Jan Delay und Disko N. 1 am 21./22.6. bei „Porta hoch drei“ – Fotogalerie
Jan Delay mit Disko No. 1 am 21./22. Juni 2024 bei „Porta hoch drei“ vor der Porta Nigra in Trier – Fotos: Simon Engelbert, Photogroove
Jan Delay mit Disko No. 1 am 21./22. Juni 2024 bei „Porta hoch drei“ vor der Porta Nigra in Trier – Fotos: Simon Engelbert, Photogroove
Florian Künstler und Max Giesinger am 20. Juni 2024 bei „Porta hoch drei“ vor der Porta Nigra in Trier – Fotos: Simon Engelbert, Photogroove
Tom Gaebel und Joja Wendt am 19. Juni 2024 bei „Porta hoch drei“ vor der Porta Nigra in Trier – Fotos: Simon Engelbert, Photogroove
Auch in 2023 wurde vor der altehrwürdigen Porta Nigra in Trier wieder eine der schönsten Kulissen Europas bespielt. Das war in der Vergangenheit stets ein optischer und akustischer Genuss und die Reihe „PORTA HOCH DREI“ hat sich seit Jahren fest in der ältesten Stadt Deutschlands etabliert. Traditionell wurde die „DREI“ im Titel der Open-Air-Reihe nicht so ernst genommen, denn von Mittwoch bis Samstag sollten gleich vier Topacts die Bühne stürmen, bevor am Sonntag das Philharmonische Orchester des Trierer Theaters sein traditionelles Picknick-Konzert gibt.
Den Anfang machte am Mittwoch, 14.6.2023, der Mann der Stunde: Peter Fox. Eigentlich muss man ihn gar nicht vorstellen, doch es sind immerhin 15 Jahre vergangen, seit sein erstes Soloalbum „Stadtaffe“ durch die Decke ging. Pierre Baigorry ist im Hauptberuf einer von inzwischen nur noch zwei Frontmännern der Berliner Reggae-Crew SEEED. Doch solo konnte er 2008 den Erfolg der Band gar noch toppen, hatte er doch ein Konsensalbum vorgelegt, das in allen Generationen seine Fans fand. Aber Peter Fox stieg der Erfolg nicht zu Kopf. Er kehrte nach einer umjubelten Tour brav zu SEEED zurück und teilte sich die Bühne wieder mit den Kollegen. Lange sah es so aus, als würde „Stadtaffe“ ein Einzelstück bleiben, doch nach 15 langen Jahren meldete sich Peter Fox wieder zurück. Wie groß die Vorfreude im Land war, zeigten die euphorischen Reaktionen auf die vorab veröffentlichte Single. „Zukunft Pink“ hielt sich im Oktober letzten Jahres insgesamt fünf Wochen auf Platz 1 der Offiziellen Deutschen Singlecharts – und im Mai 2023 folgte endlich das zweite Album mit dem schlichten Titel „Love Songs“.
Die ersten vier Songs beim ausverkauften Open Air vor der Porta Nigra in Trier waren dann auch neue Stücke, die viel sanften Groove in sich trugen. Peter Fox und sein Publikum waren in Topform. Er hatte eine formidable Band mit zwei Backgroundsängerinnen dabei und spätestens als die vertrauten Klänge von „Kopf verloren“ erklangen, wurde die Stimmung noch besser – keiner musste sich mehr Sorgen machen, dass das alte Album zu kurz kommt. Ein erstes Highlight war „Schwarz zu blau“, das ungewöhnliche Liebeslied an Berlin. Und der Song schlug in vielerlei Hinsicht gekonnt die Brücke von Trier nach Berlin. Nicht nur, dass sich jetzt eine Reihe von SEEED Songs im Set fanden. Peter Fox machte die Bühne vor der Porta kurzerhand zu einem Liveclub. Das Bühnenbild sah eine Galerie im Hintergrund vor und hier versammelte sich eine große Gruppe von Tänzer*innen. Neben der professionellen Tanzgruppe aus Berlin, die die Tour begleitet, darf sich in jeder Stadt auch eine regionale Tanzgruppe unter die Profis mischen. Fortan gab es bis Konzertende Party vor und hinter der Bühne.
Die Stimmung war hervorragend und das Publikum ging über 90 Minuten lang euphorisch mit. Man konnte sich von der Stimmung tragen lassen, wozu nicht nur die geniale Show beitrug, sondern auch das effektvoll beleuchtete Weltkulturerbe Porta Nigra. Es macht jedes Jahr wieder Spaß, auf diesem Platz zu feiern. Songs wie das mit viel Groove versehene „Stadtaffe“, die Bewegungs-Hymne „Schüttel dein Speck“ und ein grandios performtes „Zukunft Pink“ trugen ihr Übriges dazu bei. So hält man ein Publikum am Tanzen!
