Der allererste jemals geschriebene Song eines Artists bleibt meistens sicher unter Verschluss – aus Gründen. Es spricht für ADINA, dass sie diesen veröffentlicht. „Ich weiß noch genau, wie ich nachts, bei völliger Dunkelheit auf meinem Bett saß, mit der Gitarre in der Hand. Es gab nur meine Gefühle, die Gitarre und mich. Noch nicht mal den Gedanken, dass das hier irgendwann mal jemand zu hören bekommt. Das waren die Anfänge von ‚Goldie‘ – nur für mich, mein safe space.“ Gute zwei Jahre und zwei Singles später ist es jetzt soweit. Nach „Schwarzes Konfetti“ und „Morio Muskat“ ist die Zeit reif für „Goldie“. „Der Song soll ein Empowerment dafür sein, zu 100% zu sich selbst zu stehen und mit Überzeugung seine Grenzen zu wahren.“
„Goldie“ beschreibt den Moment, indem man rechtzeitig und mit erhobenem Haupt aus einer toxischen Situation geht. „Nein zu dir“ und „Ja zu mir“. „Ich habe darin eine Beziehung verarbeitet, in der ich mich nicht entfalten konnte. Ein Mensch hat das Ruder übernommen und sein Machtgefälle mir gegenüber missbraucht – vielleicht nicht absichtlich, aber mindestens durch Oberflächlichkeit. Er ist voll ’seinen Film gefahren‘. Deswegen gibt es im Text auch so viele Referenzen auf Filme. Sie sollen darstellen, dass es sich wie in einer andere Welt, etwas weltfremd angefühlt hat.“
Auch die Produktion ist besonders. Nicht nur hübsch wie Popmusik oft ist, sondern gritty, dirty und trotzdem edel. „Goldie ist all denen gewidmet, die sich schon mal fehl am Platz fühlten oder in denen sie nicht der Mensch sein konnten, der sie sind.“ So wie Goldie, in dem Film „Sin City“. Die Stadt ohne Gnade, in der alles möglich scheint – nur eben keine Erlösung und Gerechtigkeit. Dort lebt auch Goldie, eine schöne Prostituierte, die letztlich ermordet wird.
„Im Rückblick hat mich diese Zeit zwar stärker, aber auch sehr viel unnahbarer gemacht und meine Angst vor Verletzlichkeit und auch Weiblichkeit vertieft. Das beobachte ich übrigens häufig in unserer Gesellschaft: Gerade junge Frauen tun Dinge, die sie gar nicht unbedingt fühlen und haben Schwierigkeiten Grenzen zu setzen. Deshalb wollte ich meine Geschichte in Kunst verwandeln. Es ist für mich so besonders, dass der erste Song, den ich überhaupt je geschrieben habe, jetzt released wird. Das bestätigt mich noch mehr, wie wichtig es ist, seinen eigenen Weg zu gehen – ohne vergleichend nach links und rechts zu schauen.“ Typisch ADINA eben.
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Kaum war Yungblud für Rock am Ring 2023 bestätigt, war das Geschrei groß: Was das denn bitteschön mit Rock zu tun habe, wurde gefragt. Dabei muss man sich nur das aktuelle, selbst betitelte Album des Briten aus Doncaster anhören, um die Antwort zu kennen.
Innerhalb kürzester Zeit ist Dominic Richard Harrison – so sein bürgerlicher Name – vom unbekannten Nobody zum Aushängeschild der Generation Z geworden und gilt seither als Sprachrohr der Weirdos, Freaks und Außenseiter. Mit seinem dritten Studioalbum “YUNGBLUD” eroberte der Sänger, Songwriter und Musiker jetzt Platz 3 in den offiziellen Deutschen Albumcharts und toppte damit alle seine bisherigen Veröffentlichungen.
Der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Das bisherige Jahr war wild für Yungblud: Er hat den Ku’damm in Berlin mit einer Überraschungsperformance lahmgelegt, das Studio von “Late Night Berlin” in eine Abrissparty mit 65 Fans verwandelt, wurde am selben Abend symbolisch zum CEO von TikTok gekürt und ging kurze Zeit später auf ausverkaufte Deutschlandtournee. Kein Geringerer als Ozzy Osbourne erklärte sich bereit, in einem seiner Musikvideos mitzuspielen, und vom legendären Mick Jagger bekam er eine Gitarre geschenkt.
Yungblud bietet starken Alternative Rock mit Vocals, die nicht von ungefähr an Billy Idol erinnern. Energisch hangelt er sich durch zwölf starke Songs mit Ohrwurmcharakter. Der Opener „Funeral“ erzählt mit typisch sarkastischem Text von einem Traum, bei der der Protagonist auf seiner eigenen Beerdigung tanzt, bei der er der einzige Gast ist. Das mag Hinweis auf seine depressive Erkrankung sein – und doch lässt er sich nicht in Melancholie aus sondern liefert großartige Uptempo-Songs.
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In „Tissues“ lässt er sich zu Tanzrhythmen aus und bei „Memories“ wird er von Sängerin Willow unterstützt. Das klingt nach stürmischem New Wave der 80er Jahre. Erst mit der Rockballade „Cruel Kids“ wird es in Ansätzen ruhiger und auch „I Cry 2“ zeigt den Songwriter mit sanfter Stimme, die trotzdem nicht gerade smart, sondern verlebt und sehr erwachsen klingt.
„Sweet Heroine“ ist seiner Freundin gewidmet, die ihm aus einer dunklen Lebensphase rausgeholfen hat. „Sex Not Violence“ klingt, als träfen Green Day auf Coldplay – und das mit expliziten Texten, die eine beliebte Nebenbeschäftigung besingen. „Don’t Go“ bewegt sich überzeugend in Richtung Punk und erweitert gekonnt die rockige Palette, die mit „Don’t Feel Like Feeling Sad Today“ im Stil der Ramones weiter geführt wird und sein Rezept beschreibt, mit depressiven Phasen fertig zu werden.
Der Abschluss „The Boy in the Black Dress“ ist mit über vier Minuten der längste Track und schließt das Album sehr persönlich ab, geht es doch um Schlüsselmomente seines Lebens: das erste Mal, dass er geschlagen wurde, das erste Mal, als er von einem Lehrer wegen seines Make-ups verspottet wurde, das erste Mal, als er einen Shitstorm im Internet erlebte.
Yungblud trägt viel Energie in sich und versteht es, diese zu vermitteln. Den weltweiten Durchbruch hat er durch seine Liveauftritte geschafft – und das dritte Album beschreibt die dahinter stehende Lebensphilosophie.
Gleich im Doppelpack beschert André Rieu seinen Fans ein weihnachtliches Musikerlebnis. Der Walzerkönig veröffentlicht eine CD mit passenden Titeln aus aller Welt und ergänzt diese um eine live-DVD, die neben dem üblichen Klassikprogramm ebenfalls einen ausgedehnten Part mit Weihnachtsliedern enthält. Der Titel „Silver Bells“ passt somit perfekt – und ist zugleich auch eine leichte Hommage an leicht ergraute Haare und Rieus gesetztes Alter von 73 Jahren, das man ihm aber keineswegs anmerkt.
„Silver Bells“ enthält eine Auswahl der beliebtesten und romantischsten Weihnachtsmelodien aller Zeiten, von André Rieu persönlich ausgewählt, wie „Petersburger Schlittenfahrt“, Tschaikowskis „Flower Waltz“, „Ave Maria“, „Santa Clause is Coming to Town“, „It’s Beginning to Look a lot like Christmas“, „Slumber My Darling“ und viele mehr. Damit geht es vor allem in den englischen Sprachraum, doch das spielt auch keine Rolle, da bis auf Ausnahmen wie „Lulajze, Jezuniu“ ohnehin alles instrumental vorgetragen wird. Mit „Op Kawwe Wintermörrege“ verirrt sich auch ein niederländischer Titel in den romantischen Reigen. Das Album ist okay und verbreitet adventliche Stimmung – doch insgesamt ist es in seiner getragenen, melancholischen Art auch sehr eintönig. Selbst ursprünglich rockige Titel wie „Jingle Bell Rock“ und „Let It Snow“ kommen sehr gemächlich daher.
