Den Titelsong des neuen Albums von Johannes Oerding haben wir schon seit „Sing meinen Song“ in den Gehörgängen. Ein Ohrwurm, wie er im Buche steht! Das neue Album wurde heiß erwartet. Kein Wunder – hat sich der Singer/Songwriter aus Münster doch klammheimlich in die erste Riege der Deutschpop-Künstler nach vorn geschoben.
Seit 2009 erschien konsequent im Zweijahresrhythmus ein neues Album – nur für das neue „Plan A“ hat er sich drei Jahre Zeit gelassen. Während er seit 2013 regelmäßig in den deutschen Charts zu finden ist, war „Konturen“ im Jahr 2019 seine erste Nummer 1-Platzierung. Single-Veröffentlichungen spielen selten eine große Rolle. Während die Kollegen mit „Auf uns“, „80 Millionen“, „Chöre“ und „Feuerwerk“ dauerpräsent in den Radioplaylists sind, setzt Johannes eher auf konstante Qualität und legt die Messlatte von Album zu Album höher.
Der Opener „Kaleidoskop“ ist die zweite Single und hätte ebenfalls das Album in seiner melodischen und thematischen Vielfalt betiteln können. „Bei all den Konflikten in der Welt fällt es manchmal schwer zu glauben, dass wieder hellere Tage kommen. Ich wollte einen Song schreiben, der daran erinnert, dass alles irgendwann vorbeigeht – auch die schweren Zeiten. Er ist eine Erinnerung an unbeschwertere Kindheitstage und den Wandel von dunkel zu hell, von statisch zu dynamisch. Die einzige Konstante ist letztlich die Veränderung selbst“, erklärt er und gibt Hoffnung auf bessere Zeiten als die jetzigen.
„Porzellan“ ist ein atmosphärischer Popsong für einen Menschen, der Hilfe braucht. Sehr bewegend und authentisch. Für „Stärker“ hat er sich mit Zeynep Avci zusammengetan, die er im Jahr 2021 als Coach bei „The Voice of Germany“ begleitet hatte. Man hört ja oft, dass die Juroren den Kandidaten große Versprechungen machen („ich nehme dich mit auf Tour“, „wir machen auf jeden Fall ein Album zusammen“). Johannes macht keine leeren Versprechungen – er tut es einfach. Und anscheinend hatte es ihm Zeynep angetan, obwohl sie im Viertelfinale von den Anrufer*innen rausgekickt wurde. „Stärker“ ist ein eindringliches Duett, bei dem die Sängerin in türkischer Sprache performt.
Wirkliche Ausfälle gibt es nicht. „Plan A“ präsentiert zwölf starke, melodische Popsongs in 42 Minuten. Textlich hat Oerding sich dabei mit Freunden, Familie und Beziehungen auseinander gesetzt. „Was wäre wenn“ zeichnet ein utopisches Bild der Welt – voller Wunschgedanken für eine schöne Zukunft.
„Ecke Schmilinsky“ erzählt von einer Begegnung auf der Reeperbahn – und man kann nur vermuten, dass es sich um ein Date mit Lebensgefährtin Ina Müller handelt. „Eins-zu-eins-Gespräch“ ist eine wundervolle, gesprochene Ballade, die Johannes vermutlich an seinen Vater richtet. Sehr bewegend und von entwaffnender Ehrlichkeit!
Die Pianoballade „Die Stadt ist einsam ohne dich“ spricht von Abschied und Vermissen. Viele Songs tragen eine große Melancholie in sich, aber es gibt auch fröhliche Stücke wie „Schnee von gestern“, das den Bogen einer Biografie von „Sommer of 69“ bis zu Fettes Brot zieht. Die nostalgischen Momente werden in dieser Uptempo-Nummer zum Leben erweckt.
Auch „Santa Fu“ kommt als halbwegs rockige Nummer während „Bis der Himmel uns bestellt“ das Album als romantischer Schlussakkord abschließt. Wie Johannes bemerkt: „Ich habe alles aufs Album genommen, was aus mir rauskam. Den Kopf auszuschalten und noch mehr nach innen zu gehen, hat einfach Spaß gemacht.“ Das hört man.
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Die Tatsache, dass Johannes Oerding mittlerweile einer der größten deutschen Musiker mit über einer Million verkaufter Alben und etlichen Gold- und Platinauszeichnungen ist, ist weder ihm noch seinen Fans besonders wichtig. Was den Musiker wirklich antreibt, ist die Livebühne und die Chance, jeden Tag an einem anderen Ort mit seinem Publikum und seiner Band eine einzigartige Nacht zu verbringen.
Der dritte Release aus OERDINGs kommendem Album PLAN A ist eine intime Angelegenheit. In dem schillernden Pop-Track geht es um Trennung und darum, dass man sie sich leichter vorstellt, als sie am Ende ist. „Mit den Jahren bilanziert man mehr, hört auch bei Freunden anders hin. Zeynep hat mich bei THE VOICE mit ihrer Stimme und menschlich total begeistert. Ich glaube, es gibt nicht viele deutsch-türkische Duette – dabei ist das Zusammenleben unserer Kulturen doch längst eine Realität. Deswegen ist es total stimmig, dass Zeynep hier auch Deutsch singt und ich Türkisch.“
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Die Karrierekurve von Johannes Oerding zeigt seit zwanzig Jahren steil nach oben. Mit bis dato sechs Studioalben, über einer Million verkaufter Einheiten, diversen Gold- und Platinawards und insgesamt mehr als einer Million verkaufter Konzertkarten zählt der Songwriter zu den erfolgreichsten Musikern des Landes.
Nach dem 2019er #1-Album „Konturen“, das sich 44 Wochen lang in den Top 100 der deutschen Charts hielt und Platin meldete, sowie TV-Engagements bei „Sing meinen Song – das Tauschkonzert“ und „The Voice of Germany“ spielt Oerding diesen Sommer insgesamt 42 Open Air-Shows, die allein 200.000 Tickets über die Tresen gehen ließen. Neben Songwriting für Kollegen wie Peter Maffay, Udo Lindenberg oder Ina Müller war er gerade erneut als Gastgeber des Grimme-dekorierten Formats „Sing meinen Song“ zu sehen.
Das Finale der Sommertour fand am 24.09. auf dem Magdeburger Domplatz statt – weitere Livetermine sind bereits für März und April 2023 bestätigt. Das Album „Plan A“ erscheint am 04.11.2022.
Eigentlich hätte Johannes Oerding schon vor zwei Jahren beim Zeltfestival im saarländischen Lebach auftreten sollen, aber da hat die Pandemie den berühmten Strich durch die Rechnung gemacht. Jetzt war es endlich soweit und das große Zirkuszelt auf der Pferderennbahn in Lebach war zwar nicht ausverkauft, aber bis in die hinteren Reihen sehr gut gefüllt. Die Location ist absolut cool auf der großen Wiese etwas abseits des Stadtgebiets. Es gibt genügend Parkplätze, An- und Abfahrt laufen reibungslos. Die Versorgung mit Imbiss- und Getränkeständen vor dem Zelt und drinnen ist hervorragend.
Auch der Zeitplan war ziemlich lässig. Schon um 19 Uhr trat die junge Sängerin revelle auf. Die 24jährige Wahlberlinerin ist mittlerweile fester Bestandteil der Deutschpop-Playlisten. Sehr quirlig, sympathisch und frisch nahm sie das Publikum mit auf eine 30minütige Reise durch luftige, meist fröhliche Popsongs, die sie sehr reduziert zu Klavierbegleitung interpretierte. Man sah ihr die Freude über den Auftritt merklich an und die halbe Stunde verging wie im Flug. revelle hat an diesem Abend sicher einige neue Fans in Lebach gewonnen.