Im Zugabenblock gab es neben dem orchestralen Klassiker „Alles neu“ auch ein entspanntes „Haus am See“ in der 2023er Version, die ein beseeltes Publikum in die Nacht entließ. Peter Fox hatte zu „Toscana Fanboys“ noch bemerkt, dass er sich in das Flair von Trier verliebt hat und sich hier sehr wohl fühlt. Dem will man dann auch nichts hinzu fügen.
Am Donnerstagabend sah es ganz anders aus vor der Porta. Das Konzertgelände war nun nämlich bestuhlt und lockte mit dem Liedermacher und Weltmusiker Hubert von Goisern (benannt nach seinem Geburtsort in Oberösterreich) ein ganz anderes Publikum an, das im Schnitt eine Generation älter war als am Vortag. Der Mann, der sich dem sogenannten „Alpenrock“ verschrieben hat, steht seit mehr als drei Jahrzehnten auf den Bühnen Europas – und erfindet sich dabei immer wieder neu. So hat das aktuelle Album „Zeiten & Zeichen“ eine breite Palette sehr unterschiedlicher Musikrichtungen zu bieten, womit wohl manche Zuschauer*innen nicht gerechnet hatten. Als nämlich „El Ektro“ als Techno-Hymne mit stampfenden Bässen erklang, gab es einzelne Menschen, die sich in den hinteren Publikumsbereich zurückzogen. Das sollte aber die Ausnahme bleiben.
Hubert von Goisern ist als Person grandios und er hatte hervorragende Mitstreiter bei sich, an allen voran die Sängerin und Multiinstrumentalistin Maria Moling, die eine enorme Bereicherung für die Show war. Oft gelang es Hubert im Duett mit Maria, eine wundervolle Atmosphäre zu erzeugen. Dabei störte es gar nicht, dass sich die erste Konzerthälfte unumwunden den neuen Songs von „Zeiten & Zeichen“ widmete, sind hier doch einige Perlen versteckt. „A Tag wie heut“, das gejodelte „Eiweiß“, „Novemberpferde“ und „Brauner Reiter“ nahmen das Publikum mit auf eine Reise in Huberts Welt. Da fanden sich sehr rockige Klänge, Elemente der neuen Volksmusik – auch mal mit Akkorden und Flöte – und durchaus sphärische Stücke.
Das Publikum hing dem Sänger vor allem an den Lippen, wenn es politisch wurde und er zum Beispiel vom jüdischen Schriftsteller Bedřich Löwy erzählte, der das Libretto zu Franz Lehárs Operette „Giuditta“ schrieb und 1942 in Auschwitz ermordet wurde. Vom Band erklang Tenor Andreas Schager mit dem Stück „Freude, das Leben ist lebenswert“ und dazu gab es eine eindringlich gerappte Geschichte, die das Lied durch die schweren Zeiten der Judenverfolgung bis in die Gegenwart führte. Es ist fantastisch, wie von Goisern diese Elemente zu einem Paradestück künstlerischen Schaffens verbunden hat.
Es gab Lieder zu Klimawandel und Umweltzerstörung und den mit bewegenden Trompetenklängen versehenen Gospel „Sinner Man“, der hier ganz schlicht „Sünder“ hieß und mit klaren Worten in die Neuzeit geführt wurde. Im Duett mit Maria konnte Hubert beeindruckend zeigen, wie man hymnisch jodelt. Stücken wie dem „Kohler Jodler“ hätte man ewig zuhören können. Doch auch an rhythmischen Gassenhauern, die die Zuschauer*innen in der zweiten Konzerthälfte in Fahrt brachten, wurde nicht gespart.
Ein langer Zugabenblock startete nach 90 Minuten und es gab ein Stück aus von Goiserns weltmusikalischer Zeit, als er vermehrt in Ägypten (Asyut) und Westafrika aufgetreten ist. Das brachte ebenso wundervolle Klänge vor die Porta wie das bekannte Stück „Weit, weit weg“, das im Zusammenspiel mit Maria Moling an neuen Facetten gewann und sehr emotional vorgetragen wurde. Das Generationen verbindende Konzert endete nach über zwei Stunden – und ich muss sagen, dass ich sehr überrascht war. Hubert von Goisern hat doch um einiges mehr zu bieten als den Alpenrock, in dessen Schublade er so gern gesteckt wird.