Da lobe ich mir doch die umfangreiche Bonus-DVD, die ein komplettes Konzert von André Rieu und seinem Johann-Strauss-Orchester in der Heimatstadt Maastricht zeigt und die Zuschauer in eine magische Winterlandschaft entführt. Das Ensemble fährt mal wieder alle erfolgreichen Facetten auf, für die es weltberühmt geworden ist: Beim „Schneewalzer“ wird das Publikum von oben mit weißen Flocken bestäubt. Es gibt umfangreiche Operetten-Medleys aus der „Csárdásfürstin“ und dem „Weißen Rössl“, Die Platin Tenors schmettern ihre Arien. Ein Gospelchor liefert sich ein Duell mit de Orchester. Man darf viele Märsche von Johann Strauss hören, aber auch Schmachtfetzen wie „What a Wonderful World“ und „Can’t Help Falling In Love“. Und zum Ende hin wird es dann weihnachtlich mit Songs wie „Silent Night“ und „White Christmas“.
André Rieu fuhr erneut eine gigantische Show auf, die mit visuellen und musikalischen Höhepunkten glänzt – auch dann ganz hübsch anzusehen und anzuhören, wenn man ansonsten um Walzer einen großen Bogen macht. Der Stargeiger bringt ein kleines Stück heile Welt ins Wohnzimmer. Der Holländer hat in seiner Karriere schon viele schwierige Momente gehabt, stand zeitweise kurz vor dem Ruin – und doch hat er sich wie ein Stehaufmännchen immer wieder aufgerappelt. Sein Publikum ist ihm treu, Zweifler überzeugt er mit Charme und sympathischem Auftreten, denn seine Entertainer-Qualitäten sind unbestritten. Live gefällt er mir daher definitiv besser als auf dem Studio-Release.
The 1975 wurden 2002 in Manchester gegründet und haben sich mit ihrer unverwechselbaren Ästhetik, ihrer begeisterten Fangemeinde und ihrem einzigartigen Sound als eine der wichtigsten Bands ihrer Generation etabliert.
Das letzte Album der Band „Notes On A Conditional Form“ aus dem Jahr 2020 wurde ihr viertes Nummer-1-Album in Großbritannien in Folge und landete auch in Australien an der Chartspitze. Die Band wurde 2020 von NME zur „Band des Jahrzehnts“ gekürt, nachdem sie sowohl 2017 als auch 2019 den BRIT Award als beste britische Gruppe erhielt. Ihr drittes Studioalbum „A Brief Inquiry Into Online Relationships“ wurde bei der Preisverleihung 2019 ebenfalls als „Mastercard British Album of the Year“ ausgezeichnet.
Die Erwartungen an „Being Funny in a Foreign Language“ waren also hoch. Wieder ein Album mit geheimnisvollem Titel – inzwischen The 1975s Markenzeichen. Als Opener startet es sogleich mit hektischem Piano-Stakkato und einem Song, der wie der Bandname heißt. Danach geht es rhythmisch stark mit Jazz-Anleihen und Saxofon in „Happiness“ weiter.
Wirklich ruhig wird es zunächst nur in ausgewählten Passagen. Selbst eine vermeintliche Ballade wie „Looking For Somebody (To Love)“ wird von flirrenden Beats getragen. Und „Oh Caroline“ führt uns atmosphärisch an die amerikanische Westküste. Hörbar entspannter kommt aber die zweite Albumhälfte daher. Man höre nur die Melancholie in „Human Too“ oder das sphärische „About You“. Ganz zum Schluss bietet die Hymne „When We Are Together“ gar Streicherklänge auf.
Das Quartett aus Manchester, allen voran Songwriter Matthew Healy, erfüllt mal wieder alle Erwartungen an anspruchsvolle Popmusik und gepflegten Indierock. „Being Funny in a Foreign Language“ ist so etwas wie ein Übergangsritus für The 1975. Healy, seit vier Jahren clean vom Heroin, hat seine Identitätskrise in den Zwanzigern hinter sich gelassen und fühlt sich in seiner Karriere als Autor völlig angekommen, während Lead-Gitarrist Adam Hann sein erstes Kind bekommen hat. Die Band ist erwachsen geworden und in vielerlei Hinsicht sesshaft. Das hört man im organischen Sound der Band, der den spätpubertären Maximalismus früher Alben ersetzt. Nummer 5 lebt – und überzeugt voll und ganz!
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SIDO hat in seinen 20 Jahren als Musiker alles erreicht, was man in diesem Land erreichen kann, mehr noch als das. #1-Hits, Platinalben, Preise, Millionen, Ikonenstatus. Vor allem ist er relevant geblieben, bis ins Streamingzeitalter hinein. Weil er diese Superkraft besitzt: in der eigenen Biografie Lieder zu finden, die Millionen von Menschen berühren, als wäre es ihr eigenes Leben, über das da gesungen wird. Das Echte, das uns der HipHop lehrt. Und die Emotionen, die nur ganz große Popsongs auslösen können. Aktuell ist seine neue Single “Sterne” erschienen, die SIDO gemeinsam mit Bozza aufgenommen hat.
Produziert wurde “Sterne” wie alle Songs des Albums von Sidos musikalischem Team um Desue, Yanek Stärk und die Beatgees. Sie alle bringen ihre Referenzen ein – von zeitgeistigem Afro-Shuffle bis hin zu einem prägnanten Vocal-Sample aus den 60ern – und schaffen so einen typischen Sido-Popsong, der sich jeder Zuschreibung entzieht. Manche Dinge sind eben größer als tausend Worte.
Das Album „PAUL“ erscheint am 9. Dezember 2022!
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Die Jungs von voXXclub sind bekannt für ihre wunderbaren Stimmen und ihren einzigartigen Chorgesang, der das ganze Jahr über für Partylaune sorgt, aber eben auch die emotionale Wärme besitzt, die besinnliche Zeit des Jahres zu bereichern. So war es naheliegend, dass voXXclub endlich ihre Weihnachtshits sowie neue Songs auf einer EP vereinen.
Neben bekannten Songs ist der Klassiker „Rock mi“ in einer Weihnachtsedition neu aufgenommen worden. Eine Version, bei welcher sich Glühwein, Weihnachtsmarkt-Stimmung und Festlichkeit vereinen oder das legendäre „Last Christmas“ von Wham in der charmanten deutsch-englischen Fassung „Letzte Weihnacht“. Der Alltime-Klasiker Weihnachtsklassiker „Jingle Bells“ rundet die voXXclub Weihnacht ab.
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Nachdem sich der irische Singer/Songwriter Dermot Joseph Kennedy mit seinem Debütalbum „Without Fear“ als beeindruckende Stimmgewalt mit genau dem richtigen Maß an Gefühl und Hit-Garantie etablierte, baut er nun auf diesem Erfolg auf. Mit Songs wie „Something To Someone“ und „Kiss Me“ machte Kennedy schon vor Veröffentlichung des zweiten Albums deutlich, dass sich Fans auch auf diesem Werk auf genau diese Formel freuen durften.
Der Begriff “Sonder“ beschreibt die Realisation, dass jeder Mensch sein eigenes Leben, mit eigenen Tiefen und Höhen, eigenen Geschichten und Erfahrungen hat. Kennedy hofft, dass seine elf Songs ein Ort sind, in denen sich andere mit ihren eigenen Lebenserfahrungen wiederfinden können: „Diese Musik soll uns allen gehören, damit wir in ihr unsere eigenen Geschichten und unseren eigenen Trost finden.”
Der 30jährige Dermot wuchs in einem Vorort von Dublin auf und baute seine Karriere nach dem Sieg bei einem Songwritercontest zunächst über Spotify auf. Emotionale Vocals sind sein Markenzeichen. Dazu erklingen akustische Gitarre oder Piano und er arbeitet gern mit elektronischen Momenten.
