BEAT IT – Das Michael Jackson Musical in der Arena Trier 2019
Seht hier unsere Fotos von BEAT IT – Das Michael Jackson Musical in der Arena Trier am 9.2.2019
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Als Comedian hat Mario Barth schon eine ganze Reihe von Rekorden gebrochen, beispielsweise als „Live-Comedian mit den meisten Zuschauern“ in einer Show (70.000 im Jahr 2008) und an einem Wochenende (120.000 im Jahr 2014). Kein Wunder also, dass auch sein sechstes Bühnenprogramm deutschlandweit die Arenen füllt. In Trier war die aktuelle Show mit dem Titel „Männer sind faul, sagen die Frauen!“ zwar nicht komplett ausverkauft, doch die Anzahl der freien Plätze war überschaubar.
Was ist es nun, das die Fangemeinde so an dem Stand-up-Künstler mit Berliner Schnauze fasziniert? Auch sein sechstes Bühnenprogramm seit 2003 bietet nichts wirklich Neues. In schöner Regelmäßigkeit gibt es alle drei Jahre einen neuen Titel, der Vorurteile gegenüber Männern thematisiert. Barths fiktive Freundin und die Gefährtinnen aus dem Bekanntenkreis spielen dabei immer eine tragende Rolle. Und los geht es mit Geschichten, die aus dem Leben gegriffen scheinen.
Das Publikum in Trier durfte sich erst an einem wirklich gelungenen Vergleich der Trierer Basilika mit dem Berliner Flughafen erfreuen. Schließlich ist die Konstantinbasilika der größte erhaltene Saalbau der römischen Antike und seine freitragende Dachkonstruktion ein architektonisches Wunder. In Berlin hingegen habe man die Wasserleitung für die Sprinkleranlage „einfach vergessen“. Tja.
Handwerker im Allgemeinen und anstehende Arbeiten im heimischen Haushalt waren dann auch ein erstes Thema, das Mario breit auswalzte. Danach erfuhren wir von einem Junggesellenabschied, vom Smartphone der Mutter, dem Totalschaden am Auto der Freundin, der Sprachsteuerung des Navigationsgeräts und dem Gewicht einer Handtasche auf dem Beifahrersitz. Mario Barth erzählte im Verlauf der ersten Stunde nicht viele Anekdoten, doch es ist sein großes Talent, diese einfach breit auszuwalzen und die Zuschauer auch dann noch zum Lachen zu bringen, wenn sie die Pointe schon längst erkannt haben oder zumindest erahnen. Dabei ist der Komiker ständig in Bewegung, verzieht das Gesicht in wirrer Mimik und setzt auch alle Pausen gekonnt ein.
Das insgesamt zweistündige Programm in zwei Teilen spielte sich auf einer Bühne ab, die den Berliner Zoo mit einigen seltsamen Tier-Konstruktionen als Kulisse hatte. Im zweiten Teil erfuhren wir dann auch, was es mit dem Mausefant und dem Ziger (einer Mischung aus Zebra und Tiger) auf sich hatte. Ganz Promoter seiner eigenen Stories bot Mario Barth Kuscheltiere solch eigentümlicher Konstruktion zum Kauf an. Geschäft ist Geschäft.
Die Anekdoten waren durchaus reizvoll und aus dem Leben gegriffen: Die Freundin erklärt sich bereit, mit ins Kino zu gehen und einen Film mit dem schwer atmenden schwarzen Mann anzuschauen (ihr ahnt es schon: Darth Vader). Wir hörten Geschichten von Mädchen in der Pubertät und eine sehr weit gefasste Erzählung über den ersten Freund der Nichte (Kevin), der mittels Farbtabletten im Hotelpool in eine peinliche Situation gebracht wurde. Auf jeden Fall verging die Zeit so wie im Flug.
Nach zwei Stunden reiner Showlänge gab es zwei schlüpfrige Zugaben und ein Bühnenfeuerwerk. Mario Barth wird nur in Ansätzen gesellschaftskritisch und macht um alle politischen Themen einen großen Bogen. Vielmehr spielt er damit, dass er mehrfach gefragt wurde, ob er sich nicht auch zu schwierigen Zeitfragen äußern möchte. Was er dann tat, war ein Seitenhieb in Richtung der größten Geißel unserer Zeit: Bei ihm nicht etwa die AFD, sondern die Parship-Werbung.
Das Publikum spendete ihm kurz vor 23 Uhr stehende Ovationen. Zumindest diejenigen, die nicht direkt verzweifelt Richtung Parkplatz liefen. Das Mann-Frau-Thema zumindest scheint unerschöpflich und wird Mario Barth vermutlich bis zur Rente begleiten. Warum auch nicht? Schließlich kann jeder hier irgendwie mitreden.
Als er Anfang 2017 in der Arena Trier zu Gast war, lag die Zuschauerzahl noch bei unter 3000. Jetzt ist die Halle mit 4500 Leuten ausverkauft, die den Comedian von Beginn an begeistert feiern. Das Konzept ist gleich geblieben, doch statt Mutti (wie noch vor zwei Jahren) spielt jetzt Papi die titelgebende Rolle.
Schon in den ersten Minuten wurde klar, dass die Erziehungsmethoden des Vaters und sein Umgang mit den neuen Medien nur Aufhänger sind, um einige Gags an den Mann und einen Hauch von rotem Faden in die Show zu bringen. Ansonsten geht es Chris Tall um etwas ganz anderes: Er will Witze über alles und jeden machen, Vorurteile breit auswalzen und damit ein Statement gegen jede Form von Diskriminierung setzen.
Kann das funktionieren? Und ob. Vor allem wenn Vertreter von Randgruppen vor Ort sind, die ihm von Anfang an Paroli bieten. So meldete sich gleich zu Beginn der Show Adam zu Wort. Ein Spastiker im Rollstuhl, der schon bei der letzten Trierer Show eine tragende Rolle gespielt und es nun in die erste Reihe geschafft hatte. „Ist ja klar – du bringst deinen Stuhl einfach mit“, war Chris‘ lakonische Erklärung. Als Adam dann ein freches „Du kennst mich und deine Mutter auch“ nachsetzte, war das Eis gebrochen. Allein das Zusammenspiel dieser beiden Protagonisten war es wert, die Show zu sehen, und Chris hatte bisweilen Mühe, den Rolli-Fahrer in seinen Interaktionen zu bremsen.
Weiter ging es mit dem Kennenlernen der Zuschauer. Wo die denn wohl herkommen? „Aus Berlin“, rief jemand. Und (als Chris sich schon freute) „aber nicht wegen dir“ hinterher. Oder aus Essen, was der Comedian mit einem wohligen „Das ist meine Stadt“ quittierte und klarmachte, dass er Witze auf Kosten seines Übergewichts locker parieren kann. Aber das Trierer Platt hatte es ihm angetan. „Watt is datt daa dann“ war ein Satz, den er gelernt und lieb gewonnen hatte. Thomas in der ersten Reihe wurde mit den Worten „Ich bin einmal nicht der Fetteste“ begrüßt und ein dunkelhäutiger Mann in vorderer Front kam als nächstes Opfer in Frage. Chris scheute sich auch nicht davor, dessen vermeintliche Schwanzlänge zu thematisieren, bis klar war, dass die Begleitung nebenan die Tochter des Mannes war („Zum Glück kann er nicht rot werden“).
Damit war klargestellt, dass es in der Show keine Grenzen geben wird und die Gürtellinie quasi nicht vorhanden ist. Dafür lieben die Fans Chris Tall. Jetzt kam aber das Thema des Abends zur Sprache: Der Papa. Er hat noch ein Nokia 3210 und spielt am liebsten Snake. Die Gesichtserkennung am iPhone des Sohnes kann er aber mit Hilfe einer Bockwurst entsperren, um an dessen Smartphone Memory zu spielen. Bis Chris erkennt, dass der Papa da nicht Memory spielt sondern auf Tinder 67 Matches für den Sohn erwischt hat.