Am dritten Abend vor der Porta gab es dann Silbermond um Frontfrau Stefanie Kloß. Auch hier war wieder ausverkauft und 3.000 Zuschauer*innen gaben sich der Mischung aus poppigen und rockigen Klängen hin. Die Geschichte der Band begann so richtig im Jahr 2004. Mit der Veröffentlichung des Debütalbums katapultierten Silbermond aus dem Stand ganz nach oben. Das lag sicher auch daran, dass ihr Werdegang Inhalt einer Dokusoup des Fernsehsenders Sat1 war. Mehr als eine dreiviertel Million Exemplare wurden vom Erstling seither verkauft und der Titel „Symphonie“ wurde zur Hymne des Jahres 2004. Es folgten ausverkaufte Konzerttourneen, etliche Hits, Preise und Ehrungen und viele weitere Studioalben. Zuletzt „Auf auf“ – und mit Songs dieses Albums wurde das Konzert in Trier auch eröffnet. Viele waren textsicher, was zeigt, dass Silbermond immer noch relevant sind. Dazu beigetragen hat sicher auch Stefanies enorme Medienpräsenz, zeitweise bei „The Voice“, zuletzt in der neuen Staffel von „Sing meinen Song“.
Mit der Hymne „Meer sein“ ging man dann über zu älteren Stücken und spätestens „Irgendwas bleibt“ brachte die Leute vor der Porta zum gemeinsamen Singen. Und es ist schon ganz besonders, diesen Song vor einem rund 1850 Jahre alten Wahrzeichen zu schmettern. Stefanie Kloß als kleine quirlige Frontfrau nahm die Zuschauer*innen durch ihr mitreißendes Wesen von Anfang an gefangen. Sie erzählte gern Geschichten aus der Anfangszeit der Band, als Familie und Freunde das Musikmachen noch für Zeitverschwendung hielten. Mit dem Song „Verschwende deine Zeit“ ließ Stefanie sich von der Menge auf Händen bis zu einem Podest auf der Mitte des Platzes tragen.
Der Unplugged-Set war sehr emotional und die Sängerin – ohnehin nah am Wasser gebaut – brach mehrfach in Tränen aus. Als sie sich beim Publikum für seine Treue bedankte, aber auch, als sie den neuen Titel „Hey Mama“ für ihre Mutter sang, die nun in zwei Tagen in Pension geht und hoffentlich ihr Leben genießen kann. Anfangs war Stefanie noch allein auf dem Podest, zu weiteren Songs wie „Das Beste“ und „Krieger des Lichts“ kam die Band dazu. Zurück ging es mitten durchs Publikum. Silbermond haben die Nähe zu den Fans nie verloren, auch als die Konzerte immer größer wurden.
Das Wetter vor der Porta Nigra war an allen drei Abenden bisher perfekt und auch an diesem Freitag machte die laue Sommernacht ein wohliges Gefühl. Im Set fand sich als Coverversion der Montez-Song „Engel“, den Stefanie bei „Sing meinen Song“ performt hatte und der perfekt zu ihr passt. Dann gab es ein fulminantes Triple aus „Symphonie“, „Leichtes Gepäck“ und „Durch die Nacht“ – alles Hymnen, die das Publikum chorisch in die Länge zog. So ließ man sich auch zu später Stunde nicht lange bitten, um einen ausgiebigen Zugabenblock abzuliefern. Ein gelungener Konzertabend mit einer hervorragend aufgelegten Band!
Weiter geht es heute übrigens mit DANGER DAN, bevor dann morgen das Philharmonische Orchester der Stadt Trier den Abschluss macht. Die Bühne mit transparenter Verkleidung (um die Porta Nigra zur Geltung zu bringen) bleibt aber noch stehen und liefert dem Altstadtfest am nächsten Wochenende die passende Kulisse unter anderem für Lokalmatador Guildo Horn. In Trier spielt die Musik!
Die altehrwürdige PORTA NIGRA in Trier wurde wieder zur wundervollen und atmosphärischen Kulisse für ein Open Air der Spitzenklasse. Seht hier unsere Fotos von Peter Fox bei PORTA HOCH DREI, 14.6.2023 in Trier, Porta Nigra. Credit: Simon Engelbert – Photogroove
Seht hier unsere Fotos von Helge Schneider und Band mit „Let’s Lach!“ am 19.6.2021 im Amphitheater Trier – Festival „Porta hoch drei“
Nachdem Andi schon den Bericht zum Nostalgiekonzert von Midnight Oil geschrieben hat, geht es hier weiter mit den Acts der Folgetage.