Schon um 19.50 Uhr stand dann der heiß ersehnte Johannes Oerding auf der Bühne. Natürlich mit Hut, mit großer Lightshow und einer fantastischen Band. Als Ouvertüre gab es ein instrumentales Intro, aus dem man schon einige Songfetzen raushören konnte – wie bei einem grandiosen Opernabend. Und so wirkte auch das komplette Konzert, das weit über zwei Stunden dauerte, wie aus einem Guss.
Von Beginn an hatte Johannes die Menge mit „Leuchtschrift“ und „Plan A“ ganz auf seiner Seite. Letztgenannter Ohrwurm wurde zum Dauerbrenner bei der letzten Staffel von „Sing meinen Song“. Dem kann keiner entkommen. Eigentlich ist Johannes ja noch auf „Konturen“-Tour, wobei besagtes Nummer-1-Album bereits 2019 erschien. Inzwischen hat er „Plan A“ für November als nächsten Longplayer angekündigt. Es geht also Schlag auf Schlag.
Bewundernswert ist Oerdings Publikumsnähe. Als stünde er im kleinen Club, hat er ganz schnell Kontakt zu einzelnen Menschen im Zelt aufgebaut, sodass sich ihm jeder nahe fühlte. Da sah er seinen Fan Gabi in der ersten Reihe, die ihm seit zwölf Jahren von Konzert zu Konzert folgt. „Älter siehst du aus“, meint er zum Gejohle des Publikums. „Da sieht man, was die Zeit aus uns beiden macht“, schiebt er direkt relativierend hinterher.
Johnannes Oerding will eine Wohlfühl-Show. Also sollte sich jeder erstmal mittels Faustschlag (coronakonform) bei den Nachbarn vor, hinter und neben sich vorstellen. Das gehört schon zum guten Ton bei seinen Konzerten. Aber er suchte auch Personen, die nicht freiwillig da waren, und fand Olli in Begleitung von Suse. Beide waren vor zwei Jahren noch ein Paar. Jetzt nicht mehr, aber weil die Karten nun mal am Kühlschrank hingen, mussten sie zusammen hin. Johannes wollte gleich den Beziehungsretter spielen und meinte: „Da geht noch was. Wenn ihr irgendwann heiratet, ruft mich an. Ich spiele auf der Hochzeit.“ Ein Argument, dass manch anderes Pärchen im Zelt vielleicht zu einem spontanen Heiratsantrag bewegt hätte.
Im Set gab es jedenfalls „So schön“, mit dem sich Frauen und Männer gegenseitig anschmachteten, während der Sänger den Chorleiter gab. Es folgte „Nie wieder Alkohol“ mit Auszügen von „Rehab“ (Amy Winehouse). Der Song „Anfassen“ war das unfreiwillige Statement zur Pandemie. Obwohl schon 2018 geschrieben, wurde er aufgrund der hellseherisch aktuellen Thematik viel im Radio gespielt. Und durchaus passend, da es schon damals darum ging, dass man sich mit Smartphone und sozialen Medien immer mehr vom realen Leben entfernt.
Ein gefeierter Lieblingssong vieler Fans war das hymnische „Kreise“ mit jubelnden Chören. Zu „Wo wir sind ist oben“ lieferte die Band ein hinreißendes und überaus rockiges Gitarrenduell, wobei sich der Song mit Bob Marleys „Could You Be Loved“ durchmischte. Zwischenzeitlich hatte sich der Frontmann zum Bad in die Menge begeben und lernte dort den siebenjährigen Martin kennen. Dessen Mutter wünschte sich „Jemanden wie dich“ als spontanes Ständchen und tatsächlich bot Johannes den lange nicht mehr gespielten Song vom zweiten Album solo an der Gitarre dar.
Herzzerreißend gab es „Blinde Passagiere“ zu Pianobegleitung und die Stimmung wurde romantisch und melancholisch. Dazu passte auch „Hundert Leben“, das Oerding dem jungen Martin auf seinem Weg zur Pubertät widmete. Und mit „Ketten“ folgte ein echter Lockdown-Song, den Johannes auch tatsächlich erst in der ruhigen Zeit geschrieben hat.
Auf den Tourshirts stand „Endlich wieder live!“ und das wurde vor allem im feierwütigen Abschluss-Triple des regulären Sets ausgiebig zelebriert. Da gab es das eindringliche „Heimat“ als Lovesong an Land und Leute, das rockige „Alles brennt“ mit formidabler Lightshow und schließlich die Hymne „An guten Tagen“.
Gut zwei Konzertstunden von Johannes Oerding waren inzwischen vergangen, doch von Müdigkeit keine Spur. Im Zugabenblock kamen allerdings keine Gassenhauer mehr, sondern Songs wie die ganz aktuelle Single „Kaleidoskop“ und „Ich will noch nicht nach Hause“. Irgendwann musste man aber doch gehen und ein beseeltes Publikum machte sich auf den Heimweg. Das Konzert war eine Wucht und in sich durchgehend stimmig – mit einem roten Faden, wie man ihn nur selten bei Livekonzerten erlebt. Bald erscheint das siebte Album und die nächste Tour ist ebenfalls schon geplant. Auf ein Neues!
Die Karrierekurve von Johannes Oerding zeigt seit zwanzig Jahren steil nach oben. Mit bis dato sechs Studioalben, über einer Million verkaufter Einheiten, diversen Gold- und Platinawards und insgesamt mehr als einer Million verkaufter Konzertkarten zählt der Songwriter zu den erfolgreichsten Musikern des Landes.
Nach dem 2019er #1-Album „Konturen“, das sich 44 Wochen lang in den Top 100 der deutschen Charts hielt und Platin meldete, sowie TV-Engagements bei „Sing meinen Song – das Tauschkonzert“ und „The Voice of Germany“ spielt Oerding diesen Sommer insgesamt 42 Open Air-Shows, die allein 200.000 Tickets über die Tresen gehen ließen. Neben Songwriting für Kollegen wie Peter Maffay, Udo Lindenberg oder Ina Müller war er gerade erneut als Gastgeber des Grimme-dekorierten Formats „Sing meinen Song“ zu sehen.
Mit der neuen Single „Kaleidoskop“ bringt Johannes Oerding jetzt den ersten Vorboten seines im November erscheinenden Longplayers „Plan A“ und flankiert gleichzeitig den Pre-Order-Start des Albums. Oerding über den Track: „Bei all den Konflikten in der Welt fällt es manchmal schwer zu glauben, dass wieder hellere Tage kommen. Ich wollte einen Song schreiben, der daran erinnert, dass alles irgendwann vorbeigeht – auch die schweren Zeiten. Er ist eine Erinnerung an unbeschwertere Kindheitstage und den Wandel von dunkel zu hell, von statisch zu dynamisch. Die einzige Konstante ist letztlich die Veränderung selbst.“
Das Finale der Sommertour findet am 24.09. auf dem Magdeburger Domplatz statt – weitere Livetermine sind bereits für März und April 2023 bestätigt.
„Kaleidoskop“ wird am 2. September 2022 um 17 Uhr veröffentlicht, das Album „Plan A“ erscheint am 04.11.2022.
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Nach dem Album KONTUREN kündigt Johannes Oerding sein neues Album für den Herbst an und veröffentlicht mit „Plan A“ die erste Single aus dem kommenden Album.
Ob auf die eigene Bucketlist bezogen oder auf das leider immer wieder dramatische Weltgeschehen: Die Erfüllung von Träumen, die Umsetzung persönlicher Ziele oder einfach nur die Umarmung seiner Liebsten auf die lange Bank zu schieben, ist selten eine gute Idee. JOHANNES OERDING hat schon immer dafür plädiert, sich für die Erste Wahl zu entscheiden, im Hier und Jetzt zu leben und sich gute Tage bewusst zu machen – und unterstreicht diese Überzeugung auch mit der neuen Single PLAN A.