Grund genug für einen Wechsel vom virtuellen ins reale Leben: Chris suchte nach Singles im Publikum, fand Michelle und Philipp und überredete diese tatsächlich dazu, sich für Freikarten und einen Artikel vom Merchstand auf der Bühne zu küssen. Im Anschluss sorgte der 13jährige Lasse für eine deutliche Verlängerung des ersten Showteils, als er sich mit Chris ein Breakdance Battle auf der Bühne lieferte, das er haushoch gewann. Die Zuschauer bedachten dies mit großem Jubel und wurden um 21.20 Uhr in die Pause entlassen.
Nach einer halben Stunde ging es weiter und Chris fand wieder zurück zum Papa und zu dessen Versuchen, den Sohn zum Sport zu überreden. „Ich steige ab vom Mofa und geh direkt aufs Sofa“ war allerdings Chris‘ Devise. Außerdem laufe Darts ja auf Sport1 und müsse deshalb auch eine Sportart sein. Die sexuelle Aufklärung durch den Vater ging irgendwo so: „Aus dem Wurzelgnom wird ein standhafter Zyklop“. Ah ja. Dann doch lieber RTL und Pro7 geschaut, was Chris zum Anlass nahm, das Supertalent und den Bachelor durch den Kakao zu ziehen.
„In meiner Show sind alle gleich. Wenn Nazis da sind: Ihr dürft gerne gehen“, machte der Comedian unter großem Applaus deutlich, um sich dann gleich dem nächsten Opfer zuzuwenden: Angus, einem bekennend Homosexuellen. Man muss Chris Tall schon dafür bewundern, dass er seine Späße absolut auf Augenhöhe macht und die Vorurteile nicht wie Beschimpfungen verwendet. Das ist sein großes Ding und macht ihn zum menschlichen Superstar, der zudem auch gerne auf den eigenen Schwächen rumreitet.
Ganz zum Ende wurde es im Zugabenblock ein Stück weit melancholisch. Zunächst feierte Chris die Zuschauer, dass sie „trotz der katastrophalen Parkplatzsituation“ noch nicht aus der Halle stürmten. Es gab Dankesworte an alle unfreiwillig Mitwirkenden von Adam bis Angus. Dann wandte er sich an unterbezahlte Berufsgruppen wie Erzieher und Altenpfleger, die eine gesellschaftlich so wichtige Arbeit leisten und dabei schlecht bezahlt werden. Somit hatte er jedem noch was zum Nachdenken mitgegeben und entließ das Publikum um 22.45 Uhr in die Trierer Nacht.
Hier unsere Fotogalerie vom Matthias Reim Konzert 2018 in der Arena Trier
Beatrice Egli, die aus DSDS bekannte Schlagerprinzessin, kam in die Arena Trier und hatte gleich vier Freundinnen mitgebracht, um die gut gefüllte Halle zu unterhalten. Die verträumte Babsi, das It-Girl Becky, die rockige Beth und die strenge Bernadette waren allerdings nur virtuell vorhanden. Alter Egos der Künstlerin, die von den LCD-Leinwänden mit ihr und dem Publikum sprachen und ordentlich Pepp ich die Veranstaltung brachten.
Bevor es mit Beatrice Egli losging, war zunächst Christin Stark als Support angesagt. Pünktlich um 19.00 Uhr begann sie ihren halbstündigen Set. Der Bühnenvorhang war noch unten, sie hatte also nicht viel Raum zur Verfügung, um ihr Album „Rosenfeuer“ vorzustellen. Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch. Schon während ihres Sets wurde rechts und links von der Bühne zu Discofox und Schlagerbeats getanzt. Dass die Musik vom Band kam, war für die Zuschauer kein Problem. Christin sang Stücke wie „Herz zurück“, „Komm, komm“ und „Nein, nein, nein“. Zum Titel „Der Mann in meinem Traum“ begleitete sie sich selbst an der Gitarre. Und es gab einen Ausflug ins Publikum. Christin war ziemlich überrascht vom jovialen Trierer Publikum, als sie der nette Patrick in tiefstem Trierer Plat („sischer mach isch datt“) mit Bier versorgte.
Ihr Auftritt wurde sehr wohlwollend mit Applaus bedacht und auf dem Vorhang erschien ein 10-Minuten-Countdown, sodass jeder abschätzen konnte, ob es sich noch lohnt, auf ein Bier raus zu gehen. Um 19.40 Uhr stellten sich uns die virtuellen Frauenfiguren vor und der Vorhang fiel. „Wohlfühlgarantie“ war der erste Song und „Wir leben laut“ folgte. Jetzt gab es natürlich eine formidable Liveband, die auch sehr rockig klingen konnte und zwei Backgroundsängerinnen im Gepäck hatte. Beatrice Egli zeigte sich als dauerlachende Powerfrau mit viel guter Laune, die durchaus echt schien. Ihr sympathischer Schweizer Akzent nahm die Zuschauer schnell für sich ein und das Sitzkonzert wurde immer wieder zum Stehevent, wenn es die Leute aus den Sitzen riss.
Einige Gimmicks hatte sie sich einfallen lassen. Zum Beispiel eine „Kiss-Cam“, die im Zufallsmodus Zuschauer einfing und diese zum Küssen (oder wenigstens Umarmen) animierte. Das Publikum machte gut mit dabei. „Keiner küsst mich“ war der passende Song zur Kuschelzeit. Und Beatrice nahm ihren Verkupplungs- und Wohlfühlauftrag weiter sehr ernst. Die Singles unter den Zuschauern sollten aufstehen und sie wählte ein hübsches Doppel aus, dass fortan einen Platz auf der Bühne einnahm – stilecht auf einer Schaukelcouch – und immer wieder zum „sich annähern“ motiviert wurde. „Traumpilot“ lud dazu ein, sich in eine goldene Zukunft zu träumen.
Zum Titel „Touché“ wurde eine große Trommel auf die Bühne gebracht und es gab eine starke Rhythmus Performance aller Schlaginstrumente, bei der Beatrice ordentlich mitmischte. Dann wurde es ruhiger und zu „Ohne Worte“ brach Lagerfeuer-Romantik aus. Wieder Kuschelzeit, die mit „Bitte Bitte“ fortgesetzt wurde. „Was geht ab“ hob die Stimmung wieder Richtung Party, die kleine Melina wurde spontan auf die Bühne geholt (damit Beatrice wieder was zum knuddeln hatte) und „Wahrheit oder Pflicht“ sowie „Crash Boom Bang“ beendeten den ersten Set. Immerhin war es schon 21 Uhr und die Pause dauerte gerade mal 20 Minuten. Eine kurze Zeit zum Verschnaufen also.
Das Programm war gut durchgetaktet und ging Punkt 21.20 Uhr weiter. Knaller: Beatrice kam in Lederklamotten (die ihre Rundungen gut sichtbar werden ließen) per Motorrad auf die Bühne. Sie stellte dann auch gleich die Designerin des hautengen Kostüms vor, die aus Trier stammt. „Ich denke nur noch an mich“ war der passende Titel. Und es blieb rockig mit den Riffs von „I Love Rock’n’Roll“ zum Schlager-Evergreen „Wenn du denkst du denkst“ – ein absolut gelungenes MashUp. Direkt danach folgte ein Medley aus Wolfgang Petry-Songs. Sehr gut zum weiteren Anheizen der Stimmung.