Auch wenn Kennedy vom „Sonder“-Cover wie ein frustrierter Rapper in die Welt blickt, sollte man sich davon nicht täuschen lassen. Das zweite Werk bietet elf wundervolle Songs in 36 eindringlichen Minuten. Die Vocals sind weich und emotional, kommen aber mit sehr viel Kraft. Er packt seine Hörer*innen direkt am Herz und erzählt mit vielen Worten seine Geschichten. Jeder Mensch ist besonders, jeder Passant, dem wir begegnen, hat seine eigene Story.
„Kiss Me“ ist der eingängige Radiohit, den vermutlich schon jeder irgendwo gehört hat. Sehr melancholisch und mit viel Pathos erklingt „Better Days“ und erzählt von einer schönen Welt – begleitet von hymnischen Chören. „Something To Someone“ geht im Uptempo direkt ins Ohr. Kennedy hat an allen Stücken selbst mitgeschrieben. In der Pianoballade „Dreamer“ erzählt er von seiner Geschichte und seinen Träumen. Das wird fortgeführt in „Innocence und Sadness“, das komplett aus seiner Feder stammt.
Oft erinnert Dermot an Lewis Capaldi und Rag’n’Boneman. Vor allem zur Musik von Capaldi gibt es viele Parallelen, doch Kennedy wird niemals zur Kopie. Er bleibt authentisch und trifft die Menschen mitten ins Herz. Stark!
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Nachdem sie erst zum großen Finale des Sommers mit dem aktuellen Album „#Schlager 2“ zum dritten Mal in Folge (binnen gerade mal zwei Jahren!) die Top-10 der Offiziellen Deutschen Albumcharts erobern konnten, besiegeln Stereoact ein sensationelles Jahr 2022 mit einem ganz besonderen Präsent für ihre Fans: Das DJ/Producer-Duo kündigt in dieser Woche seine brandneue EP „Weihnachtsgeschenk“ an – mit der ersten Single „Tanze mit mir um den Weihnachtsbaum“ feat. Lena Marie Engel! Damit wäre auch schon mal geklärt, was am Heiligabend im Wohnzimmer auf dem Programm steht!
„… tanz schon mal alleine um den Weihnachtsbaum/ich komm später dann dazu“, vertröstet Producer Ric am Mikrofon die Gastsängerin Lena Marie Engel, die jedoch auf Damenwahl besteht und „bitte nur das eine Mal“ unbedingt um den leuchtenden, so toll geschmückten Baum tanzen will: Während die schon von Heino bekannt gemachte deutsche Version von „Rockin’ Around The Christmas Tree“ wohl noch nie dermaßen elektrisierend, druckvoll, temporeich und tanzflächentauglich daherkam, endet das Hin und Her zwischen den beiden auch für alle Zuhörenden unweigerlich auf dem einen oder anderen Tanzbein – wäre doch gelacht, wenn Stereoact die Sache nicht klar für den Dancefloor entscheiden könnten.
Seit Jahren für ihre ultratanzbaren Remix-Updates bekannt, verwandeln sie auf der dazugehörigen „Weihnachtsgeschenk“-EP dann auch einen Klassiker von Peter Alexander in eine treibende Dancefloor-Hymne, wenn Stereoact auf einen „Tag voller Eile“ eine noch wildere Weihnachtsnacht mit strahlenden Synthesizern folgen lassen. „Kein Mensch weit und breit“, heißt es im Verlauf von „Weißer Winterwald“ zwar an einer Stelle – doch auf der Xmas-Party-Tanzfläche dürfte es zum perfekt modulierten Bassdruck ihres geräumigen Arrangements schon bald eher eng werden.
Fokussingle zum EP-Release ist der brandneue Exklusivtitel „Der erste Glühwein“ feat. Chris Cronauer – ein winterlich-unbeschwerter Lovesong, der einen sofort auf Temperatur bringt: „Wie alles leuchtet hier um uns herum“, singt Chris für seine „Nummer 1“, mit der er unbedingt jeden Moment dieser so besonderen Zeit verbringen will. „Meine Nummer 1, bringst mich um den Verstand“, heißt es weiter über dem dezent treibenden Arrangement, in dessen Verlauf er seine Liebste mit so ziemlich allem vergleicht, was das Weihnachtsfest so einzigartig macht.
Zu den weiteren Highlights der insgesamt ein halbes Dutzend Tracks umfassenden neuen Weihnachts-EP zählt auch ihr Remix-Update zur Weihnachtsversion von „Rock mi“, mit der voXXclub dieser Tage auch sonst den Soundtrack für vorweihnachtliche Familien-Flashmobs liefern. In der Version von Stereoact leuchten die Originalmelodie und die Tannenspitzen gleich noch ein bisschen greller – und es heißt „auf geht’s, jetzt ist Weihnachtszeit!“ Abgerundet wird das EP-„Weihnachtsgeschenk“ mit bereits veröffentlichten Stücken wie „Riesenrad“ (feat. Lena Marie Engel) und „Fang das Licht“ (mit Gesang von Karel Gott).
Gefeiert für ihre ultratanzbaren Dance-, House- und Remix-Partyhymnen, haben Ric und Sebastian von Stereoact in den letzten Jahren alles abgeräumt – und sogar Rekorde aufgestellt. Inzwischen gehen gut 450 Millionen Streams auf ihr Konto, flankiert von über zwei Millionen verkauften Tonträgern, einem ganzen Dutzend Gold- und Platinauszeichnungen sowie obendrein einem Diamant-Award. Letzteren gewannen sie für ihre Version von „Die immer lacht“ feat. Kerstin Ott, was ihnen zudem das meistgeschaute deutschsprachige YouTube-Video überhaupt bescherte. Nach dem Ballermann Award 2019 & 2020 und dem „Party Act des Jahres 2020“-Award von Schlager.de haben sie ihre Erfolgsserie zuletzt mit dem Remix & Cover-Album „#Schlager“ fortgesetzt, auf dem sie die größten Schlagerhits der Geschichte in Dance & House-Updates verwandelten – was so gut ankam, dass Stereoact den größten Charterfolg ihrer Karriere feiern konnten (DE #6!). Ebenfalls in den deutschen Top-10 landeten daraufhin erst das Album „100% Stereoact“ (Platz #8) und zuletzt auch der Nachfolger „#Schlager 2“ (#10).
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Das zweite Album von Dean Lewis wurde mit einem emotionalen Paukenschlag eingeläutet: Die Single „How Do I Say Goodbye“ zeugt von tiefem Schmerz und wichtigen persönlichen Fragen. Schon der Einstieg erzeugt Gänsehaut ohne Plattitüden: „Early morning there’s a message on my phone. It’s my mother saying, Darling, please come home“. Wie sagt man einem Menschen Lebewohl, der einen sein ganzes Leben lang begleitet hat? Den Song widmet Dean Lewis seinem Vater – und er gehört zum Schönsten und zugleich Traurigsten, was ich im Jahr 2022 gehört habe. Ein Song, der zum Nachdenken anregt, aber vor allem das Publikum daran erinnert, wie wichtig es ist, seinen Liebsten zu sagen, was sie einem bedeuten.
Dean Lewis ist ein australischer Singer-Songwriter aus Sydney, der mit „The Hardest Love“ sein zweites Album vorlegt. Er hat zunächst als Tontechniker gearbeitet (da sehe ich Parallelen zu Gregor Meyle) und wurde im Jahr 2016 mit seinem Song „Waves“ in Australien über Nacht zum Star. Nur konsequent, dass er seine Fühler auch nach Europa und in die USA ausstreckt. Immerhin hat das Debüt „A Place We Knew“ fast eine Million Verkäufe erzielt.
Schon das neue Albumcover mit dem alten Mercedes-Kombi und einem nachdenklichen Songwriter ist ein echter Hingucker. Dean liefert zehn neue Songs in einer guten halben Stunde Albumlänge. Er singt mit sanfter Melancholie und thematisiert verschiedene Beziehungsaspekte, sei es eine neue oder vergangene Liebe.