Wenn man nur einen Versuch hat, ist Plan B halt gar nichts wert Ja, das Ziel ist klar und der Weg dahin bleibt spannend Ich hab gehört, wir sollen früher an später denken Doch wir wollen lieber später auf früher trinken Und dass keiner von uns fragt, wieso haben wir’s nicht getan
Der neue Track, der seine Message mit gewohnter Entschlossenheit und mitreißender Bläserwucht transportiert, kündigt auch JOHANNES OERDINGs siebtes Studioalbum an, das im Herbst erscheint. Schon vorher ist er in diesem Frühjahr bereits zum zweiten Mal Host des preisgekrönten TV-Formats „Sing meinen Song – das Tauschkonzert“, dessen neuer Titelsong PLAN A ist. Nach Platz 1 in den deutschen Charts und Platin für sein letztes Album „Konturen“ sowie den Vorgänger „Kreise“ sind die Erwartungen an die kommenden Releases des erfolgreichen Wahlhamburgers enorm. Dass er sich davon aber nicht beirren lässt und weiter konsequent seinen Weg geht, steht übrigens auch in den Lyrics von PLAN A …
Stell dir vor, wir stehen da oben auf ’nem Drahtseil balancierend Und Fallen und Umdreh’n sind keine Option Unter uns kein Netz, nur Boden – doch uns kann gar nichts passieren Denn das Ziel ist klar und den Weg, den finden wir schon
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Johannes Oerdings sechstes Studio-Album „Konturen“ meldete nur zwölf Wochen nach dem Release Ende 2019 Gold-Status und war das erste Nr. 1-Album seiner Karriere. Es ist ein Fest aus lässigem Pop, knackigem Elektro, satten Streichern, reduziertem Beat, NDW-Übermut und orchestralem Filmmusik-Pathos. Und keine Angst: Wer die melancholische Seite des sanften Songwriters liebt, wird ebenfalls nicht enttäuscht.
“An guten Tagen” ist ein optimistischer Poptitel, der ebenso gut ins Ohr geht wie der Nostalgie- und Mutmachsong “Alles okay”. Doch schon mit “Blinder Passagier” wird es nachdenklich und politisch. Überraschend tanzbar sind der Weckruf “Anfangen” und die Hymne “Vielleicht im nächsten Leben”. Diese Songs tragen zur Auflockerung bei, doch mir gefällt vor allem der ruhige Sänger. Egal, ob er mit “Unter einen Hut” still zurückblickt oder für “Besser als jetzt” perfekten Gitarrenpop im Stil von Gregor Meyle abliefert. „Konturen“ ist mindestens ebenso gut wie mein bisheriges Lieblingswerk „Kreise“.
Die Zeit bis zu den kürzlich bestätigten Nachholterminen der Corona-bedingt abgebrochenen Tour überbrückt aktuell eine 2-CD „Special Edition“ von „Konturen“, die am 23. Oktober inklusive zwei neuen Songs und einer Bonus-CD mit ausgewählten Akustikaufnahmen erscheint. Darunter, neben einem Feature von Kumpel Wincent Weiss, auch die neue Single „Ungeschminkt“. „Manchmal hat man das Glück, in wenigen Minuten und in wenigen Zeilen ein Gefühl genau auf den Punkt zu bringen. Es ist ein Liebesbrief, der sich wie von selbst geschrieben hat.“ Der neue Song funktioniert als Liebeserklärung an die Schlichtheit, an die einfachen Dinge des Lebens – und passt damit auch perfekt zu den akustischen Tracks, die CD 2 bilden. „Ketten“ hingegen ist eine treibende Hymne mit elektronischen Sounds, die den Wunsch nach einem neuen Aufbruch thematisiert. Ebenfalls sehr passend in dem Jahr der kulturellen Stille.
Die Konzertreihe „Lagerfeuer Acoustics“ erlaubte im Rahmen der „Stadtpark Acoustics“ in Hamburg mit maßgeschneidertem Setting und durchdachtem Hygienekonzept erstmals wieder Liveshows für bis zu 900 Zuschauer. Oerding spielte so an fünfzehn Dates bis Mitte September live vor insgesamt 13.500 Fans, die Tickets waren in Rekordzeit ausverkauft.
Die zehn Akustik-Tracks, die zum größten Teil vom „Konturen“ Album stammen, wurden im Studio neu aufgenommen und geben einen perfekten Eindruck davon, wie Oerdings Songs ohne große Produktion und technisches Brimborium klingen. CD 2 wird somit zur melancholischen, nachdenklichen Compilation, die das erwähnte Lagerfeuer-Feeling perfekt in den heimischen Player bringt. Das zweistimmige Duett mit Wincent ist wirklich ganz großes Kino und lässt mich die Bewertung des Albums in unserer Skala um einen Punkt auf die Höchstwertung anheben. Wundervoll!
Schade, dass es die Songs in diesen Versionen 2020 nur in Hamburg gab. Hoffen wir, dass im nächsten Jahr auch der Rest des Landes in den Genuss kommt.
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„Konturen“ ist bereits das sechste Studioalbum – und Johannes Oerding hat sich über zehn Jahre eine treue Fangemeinde erspielt. Kein Wunder, wenn man in steter Regelmäßigkeit hervorragende Alben auf den Markt wirft. Die Legende besagt, dass er bei einem Stadtfest durch den Auftritt mit seiner Schülerband entdeckt wurde und man ihm umgehend einen Plattendeal anbot. Als das Album „Erste Wahl“ im Februar 2009 erschien, war der gebürtige Münsteraner aber schon 27 Jahre alt. Gut Ding will eben Weile haben.
Mit der Zeit stiegen die Chartplatzierungen und seit 2013 ist Johannes Dauergast in den Top 5. Nur den Spitzenplatz hat er noch nicht geschafft. Aber die Zeichen stehen gut für das aktuelle Werk, das vor Vielfalt nur so strotzt. Es ist ein Fest aus lässigem Pop, knackigem Elektro, satten Streichern, reduziertem Beat, NDW-Übermut und orchestralem Filmmusik-Pathos. Und keine Angst: Wer die melancholische Seite des sanften Songwriters liebt, wird ebenfalls nicht enttäuscht.
„An guten Tagen“ ist ein optimistischer Poptitel, der ebenso gut ins Ohr geht wie der Nostalgie- und Mutmachsong „Alles okay“. Doch schon mit „Blinder Passagier“ wird es nachdenklich und politisch.
In seinen Worten: „Ich langweile mich ungern und wollte wieder mehr auf meine innere Stimme hören, mich noch mehr trauen. Auf Konturen sind deswegen auch mehr politische Songs, die Fragen stellen, die mir einfach unter den Nägeln brennen. Was aktuell auf der Welt passiert, hat für uns alle Konsequenzen, deswegen hat es für mich in diesem Fall nicht funktioniert, einfach dreizehn Popsongs zu schreiben, die nur mich und mein Leben betreffen. Es gibt in meinen Augen Dinge, die jetzt dringend laut ausgesprochen werden müssen und die Songs richten den Blick über den Tellerrand – auf mein ganzes Umfeld, unsere Gesellschaft. Ich sage immer ‚ich bin einer von uns’ und Konturen verkörpert das total. Ich habe mir extreme Mühe gegeben, damit jedes Wort sitzt. Es handelt von Themen, über die ich noch nie oder nicht auf diese Weise gesungen habe.“
Überraschend tanzbar wird es mit dem Weckruf „Anfangen“ und der Hymne „Vielleicht im nächsten Leben“. Diese Songs tragen zur Auflockerung bei, doch mir gefällt vor allem der ruhige Sänger. Egal, ob er mit „Unter einen Hut“ still zurückblickt oder für „Besser als jetzt“ perfekten Gitarrenpop im Stil von Gregor Meyle abliefert.