Flogging Molly – 20.6.2019
Tom Odell – 21.6.2019
Es war Konzert Nr. 3 der diesjährigen Porta hoch drei Konzertreihe und zugegebenermaßen das Konzert, an das ich die geringsten Erwartungen hatte. Anfangs fühlte ich mich auch bestätigt: nur 800 Zuschauer kamen an diesem Freitag Abend auf den Porta Vorplatz. Mag sein, dass viele schon vor kurzer Zeit das Odell Konzert in Luxemburg besuchten, mag aber auch sein, dass viele Trierer den Herrn nicht auf dem Schirm haben, denn den Meisten wird nur „another love“ bekannt sein. Doch als der Brite die Bühne betrat, barfuß, wurde ich ganz schnell eines Besseren belehrt. Er setzte sich an den Flügel und zeigte, was er und seine Band so drauf haben. Und das war so einiges! Nichts von meinen Vorurteilen über einen weiteren Popschnulzensänger blieb übrig. Das war Pop auf höchstem Niveau! Odell und seine Band verpackten die Songs in tolle Live Arrangements die voll und rund klangen. Das Publikum dankte es ihnen, indem es bei jedem Song textsicher und lautstark mitsang. Wenn es auch nicht der best besuchte Abend bei Porta hoch drei war, so war es doch der Abend der mich am meisten überraschte. Positiv!
Samy Deluxe – 22.6.2019
Der letzte Abend der 2019er Ausgabe von Porta hoch drei stand ganz im Zeichen des Hip Hop. Horst Wegener trat um kurz vor acht auf die Bühne und überzeugte die 2.500 Zuschauer mit modernem deutschen Hip Hop und mit – wie aktuell ja sehr beliebt – viel digitalen Effekten auf der Stimme. Das passte zwar nicht so ganz in das Unplugged Konzept des Main Acts, aber das störte das Publikum nicht, und sie feierten den Newcomer ausgiebig. Aber dann ging’s los. Das DLX Ensemble betrat die Bühne. Streicher, Bläser, zwei Drummer, Bass, Gitarre und Tasteninstrumente sowie ein Backing Chor. Die nun wirklich nicht kleine gläserne Bühne vor der Porta war schon recht gut gefüllt bot aber noch genug Platz für Samy Deluxe. Der, unterstützt von weiteren Rappern wie z.B. Chefket, war in Bestform. Ich habe ihn schon einige Male live gesehen, aber nie mit solch einer umwerfenden Band. Schon das Album gefiel mir richtig gut, und ich war erfreut, dass das Unplugged Konzept so konsequent durchgezogen wurde. Aber live und in Farbe war das Ganze noch eine Spur beeindruckender. In keiner Sekunde vermisste man irgendwelche digitalen Hilfsmittel auf der Bühne. Der Sound war fett und rund. Selbst wer nicht der größte Hip Hop Fan ist, kam voll auf seine Kosten. Sei es bei dem was Samy Deluxe inhaltlich zu sagen hat, oder wie beeindruckend es ist, ihm live zuzusehen, wenn er wie ein Maschinengewehr die Worte herausfeuert – oder einfach diese grandiose Band live zu sehen und zu hören. Es war einfach der perfekte Abschluss einer tollen Porta hoch drei Ausgabe. Das macht wirklich Lust auf das nächste Jahr.
Das Open Air vor der Porta Nigra – in der ältesten Stadt Deutschlands – konnte auch 2019 mit einer Zusammenstellung aufwarten, die viele Generationen ansprach: Rock, Pop, Folk und Rap. Da haben die Macher von Popp Concerts mal wieder ein gutes Händchen bewiesen.
Den Anfang machten am 19.6.2019 Wolf Maahn und Midnight Oil.
Midnight Oil? Da musste man doch mal verwundert die Augenbraue heben, als der erste Headliner des Open Airs angekündigt wurde, das diesmal aufgrund des Feiertags (Fronleichnam) gleich vier Tage umfasste. Kaum zu glauben, dass es diese Band noch gibt, die in den 80er Jahren weltweite Erfolge feierte. In der Folgezeit wurden die musikalischen Aktivitäten mehrfach für längere Phasen auf Eis gelegt, da Sänger Peter Garrett sich in hohem Maße politisch und gesellschaftspolitisch engagierte. Zweimal war er für jeweils vier Jahre Präsident der Umweltschutzgruppe „Australian Conservation Foundation“, engagierte sich bei Greenpeace und schaffte schließlich den Sprung ins Repräsentantenhaus, wo er zwei Legislaturperioden lang als Minister fungierte.