„Small Disasters“ eröffnet das Album mit den bekannten Missverständnissen in einer Beziehung. Sehr hymnisch, geboren aus tiefem Schmerz. Dean entführt in seine intensive Gefühlswelt, die einen nicht nur mit Gänsehaut, sondern auch mit mehreren Ohrwürmer zurücklässt. Das rhythmische „Looks Like Me“ erzählt mit deutlichen Worten von einer typischen On-off-Beziehung, „Hurtless“ thematisiert einen Seitensprung der Partnerin und die damit einhergehenden Gefühle, „Something To Help“ fängt den Moment einer Begegnung mit der Verflossenen ein.
Dean singt zerbrechlich und macht sich damit selbst verletzlich. Die Geschichten, die er zu erzählen hat, wirken eindringlich nach. Wer vermutlich selbst grade an der Liebe zu leiden hat, wird durch dieses Album nicht aus seinem Loch rauskommen. Doch insgesamt hat es etwas Tröstliches: Wir sind nicht allein in unserer Traurigkeit. Musik und Melancholie können zusammenwirken und das Herz füllen. Da liegt Deans größte Stärke!
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Mit ehrlichen Worten erzählt Sänger Hartmut Engler von der Schreibblockade, die er während der Corona-Pause zu bewältigen hatte. Erst die Vorfreude auf das traditionelle Schalke-Konzert im Jahr 2022 habe ihn dazu gebracht, wieder Gedanken und Empfindungen zu Papier zu bringen. Vielleicht ist gerade deshalb das Album so „Persönlich“ geworden, dass man dieses Wort sogar zum Titel auserkoren hat.
Der Opener (zugleich die erste Single) „Voll sein“ schlägt in diese Kerbe: In der Pianoballade erzählt Hartmut sehr berührend von seinen Gefühlen während der letzten Jahre, als die Bedenkenträger die Oberhand gewannen, während er sich nach Berührungen und Zärtlichkeit sehnte. Gefühle, die viele sicher nachvollziehen können, die aber kaum jemand so in Worte kleiden kann, wie der PUR-Frontmann.
Bei den letzten Alben konnte man schon das Gefühl haben, als sei PUR die Inspiration ausgegangen. Stets die gleichen eingängigen Popsongs ohne neue Ideen, wie das noch bei „Abenteuerland“ und „Seiltänzertraum“ der Fall war. Doch die Geschehnisse um Verschwörungsthoretiker und Impfgegner scheinen Hartmut neue Erkenntnisse eingepflanzt zu haben. Das eindringliche „Verschwörer“ gibt es gar in zwei Versionen (einmal „leise“, einmal „laut“) und beschäftigt sich phantasievoll mit den Mythen, die heutzutage im Internet verbreitet werden.
Natürlich gibt es die typischen Beziehungsongs, für die PUR seit jeher bekannt sind. „Ist es mein Gesicht“ (ein Duett mit Cassandra Steen) passt in diese Kategorie, „Abrakatrina“ und vor allem der Titelsong „Persönlich“. Hartmut hat sich noch nie gescheut, die Worte „Ich lieb dich“ in den Mund zu nehmen, die andere Künstler nicht so gern verwenden. Hier tut er dies wieder mit großer Leidenschaft.
Was mir nicht gefällt ist ein typischer Selbsthilfe-Song wie „Immun“, der zudem noch sehr schwermütig arrangiert ist. Aussagen wie „Du liebst dich selber nicht“ und die daraus resultierenden Ratschläge wirken dann doch sehr platt. Viel optimistischer und schwungvoller erklingt „Ein gutes Morgen“.
Insgesamt lassen PUR recht viel Nostalgie wirken. „Im Pool“ ist ein erzählender Rückblick auf die 90er, als man mit „Abenteuerland“ Riesenerfolge feierte. Und dazu gibt es Stücke wie „Komet“ und „Herzlich willkommen“, die so gut passen, als seien sie Überbleibsel aus jener Zeit. Einen traurigen Anlass liefert der Tod des Schlagzeugers Stoecki, der 2021 verstorben ist und in „Herzensgut“ besungen wird.
Sehr stark finde ich die neue Version von „Funkelperlenaugen“ gemeinsam mit Naturally 7. Die a-cappella-Experten sorgen für ein starkes rhythmisches Fundament, das dem Song ganz neue Facetten abgewinnt. Bleibt zu hoffen, dass die Jungs mit auf die kommende Tour gehen werden.
„Persönlich“ liefert eine gute Stunde Musik mit 16 Stücken (wobei der Abschluss „Wir waren und wir werden“ instrumental erklingt). Große stilistische Veränderungen gibt es nicht, aber ich habe das Gefühl, dass PUR nach dem Neustart wieder mehr so klingen wie in der Anfangszeit. Hymnisch mit schönen Popmelodien, viel Piano aber auch spannenden Arrangements. Die Geschichte der Band ist jedenfalls noch nicht zu Ende geschrieben.
PUR – „Persönlich“ Tour 2023
26. April 2023 Mannheim – SAP Arena
27. April 2023 Stuttgart – Hanns-Martin-Schleyer-Halle
29. April 2023 Berlin – Mercedes-Benz Arena
19. April 2023 München – Olympiahalle
21. April 2023 Oldenburg – EWE Arena
22. April 2023 Hannover – ZAG arena
23. April 2023 Köln – LANXESS arena
30. April 2023 Hamburg – Barclays Arena
03. Mai 2023 Leipzig – QUARTERBACK Immobilien ARENA
Und noch ein Debütalbum eines Künstlers, den ich erstmals beim Reeperbahn Festival gesehen habe. Manuel Bittorf stammt aus Thüringen und nennt sich als Künstler BETTEROV. Er spielt Klavier, Gitarre und Violine. Zwei Jahre lang war er für die musikalische Produktion am Theater Eisenach verantwortlich, bevor er an der Popakademie Baden-Württemberg studierte. Das erklärt vermutlich seine gute Vernetztheit in der Szene, denn beim Konzert 2022 im Hamburger Michel gaben sich die Gaststars die Klinke in die Hand. BETTEROV ist übrigens nicht nur eine Anlehnung an Manuels Nachnamen, sondern auch eine Figur der dänischen „Olsen-Bande“.
Die Musik seiner ersten EP „Viertel vor irgendwas“ ist fest im Indierock verwurzelt. Und diesen Weg schreitet er auch mit dem Longplayer „Olympia“ fort. Dieser ist wie ein Konzeptalbum aufgebaut, beginnend mit einer „Eröffnungsfeier“ und endend mit der „Siegerehrung“. Das Intro liefert starke hymnische Gitarren und stimmt perfekt auf das Album ein. Das Outro hingegen wirkt wie ein Abspann nach einem guten Film. Und darin eingebettet sind elf Anekdoten aus Betterovs Leben. So mag man zumindest glauben.
Betterovs Musik ist eine Auseinandersetzung mit sich selbst, bei der er eine ganze Sammlung von Gegenentwürfen zeichnet. Songs vom Sich-Auflehnen. Songs vom Kampf. Vom Durchbrechen der inneren Barrikaden. Und vom Aufbau, bei dem er sich all den Ängsten und Selbstzweifeln entgegenstellt, um negative Emotionen in positive Energie zu transformieren. Das erklärt vielleicht, warum seine Vocals immer ein Stück Hysterie mit sich tragen und man das Gefühl hat, als würde er lieber schreien als singen.
Lakonisch erzählt der Einstieg „Böller aus Polen“ von Betterovs Kindheit – und man kann sich einfühlen in eine Stimmung zwischen Euphorie und Verzweiflung. Wer schon einmal an echter Schlaflosigkeit gelitten hat, kann den Text von „Schlaf gut“ sicher nachvollziehen: „Kein Gedanke nach Mitternacht wurde je zuende gedacht.“
„Olympia“ entstand während der Pandemie und beschreibt schwierige Zeiten. Umgeben von Nebel und Gefühlen, die in Wirklichkeit Symptome sind, in einer Welt, die man nicht mehr versteht. Eine Abwärtsspirale, die Betterov bezeichnend auf dem Titeltrack eingefangen hat, wenn die ewige Wiederholung von YouTube-Videos den Alltag bestimmt. So erscheint das Kaufhaus „Dussmann“ als Sinnbild für die Relevanz oder den Niedergang der Kultur: „Gott hat für das alles nur 7 Tage gebraucht und ich finde, genau so sieht’s hier auch aus“.
