Ich tue mich – ehrlich gesagt – immer noch etwas schwer mit der elektronischen Ausrichtung, die Alexa Feser bei ihren Veröffentlichungen in den letzten Jahren pflegt. Wenn ich sie dann live sehe und sie zwischenzeitlich allein am Keyboard sitzt, oder wenn ich die Pianoversionen von neuen Songs wie „Mein Name ist“ und „Fritten“ höre, denke ich schon etwas wehmütig an die Zeit von „Gold von morgen“ und „Zwischen den Sekunden“ zurück.
Nach dem großartigen „A!“ ist der Sound nun seit „Liebe 404“ viel moderner, aber auch steriler. Was geblieben ist, sind die tiefgründigen Texte und ihre eindringliche Stimme. Der Song „Fritten“ ist eine melancholische Antwort an den Zusammenhalt, den wahre Freunde erfahren, wenn sie eine schwierige Zeit durchleben und bedingungslos füreinander da sind. Ob es die nächtliche Fahrt nach Hause ist, das Tragen der Kisten beim Umzug nach einer Trennung oder die Portion Fritten mit Mayo nachts um halb vier.
„Checkbox“ beschäftigt sich mit dem ernsten Thema Depression. So öffnet jeder Song eine neue Tür. Vom strahlenden Banger „Highscore“, den man nicht laut genug drehen kann, bis hin zur personifizierten Hoffnung in „Mein Name ist“ – einem Song, bei dem Alexa es schafft, einem so großen Begriff wie Hoffnung eine Stimme zu geben, die durch außergewöhnliche Bilder tröstend wirkt, in einer Schlichtheit, ohne dabei kitschig zu sein.
„Al Pacino“ klingt laut und lebendig durch seine schnellen Bilder, süß-sauer thematisiert dieser Track die Kunst des Ablenkens von jemandem, den man mal sehr geliebt hat. Dann wartet „Kaiserschnitt“, der filmischste Song von allen, mit dem wir eine Welt betreten, die modern, melancholisch und gleichzeitig befreiend ist, nicht zuletzt durch das Feature mit einer AI. „Was du brauchst“ ist ein kluger, beobachtender Song über das Alles und das Nichts im Leben. Darüber, dass sich am Ende immer alles so einpendelt, wie man es vielleicht nicht immer will, aber braucht.
„Kino“ ist auf jeden Fall wieder ein solides Album von Alexa mit Tiefgang und sympathischen inhaltlichen Ideen. Kein Meisterwerk, aber eine gute Grundlage für die kommenden Konzerte, bei denen dann auch sicher das Piano erneut genügend Raum bekommt.
Im Kopf wieder Kino Tour 2024
21.04.2024 – Mainz, Frankfurter Hof
23.04.2024 – Köln, Kulturkirche Köln
24.04.2024 – Hamburg, KENT Club
25.04.2024 – Dresden, Alter Schlachthof
26.04.2024 – München, STROM
27.04.2024 – Berlin, Hole 44