Was aber ist mit dem Duett, das Oerding mit seiner Lebensgefährtin Ina Müller singt? Ein wehmütiger Herz-Schmerz-Trennungssong. Das könnte den Gossip anheizen, doch wie der Sänger in diversen Interviews betont hat: Es ist nur ein fiktiver Song. Sie sind noch zusammen und glücklich.
Neben „Kreise“ liefert Johannes Oerding hier sein bisher bestes Album ab. Wer die Credits zum neuen Album von Peter Maffay sieht, mag erkennen, dass Oerding ein hervorragender Songwriter auch für den Altrocker ist. Doch die besten Titel bewahrt er für sich selbst: „’Konturen‘ ist ein großer Schritt für mich. Ich habe viel Klimbim weggelassen, mich neuen Genres geöffnet und bin mir dabei als Songwriter treu geblieben. Mein roter Faden ist eben nicht rot – er ist bunt.“
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Jetzt schreibe ich schon zum sechsten Mal über die begleitende CD zum Tauschkonzert „Sing meinen Song“. Ich will aber nicht müde werden zu betonen, wie gelungen dieses Format ist und wie herausragend die dazugehörige CD. Auch im sechsten Jahr der Show stimmt mal wieder alles. Und es ist vor allem eine Sache, die mir einmal mehr klar wird: In einer Zeit, da das Album kaum noch etwas zählt und nur einzelne Songs von Künstlern gehypt werden, die man dann schnell wieder vergisst, ist es um so wichtiger, einzelne Interpreten näher kennen zu lernen und sich mit ihnen zu beschäftigen. Dazu lädt „Sing meinen Song“ zum wiederholten Male ein. Gastgeber ist inzwischen Michael Patrick Kelly. Und er macht seine Sache hervorragend. Jede Sendung widmet sich einem der Beteiligten, man bekommt Einspieler der Originalsongs, erfährt viel zur Biografie und darf schließlich die Coverversionen genießen. Dieses Konzept kommt im CD-Format natürlich nur bedingt rüber, aber die Doppel-CD („Deluxe“ Version) bietet immerhin alle Songs in der Show-Reihenfolge. Sie ist damit der Einzelversion, die eher eine „Best of“ darstellt, um Längen voraus.
Mit sechs neuen hochkarätigen Musikern im Gepäck kehrt Michael Patrick Kelly nach seiner Tauschkonzert-Teilnahme 2017 als neuer Gastgeber von „Sing meinen Song“ nach Südafrika zurück: Milow, Wincent Weiss, Johannes Oerding, Alvaro Soler, Jeanette Biedermann und Jennifer Haben sind seiner Einladung gefolgt und haben ihre größten Hits mitgebracht, um sie der Reihe nach zum Tausch anzubieten.
Highlights gibt es viele. Auch einige Titel, die mehr wie Lückenfüller wirken, mit der Zeit aber ihre Bedeutung im Gesamtwerk der Künstler entfalten. Und es sind ja gerade die besonderen, zum Teil ausgefallenen Versionen, die zeigen, wie der Song im Mittelpunkt des Geschehens steht.
Es fängt schon an mit dem Überhit „Musik sein“ von Wincent Weiss, dem Milow als „Springsteen Story“ stellenweise einen eigenen englischen Text mit emotionalen Bezügen mitgibt. Das ist ebenso groß wie der Paddy-Titel „Hope“, dem Johannes Oerding in „Hoffnung“ einige Gänsehaut-Momente beschert. Selbst Alvaro Soler, dem ich musikalisch so gar nichts abgewinnen kann, besticht durch eine solide und stimmlich hervorragende Leistung. Hut ab!
Man entdeckt so einiges Neues, wenn man die CD komplett hört. Vor allem die Songs von Jeanette Biedermann und ihrer Band Ewig sind bisher weitestgehend an mir vorbei gegangen. Und was Beyond The Black mit Jennifer Haben normalerweise liefern, ist vor allem ein durchdringender Sound. Hier aber werden die Titel mit musikalischen Finessen versehen und man hört viel stärker auf den Text.
Ganz zum Abschluss gibt es noch eine kleine Überraschung: Das Duett „Ich will noch nicht nach Hause“ von Johannes Oerding und Michael Patrick Kelly beschreibt die besondere Chemie unter den Künstlern. Ein gelungenes Fazit, das die insgesamt 43 Songs gekonnt zusammenfasst.
Seit Jahren bringt uns die Reihe „MTV unplugged“ intime Konzert-Atmosphäre direkt ins Wohnzimmer. Und das ist mehr als ein Regelwerk, beispielsweise sitzend vor Publikum zu spielen, Gastmusiker auftreten zu lassen und eigene sowie fremde Songs neu zu interpretieren. Es ist vor allem das Vermitteln eines musikalischen Lebensgefühls durch Geschichten.
Es gibt Gänsehautmomente, wenn die Scorpions in 300 Metern Höhe in einem Freilufttheater in Athen spielen – und zugleich damit MTV unplugged-Geschichte schreiben. Eine Entführung in die Unwirklichkeit, wenn die Klänge der Fantastischen Vier von den Mauern einer Tropfsteinhöhle im Sauerland widerhallen. Da sind Menschen, die mit ihrer Heimat verbunden sind, so wie Rapper Sido, der für sein Unplugged Konzert zu den Wurzeln zurückkehrte und im Märkischen Viertel in Berlin performte. Menschen, die ihre Ängste überwinden, so wie Westernhagen, den es sage und schreibe 20 Jahre kostete, bis er sich traute, sein Unplugged aufzunehmen.
Die Songauswahl für diesen Sampler könnte passender nicht sein. Westernhagen macht den Anfang mit „Freiheit“. Die Toten Hosen liefern den Hit aus ihrem Horrorshow-Konzeptalbum „Hier kommt Alex“. Udo Lindenbergs Beitrag ist sein formidabler Comeback-Hit „Cello“ im Duett mit Clueso. Wir dürfen uns auf das melancholisch-schrille „Ein Kompliment“ von Sportfreunde Stiller freuen und auf fantastischen Rap von den Fantas, von Max Herre, von Samy Deluxe, von Cro und von den Söhnen Mannheims.
Andreas Gabalier und Max Giesinger, Peter Maffay und Johannes Oerding, Sido und Adel Tawil gibt es im Doppelpack. Oerding ist gleich mit zwei Features vertreten, da er auch Revolverheld unterstützt. So bietet die Compilation das Beste aus deutschen Landen bis hin zu den altehrwürdigen Scorpions. Und die Tracklist ist eine feine Bestandsaufnahme der letzten drei Musik-Jahrzehnte.
Etwas unpassend finde ich das „Auffüllen“ der Songliste durch a-ha, Mando Diao und Placebo. Auch sehr geile Titel, aber es stört das „German Sessions“-Konzept. Was soll’s. Wer hier zuschlägt, bekommt einen starken Hit-Sampler voll filigraner Arrangements. MTV unplugged ist und bleibt eine Bank.
Am letzten Wochenende konnte Johannes Oerding ein umjubeltes Heimspiel in der Hamburger Barclaycard Arena feiern. Und zeitgleich erschien sein aktuelles Livealbum „Kreise live“ mit der NDR Radiophilharmonie. Es läuft für den Wahl-Hamburger, der ursprünglich aus Münster stammt. Fünf starke Studioalben bisher – drei davon auf vorderen Chartplätzen. 2015 konnte ich ihn bei „Night of the Proms“ in der Frankfurter Festhalle erleben und es war beeindruckend, welche Energie er in seinen Auftritte legte und wie er sich den Singer/Songwriter-Charme auch mit großem Orchester bewahrte.
