Höchstens ein Drittel der heutigen Konzertbesucher hätte ins kleine Luxor gepasst. Dabei war der Auftritt von Karnivool ursprünglich im schnuckeligen Kultschuppen angesetzt, aber schon bald ausverkauft. Nun ist selbst die Live Music Hall voll. Wir nähern uns australischen Verhältnissen an, denn in ihrer Heimat sind Karnivool eine große Nummer, die selbst die dicksten Hallen füllt.
Wie schon 2010 dürfen auch diesmal The Intersphere aus Mannheim den Abend eröffnen und tun dies sichtlich gut gelaunt mit „Prodigy Composers“. Auch mit „I Have a Place for You on Google Earth“ und „Interspheres Atmospheres“ wissen die Musiker um Christoph Hessler zu gefallen und ernten viel Applaus. Ein neues Album befindet sich gerade in der Fertigstellung und so wird zum Abschluss noch ein frischer Song präsentiert. Auf eine anschließende Tour in 2014 darf man sich ebenfalls freuen. Der Verweis auf Karnivool als „großartige Band“ ist keine Höflichkeitsfloskel, sondern vielmehr Ausdruck ehrlicher Bewunderung.
Samstag abends ist Partytime in der Live Music Hall und so ist klar, dass wir gegen 22 Uhr rausgekehrt werden. Gut, dass die Männer aus Perth um kurz nach halb neun auf der Bühne stehen und mit „The Last Few“ ihr Set eröffnen. Während die feierwütigen Fans bei „Themata“ den Moshpit eröffnen, ahnen sie noch nicht, dass dies heute der einzige Song aus der Nu-Metal-Ära bleibt. Unbeirrt wird das Pogen auch bei Stücken wie „A.M. War“ fortgesetzt, aber notgedrungen von der Vielschichtigkeit und vertrackten Rhythmik unterbrochen. Das bisherige Werk der Australier ist ebenso heterogen wie das heutige Publikum und so flüchten sich die Audiophilen in hintere Regionen der Live Music Hall. Ob sie dort einen besseren Sound haben, ist allerdings fraglich. Jon Stockman’s sechssaitiger Bass wummert verschwommen vor sich hin.
Es folgt eine Phase des Konzerts, die vom 2009er Album „Sound Awake“ geprägt ist. „Simple Boy“ und vor allem das zeitlose „All I Know“ wissen sehr zu gefallen. Zu „Sky Machine“ erhält die Band Unterstützung von Intersphere-Drummer Moritz Müller. Da Sänger Ian Kenny eher für die filigranen Töne bekannt ist, verwundert es nicht, dass der Schrei-Part in „The Refusal“ von Bassist Stockman übernommen wird. Der Abend ist eindeutig vom neuen Album „Asymmetry“ geprägt. Karnivool gehen unbeirrt ihren Weg, der nun eben auch beinhaltet, dass bewährte Kracher Platz machen müssen für verspielten Progrock. Und von der Sorte haben sie ja auch tolle neue Songs wie „Aeons“, der das Set beschließt. Sphärisch beginnt auch die Zugabe in Form von „Alpha Omega“, der sich nach und nach hochschaukelt Richtung Finale des Konzerts. Und kaum ein Lied aus dem Repertoire der Band ist hierfür besser geeignet als „New Day“. Das bietet noch einmal alles auf, was die Band groß macht: Tolle Hooklines, fesselnde Lyrics und musikalisches Können. Man darf sehr gespannt sein, wohin der kreative Weg dieser Band führen wird. Klar ist, dass sie ihn unabhängig von äußeren Erwartungen beschreiten wird.