Ein Vielschreiber ist Noel Gallagher nicht, doch er legt seit zwölf Jahren mit seiner Band High Flying Birds regelmäßig überragend gut Alben vor. Als Songschreiber und Sänger ist er immer noch eine Wucht – und man muss OASIS gar nicht nachweinen, wenn man Noel solo haben kann.
„Council Skies“ ist das vierte Album und es besticht mit eingängigen Hymnen. Noel versteht sein Geschäft und nimmt den Hörer mit eindringlichen Vocals und starken Gitarren mit auf die Reise zut Sehnsucht. Der Titel stammt aus einem Buch des bekannten nordischen Illustrators und Freundes von Noel, dem Künstler Pete McKee. Er behandelt Themen wie jugendliche Sehnsucht und ungezügelten Ehrgeiz.
Über das Album sagt Noel: „Es geht zurück zum Anfang. Tagträumen, in den Himmel schauen und sich fragen, wie das Leben sein könnte – das trifft für mich heute genauso zu wie in den frühen 90ern. Als ich in Armut und Arbeitslosigkeit aufwuchs, hat mich die Musik aus dieser Situation herausgeholt. Top of the Pops im Fernsehen hat den Donnerstagabend in eine Fantasiewelt verwandelt, und ich denke, genau das sollte Musik tun. Ich möchte, dass meine Musik in irgendeiner Weise erhebend und transformierend wirkt.“
Nach dem Britpop von „Pretty Boy“ darf es mit „Dead To The World“ auch schon mal melancholisch und fast floydesk zugehen. Neben den obligatorischen Gitarren findet sich ein harmonisch-orchestraler Sound, man höre nur „Open The Door, See What You Find“ oder den Titelsong. Das Album wurde in Noels eigenem Lone Star Sound Recording Studios in London aufgenommen, während die üppig orchestrierten Streicher des Albums in den legendären Abbey Road Studios eingespielt wurden. Produziert hat Noel zusammen mit seinem langjährigen Mitarbeiter Paul „Strangeboy“ Stacey. An drei Stücken ist zudem Johnny Marr beteiligt.
Das atmosphärische „Trying To Find A Word That’s Been And Gone“ hat nicht nur einen ungewöhnlichen Titel – es klingt sehr progressiv und fast schon magisch in seinem schlichten Erzählstil. „There She Blows“ gefällt mit mir seiner zweistimmigen Gesangslinie. Der Song ist äußerst sanft gehalten, klingt aber absolut stark. „Love Is A Rich Man“ reißt mich dann rhythmisch zurück in die Gegenwart. So könnten OASIS heute klingen. Mit „We’re Gonna Get There In the End“ gibt es schließlich einen Bonustrack, der alle Qualitäten des Albums zusammenfasst und um einige Bläser ergänzt.
Auch „Council Skies“ ist ein großartiges Album des Gallagher-Bruders. Nicht so sehr im Pop verhaftet wie zuvor – und gerade deshalb sehr groß!