„Kreise live“ beweist, dass er dies immer noch kann und dass die symphonischen Elemente gut zu seiner Musik passen. Es waren besondere Momente, als er am 28. und 29. September 2017 im Großen Sendesaal des NDR Landesfunkhauses in Hannover mit seiner Band und der NDR Radiophilharmonie unter der Leitung des renommierten baskischen Dirigenten Enrique Ugarte die Songs seines Albums „Kreise“ live auf die Bühne brachte. Eigens vom Düsseldorfer Crossover-Star Miki Kekenji und Enrique Ugarte für das 86-köpfige Orchester arrangiert und live im NDR ausgestrahlt, erschienen die Hits des seit 23 Wochen in den Charts stehenden Albums in völlig neuem, hochemotionalen Licht.
Zehn der 14 Albumtitel werden vorgetragen. Man spürt, wie überzeugt Johannes von seinem aktuellen Werk ist. Und selbstbewusst fängt er mit dem bekanntesten Titel „Kreise“ an, der offenbart, wie die Songs in orchestraler Begleitung wirken. Wunderschön sind die Arrangements – mal mit einer Prise Bombast, im Gesamten aber sehr dezent. Der Sänger steht im Mittelpunkt und das will ihm auch keiner wegnehmen.
Das Publikum ist ganz auf seiner Seite, wie man beim spontanen Chor „So schön“ merken kann. Viel Melancholie liegt in seinen Titeln und es ist berührend, wie innig er von Hamburg singt – „Leuchtschrift (Grosse Freiheit)“. Seine Stimme hat einen hohen Wiedererkennungswert, klingt entspannt und einfühlsam. Manchmal bin ich überrascht, wie jugendlich Johannes sich mit Mitte dreißig noch anhört – oder wie er die hohen Tenorklänge beherrscht. Das Erzählen von Geschichten ist seine große Stärke. Sehr emotional in „Unser Himmel ist derselbe“, aber auch mal gesellschaftskritisch, wenn in „Love Me Tinder“ zwei Menschen letztlich nicht über eine Smartphone-App zusammen finden, sondern weil sie sich in ihrer Enttäuschung auf der Straße begegnen und spüren, dass diese Begegnung nachhaltig ist.
„Wenn du lebst“, „Alles brennt“, „Heimat“, „Engel“ und „Für immer ab jetzt“ sind die älteren Titel, die Johannes Oerding für die Tracklist ausgewählt hat. Und diese passen sich hier sehr stimmig ein. Die Spielfreude ist Oerdings größte Stärke. Und die überaus sympathische Nähe zum Publikum. Es war ein kluger Schachzug, die Philharmonie hier mit ins Boot zu nehmen und die musikalische Größe der Songs aufzuzeigen. Jetzt hat er endgültig den Sprung nach ganz oben geschafft – davon bin ich überzeugt.
Ist der Songwriter aus Münster eigentlich noch mit Ina Müller zusammen? Die beiden Popstars schaffen es sehr erfolgreich, ihr Privatleben aus den Klatsch&Tratsch-Seiten raus zu halten. Fünf Alben hat der 35jährige Johannes Oerding in steter Regelmäßigkeit veröffentlicht. Und in meiner Wahrnehmung steigt die Qualität seines musikalischen Schaffens von Mal zu Mal, seit 2009 sein Debüt „Erste Wahl“ erschienen ist. 2015 war er bei der „Night Of The Proms“ Show dabei, und es war schon ein erfrischendes Erlebnis, den Songpoeten dort zu erleben, wie er authentisch und emotional aus seinem Leben und von seiner Heimat berichtete.
„Oft sind Anfang und Ende der gleiche Punkt“, lautet die erste Zeile von „Kreise“, dem Titelsong des neuen Albums. Diese Aussage ist durchaus programmatisch zu verstehen, denn um genau diesen Moment geht es hier. Ein Kreis, der sich schließt, ist immer Sinnbild einer Zeitenwende, die gleichermaßen Rückschau wie Ausblick hält. Deshalb hätte Oerding keinen treffenderen Titel wählen können.
Wenn sich ein Künstler, der in seiner konstant ansteigenden Karriere auf gold- und platinveredelte Alben sowie ausverkaufte Tourneen in immer größeren Hallen zurückblicken kann, an die Arbeit zu neuen Songs macht, steht er – wie jeder Songwriter mit Anspruch – vor der großen Herausforderung, musikalisch wie textlich Orte zu finden, an denen er noch nicht war. Sich treu zu bleiben und dabei dennoch neue Wege zu gehen. Nicht wenige Künstler halten in so einem Moment vorsichtshalber an Bewährtem fest – andere wiederum blühen geradezu auf, weil sie niemandem mehr etwas beweisen müssen und bringen mit genau dieser Freiheit im Rücken die Essenz ihres bisherigen Schaffens gekonnt auf den Punkt.
Johannes Oerdings typisches Songwriting, das man nach nur wenigen Takten als unverkennbar identifiziert, hat hierauf nochmal deutlich an Klarheit und Tiefe gewonnen – aber genauso sicher bewegt er sich auch auf musikalischem Terrain, das man von ihm so noch nicht gehört hat. Seine Stimme hat einen hohen Wiedererkennungswert, klingt entspannt und einfühlsam. Manchmal bin ich überrascht, wie jugendlich Johannes sich mit Mitte dreißig noch anhört – oder wie er die hohen Tenorklänge beherrscht.
Das Erzählen von Geschichten ist seine große Stärke. Sehr emotional in „Unser Himmel ist derselbe“ und „Die Zeit nach der Zeit danach“, aber auch mal gesellschaftskritisch, wenn in „Love Me Tinder“ zwei Menschen letztlich nicht über eine Smartphone-App zusammen finden, sondern weil sie sich in ihrer Enttäuschung auf der Straße begegnen und spüren, dass diese Begegnung nachhaltig ist.
Oerdings Texte gehen tief und man spürt, dass er viel zu erzählen hat. Dem mag Böhmermann seinen Textbaustein-Gemischtwarenladen entgegen halten, doch es wird nun mal spürbar, dass hier ein Gesamtkunstwerk aus filigranen Balladen und rhythmisch verfeinerten Popsongs entstanden ist, dass eben nicht beliebig klingt, sondern uns einen Einblick in Oerdings Gefühlsleben gibt. „Hundert Leben“ – auf einem Album erzählt, mit dem sich eine ganze Generation identifizieren kann.
Auch zwanzig Jahre nach Rio Reisers Tod gehen seine Texte noch zu Herzen und es wird deutlich, wie zeitlos seine Musik war. Natürlich gab es schon genügend Compilations in der Vergangenheit, doch diese Edition pünktlich zum Todestag ist einmal mehr ein hübsches Erinnerungsstück. Mir gefällt die Aufmachung im Digipack mit buntem Cover – und die Textauszüge hinter den CD Einlegern öffnen das Herz für die Musik: „Ich rede für dich, schweig für dich. Ich gehe und ich bleib für dich.“ So heißt der Sinnspruch zum Best-of-Album. „Wer nicht liebt, der wird zu Stein. Und es wird niemals anders sein.“ Damit ist das Coveralbum hinterlegt. Auch die Silberlinge selbst sind mit Lyrics versehen. Und dann enthält das Booklet einen großen Teil der Songtexte. So gehört sich das und so wünsche ich mir ein Erinnerungsstück.
