einfachen Worten erklärt. Anna Taube liefert mit „Samiras Ring“ eine Geschichte über Religion und Toleranz. Dazwischen finden sich immer wieder lyrische Einschübe in Gedichtform und wirklich zauberhafte Illustrationen.
Luna Al-Mousli beschreibt in „Ich sehe was, das du nicht siehst“ die unterschiedliche Sicht auf bestimmte Dinge – und prompt findet sich eine Bastelanleitung für ein Kaleidoskop. Auch der Generationenkonflikt wird thematisiert und die Vielfalt in der Nachbarschaft. Das 128seitige Buch ist sehr schön gestaltet und aufgebaut. Für Kinder ist es absolut geeignet, Diversität in vielen Facetten und Ausprägungen zu erklären und erzählerisch erlebbar zu machen. Und auch Erwachsene können noch einiges dabei lernen.
In der Hörbuch-2CD werden die Geschichten aus dem Buch nicht nur vorgelesen, sondern auch noch durch aussagekräftige Songs aktueller Künstler der Popszene ergänzt. Alina & Samuel Koch singen in „Je mehr du dich zeigst“ von Individualität. „Ich will nur, dass du weißt“ von Tom Beck & Dimi Rompos richtet sich gegen Geschlechterklischees. Der Schweizer Seven erklärt das Älterwerden und Newcomerin Wilhelmine liefert mit „Immer Liebe“ eine Hymne für sexuelle Vielfalt.
Das CD-Booklet übernimmt Illustrationen aus dem Buch und ist ebenso schön gestaltet. Mit einer großen Stimmenvielfalt werden Geschichten vom Verschiedensein und vom Finden von Gemeinsamkeiten erzählt, sind Songs verschiedener Musikrichtungen vom Aufeinanderzugehen, Voneinanderlernen und gegenseitiger Unterstützung zu hören.
Beide Releases können für sich stehen oder gemeinsam wirken. Auf jeden Fall ist „BUNT!“ ein wunderschönes und wertvolles Projekt, dem ich sehr viele Leser, Vorleser, Zuhörer und Mitsinger wünsche. Großartig!
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Wilhelmine war für mich die größte Entdeckung beim Reeperbahn Festival 2022. Ich hatte vorher schon einige ihrer Songs gehört, doch ihr Livekonzert im Club “Uebel und gefährlich” war ein ganz besonderes Highlight. Ihre anfängliche Unsicherheit überspielte sie mit viel Energie und war mega sympathisch. Songs wie „Komm wie du bist“, „Meine Liebe“ und „Das Mädchen mit der Latzhose“ zeugten von Popmusik, die etwas sagen möchte. Durch authentische Ansagen gelang ihr das mit Bravour.
Wilhelmine Schneider ist 1990 in Berlin geboren und wuchs in einem besetzten Haus in Kreuzberg auf. Später zogen die Eltern mit ihr ins Wendland. Schon mit elf Jahren schrieb sie erste Songs. Sie trat als Straßenmusikerin in einer Coverband auf und machte recht früh in eigenen Liedern ihr Coming Out zum Thema. Die EP „Komm wie du bist“ (2020) enthält sehr persönliche Songs mit Geschichten, die ihr selbst passiert sind. „Warum ist meine Liebe deiner Rede wert?“ fragt sie offensiv und hält in „Solange du dich bewegst“ eine bewegende Ansprache an sich selbst. Diese Stücke sind auf dem Debüt nicht enthalten, daher empfehle ich auch die EP, wenn man über das Album auf den Geschmack gekommen ist (HIER unsre komplette Review).
Der Albumtitel „Wind“ passt in die stürmischen Zeiten, in denen wir leben. Und Wilhelmine gelingt es, ihre Stücke wie eine aufmunternde Umarmung klingen zu lassen. Sie ist authentisch und singt mit sanfter, klarer Stimme. „Schritt für Schritt“ startet mit verschwurbelten elektronischen Klängen, die eine melancholische Standortbestimmung untermalen. Erst im Refrain kommt die Energie durch, die sich meist durch Wilhelmines Musik zieht.