„Ich steh zu dir“ war der letzte ruhige Moment des Konzerts. Dann wurde mit „Im besten Club dieser Stadt“ wieder Party gemacht und „Auf die Plätze fertig ins Glück“ sowie „Verliebt, verlobt, verflixt noch mal“ schlossen den regulären Konzertteil ab, der mit einer Konfettikanone beendet wurde. Immerhin war es schon 22.25 Uhr als der Zugabenblock begann. Beatrice jetzt in alter Udo Jürgens-Manier im Bademantel, allerdings nicht weiß sondern rosa. Die Konzertlänge war jedenfalls mit 160 Minuten reiner Spielzeit schon recht exorbitant und allein damit hatte Beatrice viele Zuschauer glücklich gemacht. Auf dem Weg zum Auto konnte ich zwei Trierer Zuschauer belauschen: „Viel besser als Helene Fischer. Bei der ist alles so gekünstelt – hier war alles irgendwie echt.“ Nachvollziehbar.
Hier unsere Fotogalerie zur Show von Support Christin Stark und Beatrice Egli am 17.11.2018 in der Arena Trier
Seht hier unsere Fotos von Wolfgang Niedecken mit BAP in Trier 2018
Das spielfreie Jahr ist vorüber – Wolfgang Niedecken und seine Band wollen wieder auf die Bühne. Tourstart war am 30. Mai in der Stuttgarter Liederhalle – und schon am Tag drauf zog es den Kölner in die Region, in der sein Kölsch ganz unproblematisch verstanden wird: Trier war für BAP schon immer eine Art Heimspiel. So fanden sich gut 3.000 Zuschauer verschiedener Generationen – okay, die Ü40 war überproportional stark vertreten – zu dem Konzert ihres Heroen ein, der nun schon seit über 40 Jahren mit BAP auf der Bühne steht.
Von der Band ist als einzig verbliebenes Gründungsmitglied nur der 67jährige Frontmann vertreten. Umgeben hat er sich mit exzellenten Musikern wie dem Gitarristen Ulrich Rode, Schlagzeuger Sönke Reich und Keyboarder Michael Nass. Zudem ist die Multi-Instrumentalistin Anne de Wolff schon seit Jahren mit am Start. Neuheit auf der Bühne ist ein Bläsertrio bestehend aus Trompete, Saxophon und Posaune, das die Band musikalisch begleitet und Songs wie „Waschsalon“ einen ganz besonderen, groovigen Sound verleiht. Das war auch schon der zweite Songs des Abends und dem Publikum war die Begeisterung anzuhören, dass es auch genügend Klassiker im Set geben wird.
Das letzte Album Niedeckens war nämlich ein Soloalbum namens „Reinrassije Stroossekööter“, das er seiner Familie gewidmet hat. Inzwischen spielt es ja keine Rolle mehr, ob Wolfgang Niedecken ein Album unter seinem eigenen Namen oder dem Bandnamen BAP veröffentlicht. Die Grenzen verschwimmen schon lange – und nach den Umbesetzungen der Band spielt auch die Trennschärfe keine Rolle mehr. Was höchstens auffällt: Wenn nur Niedecken (ohne BAP) drauf steht, dann ist noch mehr kölsche Sprache drin. Warum Familienalbum? Ganz einfach: Niedecken hat hier die Songs versammelt, in denen seine Familie eine Rolle spielt. 13 Titel, zwölf davon neu arrangiert und aufgenommen, den Albumtitel als Opener ganz neu geschrieben. Von diesem Album gab es einiges zu hören, sodass es einem bisweilen wie eine Mogelpackung vorkam, doch eigentlich auf einem BAP-Konzert zu sein. War aber nicht weiter schlimm, denn mit den entspannten atmosphärischen Songs der neueren Ära wurde es ein wunderschönes Konzerterlebnis.
Dass das Publikum älter geworden ist, merkte man daran, dass die Stehplätze im Innenraum nur zu einem Drittel gefüllt waren. Die Ränge aber mit ihren Sitzplätzen platzten aus allen Nähten. Auch auf der Bühne gab es ein entspanntes Setting: Große LCD Leinwand, Palmen, eine hölzerne Tür samt Eingangstreppe. Mit diesen Requisiten konnte man jede Einheit schön gestalten und die Tür wurde sowohl zur Startseite eines Familienalbums voller Schwarz-weiß-Bilder als auch zur Pforte in Regionen wie New Orleans.
Niedecken stand topfit auf der Bühne. Seinen Schlaganfall erwähnte er kurz, machte aber kein großes Thema daraus. Allerdings war zu bemerken, dass er es vermied, allzu sehr im Mittelpunkt zu stehen. Die Band bekam sehr viel Raum und nutzte diesen auch aus. Die Mischung aus neueren Stücken und freudig bejubelten Mitsing-Klassikern zog sich durch den ganzen Abend. Ein Set aus klaren Botschaften und tiefgehenden Texten, die heute aktueller denn je erscheinen. Man denke nur an „Kristallnaach“ und „Arsch huh, Zäng ussenander“ mit all ihrer politischen Brisanz der Gegenwart.
Wolfgang Niedecken mahnte das Publikum zu Frieden, Demokratie und gesellschaftlichem Miteinander. Für seine Statements erntete Wolfgang Niedecken langanhaltenden Beifall und deutliche Zustimmung seitens der Trierer. Aus dem bemerkenswerten Riesenrepertoire wurden viele rockige Songs, aber auch viele ruhige Stücke bewusst ausgewählt, die keineswegs zusammengewürfelt schienen, sondern einen hervorragenden Mix aus Nachdenklichkeit und Lebensfreude darstellten. „Bahnhofskino“ im neuen Arrangement erzeugte Gänsehaut. Ulrich Rohde führte das Publikum an der Akustikgitarre mit bekannten Klängen aus „Do kanns zaubere“ hin zu „Jupp“. Es gab „Frau ich freu mich“ zum Feiern und „Songs sinn Dräume“ zum Innehalten.
Vieles war sehr melancholisch gehalten. Dann zogen wieder die Bläser an und es gab laut arrangierte Parts. Mein persönliches Highlight war das Triple mit „Anna“, „Wie schön dat wöhr“ und „Do kanns zaubere“ (das hier endlich komplett gespielt wurde). Dieses Akustik-Set mit Anne de Wolff am Cello war sehr berührend. Und Niedecken erzählte von seinen Töchtern, für die er „Wie schön dat wöhr“ geschrieben hat.
Trotz der recht ruhig gehaltenen Show gab es nach dem Hauptset um kurz nach 22 Uhr Standing Ovations auch auf den Tribünen. Andere Konzerte sind an diesem Punkt längst vorüber, doch da kennt man Niedecken schlecht. Schon mit BAP in den 90ern gab es keine Konzerte unter drei Stunden. Und auch hier sollte es bis nach 23 Uhr mit den Zugaben weiter gehen. Allerdings mussten sich die Zuschauer damit zurecht finden, dass es viele Songs, auch die „Ruut-wieß-blau querjestriefte Frau“, in Country-Rock-Arrangements zu hören gab. Da haben die Aufnahmesessions in New Orleans also ihre Spuren hinterlassen.
Zum Ende durfte man sich aber auch über das lang ersehnte „Verdamp lang her“ und den wundervollen Rausschmeißer „Jraaduss“ freuen. Die Tour wird noch lange andauern. Daten findet ihr unten im Text. Das Trierer Publikum wird vermutlich seine Empfehlung aussprechen – zumindest sah man auf dem Weg zum Auto hauptsächlich beseelte Gesichter.