Inzwischen ist deutsche Musik erfolgreich wie nie zuvor. Deutsche Songpoeten besetzen die oberen Ränge der Album-Charts und spielen ausverkaufte Tourneen. Das war nicht immer so: 1970 begann Rio Reiser mit seiner Band Ton Steine Scherben mit deutscher Rockmusik und ist damit einer der „Urväter“ der deutschsprachigen Musik – jenseits des Schlagers, wohlgemerkt. Die Compilation fasst seine Soloalben zusammen. Beginnend mit „König von Deutschland“, dem ersten Ausrufezeichen nach Auflösung von Ton Steine Scherben. Und Titel wie „Alles Lüge“, „Junimond“, „Für immer und Dich“ oder auch „Menschenfresser“ treffen auch heute noch mit ihren Wortspielen den Nerv der Zeit.
Den Reigen der großen Erfolge beschließen zwei Titel aus der Ton Steine Scherben-Ära. Vor allem „Halt Dich an Deiner Liebe fest“ rührt immer noch zu Tränen. Egal, welcher Deutschpoet es covert. In dieser Zusammenstellung legt Annett Louisan Hand an – und selbst ihre Piepsstimme kann den Song nicht ruinieren. Besser gefallen mir aber die sanften Sänger Johannes Oerding („Für immer und Dich“) sowie Gregor Meyle („König von Deutschland“). Sie geben ihren Titeln wundervolle Stimmungsbilder mit. „Junimond“ von Echt ist ohnehin ein Genre-Klassiker. Und die Söhne Mannheims sorgen mit „Mein Name ist Mensch“ für ein eindringliches und eindrucksvolles Erlebnis.
Es gibt auch eine neue Single: Der Titel „Wann?“ vom 1987er Album „Blinder Passagier“ wurde neu arrangiert und als Aushängeschild für den Release beigefügt. Rio Reiser genießt den Status einer Ikone. Hier wird nochmal deutlich, warum das so ist.
Zwei Jahre ist es jetzt her, dass sein Album „Für immer ab jetzt“ von 0 auf Platz 4 in die deutschen Albumcharts einstieg. Danach war er mit Joe Cocker auf Tour und belegte bei Raabs Bundesvision Song Contest einen respektablen zweiten Platz. In den letzten Jahren hat Johannes Oerding 250 eigene Shows gespielt – es wird also Zeit für ein neues Album: „Alles brennt“. Mit seinem erprobten Team aus Sven Bünger und Mark Smith nahm Oerding die zwölf neuen Songs an der Nordsee in St. Peter Ording auf, gefolgt von Overdubs in Kiel und Drum-Aufnahmen in Hamburg.
Johannes Oerding macht deutschsprachige Popmusik mit souligem Einschlag. Seine Stimme ist nicht wirklich schön, hat aber durchaus Charme. Und vor allem singt er mit Leidenschaft und seine Lieder wirken authentisch – angefangen mit dem bewusst poppigen Titelsong, der mit dem 700 Mann starken Chor „Hamburg Singt“ im Refrain überrascht und als astreiner Ohrwurm daher kommt.
Im Folgenden bieten die Songs einen thematischen Rundumschlag, wie „Wenn du lebst“, das uns mit offenen Armen aufmunternd empfängt, über „Turbulenzen“, einer Art Selbsttherapie gegen Flugangst und das Problem Kontrollverlust (mit dem Johannes sogar an roten Ampeln zu kämpfen hat) und „Nie wieder Alkohol“, einer spontan-übermütigen Rock’n’Roll-Momentaufnahme, bis hin zur Ballade „Zweites Gesicht“, seinem bis dato wohl persönlichsten Song.
Stilistisch ist das Album sehr abwechslungsreich. Da gibt es poppige Gute-Laune-Nummern, berührende Liebeslieder und philosophische Titel. Große, orchestral arrangierte Titel stehen neben knuffigen Pianosongs – und die Gitarre bildet den allumfassenden Mittelpunkt, auch wenn Oerding sie auf der Rückseite des Booklets genüsslich abfackelt. Zum Glück kommt der Humor aber niemals zu kurz. Johannes Oerding ist der norddeutsche Soulman schlechthin. Manche Titel erinnern gar an die Gelassenheit eines Johnny Cash. Auch wenn der Funke nicht immer überspringt: Wer handgemachte deutschsprachige Musik mag, ist mit diesem Album bestimmt gut bedient.
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Seit über einem Jahrzehnt tingelt er durch Deutschland und hat sich in den vergangenen Jahren einen immer größeren Namen gemacht, zuletzt bei Stefan Raab auf dem zweiten Platz des Bundesvision Songcontests – Johannes Oerding begrüßt mich gegen 16 Uhr im Catering Bereich der Bochumer Zeche und hat im Anhang seine Band dabei, die sich der Reihe nach freundlich und gut gelaunt bei mir vorstellt. Während seine Jungs Essen schnappen, holt sich Johannes einen Kaffee und wir ziehen uns in einen ruhigen Raum zum Interview zurück. Zunächst erhält Johannes unseren MHQ-Fragebogen, den er mit einer – seiner Meinung nach misslungenem Selbstporträt – ergänzt. „Ich kann überhaupt nicht zeichnen, ich konnte das mal besser in der Schulzeit“, gibt er offen zu. Interessant auch, dass er als seine größte Schwäche „alles Kontroletti“ angibt – kleiner Perfektionist, also? „Nicht in allen Dingen, aber in der Musik auf jeden Fall. Wenn es ums Saubermachen zu Hause geht beispielsweise nicht“, scherzt er. Und nun Start frei für unsere Fragen!
Was habt Ihr gestern an Eurem Off-Day gemacht?
Wir waren bowlen! Wir waren erstmal tagsüber jeder für sich, am Abend haben wir uns verabredet zum Bowlen. Wir machen immer, wenn wir auf Tour sind und off days haben, dass wir Kart fahren, Bowlen gehen, schwimmen gehen, es muss nicht immer eine Kneipe sein. Vor zwei Tagen waren wir in einem Hotel mit Schwimmbad, das war natürlich auch toll, dann nutzen wir das auch ein bisschen. Aber viele nutzen den freien Tag, um einfach auch gar nichts zu machen. Es ist ganz schön viel Sport abends auf der Bühne.
Robin ist Vater geworden, wie kombiniert er das Touren mit der Familie? Klappt das gut?
Das klappt gut! Die meisten von uns sind ja schon so lange liiert, dass die Frauen wissen, das Musikerleben ist sehr unbeständig, man ist viel unterwegs. Man arrangiert sich, er darf auf jeden Fall auf Tour. Moritz hat bereits zwei Kinder, Jost am Schlagzeug ein Kind, alles kleine Kinder und das läuft eigentlich ganz gut. Zwischendurch auf Tour muss auch einmal jemand nach Hause, weil er irgendwie helfen muss am seinem freien Tag, das kommt auch oft vor.
