Über das 60jährige Bestehen der Rolling Stones ist schon viel gesagt und geschrieben worden. Die Band hat Generationen von Musiker*innen beeinflusst – und auch in der amerikanischen Country Music ihre Spuren hinterlassen. So verwundert es nur im ersten Moment, dass mit dem Projekt STONE COLD COUNTRY eine Compilation erscheint, bei der die Stars der Countryszene den Rolling Stones Tribut zollen und ihnen ein ganz besonderes Dankeschön widmen.
Produziert von Robert Deaton bringen die teilnehmenden Künstlern – Jimmie Allen, Brooks & Dunn, Brothers Osborne, Eric Church, Steve Earle, Elle King, Marcus King, Little Big Town, Ashley McBryde, Maren Morris, Elvie Shane, Koe, The War und Wetzel Lainey Wilson & Zac Brown Band – alle ihren eigenen Stil ein und schaffen so eine kraftvolle Hommage an eine der langlebigsten, wegweisendsten und einflussreichsten Bands der Welt.
70 Minuten und 14 Tracks umfasst das Happening, beginnend mit “(I Can’t Get No) Satisfaction” in der Version von Ashley McBryde. Das Album ist so vielseitig wie die beteiligten Künstler*innen. Es gibt starke Blues-Elemente und großen, puren Rock’n’Roll. Anspieltipps sind das fantastische „It’s Only Rock ‚N‘ Roll (But I Like It)“, bei dem die Brothers Osborne kongenial mit The War & Treaty zusammenarbeiten. Aber auch Jimmy Allen, der „Miss You“ per Mundharmonika verfeinert, und die wundervolle Lainey Wilson mit ihrer melancholischen Version von „You Can’t Always Get What You Want“, wobei die Melodie per Steel Guitar zum Weinen gebracht wird. Sowie natürlich „Sympathy for the Devil“ – unkaputtbar und in der Version von Elvie Shane voll neuer Energie.
“Dieses Album ist das Dankeschön der Country Music an die Rolling Stones für 60 Jahre Inspiration und die Bereitstellung des Soundtracks für unser Leben. Während der Aufnahmen wurde ich daran erinnert, dass dies ein Schaufenster und Scheinwerfer auf das Beste ist, was wir als Genre zu bieten haben”, sagt Robert Deaton über das Projekt. “Von unseren Künstlern bis hin zu allen Musikern, die auf der Platte mitgewirkt haben, behaupten wir kühn, dass Country Music unübertroffen ist, wenn es um Künstler mit Integrität und Kreativität geht.”
Stoned Cold Country Tracklist
1. “(I Can’t Get No) Satisfaction” – Ashley McBryde
2. “Honky Tonk Women” – Brooks & Dunn
3. “Dead Flowers” – Maren Morris
4. “It’s Only Rock ‘N’ Roll (But I Like It)” – Brothers Osborne & The War And Treaty
5. “Miss You” – Jimmie Allen
6. “Tumbling Dice” – Elle King
7. “Can’t You Hear Me Knocking” – Marcus King
8. “Wild Horses” – Little Big Town
9. “Paint It Black” – Zac Brown Band
10. “You Can’t Always Get What You Want” – Lainey Wilson
11. “Sympathy for the Devil” – Elvie Shane
12. “Angie” – Steve Earle
13. “Gimme Shelter” – Eric Church
14. “Shine A Light” – Koe Wetzel
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Larkin Poe stammen aus Atlanta, Georgia, und liefern einen fulminanten Sound zwischen Southern Rock, Folk und Blues. Dabei ist es gerade die wundervolle Gitarrenarbeit der beiden Schwestern Rebecca und Megan Lovell, die die Hörer immer wieder mit den Ohren schlackern lässt. Mit dem siebten Studioalbum ist es den beiden erneut gelungen, das Bild einer Südstaatenlandschaft so detailliert heraufzubeschwören, dass die klebrige Feuchtigkeit und die warme Sommerluft auf der eigenen Haut spürbar sind. Ihre Geschichten und der Blues, der abwechselnd stürmisch, traurig und wild beschwingt direkt ins Herz trifft, erwecken ihre Heimat so zu einem reichhaltigen und schillernden Leben.
Eindringliche Vocals und eine singende Gitarre liefern sich schon beim Opener „Deep Stays Down“ einen ordentlichen Wettkampf. Da baut sich ein krasser Wall of Sound auf, wovon sich der Gesang aber nicht beeindrucken lässt. Rockig und absolut lässig geht es mit „Bad Spell“ weiter. „Georgia Off My Mind“ ist eine melodische Hommage an die Heimat. Es gibt intensive Momente mit Countryrock-Anleihen und doch bleibt die Stimmung immer rauh und authentisch.
„Southern Comfort“ besticht durch einen tanzbaren Groove, „Bolt Cutters & The Family Name“ vermittelt ein beschwingtes Gospelfeeling und „Kick the Blues“ kitzelt jede Menge Rock’n’Roll aus den Instrumenten. „Might as Well Be Me“ und „Lips as Cold as Diamond“ bringen dann noch eine gehörige Portion Melancholie ins Spiel.
Larkin Poe haben hier ein sehr atmosphärisches Album geschaffen, das den Geist von Nashville atmet und doch eine ganz persönliche Note mit sich bringt. „Wir tragen wundervolle Erinnerungen an die Schönheit der Südstaaten-Gastfreundschaft in uns. Es ist eine sehr liebevolle und integrative Energie“, sagt Leadsängerin und Texterin Rebecca. Man darf auf die bald startende Welttournee gespannt sein.
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Mit „Tulip Drive“ veröffentlicht der amerikanische Musiker Jimmie Allen bereits sein drittes Album in vier Jahren und setzt seine Erfolgsgeschichte in beeindruckender Weise fort. Wieder einmal sind seine eigenen Wurzeln Grundlage für den Albumtitel: Im Tulip Drive lebte seine Großmutter, die vor allem in seiner Jugend ein wichtiger Mensch für ihn war. Und die verschiedensten Erfahrungen seiner Highschool- und Collegezeit sind auch die Grundlage für die neuen Songs.
Vom countrymäßigen Gute-Laune-Opener „Be Alright“ über das rockige „Kissing You“ bis zur eindringlichen Pianoballade „Habits & Hearts“ beherrscht der Singer /Songwriter die ganze Bandbreite des Pop und beweist einmal mehr, dass gute Musik vielseitig ist und sich nicht zwingend in Schubladen stecken lässt. Und so wie er ein Talent für gute Melodien und Arrangements hat, so findet er auch die richtigen Worte. Ob er in „Love In the Living Room“ vom Rauch der ersten großen Liebe oder in der ersten Single „Down Home“ von prägenden Erfahrungen mit seinem verstorbenen Vater singt – Jimmie überzeugt, begeistert und berührt mit seinen Songs.