Setlist, Arena Trier, 31.5.2018
Drei Wünsch frei
Waschsalon
Psycho-Rodeo
Diss Naach ess alles drinn
Reinrassije Stroossekööter
Chippendale Desch
Et ess wie et ess
Bahnhofskino
Jupp
Frau ich freu mich
Dausende vun Liebesleeder
Songs sinn Dräume
Anna
Wie schön dat wöhr
Do kanns zaubere
Nemm mich met
Absurdistan
Vision von Europa
Kristallnaach
Arsch huh, Zäng ussenander
Ruut-wieß-blau querjestriefte Frau
Nix wie bessher
Jebootsdaachspogo
You ain’t going nowhere
Aff un zo
Suwiesu
Verdamp lang her
Jraaduss
Tourdaten 2018
03.06.2018 19:00 Uhr Korbach Festzelt Hessentag Korbach
05.06.2018 20:00 Uhr München Circus Krone
06.06.2018 20:00 Uhr MünchenCircus Krone
08.06.2018 20:00 Uhr Frankfurt am Main Jahrhunderthalle Frankfurt
09.06.2018 18:30 Uhr Hamburg Stadtpark Hamburg
10.06.2018 19:00 Uhr Berlin Tempodrom
29.09.2018 20:00 Uhr Soest Stadthalle
30.09.2018 19:00 Uhr Mainz Rheingoldhalle
02.10.2018 20:00 Uhr Karlsruhe Schwarzwaldhalle
04.10.2018 20:00 Uhr Wuppertal Historische Stadthalle
05.10.2018 20:00 Uhr Bielefeld Stadthalle
06.10.2018 20:00 Uhr Bremen Pier 2
07.10.2018 19:00 Uhr Lingen Emsland Arena
09.10.2018 20:00 Uhr Oberhausen König-Pilsener-Arena
10.10.2018 20:00 Uhr Düren Arena Kreis Düren
11.10.2018 20:00 Uhr Saarbrücken Saarlandhalle
13.10.2018 20:00 Uhr Wetzlar Rittal Arena Wetzlar
14.10.2018 19:00 Uhr Leipzig Haus Auensee
15.10.2018 20:00 Uhr Dresden Alter Schlachthof
17.10.2018 20:00 Uhr Hannover Swiss Life Hall
18.10.2018 20:00 Uhr Beverungen Stadthalle
19.10.2018 20:00 Uhr Erfurt Thüringenhalle Erfurt
21.10.2018 19:00 Uhr Mannheim Rosengarten Mannheim
22.10.2018 20:00 Uhr Tuttlingen Stadthalle
23.10.2018 20:00 Uhr Basel Musical Theater Basel
24.10.2018 20:00 Uhr Zürich Volkshaus Zürich
27.10.2018 20:00 Uhr Künzelsau Carmen Würth Forum
29.10.2018 20:00 Uhr Münster Halle Münsterland
30.10.2018 20:00 Uhr Euskirchen City Forum
31.10.2018 20:00 Uhr Köln Palladium
Letztes Jahr war Ralf Schmitz schon einmal mit seinem Programm „Schmitzenklassse“ in Trier zu Gast und füllte damals die Europahalle bis auf den letzten Platz. Das gelingt ihm mit der weitaus größeren Arena zwar nicht, aber die Zuschauerzahlen sind dennoch überzeugend. Und sicher ist auch mehr als ein Wiederholungstäter dabei – denn beim Improvisationstalent der Komikers ist kein Abend wie der andere, auch wenn er dasselbe Programm spielt.
Das Wortspiel „Schmitzenklasse“ lässt es erahnen – es geht ums Thema Schule. Bevor Ralf Schmitz aber da einsteigt, nimmt er erst mal Kontakt zum Publikum auf. Seine Fans wissen inzwischen, dass man in der ersten Reihe ziemlich sicher ist; und auch heute steuert der Comedian die dritte Reihe an, um sich seine ersten Opfer zu suchen: Ein Ehepaar, das sich zu zweit vier Plätze teilt, und einen Koblenzer, der aufgrund seines (wahrscheinlich fiktiven) Mundgeruchs als „Aioli-Dirk“ zum Running -Gag des Abend wird. Danach gibt’s Fotos, um die Unterschiede zwischen Schule früher und heute zu demonstrieren, und Ralf sammelt lustige Lehrernamen aus dem Publikum. Dieses wird sowieso ständig gefordert, schließlich ist das Programm äußerst interaktiv. Schon für die nächste Nummer, den Schul-Action-Thriller „Der Tintenkiller“, holt Ralf sich zwei Männer auf die Bühne, die per Zufallsgenerator jeweils zwei Sätze zugeteilt bekommen, mit denen sie die von Ralf improvisierte Szene mitgestalten können. „ Wer braucht denn sowas“ zeigt sich dabei als erstaunlich vielseitig einsetzbare Replik!
Als besonders dankbare Mitspielerin erweist sich Ilse aus Illingen, deren Tagesablauf Ralf spielend zu erraten versucht, wobei Ilse durch Klingeln oder Hupen signalisiert, ob er richtig oder falsch liegt. Da gerät der Comedian fast an den Rand der Verzweiflung, als er alle deutschen Automarken durchprobiert, bevor Ilse ihn belehrt, dass sie einen Benz und keinen Mercedes fährt! Spaß hat Ralf auch mit Sabrina und Bernd, die er als Kellner bedient, der alle paar Minuten in einen anderen Beruf wechselt – die Berufe wurden vorher natürlich auch mit dem Publikum gesammelt.
Zwischendurch kommt Ralf auch mal ohne aktive Mithilfe der Zuschauer aus. So präsentiert er eine Religionsstunde mit der Bibelgeschichte im Schnelldurchlauf, bei der er sich durch verschiedene TV-Formate zappt – von „Bauer sucht Frau“ im Paradies bis zur Millionenfrage an den Apostel Petrus in „Wer wird Millionär“ – und dabei Darsteller und Moderatoren gekonnt parodiert. Äußerst unterhaltsam gerät auch die Lateinstunde, in der er als Messdiener eine Beerdigungsmesse ins lateinische übersetzt. Da wird aus dem Heiligen Geist mal eben „Sankt Hui Buh“ und aus dem tragischen Verkehrsunfall „Fiat Panda versus Omnibus“. Zum Finale sucht er sich dann allerdings nochmal ein Pärchen aus dem Publikum, das er zuerst ein bisschen ausfragt, um dann ihre Liebesgeschichte – inklusive Kennenlernen in der Trierer Disco Riverside und dem typischen Anmachspruch „Un du?“ – als Kurz-Musical auf die Bühne zu bringen.
Eigentlich sind damit die Lachmuskeln des Trierer Publikums bereits ausreichend strapaziert, aber eine Zugabe wird trotzdem eingefordert. Und die gibt’s natürlich auch, diesmal mit weiblicher Unterstützung aus der zweiten Reihe. Die Zuschauerin soll Ralf passend zu seinen Kommentaren wie eine Puppe bewegen – und unter diesen Voraussetzungen wird selbst gemütliches Lesen eine Herausforderung, wenn man zuerst noch das Buch aus dem Regal holen muss!
2017 war Florian Silbereisen erstmals mit einer neuen Show auf Tour: „Das große Schlagerfest (Die Party des Jahres)“ gastierte damals in der Arena Trier und lockte nahezu 4000 Zuschauer in eine kurzweilige, mehr als dreistündige Show. Das Konzept, in dem Silbereisen den Schritt weg von der Volksmusik hin zur massenkompatiblen Abendunterhaltung geht, scheint aufgegangen zu sein und hat sich etabliert. Er umgibt sich mit seiner Boygroup Klubbb3, nimmt einige Shooting Stars der Szene mit, um sie einem großen Publikum vorzustellen – und es gibt ein Zugpferd, das in aller Munde ist. 2017 war das DJ Ötzi, in 2018 ist Jürgen Drews an der Reihe.
