Das Wetter in Köln hat sich der Heimat von Kings of Leon anscheinend angepasst – es ist so schwül wie in Nashville. Mindestens. Ein paar Monate vor der Veröffentlichung ihres neuen Albums hoffe ich natürlich auf ein paar Kostproben. Und insgeheim hoffe ich auch auf ein paar der alten Songs – „Marry’s Chamber“, „Charmer“ etc.
Um 20 Uhr geht’s los. Ausverkauft ist die Arena nicht ganz, und zur Vorband ist vielleicht die Hälfte der Zuschauer drinnen. Wenn die alle wüssten, was sie verpassen. Auch wenn Kings of Leon richtig schlecht gewesen wären (keine Sorge: waren sie nicht), für die Vorband The Weeks hätte sich der Besuch schon gelohnt – sie klingen wie Kings of Leon vor 15 Jahren.
Dann füllt sich die Arena plötzlich ganz schnell. Es wird dunkel, die vier kommen zügig raus. Bis dahin alles unspektakulär. Dann packt Matthew seine Gitarre aus und beginnt das Konzert, indem er das Intro von „Closer“ mit dem Mund spielt. Da will jemand beweisen, dass er’s drauf hat. Das Besondere ist außerdem: Die Monitore an den Seiten zeigen nicht einfach nur das Geschehen auf der Bühne, sondern lassen es gleich wie ein Musikvideo wirken. Nahaufnahmen in dreckigem schwarz/weiß, zerkratzte Effekte, Überblendungen mit dem Publikum.
Die Songs sind durchgängig gut, spätestens bei „Back Down South“ haben sich Kings of Leon richtig eingespielt. Es gibt eine gute Mischung aus allen Alben. Das Publikum wartet auf jeden Song vom Erfolgsalbum „Only By The Night“. Insgesamt interagieren die Jungs wenig mit dem Publikum und legen den Fokus ganz auf die Musik. Nicht nur Calebs Stimme macht Kings of Leon zu einer der größten und beeindruckendsten Rockbands unserer Zeit. Obwohl er sich entschuldigt, weil er heute ein bisschen angeschlagen ist, ist er live perfekt, klingt fast besser als auf Platte. Damit die restlichen Bandmitglieder nicht Gefahr laufen, hinter dieser Stimme zu verschwinden, gibt es genug Songs in der Playlist, die die Stärken von allen hervorheben. Bei „Holy Roller Novocaine“ z.B. kracht das Schlagzeug und schlägt der Bass herrlich.
Im Laufe des Konzerts wird deutlich, dass besonders die harten und schnellen Songs der Band heute besonders Spaß machen. Ist das ein Vorgeschmack auf das neue Album? Gegen Ende bringen sie das Publikum mit „Knocked Up“ und dann endlich „Sex On Fire“ noch einmal richtig in Bewegung. Spätestens an dieser Stelle muss jeder zugeben, was den Charme einer großen Arena ausmacht: Die Power, wenn ca. 15.000 Menschen zusammen mit Kings of Leon den Refrain zu „Sex On Fire“ gröhlen, ist beeindruckend.
Es gibt eine Zugabe. Die Menschen sind inzwischen so euphorisch und laut, dass die Band die restlichen drei Songs kaum noch mitzusingen braucht. „Radioaktive“, „Use Somebody“, „Black Thumbnail“, sie beenden das Set also auch mit einem härteren Stück…
Kings of Leon Fotos Lanxess Arena / Köln am 20.06.2013 gibt’s hier!