Die Rockband aus Chicago existiert schon seit fast dreißig Jahren und hat eine Reihe respektabler Alben auf den Markt gebracht. Dabei waren WILCO immer für eine Überraschung gut. Während man sich anfangs alternativer Countrymusik verschrieben hatte, gab es mit Beginn des neuen Jahrtausends unter anderem das elektronisch-psychedelische Experiment „Yankee Hotel Foxtrot“ (2002), das überaus erfolgreich war. Inzwischen hat man sich dem folkigen Pop zugewandt, dabei aber die experimentellen Klänge nicht vergessen. Die Band um den Sänger und Songwriter Jeff Tweedy ist bekannt für ihre kreative Herangehensweise an Musik und ihre Fähigkeit, verschiedene Klanglandschaften zu erkunden.
„Ich bin der Cousin der Welt“, erzählt Frontmann Tweedy zum aktuellen Werk. „Ich fühle mich nicht wie ein Blutsverwandter, aber vielleicht bin ich ein angeheirateter Cousin“. Ob das ausreicht, den Zustand der Welt zu beschreiben? Das psychedelisch anmutende Bild einer von Eiszapfen umsäumten Pflanze auf dem Cover führt in die richtige Richtung: Die Klanglandschaften wirken wie ein eindrucksvolles Gemälde.
Melancholisch startet „Infinite Surprise“ mit sphärischen Melodien und verträumten polyphonen Vocals, die sich zum Albtraum steigern. Entspannter klingt da schon „Ten Dead“ mit tiefer Bassstimme und einer heimeligen Melodie. „Levee“ und „Invicted“ sind akustisch ausgerichtet und liefern bestechende Rhythmen – äußerst eingängig. „Sunlight Ends“ wendet sich hingegen elektronischen Klängen zu, die von einer gewissen Nervosität geprägt sind.
Der Titelsong führt zum rockigsten Moment des Albums, das dann schräg und berauschend mit akustischer Melancholie („Pittsburgh“) sowie den zwei akustisch-melodischen Krachern „Soldier Child“ und „Meant To Be“ ausklingt. WILCO können sich auch in poppigen Gefilden sicher bewegen und legen hier mal wieder ein solides Album vor, das sie von ihrer besten Seite zeigt. Die weibliche Herangehensweise der walisischen Musikerin Cate Le Bon als Produzentin hat dem Werk hörbar gut getan.