Das Drumherum war stimmig. Das kann ich jetzt schon sagen. Es gab eine große Bühne mit LCD Leinwänden und einer Art Klettergerüst für die Protagonisten. Der Bühnenbereich wurde nach vorne mit Stegen erweitert und mittendrin war etwas Platz frei für die tanzwütige Partyzone mit Stehplätzen direkt an der Bühne. Der Rest des Saales hatte Sitzplätze, aber auch hier hielt es die Leute nicht lange auf dem Hosenboden, sondern es wurde immer wieder aufgestanden und mitgetanzt.
Den Abend nur mit Eigengewächsen von Klubbb3 und Drews zu füllen, würde schnell langweilig werden. Daher sieht das Konzept anderes vor: Es gibt einen Rundumschlag durch die deutsche Schlagerlandschaft, garniert mit einigen englischsprachigen Highlights. So legte zunächst Florian Silbereisen selbst los und feuerte die Stimmungskanonen „Pure Lust am Leben“, „Griechischer Wein“ und „Live is life“ an. Damit jeder in Trier lauthals mitsingen konnte, gab es die Texte als Übertitel zum Mitlesen. Das wäre bei diesen Schlagern sicher nicht nötig gewesen, aber egal.
Direkt auf den Fuße folgte Ross Anthony. Der britische Glamourboy gehörte früher mal zur „Popstars“-Castingband Bro’Sis. Nach deren Ende hat er sich aber erfolgreich freigeschwommen und brilliert inzwischen als Glitzer-Entertainer, was er auch in Trier im quietschigen roten Anzug bewies. Zur Freude der anwesenden Mitsänger gab es Hits wie „Michaela“, „Himbeereis zum Frühstück“, „Ein Student aus Uppsala“ und „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ aus dem kollektiven Schlagerrepertoire. Silbereisen kam hinzu und gemeinsam gaben sie „Amarillo“ zum Besten.
Interessant wurde es aber mit den ersten Gästen, die man als Schlagerfan nicht so auf dem Schirm hatte. Zum Beispiel die junge Helene Nissen. Die 21jährige Sängerin aus Schleswig macht schon länger Pop- und Rockmusik. Beim ESC-Vorentscheid 2017 lernte sie Silbereisen kennen und der nimmt sie jetzt mit auf Schlagertour. Auf jeden Fall brachte die junge Frau frischen Wind in die Show. Sie wirkte schüchtern und vor allem bei den choreografierten tanzeinlagen sympathisch unbeholfen auf der Bühne, doch ihre Stimme war der Hammer. Und vor allem im Zusammenspiel mit den männlichen Kollegen konnte sie durchweg überzeugen. „I Will Survive“ sang sie kraftvoll und hatte das Publikum fest im Griff. Danach gab es mit Florian Silbereisen die bekannte Schlagerballade „Liebe ohne Leiden“.
Für gekonnte Tanzeinlagen sorgte die fünfköpfige DDC Breakdance Company, die eine waghalsige Tanzakrobatik an den Tag legte, egal ob volkstümliche oder englische Schlagerhits im Hintergrund liefen. Mit dem Publikum tanzte man stilvoll Sirtaki und leitete damit zur Formation Klubbb3 über, die Silbereisen mit dem niederländischen Kollegen Jan Smit und dem Belgier Christoff De Bolle gegründet hatte. Das erste Album auf Platz 4 der Charts, die nächsten beiden an der Spitze. Läuft. Die Hits konnte das Publikum noch nicht auswendig mitsingen, aber dafür gab es ja die Übertitel. Zum ersten Finale kamen Ross und Helene dazu und man schmetterte „Save All Your Kisses For Me“. Vielseitigkeit war Trumpf.
Zum Cooldown gab es von Silbereisen eine Gänsehautversion des Klassikers „Ruf Teddybär 1-4“. Sehr gefühlvoll und so gar nicht partymäßig. Das Publikum reagierte reserviert, aber ich fand es toll, dass der Entertainer diesen Song ausgepackt und sich mal ganz anders gezeigt hat. Um der Ironie Tribut zu zollen, die Klubbb3 gerne mal als „Boyband des Schlager“ bezeichnet, lieferte das Trio ein Medley aus All-time-hits wie „Relight My Fire“, bevor es dann zur Versöhnung den Kaiser-Hit „Joanna“ gab.
Endlich war mit Ben Zucker ein weiterer Gast am Start, der vom Publikum sehnlichst erwartet wurde. Der Berliner singt mit charismatischer Reibeisenstimme und hat es 2017 mit seinem Debüt „Na und?!“ in die Top 10 der Charts geschafft. Zu Recht! Er ist nicht nur grundsympathisch, sondern sang seine Hits wie „Na und?!“ und „Was für eine geile Zeit“ auch frei von der Leber weg mit großem Elan. Da es eine Schlagerparty war, mussten danach Coverversionen ran. „Über den Wolken“, unterlegt mit einem Discobeat, hat mich doch sehr irritiert. Doch Westernhagens „Freiheit“ klang sehr gut aus Zuckers Mund. Und das Duett „I Need A Hero“ im Duett mit Helene Nissen war definitiv der Überflieger.
Noch vor der Pause (und die Show war schon 90 Minuten alt) gab es eine Hommage an Wolfgang Petry. Alle bis dahin vertretenen Künstler traten in Holzfällerhemden auf und interpretierten Wolles größte Hits. Der Abend hatte um 19.30 Uhr begonnen – und um 21.15 Uhr gab es die von manchen herbei gesehnte Pause, die 30 Minuten dauerte.
Konnte man zu Beginn der zweiten Hälfte endlich mit Jürgen Drews rechnen? Nein. Zuerst nochmal Klubbb3. Dann aber nahm der „König von Mallorca“ mit besagtem Hit die Bühne ein. Für seine fast 73 Jahre war er erstaunlich fit und präsent. Die anderen unterstützten ihn zwar beim Gesang, doch das hätte er locker auch allein gestemmt. In der Schlagerzeitreise gab es sogar den Hit „Mamma Loo“ aus Drews‘ Zeit bei den Les Humphries Singers. Für „Ich bau dir ein Schloss“ baute man ein Gummischloss auf der Bühne auf. Alles ganz lustig und stimmungsvoll. Überhaupt gab es den ganzen Abend viel fürs Auge, denn auch einige Background-Tänzerinnen mischten immer wieder mit.
Den Superhit „Ein Bett im Kornfeld“ hob man sich fürs Finale auf. Vorher gab es nochmal Klubbb3 und beispielsweise Ross Anthony mit „Tanze Samba mit mir“. Der Brite ist wirklich eine überragende Stimmungsmaschine. Dann – fast schon 23 Uhr – gab es das große Finale und alle waren wieder auf der Bühne. Das Publikum feierte seine Künstler. Und obwohl ich jetzt nicht der Schlager-Fanatiker bin, muss ich ihm Recht geben. Die Show war sehr stimmungsvoll und bot Hits für alle Generationen. So war das Publikum auch sehr gut durchmischt, was die Altersgruppen angeht. Und es machte sich fröhlich-beschwingt auf den Heimweg.
Seht hier unsere Galerie zum großen Schlagerfest, 5. April 2018 in der Arena TrierMore
Ursprünglich sollte das Konzert von Santiano in der Arena Trier bereits im Februar stattfinden, doch durch eine Erkrankung von Sänger Björn Both musste es verschoben werden. So wurde der Auftritt in Trier unverhofft zum Abschluss der großen Arena-Tour.
Geschmeidige vier Nummer-1-Alben hat die norddeutsche Truppe seit 2012 auf den Markt gebracht. Es wurde also Zeit, die Größenordnung der gebuchten Hallen nach oben anzupassen. Die Arena Trier war dann auch mit gut 4000 Zuschauern ausverkauft.