Wie auf dem Vorgängeralbum „Betty James“ (HIER unsre Review) macht aber auch auf dem aktuellen Album die Zusammenarbeit mit verschiedenen anderen Künstlern einen besonderen Reiz aus. So unternimmt Jimmie gemeinsam mit CeeLo Green und T-Pain in „Pesos“ einen Ausflug in lateinamerikanische Gefilde, singt mit der großartigen Jennifer Lopez das gefühlvolle Duett „On My Way“ und hat beim melancholischen, aber dennoch tanzbaren „Broken Hearted“ die Sängerin Katie Ohh an seiner Seite.
Bis zum Abschlusstitel „You Won´t Be Alone“, einem wunderbaren Versprechen des Sängers an seinen Sohn Aadyn, dürfen wir Jimmie Allen auf „Tulip Drive“ bei einer spannenden und unterhaltsamen musikalischen Reise begleiten – die hoffentlich auch in Zukunft noch lange weitergeht!
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Besser konnte der Abschluss der Amphitheater Open Airs bei diesen hochsommerlichen Temperaturen gar nicht sein. Gut 1400 Zuschauer hatten sich eingefunden, um die Gipsy Kings zu feiern und zu ihren Salsa-Rhythmen zu tanzen. Viele der weiblichen Fans kamen in südländisch anmutender Kleidung und es lag ein Hauch von Spanien und Südamerika in der Luft. Im Publikum waren unterschiedlichste Altersgruppen vertreten und auch die Männer ließen es sich nicht nehmen, das Tanzbein zu schwingen. So wurde es ein durch und durch beschwingter Abend mit Weltstars und Welthits.
Um 20 Uhr fand sich aber zunächst eine eher ungewöhnliche Vorgruppe auf der Bühne ein: More Than Words sind Stefanie Hertel mit Ehemann Leopold „Lanny“ Lanner und Tochter Johanna Mross. Die Kombination Hertel-Mross stand längere Zeit für Volksmusik und ein Dauer-Engagement im Dunstkreis von Florian Silbereisen. Doch inzwischen sieht die Welt ganz anders aus! Der neue Mann Lanny hat die beiden jungen Frauen zum Countrypop und Countryrock gebracht. Und das klang hier im Amphitheater wirklich nicht schlecht. Stefanie kann (immer noch) hervorragend singen. Das Talent hat sie zudem an ihre Tochter vererbt und der Österreicher Lanny bringt rockigen Flair in das Trio.
Die drei Musiker agieren absolut gleichberechtigt und kamen mit drei Gitarren auf die Bühne. Ab und zu erklangen Drum-Rhythmen per Computer, doch im Grunde war es ein mitreißendes akustisches und folkiges Erlebnis. Vor allem die Eigenkompositionen, die allesamt von Lanny stammen, klangen frisch und sehr lebendig. Mit den Covers konnte ich mich aber nicht so anfreunden. Während das „Help!“ der Beatles noch ganz angenehm klang, war ein Medley aus „Bohemian Rhapsody“, „Stand By Me“, „Country Roads“, „Jolene“ und „Dancing Queen“ doch ziemlich missglückt. Vor allem Queen und ABBA brachten keinen Mehrwert in dieser Kombi, weil die kurzen Anspielzeilen den Originalen keinen Raum ließen und das alles sehr gewollt klang.
Als Trio mit eigenen Country-Stücken haben mir More Than Words sehr gut gefallen – ganz unabhängig von dem prominenten Hintergrund. Die Anbiederung ans Publikum mit gefälligen Mitsing-Stücken wäre gar nicht nötig gewesen, denn diese Band kann durchaus mit ihren selbst verfassten Songs bestehen.
Nach kurzer Umbaupause eroberten um 20.50 Uhr die Gipsy Kings die Bühne – und es war schon eine Wucht! Bisweilen erklangen sechs Flamenco-Gitarren als Orchester, dazu ein Keyboard und zwei Drums. Da wurde ordentlich aufgefahren. Gründungsmitglied Chico Bouchikhi ist zwar nicht mehr dabei, doch Frontmann Nicolas Reyes konnte den Job locker allein schmeißen. Er ist schon fast im Rentenalter, wurde aber von einer kongenialen und in Teilen recht jungen Band unterstützt.
Es gab Songs zum Tanzen wie „Djobi djoba“ und das zu Beginn noch sitzende Publikum war blitzschnell auf den Beinen. Die Fläche vor der Bühne und in den Seitengängen war schnell mit tanzenden Fans gefüllt. Hits wie „Baila me“ fanden sehr früh den Weg ins Programm, doch es war bei weitem nicht alles auf Party angelegt. Die hervorragenden Instrumentalisten lieferten auch filigrane instrumentale Balladen, verträumt und melancholisch. Da standen Weltmusiker von Weltruhm an den Gitarren und zeigten ihr Können.
Leonard Cohens „Alleluia“ wurde auf Spanisch angestimmt, gefolgt von „Un amor“, mit dem Nicolas schmachtend die Liebe besang. Unbedarft hätte man „Bamboléo“ für eine gelungene Coverversion halten können, doch es ist das Original! Mit diesem Hit wurden die Gipsy Kings zu internationalen Superstars, stürmten die Charts und heimsten später gar einen Weltmusik-Grammy ein.
Spätestens mit dem aus tausend Kehlen geschmetterten Klassiker „Volare“ war die Stimmung am Siedepunkt. Und hier sollte dann auch nach 90 Minuten Konzertpower Schluss sein. Zunächst war keine Zugabe angedacht. Ganz sympathisch verblieben Nicolas und weitere Bandmitglieder auf der Bühne, gaben Autogramme in alle Richtungen und standen für Selfies an der Bühnenkante zur Verfügung. Der Jubel nahm allerdings kein Ende und so gab es doch noch einen weiteren Song: Sinatras „My Way“ wurde in spanischer Sprache und a cappella vorgetragen.
Der Auftritt der Gipsy Kings war ein würdiger und sehr atmosphärischer Abschluss für ein vielseitiges Amphitheater Open Air 2022. Bleibt zu hoffen, dass Popp Concerts im nächsten Jahr mit ebenso hochkarätigen Stars aufwarten können. Auf jeden Fall ging das Publikum sehr beschwingt und mit einem starken Urlaubsfeeling raus in die noch schwüle Trierer Nacht.
The Bros. Landreth sind eine kanadische Alternative-Country- und Folk-Musikgruppe, die 2013 von den Brüdern Joey und David Landreth, den Söhnen des Musikers Wally Landreth, gegründet wurde. Die Brüder teilen sich die Vocals, während Joey Gitarre und David Bass spielt. Bei den 10. Canadian Folk Music Awards im Jahr 2014 gewann die Band die Auszeichnung als „New/Emerging Artist of the Year“ und das Debüt „Let It Lie“ wurde für das „Contemporary Album of the Year“ nominiert.
