Mit seinem Album „III“ hatte Paul McCartney eine echte One-Man-Show abgezogen. Es zeigte den Künstler Ende 2020 in neuer Kreativität. Dazu verwendete er vorhandene Songfragmente und schrieb einige neue Stücke – teils poppig, aber auch experimentell und psychedelisch. Es gibt düstere Einflüsse wie auf “Deep Down”, den hypnotischen Sound von “Slidin’”, aber auch ein akustisches “The Kiss of Venus”. Das Album klingt alles andere als homogen – damit dürfte für die Fans verschiedener Epochen etwas dabei sein. Sogar ein Mellotron aus den Abbey Road Studios kam zum Einsatz. Bemerkenswert finde ich auf jeden Fall die minimalistische und reduzierte Herangehensweise. Klar, seine Stimme klingt nicht mehr so gewaltig wie früher. Altersspuren sind unverkennbar. Aber die Prägnanz ist weiterhin vorhanden. Und gerade das macht dieses Konglomerat von Stimmungen und Sounds aus.
Natürlich hat ein neues Album des Meisters in der Musikwelt für Aufsehen gesorgt. Und eine Neuinterpretation seiner Werke im Nachgang hat lange Tradition – stammen doch die meistgecoverten Songs der Welt aus seiner Feder. Hier finden sich Coverversionen aufgenommen von einigen der größten und unterschiedlichsten Künstler der Musikwelt. Die „Imagined“-Version beeindruckt mit einer hochkarätigen Gästeliste von Freunden, Fans und neuen Bekanntschaften, die jeweils ihren Lieblingsmoment von „McCartney III“ in ihrem eigenen, unverwechselbaren Stil covern. Das Ergebnis ist ein musikalisches Kaleidoskop und eine spannende Neuinterpretation des Albums.
Der Sound geht von Pop, Rock, Funk und Soul bis R&B. Das gibt dem Album ordentlich Pepp. Alle Tracks des Originals sind vertreten – „Long Tailed Winter Bird“ gibt es gleich in zwei Versionen, u.a. von Damon Albarn. Viele der vertretenen Künstler sind mir allerdings gänzlich unbekannt. Zumindest verleihen sie den McCartney-Songs einen modernen Sound. Es klingt extrem spannend, was die Einzelnen aus den Songs gemacht haben und wie sie den Charakter des Albums verändern.