„An all diesen Tagen“ ist ein wunderschön eingängiger Popsong, der von Zusammenhalt und Liebe singt. „Besonders“ beschreibt die Schönheit des Augenblicks und „Mein Bestes“ handelt von den Tagen ihrer Kindheit. Wilhelmine ist wahnsinnig gut darin, zwischenmenschliche Momente und Schwingungen einzufangen – Momente und Schwingungen, die so intim sind, dass man sich fühlt, als flüstere sie einem die Worte gerade persönlich ins Ohr.
Die aktuelle Single „Schwarzer Renault“ zeigt aber auch die Kehrseite der Liebe. Nach dem Phänomen selektiver Wahrnehmung fühlt sich die Protagonistin plötzlich vom Auto des geliebten Menschen verfolgt. Solche Situationen kann vermutlich jede und jeder nachvollziehen – und mit ihrem flauschigen Pop verleiht Wilhelmine den Gedanken eine Stimme.
In „Ich gehör wieder mir“ geht es um Selbstfindung. „Die kleinen Dinge“ und „Eins sein“ handeln von glücklichen Liebesbeziehungen. Damit spricht die 32jährige, die aber viel jünger wirkt, eine breite Generation von Teens und Twens an. Mit ehrlichen Texten, vermittelt durch weitestgehend handgemachte Musik und ohne auch nur den Hauch stampfender Schlagerrhythmen.
Wilhelmine wendet sich gern den Menschen in ihrer Umgebung zu und singt von ihnen. „Sicher“ handelt von einer Vaterfigur, deren Fehlen sie mit eindringlichen Rapzeilen und einem sehnsüchtigen Refrain beschreibt. Mit fast lakonischen Worten singt sie in „An die Freude“ von einer düsteren Welt und dem Ausweg aus der Dunkelheit. Im abschließenden „Lachenden Muts“ singt sie von einem Auslandsjahr in Spanien und der Kraft des Neuanfangs.
„Wind“ ist ein wundervolles Debütalbum ohne Längen – wie aus einem Guss. Ein behagliches Album für stürmische Zeiten. Es ist schon bezeichnend, dass Wilhelmine ihre bekannten Livehits nicht mit auf das Album genommen hat. Da ist einfach genug Material und die Ideen gehen ihr nicht aus. Ihre Popmusik ist frisch und frei in allen Belangen. Bleibt zu hoffen, dass sie damit noch viele Herzen gewinnen wird!
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Und es ist natürlich nicht nur die Reeperbahn. Jährlich Ende September wird Hamburg seit vielen Jahren zur Musikhauptstadt der Welt. Das merke ich allein schon durch die Frequenz an Promoter*innen, die mir Auftritte ihrer Acts ans Herz legen oder ganz allgemein darauf hinweisen, dass sie in Hamburg zu finden sein werden. Kein Wunder, denn das Reeperbahn Festival ist nicht nur das vermutlich größte Clubfestival der Welt (diesmal mit 40.000 Besuchern und über 400 Konzerten in unzähligen Locations) sondern auch Dreh- und Angelpunkt der Musikindustrie mit einer großen Menge an Fachbesucher*innen, die das Event als große Messe wahrnehmen und neben den Events auch an Vorträgen sowie Diskussionen verschiedenster Art teilnehmen. Das alles in einer Branche, die es so nötig hat wie nie.
Das Reeperbahn Festival hat sogar in den Jahren stattgefunden, als alles still gelegen hat. Klar musste man in den letzten beiden Jahren die Besucherzahl zurückfahren. Das ausgeklügelte Hygienekonzept war aber vorbildlich, wurde europaweit viel beachtet und später auch kopiert. Jetzt ist wieder Normalität eingekehrt. Und das Renommee des Festivals sorgte im Jahr 2022 vier Tage lang dafür, dass die Clubs nicht – wie so oft im Moment – mit gähnender Leere glänzten sondern aus allen Nähten platzten.