Ihr habt ja doch sehr viele ausverkaufte Konzerte auf dieser Tour gespielt. Tut es dir leid, dass Ihr nicht größere Hallen gebucht habt? Ihr hätte ja mehr Leute erreichen können…
Ja, man weiß es halt nie vorher. Das ist das Problem. Man richtet sich immer an die letzten Zahlen und versucht da möglichst realistisch sein wieviel werden das nächste Mal kommen. Das letzte Mal hatten wir hier in der Zeche 400 Leute oder so und dann versucht man die Zahlen zu verdoppeln, was schon mega ist. Dann war es aber doch sehr schnell ausverkauft. Das ging uns bei vielen Sachen so, das ist jedoch nicht immer vorhersehbar. Dieses Jahr ist so viel passiert, das dazu beigetragen hat, dass die Konzerte ausverkauft sind. Damit konnte auch keiner rechnen. TV-Formate, die gut aufgegangen sind, Radio-Songs und so weiter. Ich bin eher jemand, der eher in einem vollen und kleinem Club spielt, als in einer Riesenhalle, wo dann jedoch nur ein Drittel voll ist. Das sieht dann auch nicht aus. Das ist dann auch mein eigener Ehrgeiz: wenn, dann muss man den Laden voll machen, dann kann man auch darüber nachdenken, ob man in eine größere Halle geht oder den zwei Mal spielt. Das machen wir z.B. auf der nächsten Tour 2015, die wir bereits planen. 50 Termine oder so, da sind dann auch Läden dabei, dass zwei Mal hintereinander den gleichen 800er oder 900er Club bespielt. Das ist schöner für die Leute und auch vom Aufwand her ganz gut. Man spielt zwei Tage in einem Club und hat entspanntes Arbeiten. Aber manche werden auch sehr groß werden, wir werden in vielen Städten die nächste Stufe nehmen, was schon teilweise etwas beängstigend ist. Man hat zwar sein Ziel vor Augen, man rechnet damit irgendwann in großen Hallen zu spielen, aber dass es dann wirklich eines Tages dann so weit ist, ist schon ziemlich lustig. Als Kind träumte ich davon wie Axl Rose von Guns´N´Roses auf einer Stadionbühne von links nach rechts zu flitzen oder wie Freddy Mercury vor 70.000 Leuten mit seinem Gesang zu unterhalten.
Waren dies auch deine Idole?
Nein, das war nur so als Beispiel. Guns´N´Roses war die Musik, zu der ich im Zimmer auf und ab gerannt bin. Ich habe aber so viel durcheinander und querbeet gehört, Stevie Wonder, Prince, Bruce Springsteen bis hin zu deutschsprachigen Songwritern Grönemeyer und Lindenberg. Ich habe immer gerne Musik gehört und habe immer songbezogen gedacht. Wenn mich ein Song berührt hat, dann habe ich mir den besorgt. Dafür musste ich noch nicht mal das ganze Album toll finden. Das ist vielleicht der einzige Vorteil heutzutage, wenn man sich einzelne Songs downloaden kann. Ansonsten mag ich doch CD´s sehr gerne.
Du berichtest regelmäßig auf Facebook von der Tour mit einem Foto, unter anderem ist ein Foto online mit einem kleinen Jungen auf der Bühne – was ist da passiert?
Ich fand die Frisur von ihm sehr lustig, er hatte so einen Pottschnitt und das erinnert mich total an meine Kindheit – ich hatte nämlich auch so einen Pottschnitt. Und da habe ich so gefragt „was hast du denn für eine Frisur, ist das wieder modern?“ und hab auch seine Mutter befragt. Er war ganz verzückt und verzaubert, dass er angesprochen wurde. Er war fünf Jahre alt, einer der jüngsten Gäste, die wir jemals hatten und dann habe ich ihn auf die Bühne geholt und habe ihn mit in den Song eingebaut. Dann durfte er meine Band ansagen „Los geht´s Oerding-Band! Eins, zwo, drei, vier“. Das fand ich ganz lustig. Die Frisur war der Running-Gag an diesem Abend, weil wir immer wieder auf seine Frisur zu sprechen kamen. Das findet man auch auf meiner Facebook-Seite, wo ich als Junge so einen blonden Pottschnitt hatte. Genau wie er sah ich da aus!
Es kommt bei den Fans sehr gut an, dass du so menschlich wirkst, auf die Fans zugehst, dir Zeit nimmst nach den Konzerten. Meinst du, das wirst du in Zukunft beibehalten können?
Für Fans ist es immer toll, dass sie sich mal irgendwie äußern können oder dass sie sich noch mehr angesprochen fühlen. Ich mochte das nie, wenn Künstler auf der Bühne so überhaupt keinen Draht zum Publikum haben. Das ist natürlich auch eine Haltung, aber es war nie meine und ich versuche es so gut wie möglich immer wieder rauszugehen. Ich merke schon, je größer die Läden werden, umso schwieriger wird es. Bis zu einer Größe von 400-500 Leuten, kannst du nachher noch rausgehen und mit den Leuten quatschen und Fotos machen. Aber je größer es wird, kann man es auch nicht mehr richtig bewerkstelligen. Man merkt, dass man noch eine Stunde und auch länger danach noch steht und man will auch ein wenig das Konzert genießen und mit seinen Jungs runterfahren und philosophieren. Das merke ich, dass ich es weniger machen werde und auch muss. Die ganz hartnäckigen Fans, die sehen mich nachher dann doch immer noch.
Du bist vor vielen Jahren nach Hamburg gezogen, gibt es Dinge, die du aus der Heimat vermisst außer deiner Familie?
Manchmal fehlt mir dieses ganze Nordrhein-Westfälische-Ding. Ob es jetzt das Ruhrgebiet ist, der Niederrhein oder der Kölner Raum, Rheinland im Allgemeinen. Es ist schon oftmals eine gewisse Fröhlichkeit, Ehrlichkeit, immer locker und es ist auch ein ganz spezieller Humor. Der ist oben anders. Ich merke es immer ganz besonders, dass ich in der Band einen Kölner habe – das ist Moritz, der Gitarrist. Wir beide haben den rheinländischen Humor, der ist anders als der von den anderen Nordlichtern. Manchmal vermisst man auch ein wenig Karneval, das Ländliche, Provinzielle, aber andererseits bin ich auch sehr gerne Stadtmensch und dafür ist Hamburg die schönste Stadt in Deutschland.
Ich habe immer gedacht bei deinem Gesang ein wenig Lispeln rauszuhören. Jetzt bin ich doch ganz überrascht, dass es mir im Interview gar nicht auffällt. Hat dir bereits jemand gesagt, dass du eine besondere und interessante Stimme hast?
Leute sagen schonmal, dass ich ein bisschen nuschele, manchmal auch sowas wie „isch“ sage. Meine Schwester sagt das auch oft. Aber eigentlich habe ich keinen „s“-Fehler. Ich krieg das selber gar nicht mit, aber mir wurde es schon öfter gesagt, daher achte ich manchmal darauf, dass Leute mich verstehen.
Den Ausblick auf das Jahr 2015 hast du bereits gegeben mit der großen Tour, 2014 bedeutet dann für Euch Album schreiben. Habt Ihr Ideen auf Tour bereits gesammelt?
Ich schreibe ja immer, ich werde z.B. heute Abend auch zwei-drei Songs spielen, die noch auf keinem Album sind, die ich noch ein wenig ausprobiere. Das sind z.B. Songs, die schon fertig sind oder sich gerade so entwickeln. Ansonsten immer wenn mir etwas einfällt, dann schreibe ich halt einen Song oder schreibe Zeilen auf. Die akute Phase, die geht jetzt los nach der Tour. Ich fahre auch in Urlaub und entspanne mich mal ein bisschen – das habe ich seit Jahren nicht gemacht. Ich sortiere mal meine Gedanken. Ich schreibe so viel auf, manchmal nur Worte. Diese Riesendatei muss ich einfach sortieren. Und wenn ich dann merke das berührt mich immer noch, dann kann es sein, dass ich darüber sofort etwas schreibe.
Testest du die neuen Songs also heute Abend am Publikum?