Betterov neigt zu rhythmischen Wiederholungen, wenn ihm die Worte fehlen. „Die Leute und ich“ sowie „Bring mich nach Hause“ zeugen davon. Das alles wird verpackt mit hymnischen Gitarren und fetten Arrangements. Wenn auch Manuels Gesang manchmal etwas nervig wirken kann, so haut er doch jederzeit gefühlvolle und intelligente Lyrics raus. Seine Texte sind oft pure Poesie. Der provokante Titel „Berlin ist keine Stadt“ führt zu den Erinnerungen an eine beendete Beziehung und „Bis zum Ende“ schlägt den Bogen des Lebens vom Ultraschallbild bis hin zu den letzten Atemzügen im Krankenhaus.
Die Bilder sind so gewaltig wie die Musik. Und wer sich erst an Betterovs eindringliche Interpretation gewöhnt hat, wird das Album wieder und wieder hören – und dabei immer wieder Neues entdecken. Allemal ein starkes Debüt!
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Wenn die Zugverspätung egal ist, weil am Bahnhof eh niemand da steht. Wenn man nach Hause kommt und die ganze Wohnung menschenleer ist. Wenn sich die Lieblingsorte plötzlich nicht mehr so anfühlen wie zuvor, weil besondere Menschen weggezogen sind. Lieblingsmenschen in die Heimat zurückgekehrt sind. Und beste Freunde neue Wege an anderen Orten eingeschlagen haben. Dann blickt man sich plötzlich um und fühlt sich „ALLEIN“ wie Singer-Songwriterin LUANA weiß und ihre persönlichen Erfahrungen in ihrer gleichnamigen Debütsingle verarbeitet.
Für LUANA ist „ALLEIN“ ein sehr persönlicher Song, wie sie berichtet. Denn die Schauspielerin, Tänzerin und Sängerin, die als „Toni“ in der Serie „Spotlight“ bekannt wurde, lässt darin vergangene Freundschaften Revue passieren, die sich durch Umzüge oder die Schnelligkeit des Lebens verändert haben oder auseinandergegangen sind.
Alle meine Freunde ziehen weg, ja, hab’ schon gedacht das all das nicht für immer hält. Wenn ich hier bin, will woanders sein, aber auch da bin ich allein.
LUANA weiß: Das Leben stellt Beziehungen und Freundschaften auf eine harte Probe und auch wenn neue Lebensabschnitte neue Möglichkeiten bieten, bringen sie Menschen auch dazu, jemanden zu vermissen. Genau diesem Spagat musste sich die 23-Jährige bereits in jungen Jahren häufig stellen. Denn während einige ihrer Freunde in der Heimat ihr Leben lebten, stand LUANA häufig in Berlin vor der Kamera, Treffen wurden seltener, die Lebensinhalte unterschiedlicher.
Sich in all diesen Gefühlen nicht zu verlieren, ist dabei die wohl größte Herausforderung – besonders dann, wenn das Leben trotzdem im vollen Tempo weitergeht, sodass der „Jetlag schon verinnerlicht“ ist, wie sie in ihrer Single singt. Genau dann steht man häufig mitten im Trubel des Lebens und fühlt sich zurückgelassen. Einsam. Allein.
Diese Stadt ist plötzlich viel zu still, ich vermiss den Vibe, den ich hier einfach nicht mehr fühl. Egal wo ich bin, will woanders sein, aber auch da bin ich allein.
Auch LUANA hat sich in ihrem Leben schon allein gefühlt. Mit ihrer Single „ALLEIN“ will sie andere Menschen an ihren persönlichen Erfahrungen teilhaben lassen und zeigen, dass niemand mit dem Gefühl, sich allein zu fühlen, alleine ist. Sie will aber auch Mut machen. Stärke zeigen. Inspirieren. Denn auch wenn die Sängerin noch immer lernen muss, wie ich damit umgehe, wenn ich mal allein bin, ist ihr bewusst, wie wichtig diese Episoden im Leben sind. Denn sich manchmal allein zu fühlen, bedeutet, dass ich lernen darf, mit mir glücklich zu sein.
Die neue Single „ALLEIN“ von LUANA sowie das dazugehörige Video gibt es seit 21.10.2022 via OneFourAll Music (Universal Music) auf allen digitalen Plattformen.
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Am 04. November ist es soweit: Das neue Album „Persönlich“ von PUR erscheint! Als ersten Vorboten auf das 17. Studioalbum der Band gibt es nun auch den neuen Song „Voll sein“ zu hören. „Voll sein“ entstand als einer der ersten Songs, zugleich emotional aufgeladenen und mitreißend. „Mir fehlen die Geschichten“, singt Hartmut Engler. Damit bringt er genau jene Zeit auf den Punkt, in der er mit einer pandemiebedingten Schreibblockade zu kämpfen hatte und einfach keine Texte schreiben konnte.
„Ich bin mit der Gesamtsituation überhaupt nicht zurechtgekommen“, bilanziert der PUR-Frontmann die Corona-Hochphase. „Sicher muss ich heute keine 150 Konzerte pro Jahr mehr spielen. Aber ich brauche ein Ziel, auf das ich mich freuen kann.“ Schließlich fangen Sätze wie „Ich will voll sein, wundervoll sein. Voller Freude, voller Liebe, voll bis oben hin mit Herz“ die Sehnsucht nach reiner Lebenslust perfekt ein.
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Viele der Songs auf dem neuen Album „Persönlich“ wurden von den Ereignissen der vergangenen Jahre beeinflusst: „Verschwörer“ entspringt ebenfalls der Pandemie, befeuert durch Querdenker. Es gehe aber nicht nur um sie, stellt Hartmut Engler klar. In erster Linie handele das Stück grundsätzlich von Verschwörungstheorien. In einer Laut- und einer Leise-Fassung. Für die erste Version zeichnet der PUR-Manager Götz von Sydow, federführender Produzent des neuen Albums, verantwortlich, für die zweite das Gründungsmitglied Ingo Reidl.
Weitere Musik komponierten der Keyboarder Matthias „Matze“ Ulmer und der Gitarrist Martin Ansel, der die Band aus Baden-Württemberg inzwischen verlassen hat. Alle arbeiteten wegen Covid allein in ihren heimischen Kellerstudios. „Ich wurde von vier Seiten mit tollen Songs bombardiert“, bringt es Hartmut Engler auf den Punkt. „Deshalb ist es nun ein Album mit 16 Titeln geworden.“ Seinen Gesangspart nahm er dann in den Bauer Studios in Ludwigsburg auf: „Ich brauchte nach der langen Homestudio-Phase zur Abwechselung mal wieder die Wohlfühlatmosphäre eines Tonstudios wie in den guten alten Zeiten.“
„Ein gutes Morgen“, das musikalisch deutlich in Coldplay-Gefilde führt, schildert Hartmut Englers Reaktion auf den russischen Einmarsch in der Ukraine. „In den ersten Tagen war ich nur in Weltuntergangsstimmung“, bekennt er. „Ich dachte: Dieser Wahnsinn zerstört alles, an was wir uns festgehalten haben.“ Erst nach vier, fünf Wochen beruhigte er sich wieder etwas: Ein bisschen Hoffnung keimte auf und machte dieses Lied so möglich.