Okay. Das konnte auch mal nervig sein, wenn die Schlange zu lang war, um noch mit guten Chancen zum gewünschten Konzert eingelassen zu werden. Doch die Menschen waren gelassen. Man blieb entspannt und stillte seinen Konzerthunger am Ende einfach da, wo noch Platz war. Notfalls open air auf dem Heiliggeistfeld oder dem Spielbudenplatz, wobei letzterer sogar dem Publikum ohne Bändchen offen stand, also den Menschen, die einfach ein wenig Festivalluft atmen wollten. Auf jeden Fall ein feiner Zug der Veranstalter!
Zum Programm und den Highlights:
Die größten Überraschungen gab es gleich zu Beginn. Ich nenne mal Kraftklub, die als Überraschungsgäste des Festivals dezent die komplette Reeperbahn mit ihrer Bühne blockiert haben und dann auch drastisch eskaliert sind. Gastauftritte von Casper und Bill Kaulitz inklusive.
Vorher hatte schon das „Opening“ im Stage Operettenhaus für Furore gesorgt, als plötzlich Udo Lindenberg, der frisch gebackenen Ehrenbürger der Hansestadt, auf der Bühne stand. Den hatte nämlich Jan Delay bei seinem Opening-Auftritt kurzerhand im Schlepptau. Überhaupt war das Opening ein Megaevent mit Momenten zum Jubeln, zum Träumen und zum Innehalten. Abgesehen von den oben genannten Herren war die Eröffnung dabei übrigens fest in Frauenhand. Somit setzte das RBF durchaus ein Zeichen, war doch in den letzten Monaten viel Kritik an männerlastigen Events wie „Rock am Ring“ laut geworden. In Hamburg hatte man fast das Gefühl, Carolin Kebekus hätte das Booking übernommen – so viele weibliche Acts waren zu finden.
Die Frauenpower startete mit der wundervollen Ellie Goulding, die neben ihren Songs auch eine bewegende Rede zum Zustand der (Musik)Welt hielt. Natürlich konnte man den Ukraine-Krieg nicht verschweigen. So trat die Rapperin Alyona Alyona auf, die 2019 den ANCHOR Award gewonnen hatte und leitete über zu einer bewegenden Rede von Natalia Klitschko, die in ihrer Keynote von den Auswirkungen des Krieges auf die Kultur berichtete, aber auch von der Stärke, die ein unterdrücktes Land im kulturellen Austausch gewinnt. Es folgten Performances von Zoe Wees, dem Cast des Musicals „Hamilton“, das in Kürze ebenda im Operettenhaus starten wird, und von besagtem fulminantem Duo Jan & Udo.
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Gerade aus dem Veranstaltungssaal getreten, konnte man dann Kraftklub mitten auf der extra gesperrten Reeperbahn entdecken. Was für eine Show, die allen Menschen rundum sagte: „Wir sind hier. Das Festival ist gestartet.“ Da passte ein Song wie „Ich kann nicht singen“ natürlich wie die Faust aufs Auge. Nicht schön, aber selten, war die Devise. Oder besser: Authentisch, rau und bodenständig. Zu „Wenn du mich küsst“ erschien plötzlich Casper als Feature-Gast auf der Bühne und später gab sich auch Bill Kaulitz von Tokio Hotel die Ehre, der ein Teil der ANCHOR-Jury 2022 war.
Jetzt konnte das Festival richtig losgehen und Highlight reihte sich an Highlight.
Da wäre ClockClock, definitiv die Band der Stunde. Mit „Brooklyn“ (einem Feature bei Glockenbach) und seinem Megahit „Sorry“ sprengt der Pfälzer Bojan Kalajdzic momentan jede Radioplaylist. Im glanzvollen Spiegelzelt zeigte er zudem eine große Nähe zum Publikum und legte einen absolut sympathischen Set hin.
Anaïs, deutsche Nachwuchskünstlerin mit belgischen Wurzeln, stellte den Mojo Club auf den Kopf. Sie traf in Klang und Text einen emotionalen Nerv, den andere oft genug verfehlen. Eine echte Powerfrau mit betörender Präsenz.
Der britische Rapper Loyle Carner gab schließlich das offizielle Eröffnungskonzert des Festivals im STAGE Operettenhaus vor 1.200 Zuschauern. Neben den Konzerten in der Elbphilharmonie sicher das größte Einzel-Event des Festivals.