„Come Morning“ ist bereits das dritte Werk der Kanadier und bietet erneut geschmackvolle Songs mit starken Harmonien, die ansatzweise an Neil Young erinnern. Wer bei Countrymusik an nerviges Geschrammel denkt, kann sich hier definitiv eines Besseren belehren lassen. Klar spielen Instrumente wie die Steel Guitar eine herausragende Rolle, doch diese wird sehr dosiert und filigran eingesetzt. Neben der folkigen Basis hat das neue Album zudem eine Menge Soul, R&B und Blues zu bieten.
Während das Album mit „Stay“ und „What in the World“ noch in alten Qualitäten startet, gibt der Sechsminüter „Drive All Night“ einen ganz anderen Eindruck der Brüder. Immer noch sehr entspannt, aber mit durchaus beschwingten Anleihen sowie einer Prise Funk inklusive Mellotron und Vibraphon. „Es ist die Geschichte meiner immer größer werdenden Liebe zu meiner Frau Anna“, sagt Joey. „Die erste Strophe erzählt die Geschichte vom Beginn dieser Liebe und die zweite Strophe zeigt, wo wir jetzt stehen. Das ausgedehnte Outro ist ein Blick in die Zukunft.“
Zu den persönlichen und gefühlvollen Texten gibt es stets melodiebetonte Songs mit atmosphärischen Synthesizer-, Orgel- und Gitarrenklängen. Dabei bleibt das Grundgerüst meist in einer folkigen Melancholie mit einem Hauch von Lagerfeuer-Romantik und verträumten Ideen.
„Das übergreifende Thema ist Hoffnung“, sagt Joey Landreth zum Gesamtkonzept des Albums. „Viele der Songs berühren schwierige Themen, zum Beispiel das Verarbeiten emotionaler Traumata und das Zurückfinden zu einer neuen Stärke. Es ist ein Mythos, dass man diesen Prozess jemals beendet. Dave und ich haben diese Reise gerade erst angetreten; deshalb ist diese Platte auch eine Wiedergeburt dessen, was wir mit ’87 erreichen wollten. Wir arbeiten uns durch den Schmerz, verarbeiten ihn, packen unser sprichwörtliches Gepäck aus und fangen an, vorwärts zu gehen. Beim letzten Mal sind wir nur auf dem Teppich gelaufen, unter den wir alles Mögliche gekehrt hatten.“
„Come Morning“ ist eine Abkehr von den früheren Alben der Brüder, die auf ihren starken Live-Auftritten basierten. Dieses Mal waren die Brüder besessen von Tönen und Soundparts, die sie aufnahmen, überdachten, um dann wieder neu aufzunehmen. Sie haben die Songs bis auf die Grundmauern abgerissen, um sie Stück für Stück wieder aufzubauen. Wunderschön anzuhören – und man entdeckt mit jedem Durchlauf neue Details.
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Das Cover des neuen Albums von Countrystar Jason Aldean sagt schon aus, dass es sich quasi um den Zwilling der letztjährigen Platte handelt. Während „Macon“ den Künstler in warmen Rottönen zur Geltung brachte, liefert „Georgia“ das gleiche Foto in gepflegtem Blau. Zudem ist die 150.000-Einwohner-Stadt Macon die Geburtsstadt des Sängers und liegt im US-Bundesstaat Georgia. Der Vinyl-Release des Albums heißt dann übrigens „Macon, Georgia“ und erscheint in grüner Farbe, aber das nur nebenbei.
Aldeans Countryrock kommt mit sehr poppiger Attitüde daher. Der Opener „Whiskey Me Away“ ist eine melancholische Gitarrenballade, gefolgt von dem verspielten „Trouble With A Heartbreak“, das sehr charismatisch eingesungen wird. Der Begriff von Heimat spielt eine große Rolle auf diesem Album, wie das hymnische „The State I’m In“ zeigt. So bieten beide Teile eine gelungene Form von Vergangenheitsbewältigung.
Auch „Midnight And Missin‘ You“ kommt mit starken, energischen Vocals um die Ecke. „Ain’t Enough Cowboy“ bietet ein elektronisches Gerüst auf und spielt gar mit Autotune, was man Jason aber nicht übel nimmt. Man kennt ja seine wirklichen Vocals gut genug, die dann im epischen „God Made Airplanes“ wieder voll zur Geltung kommen.
„My Weakness“, „Holy Water“ und „Rock And Roll Cowboy“ sind solide Gitarrensongs in der gewohnt modernen Ausrichtung. Das abschließende „Your Mama“ ist dann der erste astreine Countrysong, der quasi die beiden Alben miteinander verknüpft und den Sänger musikalisch zu den Wurzeln zurückführt. Ein großartiger Schlusspunkt!
Um das Album zu füllen, folgen dann noch einige Liveversionen von Aldean-Klassikern. Auch hier zeigen sich wieder die große Klasse und vor allem die rockige Seite des Musikers, der in den USA locker die Stadien füllt. Man sollte ihm ein Ohr gönnen, auch wenn man eigentlich nicht auf Lagerfeuerromantik steht.
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Die Veröffentlichung von „Bettie James“ in der Gold-Edition liegt (digital) zwar schon etwas zurück – ein genauerer Blick auf dieses Album, das im Januar auch auf CD erschien, lohnt jedoch definitiv. Der Amerikaner Jimmie Allen, der es mit viel harter Arbeit und einem Quäntchen Glück vor ein paar Jahren geschafft hat, seinem Traum von einem Leben als Country-Musiker zu verwirklichen, ist hierzulande noch nicht so bekannt. Mit seinem ambitionierten Crossover-Projekt „Bettie James“ hat er allerdings die Chance, viele neue Fans auch abseits der Country-Szene zu gewinnen.
Der Titel des Albums setzt sich aus den Vornamen von Jimmie Allens verstorbener Großmutter und seines verstorbenen Vaters zusammen, die ihn beide auf unterschiedliche Weise musikalisch geprägt haben. Und so hat sich Allen für die ursprüngliche EP „Bettie James“ – die in der Gold Edition noch um neun neue Songs erweitert wurde – Kooperationspartner aus unterschiedlichsten Genres gesucht, vom Country-Duo LoCash über die Rapper Pitbull und Nelly bis zu Songwriter Keith Urban und Pop-Sängerin Noah Cyrus.
Die ersten beiden Stücke „Get Country“ und „Home Sweet Hometown“ verbreiten im klassischen Country-Style gute Laune und Heimatgefühle. Danach geht es aber schon ab in den Club – mit den lateinamerikanischen Rhythmen von „Flavor“ und dem chilligen „Sombody“. Die Gospelballade „Pray“ überzeugt mit ruhigem Piano, der gefühlvollen Stimme von Duettpartnerin Monica und einem wunderbar aufblühenden Refrain. Ebenso überzeugend ist auch das folgende „Boy Gets A Truck“ mit Keith Urban, eine Pop-Hymne mit treibendem Rhythmus.