Als die Band vom Tod ihres ehemaligen Schlagzeugers Martin Stoeck erfuhr, war das zunächst ein Schock. Keiner hatte etwas von seiner Krebserkrankung gewusst. Das konnte, nein, besser: das wollte Hartmut Engler nicht unkommentiert lassen: „Es tat mir schon leid, dass wir uns aus den Augen verloren hatten. Ich beschloss, ein Lied für Stöcki zu schreiben. Eine ehrliche Ehrung.“ So entstand die melancholische Pianoballade „Herzensgut“. Was diese Nummer so faszinierend macht: Stöcki spielt am Schluss sogar selber Schlagzeug – von einem älteren Song gesampelt. Am Flügel hört man den ehemaligen PUR-Produzenten und Ex-Schwager von Stöcki: Dieter Falk.
Naturally 7 gelang es, den PUR-Klassiker „Funkelperlenaugen“ in eine A-cappella-Hymne zu verwandeln. Ursprünglich hätten die Amerikaner als Überraschungsgäste bei der MTV-Unplugged-Tour auftreten sollen. Als diese Corona zum Opfer fiel, beschlossen PUR, die Neufassung zumindest im Studio aufzunehmen. Dieses Stück fügt sich perfekt in die übrigen Songs ein, die trotz ihrer Vielschichtigkeit wie aus einem Guss klingen. Mal nachdenklich, mal überschwänglich schreiben PUR mit dem eindringlichen „Persönlich“-Album jetzt ihre beeindruckende Bandgeschichte inklusive zehn Nummer-eins-Alben fort.
Dieser Longplayer gilt nicht ohne Grund als eine ihrer wichtigsten Veröffentlichungen aus den 1980er Jahren. Das 1989 veröffentliche Album „The Miracle“ bescherte Queen nicht nur in Europa und Großbritannien reihenweise #1-Platzierungen, sondern brachte die Band auch in den USA wieder ganz nach oben. Auch dort erreichten sie den Goldstatus. Mehr noch: Den Titelsong bezeichnete Brian May wiederholt als seinen absoluten Lieblingssong von Queen.
Die extrem produktiven Sessions für „The Miracle“ begannen im Dezember 1987 und dauerten bis zum März des Folgejahres. Es war eine Phase, die sich als eine der folgenreichsten ihrer ganzen Bandgeschichte entpuppen sollte: 15 Monate davor, am 09. August 1986, hatten Queen ihre gewaltige Europe Magic Tour vor 160.000 Besuchern im britischen Knebworth Park beendet – ein triumphaler Erfolg. Als die Bandmitglieder die Bühne an jenem Abend verließen, um auf den gelungenen Höhepunkt ihrer bis dahin größten Tournee anzustoßen, konnten sie nicht ahnen, dass genau diese Show in Knebworth eine Zäsur darstellen sollte. Tatsächlich war es ihr letzter Auftritt mit Freddie Mercury – und somit der erste von mehreren Schlüsselmomenten, die sogar zu einer längeren Trennungsphase führen sollten.
Es dauerte über ein Jahr und forderte eine radikale Neugestaltung des Bandgefüges bis Queen am 03. Dezember 1987 in den Londoner Townhouse Studios wieder zusammenfanden, um die Arbeit an ihrem 13. Studioalbum aufzunehmen. Der neue Teamspirit ist auch sehr schön am Cover des Albums zu erkennen, für das Richard Gray, der Art Director von Queen, die vier Gesichter der Bandmitglieder zu einem einzigen verschmelzen ließ: „Das Cover zeigt genau diese Einheit, die sie damals waren: vier Menschen, die nahtlos zu einem Ganzen verschmelzen“, so May. „Wir hatten auch mit Freddies sich kontinuierlich verschlechterndem Gesundheitszustand viel zu tun – und zogen an einem Strang, um ihn zu unterstützen.“
Da Freddie inzwischen nicht mehr auf Tour gehen konnte, bewies die Band ihr kreatives Genie auf andere Weise. Die Songs dokumentierten persönliche Erfahrungen der Queen-Musiker: Das aus den Schlagzeilen aufgeschnappte Drama, auf dem der Song „Scandal“ basiert, war letztlich Mays Seitenhieb gegen das andauernde Einmischen von Presseleuten in persönliche Angelegenheiten der Bandmitglieder. Und der von John Deacon besonders gefeierte Abschlusstitel „Was It All Worth It“ wurde im Nachhinein als Song über den Gesundheitszustand von Freddie gelesen (der diesen Song komponiert hatte).
Während der monatelangen Studiophase entstanden insgesamt mehr als 30 Songs – weit mehr also, als auf ein einziges Queen-Album passen würden. Zehn davon wurden schließlich zur Veröffentlichung ausgewählt, ein paar weitere erschienen wenig später als B-Seiten oder Soloveröffentlichungen – oder wurden kurzerhand auf die Nachfolgeralben „Innuendo“ und „Made In Heaven“ verschoben. Insgesamt brachte das Album fünf Hitsingles hervor.
Ein Großteil dieser auf der Strecke gebliebenen Session-Tracks lag danach rund 33 Jahre lang mehr oder weniger ungestört in den Archiven von Queen. Was die eingeschworenen Hardcore-Fans von Queen am meisten erfreuen dürfte, ist die „The Miracle Sessions“-CD, die der neuen Boxset-Edition beiliegt: Sie versammelt Originalaufnahmen, Demoversionen und Rough Cuts des gesamten Albums sowie obendrein sechs bisher unveröffentlichte Songs – zwei davon mit Brian am Mikrofon.
Zu den Highlights der mehr als einstündigen Bonus-Disc zählt dementsprechend die Erstveröffentlichung von quasi-mythischen Tracks wie „Dog With A Bone“, „I Guess We’re Falling Out“, „You Know You Belong To Me“ oder auch vom ergreifenden „Face It Alone“, der als Singlevorbote erschienen ist. Abgerundet wird die Bonus-Disc durch Originaltakes, Demos, Rough Cuts und weitere Eckpfeiler, die schließlich die Essenz von „The Miracle“ ausmachen sollten.
Ebenfalls Premiere feiert im Boxset die Wiederaufnahme in die Tracklist von „Too Much Love Will Kill You“ – denn ursprünglich war The Miracle als 11-Track-LP geplant, doch wurde der Song dann in letzter Minute wegen irgendwelcher Publishing-Unstimmigkeiten aus der Tracklist gestrichen. Später erschien die Originalversion inklusive Freddies Gesangspart auf „Made In Heaven“ (1995). Während die CD-Version der klassischen Tracklist mit 10 Stücken treu bleibt, ist „Too Much Love Will Kill You“ auf der Vinyl-Variante dieser Collector’s Edition erstmals als Albumtrack aufgenommen – und zwar genau an jener Position auf der A-Seite, die der Song ursprünglich schon 1989 auf Vinyl einnehmen sollte.
Insgesamt vereint die The Miracle Collector’s Edition viele Raritäten, Outtakes, Instrumentals, Interviews und Videos – darunter auch das letzte Interview von John, das er während des Videodrehs zu „Breakthru“ gab. Abgerundet wird die Edition mit einem aufwendig gestalteten, 76-seitigen Hardcover-Buch mit vielen bislang unveröffentlichten Fotos, handgeschriebenen Fanclub-Originalbriefen der Bandmitglieder, Presseclippings aus jenen Tagen und ausführlichen Liner Notes mit Rückblicken von Freddie, John, Roger und Brian, die die Entstehung des Albums und einige ihrer größten Videos beleuchten.
Bei so viel Exklusivmaterial und so vielen faszinierenden Einblicken in diesen zentralen Moment der Bandgeschichte von Queen ist die neue Edition von The Miracle tatsächlich das, was auf dem Cover steht: Ein Wunder, auf das die Fans mehr als drei Jahrzehnte lang gewartet haben. VÖ-Termin ist am 18.11.2022 – und zur Einstimmung hier die neue Single:
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Selbst eine im Grunde doch recht düstere Serie wie „Babylon Berlin“ gewinnt an positiver Grundstimmung, wenn Max Raabe ans Mikro tritt. So geschehen in der aktuell vierten Staffel mit dem Song „Ein Tag wie Gold“. Als Sänger Emil Engel performt er die im Stil der 1920er Jahre gehaltene Nummer gemeinsam mit seinem Palast Orchester. Und mal wieder passt alles. Das Auftreten des Sängers gepaart mit einer wundervoll sonoren Stimme trifft genau das Flair der Serie.