Die größte Pause der Band währte somit ganze 15 Jahre (2002 bis 2017), doch fulminant kehrten sie zurück, nachdem Garrett kein Regierungsmitglied mehr war. An seinen Überzeugungen hat sich zumindest nichts geändert, das bewies das Bühnenbild mit einem Statement der „2017 National Constitutional Convention“, welches sich mit den Ursprüngen Australiens und den Rechten der Aborigines beschäftigt.
Bevor allerdings Midnight Oil die Herzen Triers eroberten, war es an Altrocker Wolf Maahn, das Publikum in den Abend einzustimmen. Er kam mit seinem Soloprogramm, hatte jedoch einen Multi-Instrumentalisten (unter anderem Steel Guitar und Keyboard) mitgebracht, der ihn kongenial unterstützte. Wie erklärt man Wolf Maahn? Ein Name, den die meisten schon mal gehört haben, der aber keinen Hit in petto hat, der ein Aha-Erlebnis auslösen könnte. Der inzwischen 64jährige gehörte zu der Riege von Rockern, die in den 80er Jahren die Fahne deutschsprachiger Rockmusik in die Höhe hielten. Er hatte große Momente wie in der Sendung „Rockpalast“, erreichte aber bei weitem nicht den Bekanntheitsgrad von BAP, Lindenberg, Grönemeyer oder Westernhagen.
Sein 45minütiger Set startete mit „Flucht nach vorn“. Wolf spielte im Sitzen mit akustischer Gitarre, hatte aber einige energische Songs mitgebracht. Einer seiner bekanntesten Titel „Irgendwo in Deutschland“ kam gleich an zweiter Stelle – angekündigt als „altes deutsches Volkslied“. Mit „Konkurrenztanz“ und „Monopoli“ (das Wolf Maahn ursprünglich für Klaus Lage geschrieben hatte) widmete er sich dem Thema Ausbeutung. Das Konzert war äußerst kurzweilig und Wolf scheute sich auch nicht, ruhige Stücke wie „Keine Angst“ in den Abend zu schicken. „Kind der Sterne“ gab es mit einem schönen sphärischen Keyboardklang – und in diesem Moment wurde vielen bewusst, wie perfekt das Klangerlebnis an diesem Abend vor der Porta war. Das wünscht man sich bei anderen Open-Air-Veranstaltungen ebenso. Maahns größter Hit „Rosen im Asphalt“ schloss den Support ab.
Pünktlich um 21 Uhr enterten Midnight Oil zu den mitreißenden Klängen von „The Dead Heart“ die Bühne – und schon war das Eis gebrochen. Keine Spur von Abtasten und Zurückhaltung. Die Band und das Publikum gingen gleich in die Vollen. Peter Garrett ist und bleibt ein charismatischer Frontmann mit starker Stimme. Seine etwas linkischen Tanzbewegungen sind seit Jahrzehnten ein Markenzeichen. Auf den starken Opener folgte das psychedelisch verzerrte „Redneck Wonderland“, gefolgt von starken Titeln wie „Read About It“, dem melodisch tanzbaren „In The Valley“ und „Sell My Soul“. Sänger und Instrumentalisten zeigten eine Performance vom Feinsten. Und da steckte vor allem eine enorme Power drin – angefeuert durch den bereits erwähnten hervorragenden Sound.
Garrett zeigte sich auch überwältigt von der Kulisse. „Was haben die Römer je für uns getan?“, zitierte er einen Kalauer aus Monty Pythons „Das Leben des Brian“, um bewundernd zu ergänzen: „Was haben die Römer für den Rock’n’Roll getan!“ So hatte er in einem Satz die Stimmung des Abends eingefangen. Die eigentlich angekündigte Regenfront machte einen großen Bogen um Trier und das Fest vor der Porta konnte bis 23 Uhr einen positiven Verlauf nehmen. Garrett durfte man bisweilen mit Mundharmonika und einer gehörigen Portion Bluesrock erleben. Es gab aber auch leise Passagen: Zur Hälfte des Sets folgte mit „My Country“ eine ruhige Nummer, die mit melancholischen Pianoläufen startete, dann zu akustischer Begleitung ausgebaut und schließlich mehrstimmig vorgetragen wurde. Es schloss sich ein kleiner akustischer Set an.