„Forever“ ist eine bewegende Ballade, bei der sich die soulige Stimme von Babyface perfekt mit Jimmie Allens Gesang verbindet. Ähnlich emotional auch „Made For These“ mit dem großartigen Tim McGraw und „Why Things Happen“ mit seiner sehr nachdenklichen, aber auch hoffnungsvollen Botschaft. Alle Register zieht Allen bei „When This Is Over“, bei dem nicht nur Tauren Wells und Rita Wilson zu hören sind, sondern auch die Oak Ridge Boys mit einer eigenen Einlage.
Zwischendurch geht es mit „Good Times Roll“ oder „Freedom Was A Highway“ nochmal deutlich rockiger und unbeschwerter zu, ebenso wie mit dem Party-Song „Tequila Talkin’“, bevor das Album mit dem Duett „This Is Us“ mit Noah Cyrus seinen Abschluss findet.
Jimmie Allen beweist mit „Bettie James“ eindrücklich eine These, von der ich persönlich schon immer überzeugt war: Gute Musik lässt sich nicht an Genres festmachen, sondern überschreitet und sprengt solche Grenzen. Gemeinsam mit zahlreichen tollen Sängern und Musikern ist dem Künstler so ein Album gelungen, das bewegt, begeistert und ab und zu einfach nur Spaß macht – und genau so soll Musik sein!
Das Jahr 1968 war ein Wendepunkt in Johnny Cashs Leben. Seit Mitte der 50er Jahre ging es mit seiner Karriere steil bergauf, doch der weltweite Ruhm hatte auch Schattenseiten. Seine Tablettenabhängigkeit führte zur Scheidung von Vivian Liberto, zu Konzertabsagen und Gewaltausbrüchen. Er sagte selbst, dass er sich 1967 in eine Höhle zurückgezogen hat, um dort zu sterben. Zum Glück standen ihm noch einige erfolgreiche Jahrzehnte bevor. Er nahm 1968 die Country-Sängerin June Carter zur Frau und schaffte mit dem legendären Gefängnisauftritt „At Folsom Prison“ eine Nummer 1 in den US-Country-Charts, später im Jahr erschien das ebenso ikonische Livealbum „At San Quentin“. 1969 spielte Cash vor 21.000 Zuschauern im Madison Square Garden.
Zwischen den Prison-Alben wurde am 24.4.1968 das vorliegende Konzert „At The Carousel Ballroom“ mitgeschnitten, das nun fast 54 Jahre später auf CD und im Vinylformat erscheint. Ein kleines Juwel! Es markiert den letzten Neuzugang im Rahmen der „Bear’s Sonic Journals“-Reihe, die von der Owsley Stanley Foundation herausgebracht wurde. Sie umfasst darüber hinaus bereits Stanleys Live-Aufnahmen von The Allman Brothers Band, Tim Buckley, Commander Cody and His Lost Planet Airmen, Doc & Merle Watson und viele mehr.
Der Mitschnitt zeigt den Mann in Schwarz auf dem Höhepunkt seiner charismatischen Kräfte, im spielerischen und kraftvollen Dialog mit seiner neuen Braut June Carter und seinen langjährigen Musikern – dem Gitarristen Luther Perkins, dem Bassisten Marshall Grant und dem Schlagzeuger W.S. Holland.
64 Minuten werden in akzeptabler Soundqualität geboten. Das Publikum ist bisweilen deutlich und enthusiastisch hörbar. Die Setlist bietet genügend Besonderheiten, wie ein Cover von Bob Dylans „One too many Mornings“, um den Release von anderen Livealben abzuheben.
Ganz besonders gefällt mir aber die Aufmachung als Hardcove-Digipack mit June & Johnny in trauter Zweisamkeit auf dem Cover. Das Booklet bietet umfangreiche Infos zur Owsley Stanley Foundation, biografische Liner Notes von Bob Weir, Dave Schools und John Carter Cash.
BBR Music Group/BMG ist stolz, das weltweite Signing eines wahren Multitalents bekannt geben zu dürfen: Alexander Ludwig. Ludwigs selbstbetitelte Debüt-EP, die am 21. Mai 2021 veröffentlicht wurde, zeigt einen eingefleischten Musiker dabei, wie er sich jenem Genre etabliert, das für ihn immer schon eine große Inspiration war. Produziert von Kurt Allison und Tully Kennedy (beides Mitglieder der Band von US-Countrystar Jason Aldean), gelingt es Ludwig auf der EP, seine Liebe zum Geschichtenerzählen in fünf Songs zu packen — Songs, die mühelos Oldschool-Twang und muskulöse, moderne Sounds miteinander kombinieren. Einen Sneak Peek der neuen Musik gibt es HIER.
Inspiriert wurde er dabei von Klassikern wie Alan Jackson und George Straits und zeitgenössischen Künstlern wie Jason Aldean und Eric Church — Künstler jener Musik, mit der er aufgewachsen ist. Dabei folgt die neue EP auf den 2020 erschienenen Song „Let Me Be Your Whiskey“, den er gemeinsam mit Michael Dulaney (Songwriter von Faith Hills „The Way You Love Me“) geschrieben hat. „Mich hat es immer schon zur Country-Musik hingezogen, seit dem Moment, in dem ich im Alter von neun Jahren das erste Mal eine Gitarre in der Hand hatte. Das Leben ist eine Reise und ich bin dankbar, dass ich die nächsten Schritte mit der BBR Music Group/BMG und der Community in Nashville gehen darf. Ich möchte mich dafür bedanken, dass sie es gewagt haben und an mich glauben“.
„Alexander ist eine jener seltenen Persönlichkeiten, die in allem, was sie tun, herausragend sind. Ein wesentlicher Grund dafür ist seine ausgeprägte Arbeitsmoral. Er geht davon aus, dass ihm nichts geschenkt wird — seine Musikkarriere ist da keine Ausnahme. Er studiert diese Musikrichtung seit langem und verbrachte viel Zeit damit, in Nashville zu schreiben, von Branchenexperten zu lernen und sein Handwerk zu verfeinern“, erklärt John Loba, Präsident von BMG Nashville. „Als ich zum ersten Mal auf ihn aufmerksam wurde, zögerte ich noch etwas, weil es oft eher Eitelkeitsprojekte sind, wenn Schauspieler oder Sportler ins Musikbusiness wechseln möchten. Aber die VP of Promotion von BBR, Lee Adams, versicherte mir, dass das hier ganz anders ist — und bestand darauf, dass ich Alexander treffe. Ich bin froh, dass sie darauf bestanden hat! Alexander ist nicht nur ein großartiger Künstler, sondern auch ein ganz besonderer Mensch. Ich kann es kaum erwarten, dass alle unsere Partner ihn und seine Musik kennenlernen. Ich formuliere es gerne so: Ich habe ihn TROTZ seiner Schauspielkarriere unter Vertrag genommen“.