Santiano stammen aus Flensburg und legten gleich mit ihrem Debüt einen Sprung auf den Spitzenplatz der deutschen Charts hin. Das erste Album trug den Namen „Bis ans Ende der Welt“ und war der Überraschungserfolg einer deutschen Band im Jahr 2012. Bereits ein Jahr später folgte „Mit den Gezeiten“ und wieder war aus dem Stand Platz 1 drin. Die Mischung aus nordisch angelegten Schlagern mit Irish Folk und Shanty-Musik funktioniert seitdem hervorragend. Die Band genießt selbst in Hardrock-Kreisen ein gutes Renommee, durfte schon Metal-Kreuzfahrten musikalisch unterstützen und war selbst in Wacken ein gern gesehener Gast.
Was die sieben rauen Männer in der Arena Trier auffuhren, war dann auch vom Allerfeinsten. Zwar gab es bis auf einen kleinen „Golden Circle“ mit wenigen Stehplätzen im Bühnenbereich nur Sitzplätze in der Halle, doch das tat der guten Stimmung keinen Abbruch. Der Bühnenaufbau war gigantisch. Dem Aufbau eines U-Boots nachempfunden mit Kommandobrücke und ausfahrbarem Periskop. Dahinter eine große LCD-Leinwand, die das passende Ambiente für wahlweise Unterwasser- oder wellenbrausende Sturmfahrten erzeugte. Mit langen, ins Publikum gerichteten Stegen, hatte die Band sich viel Platz für Umgruppierungen und ausschweifende Stellungsmanöver geschaffen.
Pünktlich um 20 Uhr ging es los mit dem bekannten Soundtrack-Intro aus „Das Boot“ und einer heroischen Vorstellung der Bandmitglieder. Auch an Pyro-Einlagen wurde nicht gespart. Björn entschuldigte sich für sein Ausfallen im Februar, versprach aber im Gegenzug eine fulminante Tour-Abschluss-Show.
Es gab Titel aller vier Studioalbum. Das Repertoire der Band ist inzwischen mehr als ordentlich. Dazu gehörten auch Traditionals wie „The Irish Rover“ oder eingedeutschte Coverversionen wie den Titel „Bis in alle Ewigkeit“, der im Original von den Hooters stammt. Überhaupt spielte Irland mit Titeln wie „Land Of The Green“ eine große Rolle. Aber auch die norddeutsche Seemannswelt. Zu meinem Lieblings-Santiano-Hit „Alle die mit uns auf Kaperfahrt fahren“, einem uralten Volkslied, gab es eine gigantische Feuershow, die große Hitze in die ersten Zuschauerreihen brachte.
Seemannsmusik verbindet die Welt. So verwunderte es auch nicht, wenn das U-Boot plötzlich zum Raddampfer wird und statt Shanties ein veritabler Mississippi-Blues erklingt. Zu „Im Auge des Sturms“ wurde Björn von einer hübschen barfüßigen Sängerin im Duett unterstützt. Ansonsten bestritt die Band die Show allein – mit wechselnden Sängern, glatten und rauen Stimmen, und angereichert mit Instrumenten wie Akkordeon und Violine.
Spätestens ab dem zweiten Konzertdrittel wurde aus dem sitzenden Publikum auch meist ein stehendes. Zum Zugabenblock verlagerte sich das Interesse ganz nach vorne und viele wagten den Weg an die Bühne, was von den Ordnern stirnrunzelnd geduldet wurde. Hier gab es noch eine Reihe von Santiano-Klassikern wie „Auf nach Californio“, „Diggi Liggi Lo“ und den Saufhit „Es gibt nur Wasser“, der (wen wundert’s) von seinem Erscheinen an zum Karnevalshit avancierte.
Das Publikum umfasste viele ältere Herrschaften, auch viele Familien mit Kindern und wirkte alles in allem sehr stämmig. Die Schlange vor der Damentoilette war bei weitem nicht so lang, wie man das sonst gewohnt ist. Starke 150 Minuten dauerte die Show und gefeiert wurde noch lange danach, auf der Heimfahrt per U-Boot, Raddampfer oder profanem Automobil.
Seht hier unsere Santiano Fotos aus der Arena Trier 2018
Seht hier unsere Fotos von Luke Mockridge in der Arena Trier, 8.3.2018
Gleich an zwei Abenden hintereinander hatte Luke Mockridge die Arena in Trier ausverkauft. Jeweils mit fast 5000 Zuschauern. Das machte deutlich, dass er momentan zu den angesagtesten Comedians Deutschlands gehört. Eine Auswirkung seiner unermüdlichen Medienpräsenz. Das Publikum in Trier war generationsmäßig gut durchmischt. Die Ersten waren schon um 16 Uhr (drei Stunden vor offiziellem Einlass) vor der Tür, um einen Platz in der ersten Reihe zu ergattern. Und so saß der 11jährige Leo mit seiner Familie ganz vorne, was ihm ein unvergessliches Erlebnis beschert haben dürfte, da Luke ihn immer wieder direkt ansprach. Eine Umfrage des Künstlers ergab, dass sehr viele Kinder der 90er Jahre im Publikum waren, aber ebenso viele „Millennials“ – wie er die ab 2000 Geborenen bezeichnete.
Der Wettstreit der Generationen wurde zum großen Thema des Abends. Und Luke, der in Bonn geborene Komiker und Autor, der in Kürze 29 wird, tat nicht viel mehr, als von seinen Kindheits- und Jugenderfahrungen zu erzählen. Die konnten viele Leidensgenossen im Publikum teilen, wie man dem von Beginn an stürmischen Applaus entnehmen durfte. Dabei hatte Luke bestimmt keine typische Kindheit, denn er besitzt die italienische und kanadische Staatsbürgerschaft, ist der Sohn von Kabarettist und Schauspieler Bill Mockridge („Lindenstraße“), und er besuchte dieselbe Schule wie die Mitglieder von AnnenMayKantereit, was ihn bis heute wurmt, da er selbst gern Rockstar geworden wäre (ein Running Gag der Show).
Luke stand von Beginn an in Dauerkontakt zum Publikum, freute sich über die anwesenden Mädels aus Luxemburg („Taschengeld: 8000 Euro brutto“) und beneidete durch den ganzen Saal hinweg alle Grundschullehrer. Die erste Stunde war reines Stand-up. Luke schlingerte durch allerlei Themenkreise. Er berichtete von Referatgruppen in der Schule und den typischen Charakteren dort. Er machte sich über Zahnspangenspeichelhochzieher und besoffene Mädels auf der Klassenparty lustig. Seine Parodien sind einfach unübertrefflich gut und aus dem Leben gegriffen. Die Kinder vom Süderhof? Alle singen mit. Der getanzte Macarena? Allemal besser als die komplizierten Dance Moves von DJ Bobo.
Wer in den 90er Jahren geboren wurde (und in den Jahrzehnten davor), kam voll auf seine Kosten. Und die anderen erlebten ein hibbeliges Referat der Seltsamkeiten. „Studenten-WGs sind wie Familien, in denen alle saufen“. Damit konnte er in Trier natürlich punkten. Überhaupt wurde die älteste Stadt Deutschlands oft zum Thema gemacht. Gibt es hier doch die meisten Prostituierten in Deutschland, da ist sich Luke sicher. Und „Lucky’s Luke“, die Rockkneipe, die viel cooler ist als das „Club 11“, und in die Luke auf Vorschlag eines Zuschauers alle 5000 Anwesenden für nach der Show einlud.
