Es wurde mal wieder Zeit für ein neues Album von Mike Rutherford mit seinen Mechanics. Auch wenn nicht immer eine Sammlung von Radiohits dabei heraus springt, schafft er doch jedes Mal kleine Meisterwerke, die Elemente von Pop und Prog vereinen. Nachdem anfangs noch ein Drei-Jahres-Rhythmus (1985, 1988, 1991) üblich war, hat sich die Zeitspanne zwischen zwei Alben inzwischen auf bis zu sechs Jahre erhöht. Das etwas zahme „The Road“ erschien 2011, „Let Me Fly“ erblickte vergangenen Freitag das Licht der Musikwelt.
Viele mögen den inzwischen verstorbenen Paul Young und den charmanten Paul Carrack an den Vocals vermissen, doch auch der britische Soulsänger Andrew Roachford und Neuzugang Tim Howar, ein kanadischer Sänger und Schauspieler, bieten fantastischen Gesang. „Let Me Fly“ nahm an Fahrtwind auf als die Band 2011 mit „The Road“ auf Tour war, dem ersten Album mit der momentanen Besetzung: Rutherford (Gitarre/Bass), Luke Juby (Keyboards), Gary Wallis (Schlagzeug), Anthony Drennan (Gitarre) und oben genannte Sänger. Das Album besitzt jene Form von Lebensfreude, für die Mike + The Mechanics seit jeher stehen.
Im Vergleich zum letzten Album ist spürbar, wie sich die Truppe zu einer echten Band formiert hat. Es sind fantastische Popsongs, die wir zu hören bekommen. „The Best Is Yet To Come“ klingt wie die Simple Minds zu ihren besten Zeiten – eine Leistung, die diesen selbst schon lange nicht mehr gelingt. Alle Songs sind eingängig und verbreiten eine entspannte Pop-Attitüde, ohne dabei aber langweilig zu klingen. Vielmehr sind es gerade die Progressive Rock Finessen, die Mike so gerne in seine Arrangements einarbeitet, die das komplette Album aus dem Radio-Einheitsbrei heraus heben.
Die Melodien laden zum Träumen ein. „Don’t Know What Came Over Me” und „Love Left Over” gehen ins Ohr und klingen dennoch sehr atmosphärisch. Es sind kleine Hymnen in defensive Instrumentierung. Rutherford muss keinen Bombast raushauen, um fantastischen Prog zu schaffen. Wieder wird klar: Mike + the Mechanics waren noch nie ein Nebenprojekt von Genesis. Vielmehr sind sie eine stilvolle Ergänzung, die auch nach über 30 Jahren Schaffenszeit noch ihre Berechtigung hat.