In einem Genre, in dem es um Authentizität und Ehrlichkeit geht, ist Alexander der Real Deal. Er ist ein langjähriger Country-Musik-Fan, der weiß, wie man die Ärmel hochkrempelt, sich an die Arbeit macht und seine Träume verwirklicht. Obwohl er mit seiner Schauspielerei und seinen Hauptrollen in „Vikings“, „Lone Survivor“, „Die Tribute von Panem: The Hunger Games“ und „Bad Boys For Life“ bereits große Erfolge in Hollywood feiern konnte, geht er keinesfalls davon aus, dass man ihm in Nashville dafür den roten Teppich ausrollt. Er weiß, dass er sich das verdienen muss und will das auch tun — einen Song nach dem anderen!
Alexander, der etwas außerhalb Vancouvers aufgewachsen ist, schrieb seinen ersten Song mit zwölf Jahren. Seitdem hat er mit dem Songwriting nie aufgehört — und behandelt jeden Song so, als wäre es ein kleiner Film. Jahrelang reiste er, bei jeder Gelegenheit und so oft es sein Terminkalender zuließ, nach Nashville, um an seinem Songwriting zu feilen. Dort freundete er sich mit Kurt Allison und Tully Kennedy, beides Bandmitglieder und Co-Autoren von Jason Aldean, an.
Neben der Arbeit an seiner neuen Musik spielte der vielseitige Künstler kürzlich in „Bad Boys For Life“ — an der Seite von Will Smith und Martin Lawrence. Der Film brach alle Rekorde und avancierte zum erfolgreichsten Teil der legendären „Bad Boys“-Reihe. Millionen Zuschauer kennen ihn auch aus der Serie „Vikings“, wo er eine Hauptrolle spielt. Außerdem steht er gerade für die neue TV-Serie „Heels“ von Peter Segal vor der Kamera.
Da vereint sich enorme Lebenserfahrung auf einem CD-Release: Willie Nelson wird Ende April 88 Jahre alt, Frank Sinatra hätte kürzlich seinen 105. Geburtstag gefeiert. Das neue Studioalbum des Countrystars Nelson ist eine Hommage an den ultimativen Crooner, Ol’ Blue Eyes. Nelson ist seit jeher ein großer Bewunderer des legendären Sängers und veröffentlichte bereits 2018 unter dem Titel „My Way“ eine LP mit Sinatra-Songs, für die er einen Grammy in der Sparte „Best Traditional Pop Solo Album“ erhielt.
Es ist tatsächlich ein neues Studioalbum und keine Compilation, die Willie Nelson als (nach offizieller Zählung) 71. Studioalbum veröffentlicht. Hier präsentiert Willie Nelson unter dem Titel „That’s Life“ weitere Standards und Klassiker aus dem „Great American Songbook“, die dank Sinatra weltberühmt wurden. Mit seinen Interpretationen von Klassikern wie „Nice Work If You Can Get It“, „Just In Time“, „Cottage For Sale“, „I’ve Got You Under My Skin“, „You Make Me Feel So Young“, „I Won’t Dance“ (featuring Diana Krall), „That’s Life“, „Luck Be A Lady“, „In The Wee Small Hours Of The Morning“, „Learnin‘ The Blues“ und „Lonesome Road“ dokumentiert Willie Nelson seine große Affinität zu den Sinatra-Songs.
Die Songs sind eingebettet in üppige Bläser- und Streicherarrangements. Nelson singt sich mit verlebter Stimme lässig durch die Stücke. Das ist ganz großes Kino.
Das Cover zu „That’s Life“ zeigt eine Zeichnung von Willie mit seiner legendären Gitarre Trigger. Er steht im Licht einer Straßenlaterne, ein Motiv, das Erinnerungen an klassische Sinatra-Alben wie „In The Wee Small Hours“ weckt, dessen Titelsong auch zu hören ist. Hier wächst zusammen, was zusammen gehört.
Auch wenn sich alles sehr irisch anhört, stammen Uncle Bard und seine dreckigen Bastarde aus dem Norden Italiens. Sie bieten Folkrock garniert mit Irish Traditionals und genretypischen Instrumenten wie Flöte, Uilleann Pipes, aber auch Banjo und Mandoline.
Das Ergebnis ist ein folkiger Rundumschlag. Das Album „The Men Beyond The Glass“ startet recht ruhig mit „Hey Men“, geht dann aber schnell in die Vollen und bietet auf „Back On Your Feet“ eine schnelle Nummer mit Rock- und Punk-Elementen. Das Video zum Song hat eine starke und kraftvolle Message, da es aus dem Epicenter der Coronakrise in Italien kommt und wegen der Ausgangssperren sehr schwierig umzusetzen war. Die Band möchte alle ermuntern nicht aufzugeben, sondern sagt „ We’ll make it through all this and we’ll be back on our feet soon!“
Ähnlich kraftvoll und tanzwütig geht es weiter. Dazwischen immer wieder ruhige Nummern wie „Man Of The Storm“, „Wish“ und „Life’s Grand“. Die rauchige, charismatische Stimme von Guido Domingo nimmt mich auf Anhieb mit. Das Album featured 12 Titel in fünfzig Minuten mit brandneuer, origineller Musik, die das Saufgelage-Songcliché weit hinter sich lassen. Man ist eingeladen sich diese zwölf Geschichten anzuhören, denn hinter dem Künstler kann man die tiefgründigen Realitäten, Errungenschaften, Verluste und Wunder des Lebens, trotz aller Widrigkeiten und dem Vorsatz älter aber nicht weiser zu werden, in vollen Zügen genießen.
An sich waren Konzerte in Europa gebucht, die leider wegen der aktuellen Lage alle abgesagt bzw. verschoben wurden. Zum Glück bleibt das Album mit 12 Geschichten, die jeden willkommen heißen, die „Men beyond the glass“ zu treffen.
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Wirkt schon ziemlich wie ein bedripster Ed Sheeran – dieser Countrymusiker im Holzfällerhemd, der als Comicfigur das Cover von Luke Combs CD „What You See Is What You Get“ ziert. Dabei hat er keinerlei Grund dazu: Auf der anderen Seite des Atlantiks stellt sein Debüt „This One’s For You“ seit knapp zweieinhalb Jahren einen Rekord nach dem anderen ein. Und drüben, im Mutterland der Country Music und des Country Rock, steht alles Kopf, wo immer der Country-Man der Stunde auftaucht.
Woran das liegt? Der Singer/Songwriter verkörpert derzeit wie kein anderer Country-Musiker eins der wichtigsten sozialen Grundmanifeste des alten Amerika: man kann schaffen was man will, wenn man nur hart genug dafür arbeitet. So veröffentlichte er noch als Schüler 2014 zwei selbst produzierte EPs. Enthalten war unter anderem der Song „Hurricane“, der sich zu einem iTunes- und Radiohit entwickelte. Sein Debüt stieg an die Spitze der Countrycharts und heimste zweifach Platin ein.
Nun also der zweite Longplayer mit 60 Minuten Länge! Ganze 17 Tracks, und an allen hat der rotbärtige Antiheld mitgeschrieben. „Beer Never Broke My Heart“ – diese Ironie gefällt mir sehr gut und erinnert (zwar nicht musikalisch aber inhaltlich) an die Gassenhauer der bierseligen Dimple Minds.
