Wilhelmines Musik, das ist wie die Umarmung, nach der man sich gerade sehnte, die aufmunternden Worte, die man gerade brauchte, der Lebenshunger, den man viel zu lange unter den Sorgen des Alltags vergraben hatte. Da sind es doch großartige Neuigkeiten, dass es bald noch viel mehr von ihren Songs geben wird, ein ganzes Album nämlich, das am 23. September erscheint und den Titel „Wind“ trägt.
Wilhelmines Debütalbum folgt auf eine Reihe von EPs, mit der die Berliner Künstlerin sich seit 2019 in die Herzen von Fans und Kritiker:innen spielte. So zählte Diffus Wilhelmine 2020 zu den „10 besten neuen KünstlerInnen“, ihre Single „Eins sein“ wurde 2021 zu einem Viral-Hit des Jahres, sie trat u.a. im „ARD Morgenmagazin“ und bei „Inas Nacht“ auf, spielte Support-Shows für Lotte und Benne und wirkte auf dem jüngsten Selig-Album mit – um nur einige zu nennen. Auch ein großer Teil ihrer diesjährigen „Komm wie du bist“- und „Herz, W.“-Nachholtouren mit 37 Stopps in Deutschland und Österreich ist bereits ausverkauft.
Wilhelmine ist wahnsinnig gut darin, zwischenmenschliche Momente und Schwingungen einzufangen – Momente und Schwingungen, die so intim sind, dass man sich fühlt, als flüstere sie einem die Worte gerade persönlich ins Ohr. Zugleich jedoch besitzen sie eine allgemeingültige Wahrhaftigkeit, die man auf sein eigenes Leben beziehen kann. So auch in „an all diesen tagen“, nach dem Anfang 2022 veröffentlichten „besonders“ der zweite Vorbote des kommenden Albums. „Ich liebe den Morgen / Jeden Morgen mit dir / Du wirst immer schöner, ich küss dir die Sorgen einfach weg von der Stirn und / Ich werd mit dir größer“, singt sie an die Adresse ihrer Partnerin und will ihr damit Mut machen „an all diesen Tagen / An denen du zweifelst, wenn alles in dir / wieder irgendwie einbricht“.
Dass auch Wilhelmine sich mit solchen Tagen auskennt, weiß man aus ihren zutiefst persönlichen Songs wie „Du“ und „Feuervogel“. Doch sie findet Wege heraus, erspäht das Licht am Ende des Tunnels – und wenn alles nichts hilft: vielleicht hilft Tanzen. „Lass uns tanzen wie noch nie / So als ob uns niemand sieht / An all diesen Tagen, an denen du zweifelst, wirst du mich nicht verlieren / Ich tanz hier an deiner Seite“, singt Wilhelmine, und das geht mit der ausgelassenen Disco-Funk-Produktion sehr gut, die eingerahmt wird von einer schwebenden Melodie zu Beginn und einem betörend schönen Piano-Outro.
„Das Lied beschreibt für mich die Situation, wenn man sich so gut kennt, dass beide genau wissen, wo sie gerade stehen und wie sie sich fühlen. Das blinde Verständnis füreinander“, kommentiert Wilhelmine. „In meinem Fall war das Zugeständnis, dass Bewegung hilft, Tanzen hilft, Probleme, schwierige Situationen aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Vor allem alles unter dem eigenen Deckmantel, ’so als ob uns niemand sieht‘. Das ist für mich hier der Vertrauenspart. Der, bei dem wir alles ausblenden dürfen und komplett vertrauen.“