Auch wenn die Show vermutlich jeden Abend in den Grundzügen gleich aussieht, versteht es Luke Mockridge zu improvisieren und Stichworte aus dem Publikum aufzunehmen und bis ins Unendliche zu verbraten. Zum Beispiel Wandtattoos: „Sieger stehen da auf, wo Verlierer liegen bleiben“. Da kann man doch was draus machen. Und es war sehr amüsant zu erleben, wie seine Gesichtszüge langsam entgleisten, als er merkte, dass dieser Spruch der perfekte Schlusspunkt für die Szene „Genervtes Mädel tröstet ihre heulsusige Freundin“ ist.
Nach 55 Minuten waren die Lachmuskeln genügend strapaziert, um sich eine kurze Pause zu verdienen. Und danach sollte auch endlich das Piano zum Einsatz kommen, das so dekorativ auf der Bühne rumstand. Luke sang für den 11jährigen Leo ein Lied für Cro, parodierte dann sehr perfekt AnnenMayKantereits „Pocahontas“ und sang mit der kompletten Arena „Lemon Tree“. Den beliebten Kinderklassiker „Hänschen klein“ gab es in Versionen à la Linkin Park, Falco und Grönemeyer.
Dann wurde es religiös: Wie erlebt man bekifft einen katholischen Gottesdienst? Und wie hat sich Netflix eigentlich zur neuen Religion entwickelt? Luke spielte Kinotrailer nach und schlug den Bogen von „The Walking Dead“ zur AFD („ohne Gehirne unterwegs“). Für Leo gab es Schokobons, sobald die Themen zu schlüpfrig wurden. Er hat viele Schokobons gegessen an diesem Abend.
Im Zugabenblock durfte Luke sich endlich seinen Kindheitstraum erfüllen und eine eigene Rockband haben. Drei leidliche Musiker (vermutlich die Roadie-Crew) bildeten seine Backing Band, Luke glänzte an der Gitarre und interpretierte ein Medley aus 90s-Songs von „Mr. Vain“ bis zur „Gummibärenbande“. Das Publikum war leidenschaftlich mit dabei, beleuchtete die Szene stilgerecht mit seinen Handys und sang aus vollem Herzen „Mutig und freundlich, so tapfer und gläubig fröhlich und frech kämpfen sie auch für dich.“
Luke Mockridge hatte die 90er im Herzen und sein Publikum im Griff. Zum ersten Mal in Trier und zweimal ausverkauft. Ein „Lucky Man“ der gerne bald wieder kommen darf.
Beworben wird die Show als „Erfolgsshow vom Kontinent des Staunens“ – und staunen kann man wirklich über das, was Akrobaten, Tänzer, Musiker und Sänger hier in einer mehr als zweistündigen Show auf die Bühne gezaubert haben. Dem folgten einige Tausend Besucher in der Arena Trier, die sich über einen kurzweiligen Abend freuen durften.
Man hatte kaum Zeit, Luft zu holen, denn die artistischen Acts kamen Schlag auf Schlag. Da wurde getanzt, gewirbelt, gesungen und gesprungen. Und das in einer wundervollen Farbenpracht. Es waren ca. 70 Künstler, die nicht allesamt vom Kontinent Afrika stammten, da die Show inzwischen auch afrikanisch-stämmigen Künstlern von anderen Kontinenten eine Bühne bietet.
Die artistischen Einlagen der Ensembles sind phänomenal: Junge Männer werden mit Füßen durch die Luft gewirbelt. Man klettert behände Eisenstangen nach oben. Man nutzt sich gegenseitig als lebende Trampoline. Eine Stuhlpyramide wird bis unter die Hallendecke gebaut und beklettert. Basketballer üben sich in immer neuen Korbsprüngen. Ein Schleuderbrett führt zu sehr gefährlichen Flugeinlagen (die zudem nicht immer ganz gelingen und das ganze Geschehen umso erstaunlicher machen). Und dann wird unendlich im Kreis getanzt, bis man allein vom Zuschauen einen Drehwurm bekommt.
Ruhepausen gab es nur in der 20minütigen Pause. Und in einer langen Showeinlage, in der ein sinnlicher Balanceakt mit Dutzenden von Sanddorn-Blättern aufgeführt wurde. Definitiv eine Nummer zum Entschleunigen, die aber gerade aufgrund der verbreiteten Ruhe besonders erstaunlich war.
Der österreichische Aktionskünstler André Heller hat sich schon länger aus dem Spektakel zurück gezogen, stellt aber weiterhin seinen Namen als Erfinder der Show zur Verfügung. Regie führt inzwischen Georges Momboye, der schon zuvor als rechte Hand Hellers tätig war.
Es war ein Zirkus ganz ohne Tiere. Wenn man mal von dem lebensgroßen Elefanten absieht, der natürlich nicht echt war, aber absolut lebensecht – von Artisten in den Beinen gesteuert – über die Bühne spazierte und manchen Mund offen stehen ließ, so wirkungsvoll war sein Auftreten.
Phänomenal war übrigens auch die Liveband mit ihren stimmgewaltigen Künstlern. Oft im Hintergrund, aber immer gegenwärtig. Und bisweilen durfte eine Gesangsnummer auch den kompletten Raum der Bühne einnehmen, was zu großem Applaus führte.
Natürlich wurde ein sehr einseitiges – farbenfrohes und fröhliches – Bild der afrikanischen Kultur gezeichnet. Das entspricht nicht der bitteren Realität, in der viele dieser Völker leben müssen. Doch es zeigt ein kulturelles Miteinander und die Verbundenheit der Menschen. Davon ließ sich auch das Publikum in Trier begeistern und bedankte sich bei den Darstellern mit stehenden Ovationen, bevor es aus der Sonne Afrikas in die Eiseskälte der Trierer Nacht zurückkehrte.
Wer sich auf einen Abend mit der „Alphapussy“ einlässt, der weiß, dass es deftig werden wird. Die Komikerin aus Bergisch-Gladbach nimmt kein Blatt vor den Mund. Das ist allgemein bekannt. Und spätestens seit sie mit „Pussy Terror TV“ ihre eigene Fernsehsendung bekam, ist sie ohnehin in aller Munde. Dort gefallen besonders ihre musikalischen Parodien und die Worte, die sie gedoubelten Prominenten in den Mund legt.
In der fast komplett gefüllten Arena in Trier gab es zwar nur zwei kurze Musik-Einlagen, stattdessen aber Stand-up-Comedy vom Feinsten. Der Jubel war bereits grenzenlos, als Carolin zu ihrem Alphapussy-Song (Melodie: „Killing in the name of“) die Bühne stürmte. Und dann konnte es los gehen. Zeitweise ohne Punkt und Komma.
Zunächst einmal gab es eine Anbiederung ans Trierer Publikum („endlich normale Leute“) und los ging der Reigen durch die Themenvielfalt eines Kebekus-Abends: Wie machen Schweizer Dirty Talk? Kann der IS Terror Karneval kaputt machen? Warum hat man im Alter nach dem Saufen drei Tage Kater? Wem hilft ein Stützwasser zwischen zehn Bier? Wer dem innreren Monolog der Künstlerin folgen will, braucht bisweilen starke Nerven. Und er muss das Kopfkino abschalten können, wenn Carolin vom Kumpel erzählt, der besoffen durch ein Fliegengitter gekotzt hat.
Manche Themen kennt man, ohne sie aussprechen zu wollen. Das nächtliche Furzen beispielsweise – und das Schwanken, wie Carolin es nennt, „zwischen Schock und Stolz“. Dann wurde der aktuelle Schlagerwahn auf die Schippe genommen. Und zwar kräftig. „Die hören Schlager als wär das Musik.“ Und alle laufen plötzlich mit der Tchibo-Hausfrauen-Kollektion rum, nur weil Helene Werbung dafür macht. Von da ging die Reise zum Trierer Musikpark A1 (der sogenannten Szene-Disco) und der Frage, ob man da auch nur noch zum „Resteficken“ hin geht.