Alles in allem liefert das Album vor allem erdige und bisweilen emotionale Countryrocktitel. Zum Teil sind die Songs sehr rau und fast immer absolut authentisch in ihrer Aussage. Stücke wie „Even Though I’m Leaving“ und „Reasons“ gehen auch als starke Folksongs durch. „Moon Over Mexico“ wirkt als pathetische Hymne und Uptempo-Stücke wie „1, 2 Many“ machen es schwer, nicht zumindest mit den Füßen mitzuwippen.
Auch mit 17 Tracks inklusive der abschließenden Pianoballade „Better Together“ wirkt das Album sehr homogen und in sich schlüssig. Luke Combs erscheint seinen Fans wie der Kumpeltyp von nebenan. Das hat er mit Ed Sheeran gemein. Und sie folgen ihm von der Bar in jede große Arena.
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Auf eins ist Verlass: das bei Miley Cyrus aktuell jedes Album anders klingen kann. Nachdem sie die Dancefloor-Welt weitestgehend verlassen hatte, gab es Rap-Einlagen, ein düster-melancholisches Album und jetzt wandelt sie plötzlich auf den Pfaden ihres in Country-Kreise berühmten Vaters Billy Ray Cyrus. Ein Versöhnungsangebot, nachdem sie in der Vergangenheit häufig ihre nur in Ansätzen vorhandene Kindheit beklagte?
Mileys Idee hinter „Younger Now“ war weniger, sich neu zu erfinden, als ihren bisherigen musikalischen Weg fortzuführen – wie bereits im Titelsong besungen: „Niemand bleibt, wie er ist“. Miley Cyrus ist sich auf ihrer kreativen Reise stets treu geblieben und hat ihr Leben und ihre Erfahrungen mit Hilfe ihrer Musik mit ihren Fans geteilt. Die voran gegangenen Alben waren ein direktes Spiegelbild ihrer wahren Persönlichkeit und kompromisslosen Vision ihrer Musik. Auf „Younger Now“ übernahm Cyrus die vollständige kreative Kontrolle mit dem Ziel, einen Teil von sich selbst mitzuteilen, wie noch nie zuvor. Jeder Text stammt von ihr, sie war am Songwriting beteiligt und co-produzierte das Album.
„Der Songwriting-Prozess war diesmal eine vollkommen andere Erfahrung, denn ich habe noch nie ein Album auf diese Art und Weise veröffentlicht“, erklärt sie. „Die Leute fragten mich immer: ‚Ist es eine Art Neuerfindung deiner selbst?‘. Aber das ist es überhaupt nicht. Ich bin eher ein Mensch, der mit allen seinen früheren Ichs im Einklang steht. Dieses Album ist so viel ‚Ich‘ wie aktuell nur überhaupt möglich“.
Wer sich dann auf diesen massentauglichen Country-Pop nach Art von Taylor Swift einlassen will, bekommt ein Album voller Ohrwürmer und frischer Musik. Dieser jugendliche Funke springt auch auf Mileys Patentante Dolly Parton über, mit der sie gemeinsam „Rainbowland“ eingesungen hat. „Malibu“ hatte ja schon vor einigen Wochen als perfekter Sommersong funktioniert und „Younger Now“, die neue Single, startet zwar ruhig, dreht dann aber deutlich auf.
Es folgt ein grundsolides Album ohne Eskapaden. Miley verlässt die Oberflächlichkeit und gibt viel von sich selbst preis. Balladen wie „Miss You So Much“ und „Love Someone“ verbreiten tiefe Emotionen. Insgesamt ist das Album sehr atmosphärisch geworden. Ein erwachsenes Pop-Album für alle Generationen.
Als Gitarrist der Foo Fighters dürfte Chris Shiflett jedem Rockfan ein Begriff sein. Dass der 42-Jährige nebenbei noch eine heimliche Vorliebe für Country, Rockabilly und Americana hat, weiß man spätestens seit dem gleichnamigen Debütalbum seines Sideprojects Chris Shiflett & The Dead Peasants von 2010. Anfang August erschien deren zweites Album „All Hat And No Cattle“ (hier findet ihr unser Review), auf dem Chris Shiflett nicht nur Gitarre spielt, sondern auch singt.
Musicheadquarter-Chefredakteur Thomas Kröll verabredete sich mit Chris Shiflett zu einem Skype-Interview zu frühmorgendlicher Stunde in Los Angeles. Dabei unterhielten sie sich natürlich über The Dead Peasants und das neue Album, aber auch über Kassetten und alte Platten, Frühstücksgewohnheiten und fehlende Tipps von Dave Grohl (English Version available here).
Hallo Chris. Danke für deine Zeit. Wo bist du im Moment?
Chris Shiflett: Zuhause in Los Angeles. Ich bin erst vor kurzem aufgestanden.
Oh ja, ich glaube es ist verdammt früh in Los Angeles. 8.30 Uhr, richtig?
Chris Shiflett: Ja, aber wir haben drei kleine Jungs. Deshalb stehen wir sowieso immer um diese Zeit auf.
Du hast also schon gefrühstückt.
Chris Shiflett: Ja, ein wenig. Einen Kaffee und Frühstück. Warte mal, hier kannst du mein Frühstück noch sehen (hält eine leere Müslischale hoch).
Sieht gut aus. Lass uns über The Dead Peasants sprechen. Das ist dein zweites Nebenprojekt nach Jackson United. Wer sind die Mitglieder der Band und wie seid ihr zusammen gekommen?
Chris Shiflett: Wir haben schon 2010 ein Album als The Dead Peasants veröffentlicht. Zu dieser Zeit hatte ich keine eigene Band. Als das Album erschienen war, hatte ich große Lust darauf die Songs live zu spielen. Also rief ich ein paar alte Freunde an. Wir trafen uns und spielten ein paar Konzerte. Zur selben Zeit fing ich aber auch wieder an mit den Foo Fighters zu arbeiten. Die nächsten Jahre war ich damit sehr beschäftigt und hatte keine Zeit, um mich um The Dead Peasants zu kümmern. Danach habe ich dieselben Jungs wieder angerufen, um ein bisschen Honky Tonk-Zeug zu machen. Einige von ihnen sind wirklich richtig alte Freunde, andere hatte ich erst vor kurzem kennengelernt. Irgendwann fingen wir dann mit der Arbeit an einem neuen Album an, als uns plötzlich unser Schlagzeuger verließ. Ich rief meinen alten Kumpel Mitch (Marine, Anmerkung der Redaktion) an, der ein großartiger Schlagzeuger ist. Ich fragte ihn, ob er jemanden kennt, der einspringen könnte und er sagte: Ich mache es selbst. Ich hatte das überhaupt nicht erwartet, weil er immer sehr beschäftigt ist. Deshalb übernimmt auf den Konzerten auch Milo Tedesco seinen Part. Mein Kumpel Marty Rifkin spielt auf dem Album die Pedal Steel. Die Band ist also eine Mischung aus alten und neuen Freunden, zusammen mit meinen besten Freunden Luke (Tierney an der Gitarre, Anm.d.Red.) und Jeff (Gross am Bass, Anm.d.Red.). Wir hatten also ein paar richtige Countryjungs dabei, die uns beibrachten wie es geht.