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Schön, dass es dieser Titel auch auf Raabes neues Album „Wer hat hier schlechte Laune“ geschafft hat. Die unterschwellige Drohung, uns dieses sofort auszutreiben, wirkt Wunder. Max Raabe singt von der Liebe, von ihrem zarten Erblühen und Verwehen, von Gefühlen und ihrer Verwirrung. Aber auch die Freude am Fahren mit Strom und der Wunsch, mit Hummeln und Hirschen durch die Wälder zu pirschen, spielen eine Rolle.
Mit seiner wundervollen Baritonstimme kündet Max Raabe vom kleinen Glück unter den Birken am Feldrain („Der Sommer“). Er erzählt von einer Zufallsbegegnung im Zug, aus der sich – nach allerlei peinlichen und unangenehmen Momenten der unsicheren Annäherung – vielleicht ja doch etwas ergeben könnte („Das mit uns kann was werden“). Und er singt in dem herzzerreißenden Stück „Es wird wieder gut“ von dem Vertrauen darauf, dass es mit ihm allen äußeren Anzeichen zum Trotz doch irgendwie weitergehen wird.
Neben den intelligenten Texten stehen ästhetischer Gesang und elegante Arrangements im Mittelpunkt des Geschehens. Als Songwriter sind altbekannte Größen wie Annette Humpe, Christoph Israel, Peter Plate, Ulf Leo Sommer, Joshua Lange und Achim Hagemann mit an Bord, was der Produktion wieder sehr gut tut.
Klar: wirklich innovativ ist das natürlich nicht. Max Raabe wird seinen Stil vermutlich nicht mehr ändern, wenn man mal von dem vermehrten Einsatz elektronischer Spielereien absieht. Aber das erwartet ja auch niemand. Der Stil der 20er Jahre ist ihm wie auf den Leib geschneidert. Warum also am Image rumpfuschen? Der Witz vergangener Zeiten erschließt sich als Gesamtpaket – inklusive des Zebras auf den Promofotos.
Der Oktober ist angebrochen und die ersten Weihnachtsalben treffen ein. Damit haben sie zumindest Dominosteinen und Lebkuchen den Vortritt gelassen, aber es nützt nichts: Wir müssen (und wollen) uns mit der besinnlichen Jahreszeit beschäftigen. Während man also vielerorts über das Ausbleiben der Weihnachtsbeleuchtung und kühlere Temperaturen in den Kirchen diskutiert, stellt sich zugleich die Frage, ob Stars wie Lindsey Stirling mit ihrer Musik ein wenig Wärme und festliche Stimmung zurück geben können.
Das Album der Stargeigerin trägt den Titel „Snow Waltz“ und kommt mit einem märchenhaften Cover. Mit acht weihnachtlichen Klassikern und fünf Originaltracks liefert das Album Stirlings immersive Arrangements und faszinierende Melodien mit einem saisonalen Touch und Songs, die versprechen der perfekte Soundtrack für die Weihnachtszeit zu sein.
„Ich wollte den Songs ein wunderliches, feenhaftes Gefühl verleihen, welches mehr ich bin“, sagt Lindsey zu der neuen Platte. „Es ist immer eine Herausforderung einem klassischen Song, der schon hundert Male aufgenommen wurde, den eigenen Stempel aufzudrücken und ich habe es geliebt, mit verschiedenen Herangehensweisen zu experimentieren und sicherzustellen, dass sich jeder Song für mich als Künstlerin absolut einzigartig anfühlt.“
Es gab bereits vor fünf Jahren ihr Weihnachtsalbum „Warmer in the Winter“, das Platz 1 in den Billboard Holiday Charts eroberte und einmal mehr ihre außergewöhnliche Begabung als instrumentale Geschichtenerzählerin bewies. In diese Kerbe schlägt nun auch das neue Werk, das neben den Melodien an der Violine immer auch mit rhythmischen Finessen aufwartet. Dabei ist es gleich, ob Stirling bekannte Melodien verwendet oder eigens für sie komponierte Stücke im Violine-Elektro-Sound darbietet.
Bei „Joy to the World“ tat sie sich mit Gladius und Anderson zusammen, um eine treibende, keltisch inspirierte Interpretation des Weihnachtslieds aus dem 18. Jahrhundert zu schaffen. „God Rest Ye Merry Gentlemen“ konzentriert sich auf eine elegant-frenetische Geigendarbietung von Stirling, die den beatlastigen Track auch mit ihrem hypnotischen und himmlischen Gesang schmückt. Für ihre Flamenco-inspirierte Interpretation von José Felicianos „Feliz Navidad“ involviert sie ihren Kollegen Mark Ballas und sein Talent für die Gitarre. „Ice Storm“ hingegen ist energisch, rockig, gitarrengetrieben und absolut mitreißend.
Bisweilen gibt es auch vokale Features von Bonnie McKee, Frawley und David Archuleta. Das wäre nicht unbedingt nötig gewesen, gibt dem Album aber romantische Impulse mit. Gerade die Ballade „Magic“ ist inspiriert von dem bewegten Moment in Stirlings Leben, als sich ihre Schwestern, ihre Mutter und sie gemeinsam die liebevollen und lustigen Momente mit ihrem Vater in Erinnerung riefen, während dieser im Sterben lag.
So schön die Balladen sind, erwärmen doch vor allem Traditionals wie „Litttle Drummer Boy“ und „O Holy Night“ mein Herz. Es gelingt der Künstlerin immer wieder, in ihren Interpretationen neue Elemente aus alten Melodien herauszukitzeln. Der getragene Gesang von „Come, O Come, Emmanuel“ ist wunderschön atmosphärisch und harmoniert perfekt mit Streichermelodie und keltischen Rhythmen.
Lindsey hat die jährliche Weihnachtsaktion „The Upside Fund“ ins Leben gerufen, um Familien zu helfen, die während einer medizinischen Krise dringend Unterstützung benötigen. Dafür hat sie sich mit medizinischen Unternehmen zusammengetan, darunter RIP Medical Debt, Resolve Medical Bills und Dollar For, um über 4,5 Millionen US-Dollar an medizinischen Schulden und Rechnungen auf nationaler Ebene zurückzuzahlen. Weitere Informationen zur diesjährigen Aktion findet man HIER.
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Mumford & Sons zählen zu den erfolgreichsten Bands der letzten Dekade: Das Quartett aus London hat mit seinen Folk-Pop-Hymen über 14 Millionen Exemplare verkauft und wurde u.a. mit dem GRAMMY Award ausgezeichnet. Jetzt erscheint das Solo-Debütalbum von Frontmann Marcus Mumford. Doch keine Sorge, dies ist nicht das Ende der Band, sondern ein sehr persönliches Mumford-Projekt, das eine weitere Seite seines Songwritings präsentiert. „Ich wollte etwas machen, das mir ein Gefühl von Freiheit gibt, statt immer nur an die Band zu denken“, erklärte Marcus Mumford.
Schon das letzte Bandalbum „Delta“ war nichts für leichte Gemüter. In weiten Teilen hatte es einen sehr melancholischen und fast schon depressiven Einschlag. Es war ein emotionales und introspektives Werk, das sich mit Themen wie Scheidung, Depression und Tod beschäftigte. Ebenso verändert hatte sich das musikalische Geschehen, das sich vom bunten Folkrock in einen sehr atmosphärischen Pop wandelte.
Das ist vier Jahre her – doch Marcus Mumford geht auch solo diesen Weg weiter. Die Single „Cannibal“ ist zugleich Opener des Albums und startet mit reiner Melancholie. „Grace“ liefert rockige Anleihen, doch schon mit „Prior Warning“ wird es wieder ruhiger. Der Songwriter ist in Erzähl-Laune und dafür braucht er leise Töne. „Better Off High“ kommt mit einem treibenden Tambourine-Rhythmus, „Only Child“ ist ganz reduziert auf Vocals und sanfte Gitarrentupfer.