Mit „Blue Sky Mine“ aber erfolgte der Weckruf und der Klassiker ebnete den Weg in die Zielgerade. „Now Or Never Land“ avancierte zum Dancing Song, „Power And The Passion“ wartete mit Soli für die Bandmitglieder auf und „Beds Are Burning“ wurde schließlich als politischer Song zum Aborigines-Dokument angekündigt. Hier war dann sogleich die Smartphone-Armada am Start, um den größten Hit der australischen Band aus allen Winkeln zu filmen. Davon ließ man sich aber nicht aus dem Flow bringen und lieferte mit „One Country“ und „King Of The Mountain“ ein solides Finale. Viele gingen in dieser Nacht mit breitem Grinsen nach Hause. Wann hat man schon die Gelegenheit, seine Helden der 80er in einer solchen Topform zu erleben?
Hier unsere Fotos von Wolf Maahn – live vor der Porta Nigra Trier am 19.6.2019
Seht hier unsere Fotos vom Michael Patrick Kelly Open Air in Trier, Porta Nigra, 16.6.2018
Seht hier unsere Fotos vom Kontra K Open Air in Trier, Porta Nigra, 15.6.2018
Seht hier unsere Fotos vom Madsen Open Air in Trier, Porta Nigra, 14.6.2018
Fury in the Slaughterhouse vor der altehrwürdigen Porta Nigra in Trier. Dass man das nochmal erleben darf! Genau dies haben sich viele neue und alte Fans aus dem Trirerer Umland gesagt und den Veranstaltern zwei ausverkaufte Abende beim „Porta hoch drei“ Festival beschert. Das besteht eigentlich (wie der Name schon sagt) traditionell aus drei Konzertabenden, doch der Fury-Freitag war so schnell ausverkauft, dass man die Gunst des Fronleichnam-Feiertags nutzte, um gleich noch ein Konzert auf den Donnerstag zu legen. So konnten also zusammen über 5.000 Zuschauer einen nostalgischen Abend vor antiker Kulisse genießen – und sie wurden nicht enttäuscht!
Fury haben Konzerte in der Region gegeben, so lange man sich erinnern kann. Ich denke da an die Anfänge in Zerf, St. Wendel, Losheim und Saarburg, aber auch an die grandiosen Gigs bei Rock am Ring. Thorsten Wingenfelder hat in Trier seine Frau kennen gelernt (wovon er gerne berichtet) und auch nach der Auflösung von Fury vor zehn Jahren sind die Brüder Wingenfelder den Fans im Südwesten treu geblieben und regelmäßig in der Garage Saarbrücken aufgetreten. Dort haben sie dann auch bei ihrem letzten Konzert die auf ein Jahr befristete Reunion von Fury in the Slaughterhouse in Beinahe-Originalbesetzung angekündigt und Jubelstürme ausgelöst. Es gab also nicht nur die großen Geburtstagsauftritte im Heimatort Hannover, sondern auch eine kleine Open Air Tour, die im Herbst sogar noch um eine Acoustic Tour erweitert werden wird, bevor das Pferd dann Ende 2017 wieder schlafen gelegt wird.
Das Publikum – gemischt aus allen Altersklassen – war gespannter Erwartung, als es am Donnerstag zunächst mit dem Jan Löchel Trio los ging. Als Songwriter ist er vor allem für seine Zusammenarbeit mit Pohlmann, den Söhnen Mannheims und Christina Stürmer bekannt. Wenn er selbst am Mikro steht, widmet er sich aber der englischen Sprache und bietet sanften akustischen Pop, begleitet von einer Violonistin, die ihn dazu gesanglich unterstützt, und dem Gitarrero Ulrich Rode, der durch seine Zusammenarbeit mit Gregor Meyle, BAP und von Brücken ein Begriff ist. Für das Publikum im Vorfeld des Fury-Gigs war die Musik zu filigran, das konnte man am Lautstärkepegel der Gespräche rundrum bemerken. Trotzdem bekam das Trio verdienten Achtungsapplaus.