In Deutschland erscheint „All Hat And No Cattle“ am 2. August, also kommenden Freitag. Steckt hinter dem Titel irgendeine tiefere Bedeutung?
Chris Shiflett: Ich habe diesen Satz mal irgendwo gehört und er hat mir gefallen. Er klingt irgendwie nach einem Haufen Scheiße (lacht). Alles Hüte aber keine Rinder. Das ist was für Poser. Unser Album enthält fast nur Coversongs, also sind wir auch eine Art Poser. Deshalb ergab der Satz als Albumtitel Sinn. Er ist ironisch gemeint.
Ich konnte mir das Album schon anhören. Normalerweise ist dieses Americana-Zeug nicht unbedingt die Art von Musik, die ich mag. Aber diese zehn Songs machen richtig viel Spaß. Welche Kriterien hast du bei der Auswahl der Coversongs angelegt? Ausgenommen natürlich „A Woman Like You“, das du selbst geschrieben hast.
Chris Shiflett: Eigentlich hatte ich die Idee mit The Dead Peasants für eine Weile als Honky Tonk-Coverband weiterzumachen. Ich bin mit Country-Musik aufgewachsen und ich liebe sie seit langem. Ich dachte es würde Spaß machen die alten Stücke von 1950 oder 1960 zu spielen. Also haben wir dreißig oder vierzig Songs gelernt und damit ein paar Konzerte gegeben. Als wir dann die für das Album auswählen mussten, war das Kriterium einfach, welche Songs uns live am meisten Spaß bereitet hatten. Ich begann „A Woman Like You“ zu schreiben und spürte, dass er vom Gefühl her perfekt zu den übrigen Coversongs passen würde. Ich wollte zumindest einen Song auf dem Album haben, den ich selbst geschrieben hatte.
Wie du schon sagtest sind neun der Songs auf „All Hat And No Cattle“ Coversongs. Auf eurem ersten Album von 2010 gab es nur einen Coversong von insgesamt neun. Also quasi genau anders herum. Was können wir als nächstes erwarten?
Chris Shiflett: Das nächste Album wird definitiv nur eigene Songs enthalten. Ich habe schon einige Ideen im Kopf, aber ich habe keine Ahnung wann wir dafür Zeit finden. Im Moment arbeiten wir an einem neuen Foo Fighters-Album und damit werde ich erstmal eine Zeitlang beschäftigt sein. Ich hoffe aber, dass es nicht wieder drei Jahre bis zum nächsten Dead Peasants-Album dauert. Vielleicht diesmal nur ein Jahr. Ich will es am Laufen halten. Mal abwarten.
Ich habe gelesen, dass ihr „All Hat And No Cattle“ komplett live zusammen in einem Raum eingespielt habt. Diese Aufnahmeweise ist selten geworden. Die meisten Bands benutzen heutzutage Overdubs und all dieses Zeugs. Magst du die Art aufzunehmen so wie ihr es getan habt besonders?
Chris Shiflett: Ich mochte sie definitiv bei diesem Album. Weißt du, die ursprüngliche Idee war ja sogar ein Live-Album in irgendeinem Club aufzunehmen. Das erwies sich aber als zu schwierig.
Weil?
Chris Shiflett: Einfach von der technischen Seite her. Du musst dafür eine Menge Kram aufbauen. Und du hast nur einen Versuch um es gut hinzukriegen. Wenn es nicht klappt bist du im Arsch (lacht). Außerdem haben wir kein Budget und es wäre einfach zu teuer geworden. Aber ich habe ja noch das Foo Fighters-Studio (Studio 606 in Los Angeles, Anm.d.Red.). Wenn wir da nicht gerade mit den Foo Fighters arbeiten, benutzen wir das Studio auch für unsere anderen Bands. Und in diesem Studio gibt es einen schönen riesengroßen Raum. Also entschied ich mich das Live-Album dort zu machen. Ich habe noch nie ein Album auf diese Weise aufgenommen. Natürlich habe ich so schon Demos aufgenommen, aber es herrscht eine andere Energie. Wir versuchten es nicht zu übertreiben, sondern es locker anzugehen. Nicht nach dem Motto: Habe ich das perfekt gespielt? Es ging mehr um das Feeling insgesamt. Das war sehr cool. Wir haben mit diesen Songs vorher ein paar Live-Shows gespielt. Normalerweise gehst du ins Studio, lernst die Songs, nimmst sie auf, aber du spielst sie vorher nicht live, um zu sehen was sie bedeuten. Songs verändern sich, wenn man sie live spielt. Es war gut, dass wir sie live gespielt haben bevor wir sie aufnahmen. Ich würde es gerne nochmal auf unsere Art machen.
Ist diese Art aufzunehmen nicht auch ein Zeichen von großem Vertrauen innerhalb einer Band?
Chris Shiflett: Du musst natürlich auch gut vorbereitet sein. Du musst dich sicher fühlen. Wir hätten das nicht zwei Wochen nachdem wir die Songs gelernt hatten machen können. Wir haben das Album sechs oder acht Monate später aufgenommen und nachdem wir die Songs bereits einige Male live gespielt hatten. Übrigens hatten wir das Album schon vor etwa einem Jahr im Sommer komplett mit unserem alten Schlagzeuger eingespielt. Als wir fertig waren habe ich mit ihm telefoniert und er hat mir mitgeteilt, dass er die Band verlässt. Und ich dachte: Scheiße, jetzt habe ich hier ein fertiges Album mit diesem Typen drauf (lacht). Wie gesagt rief ich daraufhin Mitch an und er spielte ein Konzert mit uns. Ich sagte mir: Verdammt, das ist so viel besser als mit dem alten Schlagzeuger. Das ist die Platte, die wir machen sollten. Also haben wir das Album nochmal neu mit Mitch aufgenommen und er spielte eine wichtige Rolle in Sachen Produktion und Dynamik. Er ist ein enorm erfahrener Country-Veteran. Wir waren nur ein Haufen Jungs, die mit Rock’n’Roll aufgewachsen waren und versuchten ihre Version von Country zu spielen. Er war es, der den wahren Kern des Originals verteidigt hat. Und wir durften dabei sein und unseren Senf dazugeben (beugt sich vor und macht ein Geräusch, das sich wie Kotzen anhört). Er hat uns wirklich enorm weitergebracht.
Hört sich gut an. Du warst mit The Dead Peasants auf Tour und in diesem Sommer stehen erneut einige Konzerte an, richtig?
Chris Shiflett: Ja, wir spielen diese Woche einige Promo-Gigs und nächste Woche ein paar Konzerte an der Westküste.
Gibt es eine Chance euch irgendwann auch mal in Europa live zu sehen?