Zum Abkühlen gab es dann mittwochs noch Charles Watson im Bahnhof Pauli. Solche Clubkonzerte sind das Salz in der Festivalsuppe. Dieser Mann der leisen Töne war ganz allein mit Gitarre auf der Bühne und lieferte einen melancholischen Abschluss des Mittwochs.
Tags drauf gaben sich die Schweden von Mando Diao im Saturn, dem großen CD-Laden am Hauptbahnhof. die Ehre und lieferten einen kleinen Acoustic Gig zu zweit. Auch wenn Gustaf Norén nicht mehr dabei ist, macht Björn Dixgård doch einen klasse Job am Mikro. Seine tiefe Stimme ging durch Mark und Bein. Es gab neue Stücke wie „Stop The Train“ und zum krönenden Abschluss den Superhit „Dance With Somebody“ in einer genial reduzierten Version.
Sebastian Madsen ist ja neuerdings solo unterwegs und veröffentlicht in Kürze sein Debüt. Gebucht wurde er als Ersatz für einen ausgefallen Act erst zwei Tage zuvor. Um so besser war seine Performance. Multiinstrumentalistin Anne de Wolff begleitete ihn und seine Band. Es gab Songs wie „Sei du selbst“, das normalerweise von Drangsal gefeatured wird, und „Baby, ich liebe dich“ in einer schönen Version für Klavier und Violine.
Annie Chops ist mir schon 2021 äußerst positiv aufgefallen. Und diesmal legte sie noch einen Zahn zu! Open Air auf der Spielbude verzauberte sie ihr Publikum mit einer fulminanten One-Woman-Show. Gitarre und Loop Station waren am Start – dazu eine mitreißende Performance. Annie ist leidenschaftliche Straßenmusikerin. Und so machte sie halt die Bühne zu ihrer Straße und brachte die Reeperbahn zum Tanzen. Von Soul bis Hip Hop war alles dabei und es gab erstmals zwei deutschsprachige Stücke: „Eins durch zwei“ und „Verlieben zählt nicht“. Stand ihr gut!
Danach feierten KLAN im Bahnhof Pauli einen ordentlichen Abriss mit fettem Sound. Stimmung, Spaß und gute Laune vor vollem Haus. Stefan und Michael Heinrich haben es vom Kirchenchor über das Straßenmusikerdasein bis zum profilierten Musikerduo geschafft und man muss sie im Auge behalten. Das Duo ist gekommen, um zu bleiben.
Zu nächtlicher Stunde ging es in die St. Michaelis Kirche, den berühmten „Hamburger Michel“. Dort spielte die Band HUNDREDS mit dem Ensemble Berlin Strings. Die Atmosphäre in diesen heiligen Hallen ist ohnehin immer ganz besonders. Die Akteure erzeugten einen wundervollen Sound zwischen atmosphärischem Elektropop und knallharten Techno Beats. Das hat der ehrwürdige Michel vermutlich noch nicht oft erlebt.
Auch freitags gab es nach einigen kleineren Konzerten wieder ein Highlight im Michel: Manuel Bittorf aka Betterov hatte sich eine illustre Schar von Gästen eingeladen. Neben einem klassischen Ensemble gab es an den Vocals auch Novaa, Paula Hartmann, Fil Bo Riva und den sensationellen Olli Schulz. Vor allem die gefühlvollen Momente schlugen voll durch. Olli Schulz stimmte extra für Manuels Papa, der großer Springsteen-Fan ist, „No Surrender“ an. Und zum Schluss traf er mit „Als Musik noch richtig groß war“ den Nerv aller Anwesenden.
Dann ging es zu dem ersten von zwei Konzerten in die Elbphilharmonie. Was für ein Haus, was für eine Kulisse, was für ein Sound! Die britische Soul und R&B Künstlerin Joy Crookes, die gerne mal mit Amy Winehouse verglichen wird, legte einen gefühlvollen Set hin und war stets in gutem Kontakt zum Publikum, das durchweg an ihren Lippen hing. Sie trat selbstbewusst, aber gar nicht divenhaft mit großer Band auf, konnte aber ganz zum Schluss allein am Piano die meisten Herzen für sich gewinnen.