Und pünktlich um 19.30 Uhr war kein Halten mehr, als das filmische Intro „It’s a Long Way to the Top“ die Bandgeschichte der Hannoveraner Revue passieren ließ. Höhen und Tiefen gab es ja einige, doch die schlechten Zeiten waren alle vergessen, als Kai und Thorsten Wingenfelder sowie der ewig jung gebliebene Christof Stein-Schneider die Mikros enterten und mit „Dance on the Frontline“ loslegten. Alles wie früher. Kai singt sich die Seele aus dem Leib und Christof trinkt ein Bitburger nach dem anderen, um sich dazwischen in lustigen Kommentaren zu versuchen, wenn er zum Beispiel die Porta Nigra als „tolle Burg“ bezeichnet und hofft, dass die Posaunen des Songs „Jericho“ diese nicht wegblasen mögen. Das tun sie auch nicht – höchstens im bildlichen Sinne. Denn auf der Leinwand erschien eine Karikatur von Donald Trump, dem zwei Posaunen von rechts und links die Haare verwehten. Ein netter Gag, der zu großem Applaus führte.
Zum 30. Geburtstag haben Fury eine Best of aufgelegt, die sechs neue Songs enthält. Davon gab es unter anderem „Words“ und „30 (It’s not easy)“ zu hören. Das Gros des Konzerts bestand aber aus den unvermeidbaren Mitsingstücken. „Radio Orchid“ war das erste dieser Art und man konnte die gelöste Stimmung im Publikum und auf der Bühne mit Händen greifen. Es funktioniert noch – Fury in the Slaughterhouse nahmen jeden mit. Auch die Youngster, die vielleicht ihr erstes Konzert der Band besuchten. Ziel war es, in 150 Minuten genau 30 Songs aus der Bandgeschichte zu singen. Das gelang an beiden Abenden punktgenau mit der jeweils gleichen Setlist.
Am Freitag startete man eine Stunde später, da wegen des Wochenendes die Genehmigung bis 23 Uhr erteilt war. Für die Show war das super, denn gerade zwischen 22 und 23 Uhr kam die großartige Lightshow vor der stimmungsvoll angestrahlten Porta am besten zu Geltung. Bevor die ganz großen Hits kamen, gab es drei Songs unplugged. Hier will ich vor allem das von Thorsten gesungene „Then She Said“ hervorheben. Normalerweise steht Kai am Mikro, aber wenn der Bruder mit sonorer und etwas kratziger Stimme übernimmt, habe ich jedes Mal Gänsehaut. Im Gegenzug nahm Kai zu „Bring Me Home“ ein ausgiebiges Bad in der Menge und schob sich gut gelaunt durchs Trierer Publikum, um den Fans genügend Selfie-Gelegenheiten zu geben.
Mein erster Herzenssong war „Trapped Today, Trapped Tomorrow“ und der kam wundervoll mit Begleitung an der Steelguitar, die dem neuen Arrangement sehr viel Wärme verlieh. „Cry It Out“ und „Are You Real?“ betonten dagegen die rockige Seite der Band und gingen bass-stark über die Bühne. Jan Löchel unterstützte die Band bei der Coverversion von „Boys don’t cry“ (The Cure). Grund: Er ist neuerdings musikalischer Leiter der Band und schreibt die Arrangements für Furys Acoustic Tour. Einen Eindruck konnte man anhand des Cure-Songs gewinnen, der ganz anders klang als das Original und trotzdem seine Energie behielt. So etwas ist auch für die Fury-Klassiker denkbar und lässt für den Herbst (18.11. – Neunkirchen im Saarland!) Schönes erwarten.
Fury sind niemals unpolitisch gewesen, aber manchmal besonders explizit, beispielsweise mit dem Herzenssong „Every Generation Got Its Own Disease“, den sie per Leinwand mit amerikanischer Flagge, Kriegsbildern und Aufnahmen bekannter Rechtspopulisten illustrierten. Ein wichtiges Statement an beiden Abenden. Im Anschluss endete der Hauptteil der Konzerte (und das an beiden Tagen bei allerbestem Wetter) mit „Won’t Forget This Days“. Ein Paradesong, den Kai kaum selbst singen musste. Das Publikum nahm den Text von Beginn an auf und trug ihn über die Pause bis zur Reprise im ersten Zugabenblock. Das sind Momente für die Ewigkeit vor dem antike Gemäuer.
Die Feierstimmung ging weiter mit einem strahlenden „Down There“, bei dem man die fehlenden Sterne durch Handydisplays ersetzte. Den zweiten Zugabenblock startete ein starkes „Revelation“ mit dampfender Lichtershow. Dann hatte Christof seine Solo-Zeilen zu „Kick It Out“ und es gab den ersten Fury-Hit „Time To Wonder“. Die Band kam auch zum dritten Mal raus und beendete den Set mit „Seconds To Fall“. Viele im Publikum lagen sich ausgelassen in den Armen und feierten noch lange weiter. So enden grandiose Konzerte in Trier.