Die Songs haben wieder einen stärkeren Folk-Charakter, aber auf die introvertierte Art, ohne große hymnische Anleihen. In der zweiten Albumhälfte sorgen musikalische Partner wie Clairo, Monica Martin, Phoebe Bridgers und Brandi Carlile für Abwechslung. So vergehen die 37 Minuten doch recht kurzweilig.
Das Album erzeugt eine herbstliche Stimmung und ist sehr gut produziert. Wer sich auf diese emotionale Hommage an Marcus‘ Kindheit und Jugend einlassen will, sollte sich schon mal ein Glas Rotwein eingießen und sich auf einen verträumten Abend einstellen.
Cari Elise Fletcher ist eine US-amerikanische Sängerin und Songwriterin. Wie heutzutage üblich, hat sie seit 2016 schon eine ganze Legion von Singles und EPs veröffentlicht, bevor nun mit „Girl Of My Dreams“ ihr Albumdebüt erscheint.
Dabei ist Fletcher alles andere als zurückhaltend, was Artwork und Songinhalte angeht. Die Songs tragen Titel wie „Her Body Is Bible“ oder „Becky’s So Hot“. Darin singt Fletcher ganz offensiv von ihrer Homosexualität und erzählt Geschichten verflossener Liebschaften.
Aber das Album ist viel mehr als die Zurschaustellung von Äußerlichkeiten. „Girl Of My Dreams“ kommt als ein sehr intimes und gefühlvolles Werk, das den komplizierten und harten Weg zur Selbstakzeptanz der Sängerin schildert, wie sie selbst sagt: “When my mom was younger she had a dream of a girl with long black hair riding on a horse, but she could never see what the girl’s face looked like. She had a feeling that the girl might be the daughter she’d have one day, but I turned out to be nothing like that girl. To me it’s a metaphor for growing up queer in a small conservative town, and feeling like I wasn’t any of the things that people maybe thought or hoped I would be. As I explored my queerness later on, there were a whole series of people who I thought could be the girl of my dreams. But after so many years of looking outside myself, I finally came to the realization that the girl of my dreams is me.”
Musikalisch kommt ihr gewonnenes Selbstbewusstsein stark und authentisch zur Geltung. Fletcher singt mit energischen Vocals zu elektronischen Rhythmen. Sie erzählt intensive Geschichten wie in „Birthday Girl“ und schwelgt in melancholischen Überlegungen („Better Version“). Gerade ihre Balladen gefallen mir ausgesprochen gut.
„Serial Heartbreaker“ kommt mit einem dramatischen Rhythmusgerüst und einer treibenden Melodie. So findet Fletcher stets die richtigen Arrangements zu ihren starken Worten (und man kommt kaum hinterher, wenn sie ins Lamentieren gerät). Den letzten Track widmet sie sich selbst. „For Cari“ ist eine akustische Gitarrenballade, die sich sehr wohlig vom Rest des Albums abhebt.
Auf eine sehr offene und ehrliche Art stellt sich die queere Pop-Ikone in „Girl Of My Dreams“ ihrer Vergangenheit, verarbeitet Liebeskummer, Herzschmerz, Triumph und einschneidende, zwischenmenschliche Situationen aus ihrem sprunghaften Leben. Auch wenn es viele Mitschreiber in den Credits gibt, hat Cari Fletcher doch an allen Songs selbst mitgewirkt. Ein Album, das ihre Seele offen legt!
Es war definitiv Zeit für ein neues Album von MEGADETH. Noch nie ist man in Deutschland und UK so hoch gechartet. Seit langem zählt die Band zusammen mit Metallica, Slayer und Anthrax zu den „Big Four“ des Thrash Metal, was man vor einigen Jahren auf einer gemeinsamen Tour feierte. Doch MEGADETH können gut für sich allein stehen. Das letzte Album „Dystopia“ erschien vor sechs Jahren. Düster, aggressiv und mit nervenaufreibender Genauigkeit.
Zum 35jährigen Bestehen gab es dann vor drei Jahren eine Anthologie mit dem Namen „Warheads on Foreheads“, welche die Geschichte des Quartetts um Dave Mustaine gehaltvoll zusammenfasste. Doch jetzt ist nach sechs Jahren endlich Zeit für neues Material. Und was für ein Brett!
„The Sick, the Dying… and the Dead!“ liefert zwölf explosive neue Tracks. Den Start dieses neuen Kapitels markierte der Song „We’ll Be Back“, ein durch und durch klassischer MEGADETH Track, gemeinsam mit dem Kurzfilm „We’ll Be Back: Chapter I“, der von den Ursprüngen des Megadeth Maskottchen Vic Rattlehead erzählt.
Das Album enthält einige der stärksten Songtexte, die Leadsänger Dave Mustaines je geschrieben hat, glänzt aber auch mit Beiträgen der anderen Bandmitglieder und vereint alles, was MEGADETH und ihren Sound aufregend und unverwechselbar macht: unvergleichliche Riffs, beeindruckende Soli und einzigartige Vocals.
Dave Mustaine wirbelt mit rauer Stimme durch die Tracks. Man merkt ihm seine 60 Jahre inzwischen an, doch das bringt ordentlich Charisma. Man höre sich nur „Célebutante“ an. Da geht es doch nach verhaltenem Start so kraftvoll in die Vollen, dass man sich umgehend in die Glanzzeiten der 80er zurückversetzt fühlt. Moderner klingt das düstere „Night Stalkers“ mit einer Einlage von Rap-Legende Ice-T. „Dogs Of Chernobyl“ reist mit wirkungsvollen Klängen weit in die Vergangenheit während „Mission To Mars“ ganz futuristisch daherkommt.
Für Abwechslung ist also gesorgt und MEGADETH lassen alte Qualitäten gekonnt hochleben. Sie erfinden sich nicht neu, laden aber zu einem soliden Thrash-Metal-Trip ein, der auch einige Überraschungen zu bieten hat.
Runde Geburtstage müssen kräftig gefeiert werden. 1982 erschien mit „Chronic Town“ die erste EP einer bis dahin noch recht unbedeutenden Alternative Rockband. Kein Wunder, hatte sich das Quartett doch erst im Jahr 1980 in Athens, Georgia, gegründet. 1981 gab es bereits einen Labelwechsel. Die erste Single „Radio Free Europe“ erschien noch bei Hib-Tone, während der Aufnahmen zu „Chronic Town“ wechselte man aber zu „I.R.S. Records“. Ob es am neuen Label lag? Immerhin verkaufte sich die EP ganz ordentlich mit 20.000 Stück und der Grundstein für die Karriere – vor allem mit Fans aus dem College Milieu – war gelegt.
Der Einfluss dieser Debüt-EP auf die Zukunft der alternativen Musik ist unbestritten und wurde vom Magnet Magazine als “eine Vorlage für die gesamte Indie-Rock-Bewegung” beschrieben. Mit so beliebten Klassikern im Repertoire der Band wie „Gardening At Night“, „Wolves, Lower“ und „1.000.000“ zeigte man eine ordentliche Bandbreite solider Rockmusik.
„Wolves Lower“ atmete mit schnellen Klängen der Sound der 60er, hatte aber schon den ganz typischen Sound der Band, für den man sie auch zwanzig Jahre später noch lieben sollte. „Carnival Of Sorts“ (Box Cards) klingt mystisch und rhythmisch verspiel als Kontrapunkt zur Eingängigkeit der ersten Songs und zugleich mit schöner Polyphonie. „Stumble“ hingegen überrascht mit einer hymnischen Grundidee, die sich dann aber recht vertrackt ausweitet.
Mit dieser EP kann man sich in seine Teenagerzeit zurückversetzen und nostalgisch schwelgen – oder 20 Minuten ganz neue Musik entdecken, die den Grundstock für eine fantastische Karriere bildete. Ein feiner Zug, dass das Werk jetzt zum 40. Jubiläum erstmals auch im CD-Format erscheint.