Tags drauf waren es die belgischen Klangkünstler Warhaus, die die Elbphilharmonie beseelten. Maarten Devoldere hat mit seiner rauchigen Stimme, die stets ein wenig an Nick Cave erinnert, früher schon der Band Balthazar vorgestanden. Jetzt gab er dem Bandprojekt Warhaus ein Gesicht, das mit endlosen Klangcollagen und verspielten Instrumentalpassagen überzeugte. Zum Ende hin gab es per Loop-Verstärkung ein Soundgemälde epischen Ausmaßes, bei dem Künstler und Publikum nur die Luft anhalten konnten, bevor riesiger Jubel losbrach.
Damit ging für mich ein phänomenales Festival zu Ende. Ich will aber nicht die Berliner Künstlerin Wilhelmine unerwähnt lasen, die zuvor im Club „Uebel und gefährlich“ ein einstündiges Konzert gab. Ihre anfängliche Unsicherheit überspielte sie mit viel Energie und war mega sympathisch. Songs wie „Komm wie du bist“, „Meine Liebe“ und „Das Mädchen mit der Latzhose“ zeugten von Popmusik, die etwas sagen möchte. Durch authentische Ansagen gelang ihr das mit Bravour.
Das Reeperbahn Festival lebt von seiner Vielfalt. Ironischer Schlager, Pop, Soul, Indie auf der einen Seite, Alternative Rock, Rap und Metal auf der anderen. Für jeden ist etwas dabei und Überraschungen gibt es viele. Vermutlich kann sich jeder Besucher seine eigene Geschichte von Highlights und Neuentdeckungen spinnen – und das ist gut so. Das Herz der Musikwelt schlägt jeden September für vier Tage in Hamburg. Vom 20.09.2023 bis 23.09.2023 ist es wieder soweit. „Early Bird Tickets sind“ bereits erhältlich!
Wilhelmines Musik, das ist wie die Umarmung, nach der man sich gerade sehnte, die aufmunternden Worte, die man gerade brauchte, der Lebenshunger, den man viel zu lange unter den Sorgen des Alltags vergraben hatte. Da sind es doch großartige Neuigkeiten, dass es bald noch viel mehr von ihren Songs geben wird, ein ganzes Album nämlich, das am 23. September erscheint und den Titel „Wind“ trägt.
Wilhelmines Debütalbum folgt auf eine Reihe von EPs, mit der die Berliner Künstlerin sich seit 2019 in die Herzen von Fans und Kritiker:innen spielte. So zählte Diffus Wilhelmine 2020 zu den „10 besten neuen KünstlerInnen“, ihre Single „Eins sein“ wurde 2021 zu einem Viral-Hit des Jahres, sie trat u.a. im „ARD Morgenmagazin“ und bei „Inas Nacht“ auf, spielte Support-Shows für Lotte und Benne und wirkte auf dem jüngsten Selig-Album mit – um nur einige zu nennen. Auch ein großer Teil ihrer diesjährigen „Komm wie du bist“- und „Herz, W.“-Nachholtouren mit 37 Stopps in Deutschland und Österreich ist bereits ausverkauft.
Wilhelmine ist wahnsinnig gut darin, zwischenmenschliche Momente und Schwingungen einzufangen – Momente und Schwingungen, die so intim sind, dass man sich fühlt, als flüstere sie einem die Worte gerade persönlich ins Ohr. Zugleich jedoch besitzen sie eine allgemeingültige Wahrhaftigkeit, die man auf sein eigenes Leben beziehen kann. So auch in „an all diesen tagen“, nach dem Anfang 2022 veröffentlichten „besonders“ der zweite Vorbote des kommenden Albums. „Ich liebe den Morgen / Jeden Morgen mit dir / Du wirst immer schöner, ich küss dir die Sorgen einfach weg von der Stirn und / Ich werd mit dir größer“, singt sie an die Adresse ihrer Partnerin und will ihr damit Mut machen „an all diesen Tagen / An denen du zweifelst, wenn alles in dir / wieder irgendwie einbricht“.