Spannend waren auch zwei Fragen, mit denen die Trierer in die Pause entlassen wurden: Zu welcher Musik der 90er Jahre wurde die Jugend von heute gezeugt? („Cotton Eye Joe“?) Und wie fühlt sich die überzeugte Atheistin, wenn sie nach dem letztlichen Ende doch merkt, dass es irgendwie auf ein Licht zugeht?
Nach 20 Minuten Verschnaufpause ging es im gleichen Tempo weiter. Carolin Kebekus gönnte sich selbst kein Innehalten und zog 140 Minuten (exklusive Pause) voll durch. Die YouTube-Gesellschaft hatte es ihr angetan („Ein Klick und zack – acht Stunden Lebenszeit weg.“), Produktvorstellungen dort und die unsägliche Check24-Werbung. Zur Freude aller Anwesenden stellte sie sich Fernsehen mit der Mutter vor. Und nicht nur das. Discotanz und Pornodreh mit Muttern – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Ernst wurde es, wenn Carolin von den AFD Orks in ihrer Timeline erzählte und dem Hass, den sie täglich erfährt. Doch auch das Thema wurde mit einigen Lachern weg gewischt. Ist auch besser so. Viel lieber regte sie sich über Hipsters auf, Smoothies und No Carb Diäten. Warum? „Butterbrot mit Leberwurst ist ein Grundrecht jedes Menschen.“ Der Jubel im Saal gab ihr unumwunden recht. Trier und Carolin waren auf einer Wellenlänge.
Dass sich die Comedian inzwischen grundsätzlich unterhalb der Gürtellinie bewegte, störte ohnehin niemanden. Sie lamentierte über unsägliche Frauenpornos („Dieses ewige Gestreichel ist so nervig.“), lästerte über Christian Grey („Ich und weinen? Ich ficke den, dann weint er!“) und sinnierte lautstark über den ersten Sex zu „Bravo Hits 7“. Damit war auch klar, dass nach über zwei Stunden Frauenpower der Abschluss-Song nur ein Aerosmith-Titel sein konnte. „Cryin'“ in Carolins deutscher Fassung führte endlich zu stehenden Ovationen. Auch die Männer konnten aufstehen, obwohl sie oft ihr Fett weg bekommen hatten. Egal: Carolin Kebekus und Trier – ihr versteht euch!
Seht hier unsere Fotos vom Mark Forster Konzert in der Arena Trier, 3.11.2017
Für die Karriere von Mark Forster hat Trier schon eine besondere Bedeutung. Nicht nur, weil es bis zu seiner Heimat Winnweiler quasi ein Katzensprung ist – er war in seiner inzwischen fünf Jahre andauernden Karriere als Mark Forster (bürgerlich heißt er eigentlich Mark Ćwiertnia) immer auch in Trier am Start. Anfang 2013 spielte er noch vor 250 Leuten in der Tuchfabrik (HIER unser Bericht dazu), ein Jahr später begleitete er Sido auf Tour in der Europahalle (HIER unsere Berichterstattung) und 2016 folgte ein umjubeltes Open Air vor der Porta Nigra (auch dazu HIER ein Bericht).
Es ist wahr: An Mark Forster führt momentan in der deutschen Musikwelt kein Weg vorbei. Mit unglaublicher Leichtigkeit schreitet er von Erfolg zu Erfolg. Seine Hitsingles beherrschen die Charts, alles was er anpackt wird zu Gold (oder Platin). Das konnte man bei „Sing meinen Song“ beobachten, wo er jeder Interpretation neuen Drive mitgab und sie hymnisch verfeinerte, und auch „The Voice of Germany“ trägt zu ständiger Medienpräsenz bei. Dabei scheint der sympathische Kerl nicht abzuheben, wie auch sein bisher größter Auftritt in Trier – diesmal in der ausverkauften Arena – zeigte.
Die Show war atemberaubend. Und doch stand da der unscheinbare Mark mit Kappe, dem man so auch in der Eisdiele nebenan begegnen könnte. Was dann groß aufgefahren wurde, spielte sich vor, hinter und neben ihm ab: Bläsertrio, formidable Rockband, riesige LCD-Leinwände, Pyroshow. Er selbst zeigte alle Facetten von a-cappella-Gesang über Solo-Gitarre hin zu Akustik-Set und bombastischer Rockshow voller Feuer, Konfetti und Lametta.
Alles startete noch ganz harmlos. Einige Videoaufnahmen auf großer Leinwand, der Vorhang fiel und Mark legte pünktlich um 20 Uhr los mich seichten, trotzdem aber sehr intelligenten Poptiteln wie „Sowieso“, „Was Ernstes“, „Für immer Forever“, „Weiter (Right Now)“ und „Immer immer gleich“. Da wurde schon klar, dass es keine Lückenfüller geben wird. Er kann aus jedem Song einen Hit machen, allein durch seine Art der Interpretation und die unfassbare Bühnenpräsenz.
Hymnischer wurde es mit dem ersten großen Hit „Flash mich“, doch davon abgesehen blieb Mark zunächst im Balladenblock, spielte „Natalie“ für seine Schwester und hatte dafür auch wieder eine kuriose Familiengeschichte mitgebracht. „Königin Schwermut“, „Flüsterton“ – was für wundervolle Songs! Die Fans hatten die Möglichkeit, Selfies von sich einzusenden, die nun auf Leinwand gezeigt wurde. Allerdings wurde der Song „Selfie“ gar nicht gespielt, ebenso wenig wie der Hit „Einer dieser Steine“ und das schöne „Spul zurück“. Allein an den Titeln, die Forster inzwischen nach drei Studioalben weg lassen muss, zeigt sich die Hitdichte seiner Konzerte.
Stattdessen gab es dann Mark allein an der Gitarre und er holte sich Amanda mit auf die Bühne. Diese nannte sich früher She-Raw und sang Backings bei Sido. Ihr aktuelles Album hat sie gemeinsam mit Mark Forster geschrieben und davon gab es den Titel „Blau“. Amanda glänzte mit starker Soulstimme und harmonierte hervorragend mit Mark. Es blieb nicht bei diesem Zwischengeplänkel: Ein Teil der Band kam hinzu und es entwickelte sich ein entspannter Akustik-Set aus „Schöner Scherbenhaufen“, „Zu dir (weit weg)“ und dem ganz neuen Singlehit „Kogong“. Als Referenz an seine Mitwirkung bei „Sing meinen Song“ schaltete Mark live zum neuen Kumpel Gentleman und kündigte „Ich trink auf dich“ in einer Reggae-Version an. Damit war das Publikum dann genug runtergekühlt und es konnte in Sachen Finale und Hitdichte ganz groß weitergehen.
„Auf dem Weg“ war Marks erster Hit und wurde hier instrumental mit Klängen aus Ed Sheerans „Shape Of You“ versetzt. Passte sehr gut! Es folgten die Hymen „Au revoir“ und „Wir sind groß“. Im Zugabenblock gab es „Willkommen zurück“, „Chöre“ für ein äußerst singfreudiges Publikum und nach über zwei Stunden ganz zum Abschluss „Bauch und Kopf“, das zunächst a cappella startete und sich dann immer weiter steigerte. Was Mark hier alles aufgefahren hatte, war unfassbar. Von umherfliegenden Bällen, Konfetti aus allen Ecken, riesiger Pyroshow bis hin zu Musikern an der Grenze der Belastbarkeit.
Stellt sich zum Abschluss nur eine Frage: Wo soll Mark Forster beim nächsten Trier-Auftritt spielen? Dann wird vermutlich auch die Arena zu klein sein.
Seht hier unsere Fotogalerie von Rock Meets Classic 2017 in der Arena Trier