Chris Shiflett: Ja, auf jeden Fall. Wir haben einen Booking Agenten, der in Europa ein paar Locations für uns finden soll. Ich würde gerne einige der Sommerfestivals spielen. Aber es ist nicht einfach, denn niemand weiß wer wir sind. Wir bedeuten nichts. Deshalb zögern auch die Veranstalter. Und so eine Tour ist ja auch nicht ganz billig. Wenn ich ein neues Konzert auf unserer Facebook-Seite ankündige heißt es sofort: Wann kommt ihr nach Brasilien? Wann kommt ihr nach Australien? An mir soll es nicht liegen, ich gehe nach Europa und auch sonst überall hin. Aber das ist mein Wunsch und auf der anderen Seite steht die Realität, wie die Industrie arbeitet. Hoffentlich kommen wir an den Punkt, an dem wir auch Konzerte in Europa machen können. Vielleicht als Support für jemand anderen. Das wäre ideal. Ich bin sicher, dass es klappt, aber du musst noch ein wenig Geduld haben.
Ich kann warten. Dein Gesang auf dem Album erinnert mich übrigens ein wenig an Johnny Cash.
Chris Shiflett: Oh, vielen Dank (grinst).
Warum hast du dich dafür entschieden zu singen? Oder wollte niemand anders aus der Band den Job haben?
Chris Shiflett (lacht): Ich fühle mich in dieser Musik einfach sehr wohl und ganz besonders mit dem Gesang. Obwohl, wenn ich mir die Platte jetzt anhöre, dann würde ich den Gesang gerne nochmal machen, weil ich glaube, dass ich heute besser singe. Es war ein Lernprozeß, weil diese Musik ganz anders ist als Rockmusik. Ich bin kein begnadeter Sänger und in der Countrymusik hängt sehr viel vom Gesang ab. Also musste ich härter daran arbeiten als in der Vergangenheit. Bei Jackson United war das eher Shouting. Es hat Spaß gemacht, aber es ist definitiv anders.
Hat Dave (Grohl, Anm.d.Red.) dir keine Tipps in Sachen Gesang gegeben?
Chris Shiflett: Nein, er gab mir keinen einzigen Tipp (lacht). Er hat bloß gesagt: Schreib einfach eine Handvoll Songs und es wird großartig.
Wenn man so wie du professioneller Musiker ist, dessen Tage vermutlich voll sind mit dem Schreiben von Songs, dem Aufnehmen von Songs, um diese dann auf Tour live zu spielen, hört man da privat überhaupt noch Musik?
Chris Shiflett: Das ist eine lustige Frage, weil ich zuhause tatsächlich kaum Musik höre. Ich habe gar keine Stereoanlage. Ich höre Musik auf meinem iPhone oder im Auto. Die meiste Musik höre ich beim Joggen und im Auto. In Los Angeles verbringst du verdammt viel Zeit im Auto. Vor ein paar Monaten habe ich meinen Kindern ein kleines Turntable gekauft, meine alten Platten wieder rausgekramt und noch ein paar bei ebay gekauft. Als ich ein Kind war, da haben wir Musik noch aktiv gehört. Verstehst du? Wir haben eine Platte aufgelegt und es uns auf dem Bett gemütlich gemacht. Ungefähr so (pfeift und lehnt sich zurück). Wir haben der Musik zugehört. Heute läuft Musik im Hintergrund während du irgend etwas anderes machst. Manchmal wünsche ich mir, dass ich mehr Zeit hätte um Musik wirklich zu hören.
Ich erinnere mich auch noch an die Zeiten, als es noch keine CDs oder iPods gab. Man saß stundenlang vor dem Radio und hat versucht seine Lieblingssongs auf Kassette aufzunehmen. Und wehe der Sprecher quatschte in das Ende des Songs. Dann war alles umsonst.
Chris Shiflett: Ja, da wirst du verrückt. Platten als Kunstform sind praktisch tot. Heutzutage legt kein Mensch mehr eine Platte auf und hört sie sich vom ersten Song bis zum Ende an. Ich tue das nicht, meine Kinder nicht und auch sonst niemand. Ich hatte als Kind einen Walkman für Kassetten. So etwas ähnliches wie ein iPod nur achtmal so groß (lacht). Ich hatte immer Angst um meine Batterien. Deshalb habe ich nie vor- oder zurückgespult. Niemals. Ich habe die Kassette immer von Anfang bis Ende gehört, umgedreht und dann wieder von Anfang bis Ende gehört. Es war die einzige Möglichkeit um die Batterien zu schonen. Es ist erschreckend, dass den Leuten eine solche Erfahrung heute fehlt.
Letzte Frage: Wenn du den Rest deines Lebens auf einer einsamen Insel verbringen müsstest…
(lacht)
Du kennst die Frage schon?
Chris Shiflett: Ja.
Okay, also du musst den Rest deiner Tage auf einer einsamen Insel verbringen. Welche fünf Platten würdest du mitnehmen?
Chris Shiflett: Da muss ich schummeln. Erstmal den kompletten Backkatalog der Beatles. Ich liebe „Beatles For Sale“. Ich würde „London Calling“ von The Clash mitnehmen. Dann noch… (überlegt) „Destroyer“ von Kiss. Und „24 Hour Revenge Therapy“ von Jawbreaker. Und zuletzt „Suffer“ von Bad Religion. Oh, da ist gar kein Countryalbum dabei. Ich würde das Boxset von Buck Owens in meiner Tasche verstecken (lacht). Das ist echt schwierig. Aber wahrscheinlich würdest du auf der Insel selbst eine beschissene Tonne voll Songs schreiben, weil dir so verdammt langweilig wäre.
Trotzdem eine sehr gute Wahl. Okay, das war’s.
Chris Shiflett: Wunderbar. Das war einfach. Und wir hatten keine Probleme mit der Skype-Verbindung (dreht sich um, winkt zur Terrassentür hinaus und ruft: Macht’s gut Jungs, habt viel Spaß). Sie fahren heute in ein Sommercamp. Und keiner sagt mir auf Wiedersehen (lacht). Meine Kinder glauben sowieso, dass ich den seltsamsten Beruf der Welt habe. Heute haben sie mich gefragt, warum ich mich mit jemandem in meinem Computer unterhalte. Ich habe vor kurzem einen Podcast gestartet, in dem ich selbst Interviews führe. Diese Art von Interviews sind schwierig. Dabei habe ich auch ein Skype-Interview mit John Doe von „X“ gemacht. Er lebt im Norden und ist ein ganz ganz großer Held für mich. Mein verdammter Computer hat dabei dreimal die Verbindung unterbrochen und das ganze Interview ruiniert.
Da hatten wir mehr Glück. Ich danke dir vielmals für das Gespräch!
Musicheadquarter bedankt sich ebenso bei Thomas Dreux von SideOneDummy Records und Torsten Schlimbach von Dream Out Loud für ihre Unterstützung bei der Vermittlung dieses Interviews!