Schön, dass die Stadt das Bespielen antiker Stätten zulässt. Das gibt es nicht überall. Und daher darf hier auch der Hinweis auf die Open Airs im Amphitheater Trier nicht fehlen. Dort gibt es nämlich am 21.7.2017 die Beginner, am 22.7. In Extremo auf ihrer „Burgentour“ und am 23.7. den genialen Helge Schneider. Nix wie hin!
Songliste – Fury in the Slaughterhouse, Porta Nigra Vorplatz Trier, 15.6. und 16.6.2017
Das erste Mal live erlebt habe ich Gregor Meyle 2009 im Lottoforum auf dem Trierer Petrisberg, gemeinsam mit vielleicht 50 anderen Fans der ersten Stunde. Am Sonntag spielte der sympathische Songwriter nun zum zweiten Mal in Trier, diesmal vor der Porta Nigra vor fast 2000 begeisterten Menschen. Für Gregor hat sich in den 6 Jahren dazwischen einiges getan, vor allem seit er durch seine Teilnahme an der TV-Show „Sing meinen Song“ zu einem der beliebtesten deutschsprachigen Sänger avanciert ist. Unverändert ist aber seine Leidenschaft für die Musik und die Begeisterung, mit der er seiner Songs präsentiert – egal ob nun vor 50 oder 2000 Leuten.
Das Wetter meint es gut mit dem Trierern und auch die besondere Location mit der transparenten Bühne vor dem berühmten Stadttor sowie die einwandfrei Beschallung tragen zur guten Stimmung an diesem Abend bei. Von dem Moment an, an dem Gregor mit seiner 6-köpfigen Band die Bühne betritt, hat er das Publikum fest im Griff und bringt es schon mit den ersten Songs „Ich glaub an Dich“ und „Hier spricht dein Herz“ zum Mitsingen. Die erste große Animation zum Zwischenteil-Chor bei „Ganz normale Leute“ gelingt ebenso problemlos, genau wie die Fitnessübungen für die Menschen mit Sitzplätzen auf den Rängen.
Live beweist Gregor nicht nur seine Songwriter-Qualitäten, sondern offenbart sich auch als wahrer Entertainer, der mit humorvollen Ansagen unterhält, mit seinen Bandkollegen Scherze macht und sich selbst nicht allzu ernst nimmt. Da wird mal Udo Lindeberg parodiert, „Schau mich nicht so an“ bekommt ein Volkslied-Intro verpasst, und in „Wunder“ fällt ihm auf, dass sich auf die Harmonien des Refrains auch „Don´t Worry – Be Happy“ und „What´s Up“ singen lassen – wozu er natürlich wieder das Publikum einspannt.
Es gelingt Gregor aber auch immer wieder, von schwungvoller Ausgelassenheit zu ruhigen und nachdenklichen Songs wie „Nichts ohne Grund“ oder „Und dann kamst Du“ überzuleiten und magische Momente zu schaffen, wenn er etwa zu „Du bist das Licht“ tausende Handy-Lichter und Feuerzeuge im Publikum leuchten. Unterstützt wird er von seinen talentierten Musikern, die jedem Song den perfekten Sound verpassen. Ein besonderer Gewinn ist dabei der Geigenspieler Christian Herzberger, der mit furiosen Soli begeistert, aber auch den Liebesliedern eine extra Portion Romantik verleiht. Großartig auch Laura Bellon, die Gregor sich zusammen mit Gitarrist Markus Vollmer aus Xavier Naidoos Fernsehband ausgeliehen hat und die als Backgroundsängerin, Duettpartnerin und zweite Geige überzeugt.
Nach über zwei Stunden Programm, das neben Liedern aus dem aktuellen Album „New York-Stintino“ einen Querschnitt durch Gregors gesamtes Werk bietet, verabschiedet sich der Sänger mit „Hätt nix dagegen“ zum ersten Mal von der Bühne. Aber natürlich lässt ihn das Trier Publikum nicht ohne Zugaben gehen und kommt noch in den Genuss von „Keine ist wie Du“ in reduzierter Besetzung und Gregors allerster Single „Niemand“. Mit der eindringlichen Ballade „Kleines Lied“, die ganz akustisch und in der Bühnenmitte zusammengekuschelt präsentiert wird, klingt ein wunderbarer Abend schließlich aus. Bleibt zu hoffen, dass es bis zum nächsten Konzert in Trier nicht wieder 6 Jahre dauert.
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Seht hier unsere Fotos von Gregor Meyle am 21.06.2015 vor der Porta Nigra in Trier
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