Dass auch Wilhelmine sich mit solchen Tagen auskennt, weiß man aus ihren zutiefst persönlichen Songs wie „Du“ und „Feuervogel“. Doch sie findet Wege heraus, erspäht das Licht am Ende des Tunnels – und wenn alles nichts hilft: vielleicht hilft Tanzen. „Lass uns tanzen wie noch nie / So als ob uns niemand sieht / An all diesen Tagen, an denen du zweifelst, wirst du mich nicht verlieren / Ich tanz hier an deiner Seite“, singt Wilhelmine, und das geht mit der ausgelassenen Disco-Funk-Produktion sehr gut, die eingerahmt wird von einer schwebenden Melodie zu Beginn und einem betörend schönen Piano-Outro.
„Das Lied beschreibt für mich die Situation, wenn man sich so gut kennt, dass beide genau wissen, wo sie gerade stehen und wie sie sich fühlen. Das blinde Verständnis füreinander“, kommentiert Wilhelmine. „In meinem Fall war das Zugeständnis, dass Bewegung hilft, Tanzen hilft, Probleme, schwierige Situationen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Vor allem alles unter dem eigenen Deckmantel, ’so als ob uns niemand sieht‘. Das ist für mich hier der Vertrauenspart. Der, bei dem wir alles ausblenden dürfen und komplett vertrauen.“
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Es gehört eine gehörige Portion Mut dazu, sich an einen Song der großen Joni Mitchell zu wagen – und diesen dann auch eigenhändig ins Deutsche zu übertragen. Doch wer, wenn nicht Wilhelmine, die sich in den jüngsten Jahren als eine der stärksten, mutigsten neuen Songwriterinnen im Deutschpop hervorgetan hat. Sie hat eine deutsche Version von „River“ (1971) erarbeitet, die den Titel „Fluss“ trägt.
In „River“ behandelt Joni Mitchell das Ende einer romantischen Beziehung und sucht nach einem Weg, ihren schmerzhaften emotionalen Bindungen zu entkommen. Wilhelmine findet in ihrer deutschen Interpretation ihre ganz eigenen Worte für die starken Emotionen des Songs: „Die Weihnachtszeit ist bald da / Sie fällen alle Tannen / Stellen alles auf / Und überall Gesang“, nimmt sie uns mit in diese Zeit des Jahres, die emotional besonders beglückend oder besonders niederschmetternd sein kann – je nachdem, wo man gerade steht. Wilhelmine steht, wie einst Joni Mitchell, allein da: „Mit mir ist es nicht leicht / Ich denke oft an mich / Jetzt bist du weg und alles Schöne nimmst du mit / Oh ich wünschte, ich hätte einen Fluss / Auf dem ich fortfließen kann“, singt sie, begleitet nur einem Klavier. Auch das offizielle Video zum Song ist eine Hommage an die Kanadierin.