Nö, einfach für mich zu schauen, wie der Song sich anfühlt. Natürlich auch wie der Song beim Publikum ankommt, aber es geht darum zu prüfen, ob der Song so gut ist, dass er auch das Album darf. Manchmal sind es Songs, die spielt man mal live, aber kommen auf keine Platte oder sind später B-Seiten. Es kann dann wirklich sein, dass die Songs live ganz anders klingen, als wenn sie auf Platte kommen. Da werde ich noch ein wenig rumdoktern und vielleicht Textzeilen ändern. Im Mai machen wir noch eine kleinere Tour, 10 Termine, dann Sommertermine, Radiofestivals. Für ein Oerding-Live-Jahr ist es doch eher wenig. Ich habe dieses Jahr über 100 Konzerte gespielt und das werden nächstes Jahr vielleicht 30. Was aber auch reicht – ich brauche die Zeit, um ins Studio zu gehen und alles vorzubereiten.
Hast du schon Ideen zum Titel des neuen Albums?
Nee, noch nicht so richtig! Das kommt ziemlich spät! Meist nehme ich einen Titel, der auch ein Song auf dem Album ist. Das war bei „Erste Wahl“ so, bei „Boxer“ so, bei „Für immer ab jetzt“ so. Das sind so die Songs, die das Grundgefühl von der Platte zusammenfassen. Heute Morgen haben wir beim Frühstück etwas darüber gesponnen und dann dachte ich, vielleicht nenne ich es auch einfach „Johannes Oerding, das vierte Album“. Aber das ist noch zu früh, um darüber nachzudenken. Bislang, wenn ich Songs schreibe, haben diese nur Arbeitstitel, auch diese sind nicht immer endgültig.
Eine vierte Singleauskopplung aus dem aktuellen Album, wird es jedoch nicht mehr geben?
Doch, es sieht schwer danach aus, weil das aktuelle Album sehr gut läuft. Und auch im Radio ganz gut läuft. Wir sind uns noch nicht ganz schlüssig welcher Song es sein wird. Wird wenn, dann Anfang des nächsten Jahres kommen.
Du wirkst auf mich von den Songtexten her und auch als Mensch sehr sensibel. Würdest du dich ebenfalls als sensibel bezeichnen? Bist du hart genug für die Musikbranche und hast Leute, die dir den Rücken stärken?
Ich habe das jetzt schon öfters gehört, dass ich auf Leute sensibel wirke, aber eigentlich ist das sehr zweiseitig. Um die Musik zu machen muss man eine gewisse Sensibilität mit sich bringen und kreativ sein. Ich würde mich eher als emotional als sensibel bezeichnen. Ich kann auch ausflippen, ausrasten, laut sein und genervt sein. Aber ich bin nicht der introvertierte, schüchterne Typ. Ich glaube schon, dass man ein wenig Gefühlsmensch sein muss und nicht komplett rational. Und die Musikbranche: mittlerweile mache ich seit 12 Jahren das Spielchen mit, irgendwann weiß man alles, kennt alles, versucht dann für sich herauszufinden, was muss man ernst nehmen und was nicht. Und im Grunde genommen ist es am Ende des Tages die Musik, die entscheidet, wo es langgeht. Keiner von der Plattenfirma, keiner von der Musikbranche, keiner aus der Industrie, sondern es ist die Musik. Wenn die Musik geil ist, wenn sie geglaubt wird und du machst es ehrlich und ernsthaft, dann sucht sie sich ihren Weg. Das ist meine Erfahrung seit vielen Jahren.
Bekommst du Rückmeldung von den Fans, dass z.B. deine Texte über Liebeskummer hinwegtrösten oder ähnliches?
Ja, klar! Das ist halt das Schöne, wenn du abends rausgehst nach dem Konzert, da sind die unterschiedlichsten Stories dabei. Es kann Liebeskummer sein, es kann eine Krebserkrankung sein, das können auch positive Gefühle sein wie ich habe seit 10 Jahren keinen Urlaub gemacht und dann höre ich deinen Song „Einfach nur weg“ im Büro und habe dann sofort zwei Minuten später meinen Urlaub gebucht. Das ist ganz unterschiedlich und das ist das Schönste, dass man sieht, man hat den Song eigentlich für sich geschrieben – ganz egoistisch – um für sich etwas klarzumachen oder sich zu therapieren und dann sieht man, was Leute sich für andere Stories rausholen. Eigentlich ist das die beste Resonanz neben dem Applaus, dem Gemocht werden. Das ist der Moment, wo der Beruf für mich einen Sinn kriegt. Musikersein ist ja kein Beruf, wie Arzt oder Entwicklungshelfer, wo du einen direkten Sinn siehst. Sondern es ist der indirekte Sinn, wenn du manche Leute bei Live-Konzerten 2 Stunden aus ihrem Leben rausholst und ihnen Kraft gibst. Und das ist ein schönes Gefühl und dafür mache ich Musik. Ich glaube nicht, dass es Musiker gibt, die Musik für sich machen.
Die Tour mit Joe Cocker war eine riesige Möglichkeit für dich neues Publikum zu erreichen. Siehst du für die nächste Zeit wieder die Möglichkeit so eine große Tour zu supporten?
Grundsätzlich habe ich immer Bock zu supporten, es hat immer etwas gebracht. Das sehe ich auch jetzt auf der Tour. Es sind ganz viele Joe Cocker Leute mit dabei. Ich glaube man muss irgendwann abwägen mit wem man auf Tour geht. Es fing an mit Stefanie Heinzmann, Ich und Ich, Ina Müller, Simply Red, Joe Cocker – das Einzige, was jetzt noch käme wären Söhne Mannheim, wirklich ganz große Sachen. Alles was in der Halle spielt, haben wir abgeklappert. Wahrscheinlich müsste es jetzt ein Act sein, der Open Air oder Stadien macht. Wenn jetzt ein Robbie Williams kommen würde, wäre ich natürlich sofort dabei. Oder Bruce Springsteen oder Udo Lindenberg. Meistens ist es jedoch so, dass sie keinen Support mitnehmen und das ist ein bisschen schade. Aber das würde noch Sinn machen. Man darf nicht vergessen, dass es eine Rieseninvestition ist, es kostet richtig Asche, dass man Support sein kann und dann muss es auch schon Sinn haben. Wenn ich in Hamburg in der O2 World vor jemandem supporte, ist es nicht so sinnig, weil in Hamburg mittlerweile genug Leute so zu meinen Shows kommen. Dann schaut man entweder, ob man noch in gewissen Regionen etwas schwächelt, so wie ich im Süden, da ist es noch relativ klein im Vergleich. Dort könnte ich mir vorstellen, noch einzelne Konzerte zu supporten.
Gibst du uns noch einen kleinen Ausblick auf dein Weihnachtsfest?
Ich habe so ziemlich bis zum 23. Dezember noch Termine und dann werde ich privat mit meiner Liebsten etwas machen und dann werde ich auch zu meiner Family fahren. Das wird also ein Familien-Ding. Geburtstag feiern, aber nicht groß, ganz entspannt und klein und dann kommt das neue Jahr und dann fahre ich erstmal in Urlaub!
Im Hintergrund trommelt Jost bereits auf sein Schlagzeug ein, Zeit das Interview zu beenden und zum Soundcheck zu gehen – ich darf noch lauschen und erlebe im Anschluss die ausverkaufte Zeche, die zu der gutgelaunten Performance der Band abgeht. Mit einer gelungenen Mischung aus Alt und Neu, Trauriges, Fröhliches, Nachdenkliches, bringt er sogar die Männer im Publikum zum Mitsingen. Und womit wohl niemand gerechnet hätte: Johannes überrascht Fans und Security mit seiner Spontanität singend durch die Menge zu gehen und dabei ein Medley aus Backstreet Boys, Bruno Mars und Co. zum Besten zu geben.
Vielen Dank an Johannes und Band, Jan und Rebekka und dem Veranstalter Lutz für die Interviewmöglichkeit!