Liebeskummer und Weihnachts-Sentimentalität, enttäuschte Hoffnungen und die Sehnsucht nach einem Neuanfang – all das kommt in „Fluss“ zusammen. Wilhelmine hat daraus eine bewegend schöne Ballade gemacht, die ihre Stimme hell erstrahlen lässt. „Ich fühle mich unglaublich geehrt, dass ich einen Song von Joni Mitchell machen durfte, das ist Wahnsinn“, kommentiert die Berliner Musikerin. „Sie ist eine der besten Schreiber:innen unserer Zeit. Ich glaube, niemand schafft es, sich so berührende, echte, abwechslungsreiche, bewegende Sachen auszudenken, die in keine Schublade passen. Solche Menschen findet man vielleicht einmal unter vielen Millionen. Wo die Texte so klingen, als würden sie auf einer einsamen Insel ohne Einflüsse entstehen.“
Entsprechend bewusst war sich Wilhelmine, wessen Song sie da gerade ins Deutsche überträgt. „Ich glaube, das hat nur geklappt, weil ich wegignoriert habe, was ich da eigentlich tue“, berichtet sie. „Ich habe mir gedacht: ‚Okay, ich mache jetzt einfach meine Arbeit, ich tue das, was ich gut kann‘, und versucht, alles andere nach hinten zu schieben.“ Ihr Ansatz: „Wie ich schaffe ich es, die Bewegung, die dieses Lied in mir auslöst, ins Deutsche zu übersetzen?“ Aus „I wish I had a river / I could skate away on“ wurde so beispielsweise „Ich wünschte, ich hätte einen Fluss / Auf dem ich fortfließen kann“ – „was sehr dramatisch klingt, fast suizidal“, so Wilhelmine, „aber für mich fängt es das Gefühl ein, wenn man so verloren ist, dass man sich am liebsten auflösen will.“
„Fluss“ ist Wilhelmines erste Weihnachts-Single, und tatsächlich hat diese Jahreszeit auch für sie einen besonderen Stellenwert: „Weihnachten ist für mich immer ein geschützter Raum und mir sehr wichtig. Wenn ich an Weihnachten denke, denke ich an ein Wohnzimmer mit Menschen, die man liebt. Den Geruch von leckeren Sachen, die man gerne isst. Und, vor allen Dingen, an Entschleunigung und Wärme“, so Wilhelmine, die hinzufügt: „Für mich wird dieses Weihnachten ein ganz besonderes, weil ich das erste Mal in meinem Leben ein Wohnzimmer habe, in dem ich Menschen empfange. Das ist für mich ein richtiges Life Goal im Erwachsenwerden.“
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Seit Wilhelmine im Herbst 2019 ihre Debüt-Single „Meine Liebe“ vorlegte, schlägt ihr nichts als Sympathie entgegen. Und das von Kritikern, Kollegen und Fans gleichermaßen. Sie war mit Benne und Lotte auf Tour und sollte gleich anschließend Selig auf deren Tour supporten, die ebenso wie ihre eigene Headlinertour aufgrund der Coronavirus-Situation verschoben werden musste – aber schon jetzt sind die Spätsommershows in Berlin, Essen und Dresden ausverkauft.
Ein komplettes Album gibt es noch nicht, aber „Komm wie du bist“ ist da, Wilhelmines Debüt-EP. Sie enthält fünf Songs, darunter die bisher veröffentlichten „Du“ und „Solange du dich bewegst“. Der Titelsong ist die neue Single und liefert ihr optimistisches Motto. Wie weiland Kurt Cobain singt Wilhelmine von Selbstakzeptanz und Ehrlichkeit. Etwas naiv klingt „Das Mädchen mit der Latzhose“, ist aber emotionaler Ausdruck der Liebe zu einer Frau wie „Meine Liebe“. Ausdrucksstark und weltoffen.
„Ich glaube, wenn man als Künstlerin nicht über die Dinge redet, die einen wirklich belasten oder bewegen oder beschäftigen oder berühren, dann schwimmt man auf der Oberfläche und macht sich unbewusst kleiner“, sagt Wilhelmine zu ihrem Ansatz, mit großer Offenheit Geschichten zu erzählen, die ihr wirklich so passiert sind. „In den letzten zwei, drei Jahren habe ich mich in dieser Hinsicht enorm weiterentwickelt. Ich habe wie mit einem Scheinwerfer in alle Richtungen geleuchtet und geschaut, was da wirklich hinter steckt.“
Die Arbeit an der EP wurde so zu einer intensiven Erfahrung: „Beim Schreiben der Texte habe ich in jeder Session aus einem anderen Grund geweint. Weil ich durch die Lieder an gewisse Stellen gekommen bin und es geschafft habe, ein bestimmtes Kapitel in einen Song zu packen und damit zu beleuchten.“
Von euphorisiert-befreiten Songs über Freiheit und Verliebtsein bis hin zu düster-traurigen Erfahrungen mit Sucht und Ressentiment deckt die EP ein breites emotionales und thematisches Spektrum ab. Die fünf Songs machen auf jeden Fall Lust auf mehr! Diese emotionale Achterbahnfahrt darf gerne eine ganze Albumlänge dauern.
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